Amerikas heiliger Krieg - von F. William Engdahl

In diesem Werk legt der US-Autor dar, was die USA mit dem »Krieg gegen den Terror«

wirklich bezwecken, gleichzeitig deckt er jedoch auch die ganze Verruchtheit der US-Außenpolitik im Zusammenhang mit dem unseligen Jugoslawienkrieg auf. Im folgenden bringen wir eine Zusammenfassung des Buches, das wie folgt beginnt: »Die USA stellen sich gern als Hort der Demokratie, als Verfechter der Menschenrechte, Hüter des Völkerrechts und Vorbild der Rechtsstaatlichkeit dar. Ein Anspruch, dem die USA in keiner Weise gerecht wird. Denn seit über 150 Jahren belügen die USA die Welt und die eigenen Bürger und sind ist seit über 150 Jahren der schlimmste Kriegstreiber auf unserem Globus. Die Militärallianz der NATO, der North Atlantic Treaty Organisation, wurde ursprünglich als Verteidigungsbündnis deklariert, hat aber in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Angriffskriege geführt und Tod und unermeßliches Leid über Millionen von Menschen gebracht: Hierfür sind der Irak, Serbien, Afghanistan, Libyen und Syrien nur einige der jüngsten schrecklichen Beispiele. Keiner dieser Staaten stellte auch nur die geringste Bedrohung für die USA oder die EU dar, oder hätte eine reale militärische Chance gehabt, sich gegen deren Angriffe zu wehren. Überall, wo ihnen eine Regierung oder ein System nicht paßt, schlagen sie zu. Nirgendwo ist es nach Abzug der Weltmacht Nummer eins friedlich geworden. Hatte man also nach dem amerikanischen Debakel im ehemaligen Jugoslawien nichts gelernt? Keine andere Armee der Weltgeschichte hat jemals derart ehrgeizige Ziele verfolgt - nicht einmal Alexander der Große. Washington will die absolute Kontrolle über alles und jeden, zu jeder Zeit und überall. In militärischer Hinsicht war Rußland das einzige Land, das die USA als fast gleichrangig einstuften, da es die einzige Macht mit einer nuklearen Angriffsfähigkeit war, die tatsächlich eine Gefahr für die NATO darstellte. 

Die CIA entdeckt die Muslime 

als Kämpfer für den antikommunistischen Kreuzzug: Die Amerikaner fingen an, sich darüber Gedanken zu machen, wie sie den Islam für ihre Zwecke einsetzen konnten. Im April 1951 erfuhr die neu gegründete CIA, dass im Hintergrund fortbestehende Nazi-Seilschaften um Gerhard von Mende, der ehemals für den organisatorischen Kontakt zu den Muslimen in der Wehrmacht zuständig war, wichtige Muslime im Großraum München zusammengezogen hatten und im Begriff waren, eine Denkfabrik aufzubauen, die entfernt an das sogenannte Ostministerium der Nazizeit erinnerte – dieses Mal allerdings im Auftrag der christdemokratischen Regierung unter Bundeskanzler Konrad Adenauer anstatt für Adolf Hitler. Die CIA war daran interessiert, diese Gruppe für ihre eigenen Ziele einzuspannen und entdeckte, dass die erfahrenen muslimischen Gotteskrieger, um die sich von Mende gekümmert und für die er sich auch eingesetzt hatte, über unschätzbare Sprachkenntnisse sowie über wertvolle Kontakte in der Sowjetunion verfügten.

Um 1961 gelang es den Muslimbrüdern, den saudischen König dazu zu bewegen, in Medina eine islamische Universität zu errichten, an der zahlreiche ägyptische Gelehrte unterrichteten, die insgeheim den Muslimbrüdern angehörten. Bemerkenswerterweise stammten 85 % der Studenten aus dem Ausland. Dies ermöglichte es der Bruderschaft bis weit in die 1990er Jahre hinein, den Kader der Bruderschaft in der gesamten islamischen Welt zu verbreiten. Auch in Washington, New York und London entstanden Büros. Die Organisation nutzte Berichten zufolge ihr Netzwerk und die saudischen Gelder dazu, islamische Zentren einzurichten und Moscheen zu bauen sowie Literatur und anderes Propagandamaterial mit ihrer fundamentalistischen Auslegung des Islams zu verbreiten. Der Generalsekretär der IWL, der Islamischen Weltliga, mußte immer ein Saudi sein. Die saudische Verschmelzung eines ultrakonservativen wahhabitischen Islams mit dem fanatischen politischen Aktivismus der Muslimbruderschaft erwies sich als tödliche und höchst raffinierte Kombination, die niemals ihr Ziel der Errichtung eines neuen weltumfassenden Kalifats, das zur Weltreligion werden sollte, aus dem Auge verlor. 

In den 1980er Jahren hat die CIA in Zusammenarbeit mit den Saudis die Mudschaheddin in Afghanistan erschaffen, um die Sowjetarmee zu bekämpfen. Einer ihrer jungen Rekruten war ein Saudi, der in Saudi-Arabien von der Muslimbruderschaft erzogen und ausgebildet worden war. Sein Name lautete Osama bin Laden. Diese Entwicklung führte dazu, dass der politische Islam in der muslimischen Welt von Afghanistan bis nach Mali und darüber hinaus massiv an Bedeutung gewann und zunehmend militanter wurde. Ohne das brutale Eingreifen der amerikanischen Streitkräfte im Irak oder in Afghanistan und anderswo nach dem 11. September 2001 wäre das Rekrutierungspotential von Bewegungen wie Osama bin Ladens al-Qaida, den Muslimbrüdern oder der Fethullah Gülen Bewegung sehr gering geblieben. Diese wachsende amerikanische Militärpräsenz wiederum wirkte wie das sprichwörtliche rote Tuch auf den islamisch-dschihadistischen Stier. Das sich daraufhin ausbreitende Chaos, die ausufernden Kämpfe und die Instabilität, die die islamische Welt in der Folge erfaßten, lieferten im Gegenzug weitere Rechtfertigungen für eine Ausweitung der Militärpräsenz der USA und der NATO in diesen strategisch ungemein wichtigen Regionen. 

