Das Euro-Desaster nimmt seinen beschleunigten Lauf - Von Univ.-Prof. Dr. E. Dauenhauer 13.11.2011 21:36
Soeben ist der babylonische Rettungsschirm, der bis zu 780 Milliarden Euro auftürmen wollte und auf über eine Billion luftig gehebelt werden sollte,
krachend
eingestürzt. Hatte schon letzte Woche das Bundesverfassungsgericht den
Bundestag schallend damit geohrfeigt, daß es das Sondergremium für
EFSF-Angelegenheiten (es sollte aus nur 9 Abgeordneten bestehen) verbot (Az. 2
BvE8/11); war es schon demütigend für die selbsternannten Euroretter, China und
andere ostasiatische Staaten zu bitten, sich an der Europleite zu beteiligen,
so ließ das Erdbeben vom 31. Oktober 2011, das von der Ankündigung des
griechischen Ministerpräsidenten ausgeht, die beschlossenen Sparmaßnahmen und
damit den Rettungsschirm einer Volksabstimmung zu unterziehen, den EFSF wie ein
Kartenhaus zusammenstürzen. Die Börsen schlugen seismografisch stark aus – mit
Verlusten. «Rette ich, wer kann«, lautet die Devise besonders der
professionellen Aktienanleger und Fonds. »Euroland ist abgebrannt«. Denn
höchstwahrscheinlich lehnt das griechische Volk den Rettungsschirm ab, womit
dem gesamten Euro-Kunstbau schon jetzt das Fundament entzogen wird [die
Abstimmung der Griechen wurde wie bekannt inzwischen ›ausgehebelt‹; Anmerk. politonline]. In der Ökonomie zählen
Erwartungen soviel wie Fakten. Der Politik wird, wieder einmal, eine grausame
Lektion erteilt. Ihr Euro-Wahnbau (er wird in diesem WALTHARI-Portal seit 1998
demaskiert) kommt dem Parteienstaat teuer zu stehen, am teuersten aber den
Bürgern Europas und am allerteuersten den Deutschen.
In ihrer
letzten Verzweiflung werden die Euroretter zu noch abenteuerlicheren Aktionen
schreiten. Es ist unschwer vorherzusagen, daß noch mehr makroökonomische
Planwirtschaft einkehrt, als Notmaßnahmen und sogenannte systemische Risiken getarnt.
Das größte Risiko sind aber die überforderten und kopflosen Retter selber. Sie
werden die EZB noch mehr politisch instrumentalisieren, die Banken unter
staatliche Kuratel stellen und andere Reißleinen ziehen. Das Ende aber ist
gewiß: Diese Politik zapft das Privatvermögen der Bürger an, einmal durch
eine Geldentwertung (5 % Inflation halbieren innerhalb von 8 Jahren das
Geldvermögen), noch tolldreister mit einer hohen (Grund-)Vermögenssteuer und
mit Zwangshypotheken (sie gab es schon nach 1945 als Lastenausgleich). Wer
daran zweifelt, unterschätzt den Ernst der Faktenlage und die wild
entschlossenen Euroretter. Welch ein Desaster für die parteienstaatlich verfaßten
repräsentativen Demokratien! Lassen sie einmal ausnahmsweise den
Verfassungssouverän (das Volk) selber zu Wort kommen, genügt schon die bloße
Ankündigung (wie in Athen), um ein Erdbeben auszulösen. Parteienpolitiker haben panische
Angst vor Volkes Stimme und sehen sich darin von den Medien und auch
von der Justiz weitgehend unterstützt. Stimmenabgaben an weit auseinander
liegenden Wahltagen: auf diesem niedrigen Niveau halten sie die Demokratie.
Kein Wunder, daß den volksfernen Parteienstaaten immer stärker der Wind ins
Gesicht bläst. Hätte man in Deutschland über den Euro vor dessen Einführung im
Volk abstimmen lassen, wäre uns der derzeitige Wirrwarr mit schlimmen Folgen
erspart geblieben.
Statt
Wohlstand- und Friedenssicherung hat uns das Euro-Abenteuer Völkerhaß (man lese
die Schilder der Demonstranten nicht nur in Griechenland), eine veritable
Demokratiekrise, (fiskalische) Entmündigungen ganzer Staaten usw., eingebrockt.
Man faßt es kaum: Die in keiner Weise legitimierte Troika (aus IWF-, EZB- und
EU-Vertretern) will über Sparzwänge die Souveränität eines Staates aushebeln.
Eine bürokratische (Finanz-)Diktatur! Man greift sich an den Kopf: Europolitiker
brechen massiv das Recht und kommen ungeschoren davon! Im Gegenteil,
sie werden in den Medien als Rettungsschirm-Akteure noch gefeiert.
»Um
die bürgerliche Gesellschaft zu zerstören, muß man ihr Geldwesen verwüsten.«
Diesen Satz Lenins zitierte 1952 Walter Eucken, einer der Väter der (sozialen)
Marktwirtschaft (in: Grundsätze der Wirtschaftspolitik, Seite 255 in meinem
Handexemplar, das mein Studium an der LMU in München begleitete). Das ist für
Parteienkartelle in den Wind gesprochen, man kann ja im geschützten
Experimentierraum auf historische Erfahrungen verzichten. Auch bei der EZB ist
die Eurokrise nichts weiter als »Finanzmarktspannungen« (vgl. deren
Monatsbericht 9/2011, S. 46 ff.) – ein skandalöser Text, weil er den Ankauf von
staatlichen Schrottpapieren rechtfertigt.
Wer zu
spät kommt….. und es ist eindeutig zu spät. Die Bürger haben zu lange gelähmt
und ängstlich zugeschaut, statt zu protestieren und das politische Heft in die
eigenen Hände zu nehmen. Plötzlich kann Zuschauen keinen Spaß mehr machen. Wie
sagte die derzeitige Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen dieser Tage:
»Wir brauchen mehr Europa und nicht
weniger. Dabei müssen wir die Bürgerinnen und Bürger mitnehmen« - als
unmündige, unaufgeklärte Zeitgenossen.
Quelle: ©
WALTHARI®
http://www.walthari.com/ 1. 11. 11
Alle
Hervorhebungen durch politonline
|