MI 5 arbeitet schon lange mit Al Qaida zusammen

Nachfolgend ein Interview von Jürgen Elsässer mit Webster Griffin Tarpley* aus der Jungen Welt vom 26. 7. 2005. * Der Investigativjournalist Webster Griffin Tarpley schrieb die »Unauthorized Biography« über George Bush sen. und veröffentlichte vor kurzem »9/11 Synthetic Terror - Made in USA« (www.tarpley.net)

F: Ein Terroranschlag in London jagt den nächsten. Was fällt Ihnen dazu ein?

Die britische Hauptstadt ist seit längerem als Londonistan bekannt. Eine ganze Reihe terroristischer Organisationen hatte dort  - unbehelligt von den Behörden - bislang ihren Sitz, etwa der ägyptische Islamische Dschihad von Bin-Laden Stellvertreter Ayman al Zawahiri, die palästinensische Hamas, die GIA aus Algerien ... Als im Herbst 1995 eine Reihe von Bombenanschlägen das Pariser Nahverkehrsnetz trafen, schrieb der Figaro: »Die Spur der .... GIA-Führer führt nach Großbritannien. Die britische Hauptstadt diente als logistische und finanzielle Basis für die Terroristen.«
 
F: Wenn Sie das so sehen, müßten Sie sich eigentlich jetzt freuen, daß die britischen Behörden nun zum Kampf gegen die Terroristen blasen?

Nun, da bin ich etwas vorsichtig. Um es deutlich zu sagen: Für mich ist Al-Qaida nur eine Filiale der anglo-amerikanischen Nachrichtendienste. Ich spreche vom »synthetischen Terrorismus«, einer artifiziellen Mischung, die die Dienste selbst hergestellt haben. Das Modell sind die italienischen Sprengstoffanschläge in den 70er und 80er Jahren, die sogenannte »Strategie der Spannung«, an denen die NATO-Untergrundkämpfer des geheimen
Gladio-Programmes beteiligt waren. Ich selbst habe untersucht, daß diese Seilschaften auch bei der Ermordung des christdemokratischen Parteiführers Aldo Moro im Jahre 1978 mitgemischt haben.
 
F: Bleiben wir bei London.

Interessant ist das Zusammenspiel des britischen Geheimdienstes MI5 mit Al-Qaida gegen Ghaddafi. 1994 töteten Al-Qaida-Leute zwei BND-Agenten in Libyen. 1995 gab es einen Anschlag auf Gaddafi selbst, mehrere Personen kamen dabei um. 1998 sagte der frühere MI5-Offizier David Shayler, daß der britische Geheimdienst das Attentat finanziert habe. In der Folge kam Libyen mit dem ersten internationalen Haftbefehl gegen Bin Laden heraus. Nach dem 11. September gab Ghaddafi Al Dschasira ein Interview und sagte: »Wenn es Amerika ernst meinte mit der Ausmerzung des internationalen Terrorismus, sollte es als erste Hauptstadt London mit Cruise Missiles angreifen.«
 
F: Die Hauptverdächtigen der aktuellen Londoner Anschläge sind einheimische

Moslems mit Verbindungen nach Pakistan.
Die Täter und die Auftraggeber sind beim synthetischen Terrorismus unterschiedliche Leute. Als Täter instrumentalisiert man gerne labile Menschen, die sich gut als Sündenbock eignen und mit deren Hilfe man Spuren in die falsche Richtung legen kann. Etwa Lee Harvey Oswald, den Kennedy-Mörder, der Beziehungen zur Sowjetunion hatte. Aber Oswald allein hätte das Attentat nicht bewerkstelligen können, genausowenig wie Mohamed Atta am 11. September eine Maschine ins World Trade Center steuern können hätte. Die Auftragstrottel sind, meist ohne sich dessen bewußt zu sein, nur die Bauern in einem großen Spiel.
 
F: Wer spielt das große Spiel?

Ich gehe von einer Geheimregierung in den USA aus, die sich spätestens zu Beginn der 60er Jahre etabliert hat. Gründer waren CIA-Chef Allan Dulles, Außenminister John Forster Dulles und Lyman Lemnitzer, der die Operation Northwood erfunden hat - mit entführten Flugzeugen sollten US-Städte angegriffen und das Ganze Kuba in die Schuhe geschoben werden. Später gründete er als NATO-Oberbefehlshaber Europa die bereits erwähnten
Gladio-Einheiten für verdeckte Operationen. Diese klandestine Struktur hat alles angezettelt: den Kennedy-Mord, den Tongking-Zwischenfall zur Entfesselung des Vietnamkrieges, die Iran-Contra-Affäre, den 11. September.
 
F: Wer ist heute Chef dieser Schattenregierung? Bush-Vize Dick Cheney?

Glaube ich nicht, der Mann ist zu krank. Eine wichtige Rolle spielt George Shultz, der ehemalige Außenminister. Er hat Bush und die Neocons um Wolfowitz innerhalb des Apparates durchgeboxt.