Gegen den Dollar 13.07.2014 22:47
Im Zusammenhang mit der von der USA gegen die BNP Paribas verhängte Strafe
hat
der französische Notenbankchef Christian Noyer den Dollar Anfang Juli
bekanntlich als eine ›risikoreichen
Währung‹ bezeichnet. Wie es heisst,
bestehe auch der Plan, den US-Dollar als Leitwährung für die eigenen
Währungsreserven aufzugeben. Für Noyer »sei das Rechtsrisiko bei
Transaktionen in Dollar einfach zu hoch, da Washington damit indirekt die
internationalen Handelsbeziehungen kontrollieren wolle.« Auch die grossen Schwellenländer verstärken ihre Bemühungen, sich von der
Dominanz der USA und vom US-Dollar zu lösen. So hat die russische Zentralbank
kürzlich angekündigt, unter den Brics-Staaten ein Währungssystem zu etablieren,
das ohne den US-Dollar auskommt. Auch eine eigene Rating-Agentur von Russland
und China befindet sich im Aufbau. Insofern könnte das von Moskau und Peking vorbereitete
Währungsprojekt mit Frankreich schon bald einen neuen Verbündeten haben. Die
eigentlichen, dem Fall BNP Paribas zugrunde liegenden Ursachen hat F. William
Engdahl in dem nachfolgenden Artikel aufgezeigt:
Washington
erpreßt Frankreich über Waffengeschäft mit Rußland und benutzt BNP Paribas In
der Politik, ganz besonders in der heutigen, sind die Dinge nur noch selten so,
wie sie scheinen. Nehmen Sie die jüngste Rekordstrafe von 9 Milliarden Dollar
gegen die größte französische Bank BNP Paribas. Der Bank, die sehr enge
Verbindungen zur Regierung unterhält, wurden außerdem erhebliche
Einschränkungen bei internationalen Dollar-»Clearing«-Transaktionen auferlegt.
Offiziell wurde die Strafe verhängt, weil BNP gegen US-Sanktionen verstoßen
hatte, wonach internationale Bankgeschäfte mit Kuba, dem Sudan und dem Iran für
jeden untersagt waren. Der wahre Grund für die Verurteilung in dem bis in das
Jahr 2002 zurückreichenden Fall hat jedoch wenig mit US-Sanktionen gegen den
Sudan zu tun, dafür aber sehr viel mit aktueller Geopolitik. Der Bank, die
sehr enge Verbindungen zur Regierung unterhält, wurden außerdem erhebliche
Einschränkungen bei internationalen Dollar-»Clearing«-Transaktionen auferlegt.
Offiziell wurde die Strafe verhängt, weil BNP gegen US-Sanktionen verstoßen
hatte, wonach internationale Bankgeschäfte mit Kuba, dem Sudan und dem Iran für
jeden untersagt waren. Der wahre Grund für die Verurteilung in dem bis in das
Jahr 2002 zurückreichenden Fall hat jedoch wenig mit US-Sanktionen gegen den
Sudan zu tun, dafür aber sehr viel mit aktueller Geopolitik.
Formell
erkannten der US-Justizminister, das US-Finanzministerium und die
Bankenaufsicht des Bundesstaats New York die BNP für schuldig, von 2002 bis
2012 »illegal« mehrere Milliarden Dollar für den Sudan, den Iran und Kuba
transferiert zu haben. Die Gesetze, gegen die verstoßen wurde, bezogen
sich auf einseitige Sanktionen der US-Regierung, die entsprechend der
politischen Absicht Washingtons, die genannten Regierungen durch
wirtschaftliche Kriegführung zu brechen, formuliert wurden. Frankreich und
andere Länder entschieden, sich nicht von der USA vorschreiben zu lassen, mit
wem sie Geschäfte machen durften. Auffällig ist, daß die US-Ministerien und die
Bankenaufsicht nicht genauso massiv gegen amerikanische Großbanken wie
beispielsweise die Citigroup einschreiten, weil diese für kolumbianische,
mexikanische und afghanische Kunden potentiell Zigmilliarden an illegalen
Drogendollars gewaschen haben.
BNP
Paribas wurde offenbar selektiv bestraft. Die Frage ist, warum dieser seit langem
schwelende Fall jetzt an die Oberfläche kommt. Die Antwort scheint in Moskau zu
liegen. Der Fall BNP hängt direkt mit einer von der Obama-Regierung
angedrohten Vergeltung gegen die französische Regierung zusammen, die
es erst kürzlich abgelehnt hatte, den Verkauf von Mistral-Kriegsschiffen an Rußland rückgängig zu machen. 2011 hatte die
französische Regierung den Verkauf von zwei Schiffen der Mistral-Klasse für 1,6
Milliarden $ an Rußland verhandelt. Laut Vertrag steht jetzt die Auslieferung
der Schiffe an, und russische Marinesoldaten sind bereits nach Frankreich
gereist, wo sie in die modernen technischen Systeme des Schiffstyps eingewiesen
werden. Im Juni zitierte US-Präsident Obama das französische Geschäft, als er
Präsident Hollande aufforderte, im Rahmen der US-Wirtschaftssanktionen gegen Rußland
wegen der Annektierung der Krim den Verkauf einzufrieren. Natürlich lehnten die
Franzosen, wenn auch höflich, ab. Zwei Wochen später kommt ein Verfahren gegen
die französische BNP, die direkt an der Finanzierung internationaler Waffengeschäfte wie der
Mistral beteiligt ist, unter ungewöhnlichen Beschuß. Am 1. Juli erklärte Rußlands
Präsident Putin vor der Presse: »Wir wissen von dem Druck, den unsere
US-Partner auf Frankreich ausüben, die Mistrals nicht an Rußland zu liefern.