Ein geheimer Plan des Pentagons 

Wie der ehemalige Oberbefehlshaber der NATO-Streitkräfte im Kosovo-Krieg, Wesley Clark, im März 2007 öffentlich bekannt gab, war ihm im November 2001 ein als geheim eingestuftes Pentagon-Memorandum aus dem Büro des damaligen Verteidigungsministers Donald Rumsfeld vorgelegt worden. Dieses besagte, »dass wir innerhalb von fünf Jahren die Regierungen von sieben Ländern angreifen und vernichten würden, wobei wir mit dem Irak anfangen und uns dann weiter Syrien, dem Libanon, Somalia, dem Sudan und dem Iran zuwenden würden«. Hinter dem Putsch der Pentagon-Falken, so Clark weiter, stand die Absicht, »den Nahmittelosten zu destabilisieren, ihn völlig auf den Kopf zu stellen und ihn unter unsere Kontrolle zu bringen«. Das amerikanische Militär habe die Aufgabe gehabt, Konflikte vom Zaun zu brechen und nicht, sie zu verhindern. Nur einer Handvoll Personen aus den politischen Kreisen Washingtons und Umgebung war klar, welch explosive Macht der amerikanische Krieg gegen den Terror innerhalb der muslimischen Welt entfalten würde. Bei diesem Krieg handelte es sich um eine kaltblütige Strategie einer Gruppe sehr bösartiger, aber auch sehr einflußreicher Figuren in Washington und anderswo, die nun daran gingen, einen riesigen spitzen Stab in ein gigantisches Wespennest zu rammen.

Die Zerschlagung Jugoslawiens 

Im November 1989 kam es in Berlin zu einer der dramatischsten Entwicklungen des letzten Jahrhunderts. Die Berliner Mauer, die die kommunistische Deutsche Demokratische Republik im Ostteil der Stadt von der Bundesrepublik Deutschland im Westteil Berlins trennte, fiel. Tausende von Menschen strömten tanzend und singend in den Westen. Dies war ein deutliches Zeichen dafür, dass die Sowjetunion den Kalten Krieg verloren gab. Nach mehr als vier Jahrzehnten war er damit vorbei, zumindest war das die Hoffnung vieler Menschen, die dies herbeisehnten. Europa begann sich als tatsächlich unabhängige Macht in der Weltpolitik zu verstehen. Führende Kreise begannen schon, über ein Leben nach der NATO nachzudenken, in dem sich die Europäer nicht den zahllosen amerikanischen Forderungen beugen müssen würden. Der Vertrag von  Maastricht enthielt neben dem Plan zum Aufbau einer europäischen Zentralbank, die für die geplante Währungsunion notwendig war, die Entscheidung für eine unabhängige europäische NATO mit einer separaten Kommandostruktur, die von den EU-Ländern und nicht von Washington geleitet würde. Gerade Letzteres betrachtete Washington als eine direkte Bedrohung der amerikanischen Weltmachtposition.

Eines der ersten Ziele der Kriegsmaschinerie des Pentagons und der amerikanischen Geheimdienste nach dem Fall der Mauer war die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien. Washington begann mit geheimen Vorbereitungen für einen neuen Krieg mitten im Herzen Europas, der unter anderem dazu benutzt werden könnte, ständige amerikanische Militärbasen in Europa zu errichten, aber auch dazu, nicht nur die Beibehaltung, sondern auch die Ausweitung der von Washington kontrollierten NATO auf Staaten des früheren Warschauer Pakts zu rechtfertigen, dies als Verkörperung des neuen amerikanischen Jahrhunderts, eben jener von Präsident George H. W. Bush heraufbeschworenen Neuen Weltordnung.  

Washington schürte verdeckt bestimmte Entwicklungen in Jugoslawien, die zu einem blutigen Krieg in Europa führen sollten. Darüber hinaus sollten die Ereignisse in und um Jugoslawien dazu benutzt werden, die NATO-Osterweiterung bis an die Grenzen Rußlands voranzutreiben. Bushs Regierung benutzte den Internationalen Währungsfonds, um Jugoslawien, welches Ende der 1980er Jahre mit dem IWF über die Rückzahlung seiner erheblichen $-Schulden verhandelte, unerfüllbare wirtschaftliche Bedingungen aufzuzwingen. Die Washingtoner NGOs und der IWF bereiteten der Wirtschaftskrise in Jugoslawien die Bahn, was wiederum mit massiver Hilfe von außen seitens des deutschen Außenministeriums und des deutschen Bundesnachrichtendienstes, aber auch Frankreichs und Englands letztlich zum Auseinanderbrechen des Landes führte. Dabei zogen die USA im Hintergrund die Fäden.

Der amerikanische Kongreß zündet die Lunte 

Jetzt brauchte man nur noch einen entsprechenden Funken, um einen Krieg in Jugoslawien zu entzünden. Und für diesen Funken sorgte die Regierung von George Herbert Walker Bush im November 1990, als der amerikanische Kongreß das von der Regierung vorgeschlagene Gesetz für die Bewilligung von Mitteln für das Ausland für das Jahr 1991 verabschiedete. Das neue Gesetz ordnete an, dass diejenigen Teilrepubliken Jugoslawiens, die nicht innerhalb von sechs Monaten nach Verabschiedung des Gesetzes ihre Unabhängigkeit von Jugoslawien erklärten, keinen Anspruch mehr auf amerikanische Finanzhilfe hätten. Die Regierung Bush verlangte die Selbstauflösung des jugoslawischen Staatenbundes und legte damit in voller Absicht die Grundlage für eine Serie neuer Balkankriege. Sir Alfred Sherman, ein Balkanexperte und früherer Berater der britischen Premierministerin Margaret Thatcher, erinnerte sich 1997: »Der Krieg in Bosnien war in jeder Hinsicht ein Krieg Amerikas. Die Regierung der USA trug zu seinem Ausbruch bei, hielt ihn im Gange und verhinderte sein frühzeitiges Ende.«  Bereits am 25. Juni 1991 erklärten Slowenien und Kroatien ihre Unabhängigkeit, und die deutsche Regierung unter Bundeskanzler Helmut Kohl, mit Außenminister Hans-Dietrich Genscher als treibender Kraft, erkannte beide Länder wenig später als unabhängige Staaten an. 

