Israel und Amerika: Die »besondere Beziehung«, die es nicht gibt

»Jetzt, da sich der Staub über die Nominierung von Chuck Hagel zum Verteidigungsminister zu legen beginnt, ist es sinnvoll,

über den bitteren Disput, der ihn begleitete, nachzudenken und zu betrachten, was er bedeutet und was er nicht bedeutet. Nicht viel ist von Hagels Opponenten gehört worden, während seine Unterstützer ihren Sieg hinausposaunten. Aber Schweigen impliziert nicht Unterwerfung, speziell da sie die angebliche Sonderbeziehung zwischen Israel und der US betreffen«, so die Einleitung zu dem hier veröffentlichten Artikel von Dr. Alan Sabrosky:

Die besondere Beziehung‹, die es nicht gab 
Wann immer Israels Unterstützer heute von einer besonderen Beziehung zur US reden, die vermutlich in Stein graviert wurde, ist es sinnvoll, sich daran zu erinnern, daß etwas sehr anderes existierte, als Israel 1948 auf dem am Boden zerstörten Rest von Palästina entstand. Die USA erkannte Israel an, aber das war es auch schon. Hollywood war [und bleibt] weithin ein jüdisches Ressort, aber sein Einfluß war woanders – in der Regierung, auf die Medien und Akademien begrenzt. Prominente amerikanische Juden fühlten keine Verpflichtung, Israel oder israelische Führer zu unterstützen, egal was geschah. Dutzende [einschließlich Einstein] unterzeichneten einen Brief, der 1948 in der New York Times veröffentlicht wurde; dieser protestierte gegen die Ankunft von Menachim Begin und verurteilte dessen Aktionen. Und die normale amerikanische Öffentlichkeit verhielt sich weithin gleichgültig gegenüber dem, was im Nahen Osten geschah. Die US-Regierung reagierte in diesem Sinn. Die meiste militärische Hilfe für Israel kam in den 50er und auch in den 60er Jahren von einer Reihe anderer Staaten; die israelische Luftwaffe, die die USS-Liberty im Juni 1967 angriff, war von Frankreich besorgt worden und nicht von der USA und die  amerikanische Wirtschaftshilfe für Israel während dieser Jahre war äußert begrenzt. Es ist bemerkenswert, daß in der Suez-Krise von 1956 Präsident Eisenhower, der als General Eisenhower 1944 die Alliierten in den Westen führte und Nazi-Deutschland besiegte und über die aktuelle Situation der europäischen Juden während des 2. Weltkrieges genauer Bescheid wußte als jeder andere US-Präsident vorher und danach, überhaupt keine Bedenken hatte, Israel [zusammen mit Großbritannien und Frankreich] dazu aufzurufen, mit den Operationen gegen Ägypten aufzuhören und sich zurückzuziehen. Auch Präsident Kennedy [ein weiterer Veteran des 2. Weltkriegs, wenn auch jünger] zögerte nicht, den israelischen Führern absolut klarzumachen, daß er Israels Aneignung einer nationalen Atommacht nicht unterstützen oder stillschweigend darüber hinwegsehen würde, eine Position, die ihm womöglich das Leben kostete, aber auch eine Position, die mit seinen Vorgängern übereinstimmte, daß nämlich der israelische Schwanz nicht mit dem amerikanischen Hund wedelte. Und der Kongreß war im wesentlichen ohne israelischen Einfluß; tatsächlich erzählte mir ein israelischer Diplomat persönlich, daß Israel während der Suezkrise (1956)
»nur zu zwei unbedeutenden Kongreßleuten Zugang hatte.«    

Einebesondere Beziehung entwickeln 
Davon kann heute nicht die Rede sein. Beides, die verfassungsmäßige Ordnung und der politische Prozeß in der USA sind unterwandert worden. Die Folge davon ist, daß die US-Regierung in der Praxis mehr oder weniger Israel untergeordnet ist – und damit eine de facto koloniale Verwaltung eines Landes ist, das beiden Stammesgruppen [sie werden Republikaner und Demokraten genannt] großzügig  erlaubt, Wahlen abzuhalten, um zu bestimmen, wer anständige Loyalisten nach Washington schicken wird. Wie alle sensiblen Kolonialmächte läßt Israel Washington sich weithin um seine interne Politik  - wie es sie wünscht-  kümmern. Aber auf der Weltbühne bekommt Israel von der USA das, was es gewöhnlich wünscht: die am weitesten entwickelte militärische Technologie, jährlich Milliarden an wirtschaftlicher Hilfe und besonderen diplomatischen Schutz: die US belegte eine Menge von UNO-Sicherheitsresolutionen, die Israel ungünstig getroffen hätten, mit einem Veto – mehr als die anderen vier permanenten Mitglieder des Sicherheitsrates zusammen, meisten mit 14 zu einer  Stimme. Seltene Versuche, Dinge zu ändern  - z.B. als Präsident Obama die Situation der Palästinenser unerträglich nannte und darum zu einem Stopp des jüdischen Siedlungsbaus in den illegal besetzten palästinensischen Gebieten aufrief -  werden von Israel ignoriert, und zwar völlig ungestraft.     

