Das Gipfeltreffen der Atlantischen Allianz in Brüssel - Ein Kommentar von Eric Margolis 15.07.2018 20:04
Präsident Donald Trump zufolge, so Margolis, seien die meisten
Gipfeltreffen
eine Zeitverschwendung. Der Präsident hatte sicherlich Recht mit dem NATO-Gipfel
in Brüssel. Zumindest belebte er diesen, indem er seine NATO-Verbündeten noch
einmal offen dafür kritisierte, dass sie nicht genug für ihre Streitkräfte
ausgaben.
Aber
Trumps eigentlicher Zweck war es, der Welt zu zeigen, dass er der Boss von
allem war, was er überblickte. In seiner besten Manier als Elefant im
Porzellanladen belehrte und beschimpfte er die NATO-Führer im Fernsehen. Sie
nahmen die verbalen Prügel hin wie Schuljungen. Der NATO-Generalsekretär, der
ehemalige norwegische Premierminister Jens Stoltenberg, der von den USA ins Amt
gebracht worden war, murmelte einige lahme Ausreden, während die Anhänger
Trumps in den USA erfreut waren, zu sehen, dass die arroganten gottlosen
Europäer ordentlich eins auf den Deckel kriegten. Darüber hinaus gab der
Präsident die sehr wichtige Erklärung ab, dass er den russischen Vladimir Putin
als ›Konkurrenten‹ und nicht als ›Feind‹ betrachtete.
Aber dann negierte Trump diese vernünftige Sichtweise, ›indem er behauptete, Deutschland sei ›vollständig von Russland kontrolliert‹ und ›gefangen‹, weil Deutschland jetzt bis zu 70 %
seines Erdöl- und Erdgasbedarfs von dort bezieht.
In
Wirklichkeit glauben viele Deutsche genau das Gegenteil, nämlich dass
Deutschland ein Vasallenstaat Washingtons ist und 7 Jahrzehnte nach dem Zweiten
Weltkrieg noch immer unter amerikanischer Herrschaft steht. Sie verweisen auf
die US-Kontrolle der deutschen Geheimdienste, der Außen- und Verteidigungspolitik, die Beziehungen zu
Israel und die Entsendung von Truppen zur Unterstützung der anhaltenden US-Besetzung
Afghanistans.
Über 37
aktive US-Stützpunkte und -Einrichtungen sind über Norddeutschland und Bayern
verteilt. Rund 35.000 US-Soldaten bleiben in Deutschland; im Kalten Krieg waren
es über 300.000. Wichtige Luftwaffenstützpunkte in Deutschland bilden den Kern
der Fähigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika, Macht nach Osteuropa und in
den Mittleren Osten zu projizieren. Die USA lagern heimlich Atomwaffen in
Deutschland.
Die USA dominieren
seit dem Zweiten Weltkrieg die sedierten Medien in Deutschland. Der
amerikanische Geheimdienst hat ihre Redakteure und Kolumnisten oftmals handverlesen.
Deutsche Beamte und Politiker auf allen Ebenen akzeptieren eine Liste von
genehmigten Do's und Don'ts und vermeiden Aktionen, die Washington ärgern oder
verärgern würden. Der amerikanische Einfluss auf Deutschland geht so weit, dass
die deutsche Regierung, als bekannt wurde, dass die US-National Security Agency
das Handy von Bundeskanzlerin Angela Merkel abgehört hat, auf diese Demütigung sanft
und gedämpft reagierte.
Donald
Trump mag Frau Merkel nicht, weil sie Flüchtlinge, muslimische noch dazu, aufgenommen
hat, aber sie bleibt eine der respektvollsten und treuesten Verbündeten
Amerikas. Es ist schade, dass weder sie noch NATO-Chef Stoltenberg aufgestanden
sind und Trump Saures gegeben haben. Mausgleiches Verhalten bestärkte die
vorherrschende Ansicht, dass die NATO-Mitglieder lediglich Wasserträger für die
amerikanischen Atomritter sind. Es bekräftigt die Ansicht, dass Europa seine
eigenen vereinten Streitkräfte braucht.
Hätte
Trump eine Ahnung von Geschichte, was er offensichtlich nicht hat, dann wüsste
er, dass Deutschland seit den Tagen der Kaiserin Katharina der Großen
(1762-1796) enge wirtschaftliche Beziehungen zu Russland hat. Die Russen haben
schon immer die technischen Fähigkeiten, die Effizienz und die Arbeitsmoral der
Deutschen bewundert. Deutschland und Russland sind natürliche Handelspartner
dank der Nähe und der Produktion dessen, was dem anderen fehlt. Eine der
immerwährenden Ängste Amerikas ist somit die Bildung einer deutsch-russischen
Entente. Dies geschah fast nach dem Molotow-Ribbentrop-Pakt von 1939, der die militärische
und wirtschaftliche Entwicklung miteinander verband. In den letzten Jahren hat
Deutschland seine wirtschaftliche Präsenz in Russland kontinuierlich ausgebaut,
vor allem mit der Unterwasser-Pipeline Nord Stream 2 unter der Ostsee, die
russisches Erdgas nach Deutschland bringt und dabei das unfreundliche Polen und
die Ukraine vermeidet.
Der Kauf
von russischem Gas bringt Deutschland unter russische Herrschaft, behauptet
Trump, dessen Militär 800 Stützpunkte rund um den Globus und Soldaten von
Südkorea bis Togo hat. Einen gewissen Einfluss vielleicht. Aber Russlands
wichtigste Einnahmequelle ist der Export von Öl, Gas und Mineralien. Außer in
Kriegszeiten ist es unwahrscheinlich, dass Moskau die Hähne seiner lebenswichtigen
Ölpipelines schliessen würde.
Dieses
Getue über russische Ölexporte ist das Werk der US-Neokonservativen, die die
Trump-Administration besetzen und ›Fox
TV‹ betreiben. Sie wollen, dass
Deutschland und Russland auf den Knien bleiben und dass die NATO sich
Washington unterwirft.
Trump
watet hier in tiefen, trüben Gewässern. Hoffen wir, dass es ihm bei seinem
Treffen mit Putin besser ergeht und dass dieses
- wir wagen es zu vermuten - keine Zeitverschwendung sein wird.
Quelle: http://antikrieg.com/aktuell/2018_07_14_europa.htm 14. 7.
18 Europa erschaudert vor Herrscher
Trump – Von Eric Margolis
Original
auf https://ericmargolis.com/2018/07/europe-cringes-before-emperor-trump/ July 14,
2018 Europa cringes before Emperor Trump
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