Als größte ethnische Gruppe und als diejenige Kraft, die sich dem Auseinanderbrechen der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien widersetzte, gerieten die Serben ins Visier und mußten als Rechtfertigung für die militärische Intervention des Westens herhalten. Die westliche   Propagandamaschine stellte die Serben als die neuen Nazis Europas dar. Nun waren die Voraussetzungen für eine grauenvolle Serie ethnisch motivierter regionaler Kriege geschaffen, die ein ganzes Jahrzehnt lang tobten und mehr als 200 000 Menschenleben fordern sollten. Darüber hinaus wurde der kampferprobte islamische Mudschaheddin-Kader aus dem afghanisch-sowjetischen Krieg eingesetzt.

Osama bin Laden und die bosnischen Mudschaheddin

Die USA unterstützten und ermöglichten verdeckte Waffenlieferungen an die Muslime, die vor allem über den Iran, die Türkei und Osteuropa abgewickelt wurden. Damals bestritt Washington trotz überwältigender Hinweise seine Beteiligung. Die Regierung Clinton benutzte die NATO und die United Nations Protection Force UNPROFOR, die sogenannte Schutztruppe der Vereinten Nationen, die im Februar 1992 vom UN-Sicherheitsrat beschlossen worden war, zur Durchsetzung ihrer politischen Interessen und blockierte alle auf Frieden abzielenden Schritte, von denen es zwischen 1992 und 1995 einige gab, bis sie ihre Ziele erreicht hatte. Plötzlich war damit ein gewalttätiger islamischer Fundamentalismus im Herzen Europas aufgetaucht: Washington hatte es möglich gemacht. Von 1992 bis 1995 war das Pentagon dabei behilflich, Tausende von Mudschaheddin und andere islamische Kämpfer aus Zentralasien nach Europa zu bringen, wo sie an der Seite der bosnischen Muslime gegen die Serben kämpften. Je länger der Krieg in Bosnien-Herzegowina anhielt, desto bessere Argumente hatte Washington dafür, die Rolle einer von der USA angeführten NATO auf dem Balkan und in Europa wiederzubeleben, ja sogar zu stärken. 

Grausamkeiten der Mudschaheddin in Bosnien-Herzegowina 

Während der amerikanische Propagandaapparat pausenlos gefälschte Geschichten über angebliche serbische Bombardierungen ziviler Dörfer, Krankenhäuser, Angriffe auf sogenannte UN-Schutzzonen sowie manipulierte Nachrichten über die angebliche Vergewaltigung Zehntausender muslimischer Frauen in - wie westliche Medien schrieben - serbischen Vergewaltigungslagern verbreiteten, verübten die muslimischen Dschihad-Söldner, die zusammen mit  den Streitkräften Izetbegovic’ kämpften, schockierende Grausamkeiten an bosnischen Serben, die von amerikanischen und westlichen Medien verschwiegen wurden.

Der Dschihad und CIA auf dem Weg in den Kosovo 

Der frühere NSA-Mitarbeiter Wayne Madsen hat berichtet, dass es sich bei der
UCK, die in amerikanischen und westlichen Medien als Befreiungsarmee des Kosovos bezeichnet wurde, in Wahrheit um eine Gruppe von Mafia-Clans aus dem Kosovo handle, die seit langem, also schon vor ihrer Zusammenarbeit mit der USA, als Drogenhändler bekannt gewesen seien. Die verdeckte  Unterstützung der UCK habe um 1996 nach der Besetzung Bosniens durch die NATO als gemeinsames Unternehmen der CIA und des deutschen Bundesnachrichtendienstes begonnen. Washington wollte den Krieg, und die Muslime der UCK waren ihre Krieger.

Von Terroristen zu heroinhandelnden Freiheitskämpfern‹ 

Nach Schätzungen des UN-Hochkommissars für Flüchtlinge wurden etwa 55.000 Flüchtlinge, die meisten von ihnen Kosovo-Serben, aus ihrer Heimat nach Montenegro und Zentralserbien vertrieben. Bis zum Jahr 1998 verschärfte die UCK ihre Angriffe auf jugoslawische Regierungsvertreter im Kosovo. Die USA, Deutschland und Großbritannien lieferten Waffen und sorgten für die Ausbildung der UCK, der Befreiungsarmee des Kosovos. Damit wurden diese zu einer größeren Guerilla-Armee mit etwa 30.000 Mitgliedern (Höchststand) ausgebaut. Die NATO benötigte die Krise, die sie selbst geschaffen hatte, als Vorwand für einen Angriffskrieg gegen Jugoslawien. Präsident Bill Clinton ordnete Luftangriffe sowohl gegen zivile Ziele als auch gegen Regierungsziele in ganz Serbien an. Mit seiner Behauptung, das Vorgehen der Serben im Kosovo lasse sich mit dem Holocaust vergleichen, belog Clinton die amerikanische Bevölkerung schamlos:
»Angesichts des Scheiterns der diplomatischen Friedensbemühungen werde das militärische Eingreifen jetzt immer wahrscheinlicher«. Zu jenem Zeitpunkt hatte Washington erreicht, was es wollte - der Kosovo war zu einer neuen amerikanischen Militärbastion auf dem Balkan geworden.

Das Nachspiel im Kosovo 

Zwei Jahre nach dem Krieg schrieb der frühere kanadische Botschafter in Jugoslawien und Albanien folgendes in einem Artikel:  Nachdem Jugoslawien in die Unterwerfung bombardiert worden war, stand die NATO dabei und sah tatenlos zu, wie die UCK mordete, plünderte und brandschatzte. Ihr wurde freie Hand gelassen, zu tun und zu lassen, was sie wollte. Praktisch die gesamte nichtalbanische Bevölkerung wurde im Rahmen ethnischer Säuberungen unter den wachsamen Augen von 40.000 NATO-Soldaten vertrieben. Darüber hinaus weigerte sich die NATO unter Verletzung der Resolution Nr. 1244 der Vereinten Nationen beharrlich, die UCK-Kämpfer zu entwaffnen. Stattdessen wandelte die NATO diese bunt zusammengewürfelte Bande von Terroristen in das sogenannte Kosovo-Schutzkorps um, angeblich um Frieden und Ordnung im Kosovo wiederherzustellen.  