Diese Situation tauchte in den 60er Jahren auf, als AIPAC [das amerikanisch israelische Komitee für öffentliche Angelegenheiten] gemeinsam mit anderen größeren und kleineren jüdischen Organisationen begann, die öffentliche Meinung und die Regierungsunterstützung zu Israels Gunsten zu verändern, dies zusammen mit der amerikanisch-jüdischen Gemeinde, die dabei eine Schlüsselrolle spielt. Sie nahm verschiedene Richtungen ein, baute zunächst die jüdische Vorherrschaft in der Filmindustrie aus [die eine Geschichte vom 2. Weltkrieg und dem Nahen Osten erzählte, wie sie nur von Israel erzählt werden konnte resp. wie sie Israel erzählen wollte], dehnte sich aber weit über dieses Gebiet aus: ins Fernsehen, in die Mainstream-Medien und das Verlagswesen. Deshalb ist das, was Amerikaner über die Weltereignisse zu wissen glauben, wie eine Fiktion und ein Drama gestaltet: keine Fakten und keine Dokumentationen. Die Botschaft ist nun fast vier Generationen lang konstant geblieben, indem sie als jüdisches Druckmittel auf den genannten Gebieten an Umfang und Stärke wächst: Die Nazis und der Holocaust [so, wie sie beide definiert werden] spielen eine große Rolle; Israel ist eine Insel der westlichen Demokratie, die sich selbst gegen barbarische Muslime, die die neuen Nazis sind, verteidigt, und das Land Israel [das, was es besitzt und was es noch wünscht] ist ein göttliches, den Juden von Gott gegebenes Mandat  - von dem Gott, den Juden und Christen [wenigstens teilweise] gemeinsam verehren -  und somit das einzige Refugium von und für Juden in der sonst feindseligen und existentiell bedrohenden Welt. 

Es ist faszinierend zu beobachten, wie sich diese Bilder entwickelt haben und wie sie Jahrzehnte lang ausgebeutet wurden. Abgesehen von ausländischen Filmen kann ich mich nur an zwei Filme erinnern, in denen Araber in der USA in einem Hollywoodfilm von bekannten Schauspielern in einem etwas positiveren Licht dargestellt wurden: Omar Sharif in Lawrence von Arabien und Sean Connery in Der Wind und der Löwe; und in diesen beiden traten sie als mörderische Barbaren auf, später mit Deutschlands türkischen Verbündeten als Kämpfende in erster Instanz und [merkwürdigerweise] mit deutschen und französischen Soldaten zusammen in zweiter Instanz [ich frage mich, was Frankreich tat, um sie so zu erregen]. Aber Nazis allein oder zusammen mit Arabern und Araber als stumpfsinnige Terroristen tauchten überall auf. Es ist eine Botschaft, die sich immer wiederholt und einen unauslöschlichen Eindruck bei den Zuschauern hinterläßt, eine Botschaft, die sich verstärkt und sich über Generationen hinweg festigt. Wir hatten zu Anfang den Film Exodus mit seinem sich leicht einprägenden Themengesang, aber wir hatten keinen Film und werden auch keinen Film haben, der in der USA Nakba heißt. Einer der Hollywoodfilme, der sich (mir) besonders  einprägte, war Death Before Dishonor, in dem US-Marinesoldaten zusammen mit dem Mossad den Kampf gegen arabische Terroristen aufnehmen. Letzterem stehen Neo-Nazis ganz in Schwarz und mit deutschem Accent bei - nur für den Fall, daß jemand die Analogie und die Verbindung zwischen Nazis und Arabern vermißt. Von so etwas werden anhaltende öffentliche Meinungen gestaltet. Der Einfluß auf die Mainstream-Medien, elektronisch und gedruckt, sowie auf die Verlage, sind während Jahrzehnten gewachsen: der zionistische Besitz umfaßt jetzt alle größeren Netzwerke, alle größeren Nationalzeitungen, alle drei wöchentlichen Magazine, die meisten größeren politischen Journale und viele der größeren Verlagshäuser. Dieser Einfluß zeigt und verstärkt die Tatsache und die Fiktion, was die gebildete und die allgemeine Öffentlichkeit über Politik, Geschichte und besonders über den Nahen Osten und Israel sieht, hört und liest. Die Wirkung ist bedeutend und zunehmend, da insbesondere gegensätzliche Meinungen und Bilder selten erscheinen – und selbst wenn sie es tun, werden sie zahlenmäßig von Meinungen und Bildern überspielt, die Israels Positionen begünstigen. Man beobachte nur Schilderungen von Vorgängen im Nahen Osten, zum Beispiel in Fox-News oder auf CNN, oder denke über das Schicksal von Journalisten nach, die Israel offen kritisieren oder die jemanden unterstützen, den Israel nicht mag – und man versteht die Verwicklungen.    

Ein drittes Gebiet, das selten voll verstanden wird, ist Israels kalkulierte Verbindung zu evangelikalen protestantischen Pastoren in der USA, die sich auf die Anerkennung gründet, daß dort, wo der Pastor führt, seine Gemeinde folgen würde - und mit beiden auch Geld für Israel und Stimmen in Israels Interesse. Hier erhebt sich der Hydra-Kopf der außergewöhnlich erfolgreich gewordenen jüdischen Lobby, wozu hauptsächlich die Konferenz der Präsidenten bedeutender jüdischer Organisationen zählt, von denen die zuvor erwähnte AIPAC nur eines von 49 Mitgliedern ist. Geld, Materielles, Ehren, Auszeichnungen und der kostenlose Trips ins Heilige Land für Pastoren und ihre Ehegatten erfreuen sich einer extrem hohen Unterstützung, die in den millionenstarken CUFI-Mitgliedern [Vereinigte Christen für Israel] gipfelte und in der fast einmütigen Unterstützung der evangelikalen Protestanten für Israel und seine Sache, was wiederum eine große Kraft innerhalb der USA allgemein, eine bedeutende Kraft im Staat und speziell in der nationalen Republikanischen Partei darstellt.

 

Quelle:  http://www.veteransnewsnow.com/2013/03/222181-israel-and-america-the-special-relationship-that-isnt  -  Die Übersetzung verdanken wir Ellen Rohlfs