Das Gipfeltreffen der Atlantischen Allianz in Brüssel - Ein Kommentar von Eric Margolis

Präsident Donald Trump zufolge, so Margolis, seien die meisten

Gipfeltreffen eine Zeitverschwendung. Der Präsident hatte sicherlich Recht mit dem NATO-Gipfel in Brüssel. Zumindest belebte er diesen, indem er seine NATO-Verbündeten noch einmal offen dafür kritisierte, dass sie nicht genug für ihre Streitkräfte ausgaben. 

Aber Trumps eigentlicher Zweck war es, der Welt zu zeigen, dass er der Boss von allem war, was er überblickte. In seiner besten Manier als Elefant im Porzellanladen belehrte und beschimpfte er die NATO-Führer im Fernsehen. Sie nahmen die verbalen Prügel hin wie Schuljungen. Der NATO-Generalsekretär, der ehemalige norwegische Premierminister Jens Stoltenberg, der von den USA ins Amt gebracht worden war, murmelte einige lahme Ausreden, während die Anhänger Trumps in den USA erfreut waren, zu sehen, dass die arroganten gottlosen Europäer ordentlich eins auf den Deckel kriegten. Darüber hinaus gab der Präsident die sehr wichtige Erklärung ab, dass er den russischen Vladimir Putin als Konkurrenten und nicht als Feind betrachtete. Aber dann negierte Trump diese vernünftige Sichtweise, indem er behauptete, Deutschland sei vollständig von Russland kontrolliertund gefangen, weil Deutschland jetzt bis zu 70 % seines Erdöl- und Erdgasbedarfs von dort bezieht.

In Wirklichkeit glauben viele Deutsche genau das Gegenteil, nämlich dass Deutschland ein Vasallenstaat Washingtons ist und 7 Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg noch immer unter amerikanischer Herrschaft steht. Sie verweisen auf die US-Kontrolle der deutschen Geheimdienste, der Außen- und  Verteidigungspolitik, die Beziehungen zu Israel und die Entsendung von Truppen zur Unterstützung der anhaltenden US-Besetzung Afghanistans.  

Über 37 aktive US-Stützpunkte und -Einrichtungen sind über Norddeutschland und Bayern verteilt. Rund 35.000 US-Soldaten bleiben in Deutschland; im Kalten Krieg waren es über 300.000. Wichtige Luftwaffenstützpunkte in Deutschland bilden den Kern der Fähigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika, Macht nach Osteuropa und in den Mittleren Osten zu projizieren. Die USA lagern heimlich Atomwaffen in Deutschland.

Die USA dominieren seit dem Zweiten Weltkrieg die sedierten Medien in Deutschland. Der amerikanische Geheimdienst hat ihre Redakteure und Kolumnisten oftmals handverlesen. Deutsche Beamte und Politiker auf allen Ebenen akzeptieren eine Liste von genehmigten Do's und Don'ts und vermeiden Aktionen, die Washington ärgern oder verärgern würden. Der amerikanische Einfluss auf Deutschland geht so weit, dass die deutsche Regierung, als bekannt wurde, dass die US-National Security Agency das Handy von Bundeskanzlerin Angela Merkel abgehört hat, auf diese Demütigung sanft und gedämpft reagierte.

Donald Trump mag Frau Merkel nicht, weil sie Flüchtlinge, muslimische noch dazu, aufgenommen hat, aber sie bleibt eine der respektvollsten und treuesten Verbündeten Amerikas. Es ist schade, dass weder sie noch NATO-Chef Stoltenberg aufgestanden sind und Trump Saures gegeben haben. Mausgleiches Verhalten bestärkte die vorherrschende Ansicht, dass die NATO-Mitglieder lediglich Wasserträger für die amerikanischen Atomritter sind. Es bekräftigt die Ansicht, dass Europa seine eigenen vereinten Streitkräfte braucht.

Hätte Trump eine Ahnung von Geschichte, was er offensichtlich nicht hat, dann wüsste er, dass Deutschland seit den Tagen der Kaiserin Katharina der Großen (1762-1796) enge wirtschaftliche Beziehungen zu Russland hat. Die Russen haben schon immer die technischen Fähigkeiten, die Effizienz und die Arbeitsmoral der Deutschen bewundert. Deutschland und Russland sind natürliche Handelspartner dank der Nähe und der Produktion dessen, was dem anderen fehlt. Eine der immerwährenden Ängste Amerikas ist somit die Bildung einer deutsch-russischen Entente. Dies geschah fast nach dem Molotow-Ribbentrop-Pakt von 1939, der die militärische und wirtschaftliche Entwicklung miteinander verband. In den letzten Jahren hat Deutschland seine wirtschaftliche Präsenz in Russland kontinuierlich ausgebaut, vor allem mit der Unterwasser-Pipeline Nord Stream 2 unter der Ostsee, die russisches Erdgas nach Deutschland bringt und dabei das unfreundliche Polen und die Ukraine vermeidet.

Der Kauf von russischem Gas bringt Deutschland unter russische Herrschaft, behauptet Trump, dessen Militär 800 Stützpunkte rund um den Globus und Soldaten von Südkorea bis Togo hat. Einen gewissen Einfluss vielleicht. Aber Russlands wichtigste Einnahmequelle ist der Export von Öl, Gas und Mineralien. Außer in Kriegszeiten ist es unwahrscheinlich, dass Moskau die Hähne seiner lebenswichtigen Ölpipelines schliessen würde.

Dieses Getue über russische Ölexporte ist das Werk der US-Neokonservativen, die die Trump-Administration besetzen und Fox TV betreiben. Sie wollen, dass Deutschland und Russland auf den Knien bleiben und dass die NATO sich Washington unterwirft.

Trump watet hier in tiefen, trüben Gewässern. Hoffen wir, dass es ihm bei seinem Treffen mit Putin besser ergeht und dass dieses  - wir wagen es zu vermuten - keine Zeitverschwendung sein wird.        

 

Quelle:
http://antikrieg.com/aktuell/2018_07_14_europa.htm
14. 7. 18  Europa erschaudert vor Herrscher Trump – Von Eric Margolis

Original auf
https://ericmargolis.com/2018/07/europe-cringes-before-emperor-trump/
July 14, 2018  Europa cringes before Emperor Trump