Dschihadistan 

Saudi-Arabien, das die Mudschaheddin auf dem Balkan in erheblichem Ausmaß   finanziert hatte, begann nun, den Bau von Moscheen im früheren Jugoslawien verstärkt zu unterstützen. Etwa 150 neue glanzvolle Moscheen entstanden allein im kleinen Bosnien und auch im Kosovo. In den saudischen Moscheen, die nun überall in Bosnien-Herzegowina und im Kosovo aus dem Boden schossen, waren saudisch-wahhabitische Imame tätig, die die fundamentalistische Dschihad-Ideologie predigten. Nach dem Krieg lag die Arbeitslosigkeit im Kosovo auf dem erschreckend hohen Niveau von 45 %. Imame suchten nach den ärmsten Leuten in den Gemeinden und Stadtvierteln; »…… sie brachten die Moscheen, aber sie brachten gleichzeitig ihre Dogmen und ihre Ideologie mit, und sie boten den Armen ein regelmäßiges Monatseinkommen an, wenn diese ihre religiöse Überzeugung übernähmen und den Schleier trügen«.

Mit der UCK machte man den Bock zum Gärtner 

Washington setzte die frühere UCK praktisch als neue Regierung des Kosovos ein und machte Thaci zu deren Boss.  Aber nicht alle außerhalb des Kosovos waren mit Thaci einverstanden. In einem Bericht an den Europarat vom Dezember 2010 heißt es, Hashim Thaci sei der Anführer der sogenannten Drenica-Gruppe, der man den Handel mit Organen von serbischen Häftlingen sowie Heroin- und Waffenhandel vorwarf. Die Regierung in Washington
kümmerte das nicht. Thaci war eben ihr Mann im Kosovo. Einige tausend Tonnen Bomben später und nach der Zerstörung der wirtschaftlichen Infrastruktur Serbiens mit Schäden in der Größenordnung von etwa 40 Milliarden Dollar begann das Pentagon einen seiner bisher größten amerikanischen Militärstützpunkte weltweit zu errichten: Camp Bondsteel. Damit verfügten die USA nun über eine beherrschende und eindeutig auf Dauer angelegte militärische Präsenz in der strategisch wichtigen Balkanregion. Auch das Kaspische Meer, dessen strategische Bedeutung immer mehr wuchs, konnte von hier aus auf dem Luftwege leicht erreicht werden. Die USA machte sich daran, die Kontrolle über die enormen Erdölvorkommen Aserbaidschans und Kasachstans, zweier früherer Sowjetrepubliken, zu übernehmen.  

Der Griff nach dem Kaukasus mithilfe der Mudschaheddin  

Nachdem die Kriege in Bosnien und im Kosovo von der NATO beendet worden waren, suchten und fanden die amerikanischen Geheimdienste ein weiteres Ziel für ihre Mudschaheddin, ihre heiligen Krieger: Den Kaukasus. Noch ein Jahrzehnt zuvor hatten all diese Rohstoffreserven der Sowjetunion gehört. Das hatte sich jetzt grundlegend geändert. Amerikanische und britische Erdölkonzerne – insbesondere BP und Amoco - versuchten umgehend, das entstandene Vakuum zu füllen. Nach geophysikalischen Schätzungen durch Halliburton und anderen westlichen Konzernen umfaßten die Erdölreserven des Kaspischen Beckens etwa 200 Milliarden Barrel Öl und waren nach den Schätzungen des amerikanischen Energieministeriums damit mit den Reserven Saudi-Arabiens vergleichbar; gleiches galt für die Erdgasvorkommen. Der Marktwert dieser Erdöl- und Erdgasvorkommen zusammengenommen lag beim damaligen Preisniveau von etwa 20 $ pro Barrel bei schätzungsweise 5 Billionen Dollar. Die Regierung Clinton verlagerte daraufhin den Schwerpunkt ihrer Aufmerksamkeit von Rußland auf die Staaten des Kaspischen Beckens und einen neuen Krieg zwecks Kontrolle der gigantischen Erdöl- und Erdgasvorkommen im Kaspischen Becken 

Der Pipelinekrieg im Kaukasus 

Der frühere amerikanische FBI-Beamte Ali Soufan erklärte: »Die USA standen in Afghanistan, Bosnien und Tschetschenien auf der Seite der Muslime«, denn sie versorgten sie mit Waffen und kümmerten sich um Finanzierung und Logistik. Die CIA brachte die Afghanen und andere Mudschaheddin per Flugzeug in den Kaukasus, wo sie dann über die georgische Grenze nach Tschetschenien geschmuggelt wurden. Zu der Zeit arbeiteten der saudische Geheimdienst und die CIA beim Einsatz der Mudschaheddin und der heiligen Terrorkrieger Osama bin Ladens sehr eng zusammen.

Die Dämonisierung Putins  

Während die CIA und das Pentagon noch Dschihadisten ins russische Tschetschenien schleusten, begannen sie in Washington eine Propagandakampagne, in der sie die tschetschenische Unabhängigkeit und die Befreiung von der brutalen russischen Besetzung forderten. Die SCO, die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit, umfaßt ein riesiges Landgebiet, in dem fast die Hälfte der gesamten Weltbevölkerung lebt. Diese eurasischen Nationen waren praktisch in jeder Hinsicht in der Lage, ihre Entwicklung in die eigenen Hände zu nehmen, ohne vom Westen abhängig zu sein. Dies war für Washington höchst alarmierend. Es sollte keinem rivalisierenden Wirtschaftsblock erlaubt sein, die amerikanische Vorherrschaft infrage zu stellen. Dieses Dogma bildete nach dem Ende des Kalten Krieges den Kern der amerikanischen Außenpolitik. Fakt ist, dass Eurasien der größte Kontinent der Erde ist; nahezu 75 % der Weltbevölkerung leben dort und in seinem Boden und seinen Unternehmen steckt der größte Teil des materiellen Reichtums der Welt.  Eurasien stellt 60 % des globalen Bruttosozialprodukts und besitzt ungefähr drei Viertel der weltweit bekannten Energievorkommen.