Und wir wissen sogar, daß sie angedeutet
haben, die Sanktionen gegen die Bank stillschweigend fallenzulassen oder
zumindest auf ein Minimum zu reduzieren, wenn Frankreich die Mistrals nicht
ausliefert. Wenn das keine Erpressung ist, was dann?« Er bezog sich auf die
Sanktionen der Obama-Regierung gegen BNP. Es sieht allerdings so aus, als wäre
die Erpressung durch die USA ein weiterer Fall, bei dem Washington versucht,
sich zum Welttyrannen aufzuschwingen, den Weg gegen jeden Widerstand zu gehen,
nur um sich dann selbst in den Fuß zu schießen. Unter Bezug auf die
ungewöhnlichen und politisch motivierten Sanktionen der USA gegen BNP kündigte
Christian Noyer, der Chef der französischen Notenbank Banque de France und
Vorstandsmitglied der Europäischen Zentralbank, an, daß Frankreich und andere
Länder beschleunigt den Plan, den US-$ zu umgehen, vorantreiben werden. In
einem Interview mit dem französischen Finanzmagazin ›Investir‹ erklärte
Noyer: »Über den [BNP-] Fall hinaus werden höhere Rechtsrisiken durch die
Anwendung US-amerikanischer Vorschriften auf alle Dollar-Transaktionen weltweit
die Diversifikation vom Dollar bestärken. BNP gab vielen Beobachtern die
Gelegenheit, sich daran zu erinnern, daß es
eine ganze Reihe von Sanktionen gibt und zweifellos in der Zukunft geben wird.
Eine Bewegung in Richtung auf die Diversifizierung der im internationalen
Handel verwendeten Währungen ist unausweichlich. Der Handel zwischen Europa und
China braucht den Dollar nicht, die Geschäfte können in Euro oder Renminbi
abgerechnet und vollständig bezahlt werden.«
Weiter
erklärte Noyer: »Sich auf eine multipolare Welt hinzubewegen, ist die
natürliche Geldpolitik, denn es gibt mehrere starke wirtschaftliche und
geldpolitisch mächtige Ensembles. China hat sich dazu entschieden, den Renminbi
zur Abrechnungswährung zu entwickeln. Die Banque de France hat den populären
EZB-Renminbi-Swap unterstützt und wir haben soeben ein Memorandum über die
Schaffung eines ›Offshore-Renminbi-Clearing-Systems‹ in Paris abgeschlossen.« Dann
ließ er die französische Wasserstoffbombe platzen: »Diese Veränderungen
brauchen Zeit. Wir dürfen nicht vergessen, daß
es Jahrzehnte dauerte, bis der Dollar, nachdem die Vereinigten Staaten zur
stärksten Wirtschaftsmacht geworden waren, das Britische Pfund als führende
internationale Währung ablöste. Aber das Phänomen, daß
die US-amerikanischen Bestimmungen auf alle in Dollar ausgeführten Transaktionen weltweit ausgedehnt
werden, könnte die Dinge beschleunigen.« Klarer kann man es wohl kaum sagen.
Frankreich plant, die gegenwärtigen Trends zu beschleunigen, Geschäfte und
Vereinbarungen in anderen Währungen abzuwickeln und dadurch eine der beiden
Säulen der globalen Macht der USA zu schwächen: Die Rolle des US-Dollars als
Zentralbank-Reservewährung. Solange wie 60 % der gesamten Zentralbankreserven
in Dollar gehalten werden und der Dollar nicht an Gold gekoppelt ist, müssen
sich Länder, die auf Erdölimporte angewiesen sind, dafür Dollars besorgen.
Bisher blieb deshalb China, Japan und anderen Ländern mit
Dollar-Handelsüberschüssen nichts anderes übrig, als diese in US-Staatspapieren
anzulegen. Im Endeffekt bedeutet es, daß Rußland, Frankreich, Deutschland, China und andere
Länder de facto dem US-Finanzministerium Dollars zur Finanzierung
amerikanischer Kriege geben, Kriege gegen die eigenen Interessen Chinas,
Frankreichs, Rußlands, Deutschlands. Eine
Veränderung in dieser Rolle des Dollars würde das Ende des Amerikanischen
Jahrhunderts der globalen Vorherrschaft bedeuten.
Quelle: http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/geostrategie/f-william-engdahl/washington-erpresst-frankreich-ueber-waffengeschaeft-mit-russland-und-benutzt-bnp-paribas.html 8. 7. 14 Washington
erpresst Frankreich über Waffengeschäft mit Russland und benutzt BNP Paribas - Von F.
William Engdahl
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