Die CIA unterstützt ein neues osmanisches Kalifat in Eurasien‹  

»Ihr müßt in die Arterien des Systems eindringen, ohne dabei bemerkt zu werden, bis ihr alle Machtzentren erreicht habt. .... Bis die Lage reif ist, müssen [alle Anhänger] so Vorgehen. …. Ihr müßt warten, bis ihr genug seid und die Lage voll entwickelt ist  -  bis wir die gesamte Welt auf unsere Schultern nehmen und sie tragen können. .... Ihr müßt warten, bis ihr alle staatliche Macht in Händen haltet, bis ihr alle Macht der türkischen Verfassungsorgane an euch gerissen habt. …. Bis es soweit ist, wäre jedes Vorgehen voreilig - es wäre, wie ein Ei zu zerbrechen, ohne die 40 Tage zu warten, bis das Küken schlüpft.« So Fethullah Gülen, Imam und CIA-Aktivposten, in einer Predigt vor Anhängern in der Türkei.

Das Spinnennetz des Fethullah Gülen 

Noch während die CIA die arabischen Mudschaheddin, die heiligen Krieger Osama bin Ladens, in den 1990er Jahren in Tschetschenien und im Kaukasus einsetzte, begann der Geheimdienst in Zusammenarbeit mit einem Netzwerk selbsternannter Neokonservativer in Washington mit dem bisher ehrgeizigsten Projekt im Zusammenhang mit dem politischen Islam.

Ein Wolf im Schafspelz  

Der langjährige und hochrangige CIA-Mitarbeiter Graham Fuller gehörte zu den wichtigsten Unterstützern Fethullah Gülens und war seit dem Kampf der Mudschaheddin in Afghanistan gegen die Sowjets einer der wesentlichen Vordenker der CIA-Strategie, islamische Dschihadisten im Sinne amerikanischer Interessen einzusetzen. Nachdem sich Graham E. Fullers türkischer Freund Gülen in seinem entlegenen und bewachten Anwesen im ländlichen Pennsylvania verschanzt hatte, begannen er und seine weltweite politische Cemaat alsbald damit, sich im Kaukasus und bis in das innere Zentralasien auszubreiten, um »die Reste des russischen Imperiums zu destabilisieren und insbesondere dem chinesischen Einfluß in Zentralasien entgegenzuwirken«. Mitte der 1990er Jahre hatte sich inmitten des russischen Chaos ein Netzwerk aus mehr als 70 Gülen-Schulen nach Kasachstan, Tadschikistan, Aserbaidschan, Turkmenistan, Kirgisistan, Usbekistan und selbst nach Dagestan und Tatarstan im östlichen Teil des europäischen Rußlands ausgebreitet. Diese Schulen folgten alle dem gleichen Eliteschulen-Modell. Sie boten eine qualitativ hochwertige Bildung und Erziehung in der jeweiligen Landessprache sowie in Russisch, Türkisch und Englisch an und wählten ihre Schüler nur aus den besten Familien aus, deren Kinder mit hoher Sicherheit einmal zur künftigen Elite ihres Landes gehören würden. 

Die CIA stellt die Englischlehrer

Als sich die Gülen-Schulen Anfang der 1990er Jahre in den früheren  Teilrepubliken der Sowjetunion und auch in Rußland ausbreiteten, dienten viele, wenn nicht sogar alle Schulen, als operative Stützpunkte für CIA-Agenten, um in die betreffenden umliegenden Regionen vorzudringen und sie zu infiltrieren. Die Gülen-Schulen, die sich in jenen Jahren in ganz Eurasien ausgebreitet hatten, dienten Hunderten von CIA-Agenten als Operationsbasen, die an den Schulen unter dem Deckmantel muttersprachliche Englischlehrer angestellt waren.  In der Türkei befinden sich mehr als 85.000 genutzte Moscheen, für 350 Bürger jeweils eine Moschee - das entsprechende Verhältnis liegt bei Krankenhäusern bei 60.000:1 -  das ist die höchste Pro-Kopf- Moschee-Zahl weltweit. Und mit 90 000 Imamen gibt es mehr Imame als Ärzte oder Lehrer. In dieser Zahl sind die inoffiziellen Koranschulen noch gar nicht mit eingerechnet, was die Gesamtzahl wahrscheinlich verzehnfachen würde.

Heroin, die NATO und Gülens Spinnennetze

Interessanterweise waren die CIA und die NATO gerade zu dieser Zeit damit beschäftigt, in Afghanistan fleißig neue Heroinlabore zu errichten und neue Transportrouten aus Afghanistan heraus über Zentralasien einzurichten. Eine solche religiöse Bewegung, die überall Schulen betreibt, konnte den perfekten   Deckmantel für den Heroinhandel abgeben. Die von der CIA gesteuerte Gülen-Bewegung deckte alle wichtigen Faktoren in diesem Netz aus Drogenhandel und Destabilisierung in Eurasien ab. Aber dann begannen sich kurz nach dem Amtsantritt des neugewählten amerikanischen Präsidenten George W. Bush und dessen Vizepräsidenten Dick Cheney die Beziehungen zwischen der CIA und Prinz Turki ibn Faisals al-Qaida-Netzwerk aus Mudschaheddin, darunter auch Osama bin Laden, dramatisch zu verändern. Diese Entwicklung begann am 11. September 2001.

Der Krieg gegen den Terror

als Deckmantel für einen Krieg gegen die Religion. Innerhalb weniger Stunden nach den Angriffen vom 11. September präsentierte die amerikanische Regierung ohne die Spur eines Beweises Osama bin Laden und seine dschihadistische Organisation al-Qaida als die verantwortlichen Terroristen hinter dem Attentat. Der amerikanische Präsident George W. Bush erklärte auf einer Pressekonferenz im Weißen Haus:
»Hier zeigt sich eine neue Qualität - eine neue Qualität des Bösen....« Vielleicht wird die Welt niemals genau erfahren, wer und was wirklich hinter den dramatischen Ereignissen des 11. Septembers 2001 stand. Nach offizieller Darstellung der amerikanischen Regierung war Osama bin Laden der führende Kopf hinter diesem extrem ausgeklügelten Angriff, den er angeblich aus einer entlegenen Höhle im afghanischen Tora-Bora heraus leitete und sich dabei 19 loyaler, fanatischer Mudschaheddin-Anhänger bediente, die nur über ein minimales Flugtraining als Piloten verfügten. Bei 14 von ihnen handelte es sich angeblich um saudische Staatsbürger, die lediglich mit Teppichmessern bewaffnet waren. Dieses Narrativ wurde umso unglaubwürdiger, je mehr es von ernstzunehmenden Fachleuten überprüft wurde. Eindeutig klar war allerdings, dass jede dieser Gruppierungen offenbar Vorwarnungen erhalten hatte. Und jede von ihnen - die militaristischen Kriegstreiber um Bush und Cheney, die konservative israelische Regierung unter dem Likud-Vorsitzenden Ariel Scharon und auch die saudische Monarchie - war offenbar vorbereitet, die Anschläge zu nutzen, um ihre jeweiligen Interessen zu fördern.

In der Folge setzte der Krieg gegen den Terror, gegen die Religion und gegen intelligente Wesen ein. Washington begann mit dem Flächenbombardement Afghanistans und arbeitete auf den Sturz des Taliban-Regimes hin, das vom eigenen amerikanischen Geheimdienst CIA, von Mudschaheddin-Verbündeten, vom pakistanischen ISI und dem saudischen Geheimdienst an die Macht gebracht worden war. Bemerkenswerterweise stieg der Anbau von Opium für die Heroinherstellung im Zuge der amerikanischen Besatzung Afghanistans und damit unter den Augen der Besatzer auf ein neues Rekordhoch. Unter der amerikanischen Besatzung nach 2001 wurde Afghanistan zum weltweiten Hauptlieferanten von Opium und Heroin. Im Jahre 2007 stammten laut UN-Statistiken 92 % der nicht in pharmazeutischer Qualität hergestellten Opiumprodukte auf dem Weltmarkt aus Afghanistan, das zugleich auch der weltweit größte Produzent von Cannabis war, größtenteils in Form von Haschisch. Bei den afghanischen Kriegsherren stand diese besondere Version der Demokratie Washingtons hoch im Kurs. Im Gegenzug führte dies dazu, dass in Pakistan und Afghanistan eine neue Generation von islamisch-dschihadistischen Terroristen heranwuchs. Um die Wut und den Hass gegen den Westen weiter anzuheizen, begann die Special Activities Division der CIA mit anhaltenden Drohnenangriffen auf Ziele in Nordwestpakistan. 

Nachdem Afghanistan weitgehend zerstört und von amerikanischen Streitkräften besetzt worden war, gerieten nun eine Person und ein Land, die gar nichts mit Osama bin Laden zu tun hatten, unter George W. Bush ins Visier der US-Regierung: Der Irak und sein sozialistischer Diktator Saddam Hussein, Führer der Baath-Partei, wurden plötzlich als Teil der sogenannten Achse des Bösen‹   bezeichnet. Unter dem heute längst als Lüge entlarvten Vorwand, Saddam Hussein verfüge erwiesenermaßen über nukleare, chemische und biologische Massenvernichtungswaffen, die direkt gegen Amerika und seine Verbündeten gerichtet seien, zog Washington im März 2003 trotz weltweiter Proteste gegen Saddam Hussein in den Krieg. In der Folge des Einmarsches in den Irak halfen die amerikanischen Streitkräfte auch bei der Plünderung des irakischen Nationalmuseums, in dem Schätze aus der mehr als 5000 Jahre zurückreichenden Geschichte des Landes aufbewahrt wurden. Amerikanische Kampfflugzeuge bombardierten den Schrein des Imam Ali, eines der wichtigsten Heiligtümer des schiitischen Islams - und das, obwohl die US-Streitkräfte zuvor zugesagt hatten, die Moschee zu verschonen. Als Folge dieses Krieges und der Besatzung starben bis zum Jahr 2007 etwa 1.033.000 Menschen an den Folgen dieses Konflikts. Die beiden Kriege in Afghanistan und im Irak - einschließlich der Kosten für die Versorgung der Veteranen dieser Kriege - belaufen sich Schätzungen zufolge, auf die nächsten 40 Jahre gerechnet, auf bis zu 6 Billionen Dollar.

Angeheuerte Attentäter 

Der amerikanische Einmarsch in den Irak sowie die anschließende Besatzung und der gegen sie gerichtete Aufstand bildeten die wichtigste Inspirationsquelle für neue Netzwerke und Zellen islamischer Extremisten, die, wenn sie überhaupt etwas verband, dann vor allem ihre antiwestliche Einstellung. Die Lage im Irak hat die amerikanische Position eher verschlechtert, als zu einem möglichen Sieg im weltweiten Kampf gegen den Terrorismus beigetragen. 

Die Macht zur Unterdrückung der intelligenten Klasse 

Der neue Krieg gegen den Terror dient wie seine Vorgänger dazu, die gesamte Menschheit zu terrorisieren. Aber für diejenigen, die die Ereignisse auf höchster Ebene lenken, ging es nie um Religion. Es ging um Macht, und letztlich um die Macht, die gesamte Welt zu zerstören und gebildete, moralisch denkende Menschen und ihre Kultur und Zivilisation zu vernichten. Bei den Personen und Gruppen, die hinter den neuen Religionskriegen zu Beginn des 21. Jahrhunderts - den neuen Kreuzzügen und dem neuen Dschihad - stehen, handelt es sich um eine weltweite Machtelite, die ihre Macht wie nie zuvor bedroht sieht. Ihr Erzfeind ist die wachsende Masse gebildeter, vernünftiger Menschen, deren Zahl nach der Amerikanischen Revolution und in Europa insbesondere nach den Revolutionen von 1848 immer mehr angestiegen ist. Jene Revolutionen - oder versuchten Revolutionen - jagten den damaligen oligarchischen Eliten einen enormen Schrecken ein. Es gab nicht mehr nur die einförmige, ungebildete und daher leicht zu manipulierende Masse. Es hatten sich vielmehr Gruppen gewöhnlicher Menschen zusammengeschlossen, die eine größere politische Beteiligung und mehr Demokratie forderten. Die arbeitende Bevölkerung forderte bessere Bildungsmöglichkeiten für ihre Kinder, höhere Löhne und einen besseren Lebensstandard. Ihnen gegenüber standen die reaktionären Kräfte  - die europäischen Königs- und Adelshäuser und die Armee -  wobei eine im wesentlichen ungebildete Landbevölkerung von den Oligarchen als Kanonenfutter betrachtet wurde. Gebildete und denkende Menschen in einer immer größeren Zahl bildeten aus Sicht dieser dekadenten Eliten die größte Gefahr für ihren Machterhalt, da ihre Macht in erheblichem Maße darauf beruhte, die große Mehrheit der Untertanen, der Subjekte, wie man sie noch heute mit dem englischen Begriff subject beschreibt, in einem Zustand des Aberglaubens, der Angst und Unwissenheit zu halten. In den Jahrhunderten von den Kreuzzügen bis zur industriellen Resolution hatten es Tricks, Illusionen und Manipulationen durch Aberglauben einer kleinen Machtelite ermöglicht, die Mehrheit der Menschen zu unterjochen und sie in Dunkelheit, Unbildung und im Wesentlichen in einem Zustand der Dumpfheit zu halten. Mit dem »Krieg gegen den Terror« und seiner islamischen Entsprechung, dem weltweiten Dschihad, zielen diese Kreise darauf ab, die hochentwickelte Kultur und Zivilgesellschaff denkender Menschen zu zerstören und die Menschheit wieder auf den Stand der dunklen Zeiten der Vergangenheit oder schlimmer noch eines »Planeten der Affen« hinunterzudrücken. 

Drastische Maßnahmen     

Die von Bush und Cheney geführten Kriege gegen Afghanistan und den Irak nach den Anschlägen vom 11. September 2001 waren in jeder Hinsicht ein Fehler. Die ungeheuren Kosten dieser Kriege wurden dem amerikanischen Steuerzahler und indirekt Ländern mit einem Handelsüberschuß wie China und Rußland   aufgebürdet. Im September 2008 war einflußreichen Kreisen in Washington und an der Wall Street klar geworden, dass die Tage der USA als alleinige Supermacht bald endgültig zu Ende wären, wenn nicht drastische Maßnahmen ergriffen würden. Um das weltpolitische Machtgefüge wieder zu ihren Gunsten zu beeinflussen, waren rigorose und weitreichende Schritte erforderlich. Die Strategie sah vor, Revolutionen in der islamischen Welt zu schüren, die später unter der Bezeichnung Arabischer Frühling bekannt werden sollten, und dadurch die Erdöl- und Energieversorgung Chinas und Rußlands auf jeweils unterschiedliche Weise zu gefährden. Die Leute, die diese Pläne entwarfen, hielten sich eindeutig für sehr clever und raffiniert. Aber das waren sie nicht.

Konsequenzen der Dummheit   

Die Demonstrationen und Proteste in Tunesien im Dezember 2010 setzten eben diese in den meisten Medien als Arabischer Frühlingbezeichnete Entwicklung in Gang. Bei dem, was sich ereignete, nachdem man 2010 diese Revolutionen losgetreten hatte, handelte es sich um die unbeabsichtigten Konsequenzen einer Politik, die in ihrer Komplexität von den kaum anders als dummdreist zu bezeichnenden Köpfen in Washington und in der NATO nicht durchdacht worden war. Diese Dummheit war der sogenannte Arabische Frühling, dessen Folgen die Menschheit in die Bestialität geführt haben, und das in einer Intensität, die noch jahrzehntelang, wenn nicht sogar jahrhundertelang, nachwirken kann. Die   amerikanische Rüstungsindustrie und ihre neokonservativen Fürsprecher in der Regierung waren ihrerseits überzeugt, dass es ihnen wiederum gelingen würde,   den politischen Islam als Waffe zu benutzen. Dieses Mal allerdings ging es um die Kontrolle der gesamten Welt, die sie durch die Einkreisung Chinas und Rußlands in Form von aktiven islamistischen Aufständen herbeiführen wollten. Die im Verborgenen arbeitende Muslimbruderschaft sah nun ihre Chance gekommen, endlich ihren weltweiten Dschihad zu verwirklichen. Mit voller Rückendeckung aus dem Weißen Haus Obamas und dem amerikanischen Außenministerium unter Hillary Clinton begann sie in Tunesien, setzte ihre Revolution in Ägypten fort und verbreitete diese dann über den gesamten arabischen Nahmittelosten. Ein Bericht eines ägyptischen Bürgers über die Folgen der Regierung der Muslimbruderschaft ist bezeichnend: Sie haben bisher 80 Kirchen in Brand gesteckt. Sie ermorden Christen und nehmen ihnen ihre Geschäfte weg. Sie töten Polizisten und Armeeoffiziere und verstümmeln die Offiziere und Soldaten, bevor sie sie aufschlitzen und die Leichen auf die Straßen schleppen. Sie lynchen Kadetten, die Urlaub haben. Sie legen sie auf den Boden, binden ihnen die Hände hinter dem Rücken zusammen und schießen ihnen dann aus einer Entfernung von 20 Zentimetern in den Hinterkopf. Sie werfen Kinder von Hausdächern. Sie benutzen Waisenkinder im Alter von fünf und sechs Jahren als menschliche Schutzschilde. Sie rauben Banken und Einkaufszentren aus und töten die dort Beschäftigten. Sie legen in Regierungsgebäuden überall in Ägypten Bomben. Sie halten Löschfahrzeuge der Feuerwehr an und hindern sie daran, Brände zu löschen, die sie selbst gelegt haben. Sie dringen in Universitäten ein und versuchen, die Lehrveranstaltungen und Prüfungen zu stören. Sie verprügeln Professoren und Lehrer. 

Als die Gewalt im Namen Allahs immer weiter eskalierte und sich wie ein Buschfeuer im ganzen Land ausbreitete, wurden auch Kinder, die dem falschen Glauben angehörten und die man daher als Ungläubige ansah, enthauptet.   Frauen wurden massenweise auf brutalste Weise vergewaltigt und dann ermordet - alles im Namen des Dschihad. Die Dschihadisten nahmen ihren Glauben sehr ernst, zumindest wenn es um das Töten anderer Menschen ging.  Hasan al-Banna, der Gründer und erster geistlicher Führer der Muslimbruderschaft, hat ihre Glaubensgrundsätze wie folgt dargelegt: »Allah ist unser Ziel; der Prophet ist unser Führer; der Koran unser Gesetz; der Dschihad unser Weg. Das Sterben im Dienste Allahs ist unser brennendster Wunsch. Allah ist groß, Allah ist groß«.

Ein weltweiter Dschihad wird entfacht    

In den ersten Tagen der Präsidentschaft Barack Obamas trafen die westlichen Geheimdienste, die den politischen Islam seit dem Afghanistan-Krieg in den 1980er Jahren als Waffe eingesetzt hatten, die Entscheidung, den Einsatz des islamischen Terrorismus oder Dschihads massiv auszuweiten und die gesamte islamische Welt in einem Krisenbogen, der sich von Afghanistan über Ägypten und Libyen bis nach Marokko erstreckte, in Brand zu stecken. Auf diese Weise wollte man die sich herausbildenden wirtschaftlichen und politischen Bindungen zwischen Rußland, China, dem Iran und den Ländern Zentralasiens destabilisieren. 

Revolutionen nach Schablone 

Um die Schlüsselrolle der amerikanischen Regierung in einem Teil der Welt zu vertuschen, in dem man ihr nach den verheerenden Kriegen im Irak und in Afghanistan zutiefst mißtraute, wurden in jedem dieser Fälle von den USA finanzierte Nichtregierungsorganisationen, u.a. auch die Open-Society-Stiftungen von George Soros eingesetzt, um nützliche Oppositionsgruppen und insbesondere religiöse Gruppierungen zu finden, um dadurch die Spannungen im Zielland zu schüren.

Kopiert oder von gleicher ›Muttergeboren?

Bei den von Washington unterstützten und geförderten Protesten und Aufständen des Arabischen Frühlings wurden Berichten zufolge auch verdeckte CIA-Söldnerscharfschützen eingesetzt, um den Zorn der Bevölkerung gegen ihre Regierung anzuheizen, indem unschuldige Menschen zu Märtyrern gemacht wurden und die Schuld für die Morde dem Regime in die Schuhe geschoben wurde. Am 17. Februar 2011 brachen erste Proteste gegen den libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi aus und entwickelten sich zu einem Bürgerkrieg, in dem die Luftangriffe der NATO letztlich zum Sturz Gaddafis führten, das Land selbst aber dem Chaos ausgeliefert wurde. In Syrien herrschen nun schon seit drei Jahren Terror und Chaos, maßgeblich von den USA, Saudi-Arabien, Frankreich und Katar finanziert. Sie alle fordern zwar den Sturz des Präsidenten Baschar al-Assad, sind aber in der Frage seiner Nachfolge hoffnungslos zerstritten. Auch im Jemen, in Bahrain und in Algerien kam es zu größeren Protesten. Bis zum Dezember 2013 wurden Machthaber in folgenden Ländern gestürzt: In Tunesien, Ägypten (gleich zweimal: Husni Mubarak 2011 und der Muslimbruder Mohammed Mursi 2013), in Libyen und im Jemen. In Algerien, dem Irak, Jordanien, Kuwait, Marokko und dem Sudan brachen größere Unruhen aus, und in Mauretanien, Oman, Saudi-Arabien, Dschibuti, der Westsahara und den Palästinensergebieten kam es zu kleineren Protesten.

Washingtons Arabischer Frühling war ein verheerender Fehlschlag. In jedem betroffenen Land erwies er sich als verheerende Katastrophe. Syrien ist ein einziges Schlachtfeld und fast völlig zerstört. Washington wurde in aller Welt beschimpft und verlacht. Die Europäische Union erwies sich als unfähig und rutschte zunehmend in die Bedeutungslosigkeit ab. Saudi-Arabien, Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate schlossen sich gegen das benachbarte Katar zusammen, dem sie eine anhaltende Unterstützung der Muslimbruderschaft in Syrien und an anderen Orten vorwerfen. Washington machte sich in der arabischen Welt immer mehr zum Gespött und zu einem Symbol des imperialistischen Untergangs. Die Außenpolitik der alleinigen Supermacht, der USA, liegt seit den ersten Monaten 2014 völlig in Scherben. Die tödlichen, unbeabsichtigten Folgen der Politik nicht sehr intelligenter Köpfe - in Washington, Tel Aviv, Riad, Damaskus, Ankara, Brüssel und anderswo - haben die Welt im Frühjahr 2014 an den Rand eines weltweiten Flächenbrandes gebracht. Grund dafür ist ihre Unfähigkeit, die tiefere Bedeutung der Beziehungen zu erkennen, die sie mit ihrer Politik, den politischen Islam als Waffe einzusetzen, zerstört haben.

Wegen bevorstehender Ermittlungen des Internationalen Strafgerichtshof gegen US-Militärs wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen, u.a. in Afghanistan, verschärft die USA ihren Konfrontationskurs gegen den Internationalen Gerichtshof in Den Haag. Denn für diese bereits seit Jahrhunderten anhaltenden militärischen Übergriffe haben sich die Vereinigten Staaten bereits vorsorglich einen Freipaß erstellt: kein US-Soldat sollte je für etwaige Verfehlungen im Rahmen dieser Einsätze angeklagt werden können. Der Nationale Sicherheitsberater im Weißen Haus, John Bolton, drohte sogar mit Einreiseverboten und Finanzsanktionen gegen Richter und Staatsanwälte des Gerichts, sollten diese gegen Staatsbürger der USA, Israels oder anderer verbündeter Staaten vorgehen. Die Vereinigten Staaten seien ferner bereit, Richter und Staatsanwälte des IStGH durch die US-Strafjustizbehörden verfolgen zu lassen. Das Gleiche gelte für jedes Unternehmen oder jeden Staat, der den Gerichtshof bei derartigen Verfolgungen unterstützt.«

 

Engdahls Buch ist im Kopp-Verlag erschienen und trägt die ISBN-Nr. 978-3-86445-124-9.