Zum Thema Anschläge - In diesem Fall Manchester

Die ganze Perversität politischer Verhältnisse - die Rüstungsindustrie

eingeschlossen -  erschliesst sich aus dem nachfolgenden neuesten Bericht des durch seine unermüdlichen Aufdeckungen weltweit bekannt gewordenen und mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten australischen Journalisten John Pilger: 

Libyens Verbindung zur Tragödie von Manchester  
Das Unausgesprochene in der allgemeinen britischen Wahlkampagne ist folgendes: Die Ursachen der Greueltat von Manchester, bei der 22 junge Menschen von einem Dschihadisten umgebracht worden sind, werden unterdrückt gehalten, um die Geheimnisse der britischen Aussenpolitik zu schützen. Kritische Fragen wie etwa die, warum der Inlandgeheimdienst MI5 in Manchester terroristische Agenten führte und warum die Regierung die Öffentlichkeit nicht vor der Bedrohung in ihrer Mitte warnte, bleiben unbeantwortet, durch das Versprechen einer internen Überprüfung abgebogen.

Der mutmassliche Selbstmordattentäter, Salman Abedi, war Teil einer Extremistengruppe, der Libyan Islamic Fighting Group  - ›Libysch Islamische Kampfgruppe LIFG, die in Manchester florierte und während mehr als 20 Jahren vom MI5 kultiviert und benutzt worden war. Die LIFG, die in Libyen einen kompromisslosen islamischen Staat» anstrebt und Teil einer ausgedehnteren, von al-Kaida inspirierten weltweiten extremistischen Organisation ist, ist in Grossbritannien als terroristische Organisation verboten. 

Der smoking gun, der unwiderlegbare Beweis dafür, ist die Tatsache, dass in der Zeit, in der Theresa May Innenministerin war, die Dschihadisten der LIFG ungehindert quer durch Europa reisen durften und dazu ermutigt wurden, sich am Kampf zu beteiligen: Zuerst, um Muammar al-Gaddafi in Libyen zu beseitigen, dann, um sich al-Kaida angegliederten Gruppen in Syrien anzuschliessen. Letztes Jahr hatte das FBI Berichten zufolge Abedi auf eine Terroristen-Beobachtungsliste gesetzt und den MI5 gewarnt, dass sich Abedis Gruppe in Grossbritannien nach einem politischen Ziel umsehe. Warum wurde er nicht festgenommen und das Netzwerk rund um ihn nicht daran gehindert, die Greueltat vom 22. Mai zu planen und durchzuführen?

Diese Fragen stellen sich, weil aus dem FBI etwas durchgesickert war, das den Spin vom einsamen Wolf im Gefolge des Anschlags vom 22. Mai zerstörte; daher die panikartige, untypische, an Washington gerichtete Empörung und die Entschuldigung von Donald Trump. Die Schreckenstat von Manchester öffnet den Blick auf die britische Aussenpolitik und enthüllt deren faustische Allianz mit dem extremen Islam, insbesondere mit den unter dem Wahhabismus oder Salafismus bekannten religiösen Gruppierungen, deren hauptsächlicher Aufseher und Banker das Öl-Königreich von Saudi-Arabien ist, Grossbritanniens grösster Waffenkäufer. Diese imperiale Heirat reicht bis zum Zweiten Weltkrieg und den Anfangszeiten der Muslimbruderschaft in Ägypten zurück. Ziel der britischen Politik war, den Pan-Arabismus, im Zuge dessen arabische Staaten einen modernen Säkularismus entwickelten, ihre Unabhängigkeit vom imperialen Westen behaupteten und ihre Ressourcen kontrollierten, zu unterbinden. Die Schaffung eines habgierigen Israels sollte das beschleunigen. Der Pan-Arabismus ist inzwischen zerschlagen; das Ziel heute ist Spaltung und Eroberung. 

Die Manchester-Boys‹ 
Laut Middle East Eye war die LIFG in Manchester im Jahre 2011 unter dem Namen Manchester Boys bekannt. In unerbittlichem Gegensatz zu Muammar al-Gaddafi stehend, wurden sie als Hochrisiko angesehen und unter Überwachungsanordnungen des Innenministeriums gestellt  - das heisst unter Hausarrest -  als in Libyen, einem durch eine Vielzahl von Stammesfehden geprägten Land, Anti-Gaddafi-Demonstrationen ausbrachen. Plötzlich wurden die Überwachungsanordnungen aufgehoben. »Ich durfte gehen, es wurden keine Fragen gestellt«, sagte ein LIFG-Mitglied. Der MI5 gab ihnen ihre Pässe zurück, und die Anti-Terror-Polizei des Flughafens Heathrow wurde angewiesen, sie für ihre Flüge an Bord gehen zu lassen. 

Der Sturz Gaddafis, der Afrikas grösste Ölreserven kontrollierte, war in Washington und London von langer Hand geplant worden. Gemäss französischem Nachrichtendienst unternahm die LIFG in den 1990er Jahren mehrere vom britischen Geheimdienst finanzierte Mordversuche gegen Gaddafi. Im März 2011 ergriffen Frankreich, Grossbritannien und die USA die Gelegenheit einer humanitären Intervention und griffen Libyen an. Die NATO folgte ihnen unter dem Deckmantel einer Resolution der Vereinten Nationen zum Schutze der Zivilbevölkerung.

Im September 2016 kam eine Untersuchung des aussenpolitischen Sonderausschusses des Unterhauses zu dem Schluss, dass der damalige Ministerpräsident David Cameron das Land auf Grund einer Reihe fehlerhafter Annahmen gegen Gaddafi in den Krieg führte und dass der Angriff zum Aufstieg des Islamischen Staates in Nordafrika geführt hat. Das   Unterhauskomitee zitierte auch die, wie es schreibt, markige Beschreibung Präsident Barack Obamas, der die Rolle Camerons in Libyen eine shit show nannte. In Wirklichkeit war Obama ein führender Akteur in dieser shit show, der von seiner kriegstreibenden Aussenministerin Hillary Clinton und den Medien, die Gaddafi vorwarfen, er plane eine Genozid an seinem eigenen Volk, dazu gedrängt wurde. »Wir wussten, […] wenn wir nur einen Tag länger gewartet hätten«, so Obama, »dann hätte Bengasi, eine Stadt in der Grösse der Stadt Charlotte, ein Massaker erleiden können, das in der ganzen Region widerhallt und das Gewissen der Welt beschmutzt hätte.« Die Geschichte von dem Massaker war eine Erfindung salafistischer Milizen, denen eine Niederlage durch die libyschen Regierungstruppen drohte. Sie erzählten Reuters, es würde »ein richtiges Blutbad, ein Massaker, wie wir es in Ruanda erlebt haben«, geben. Das Unterhauskomitee berichtete: »Die Behauptung, dass Muammar al-Gaddafi das Massaker an Zivilisten in Bengasi befohlen hätte, wurde durch die vorhandenen Beweismittel nicht gestützt.«  

Die Zerstörung Libyens 
Grossbritannien, Frankreich und die Vereinigten Staaten haben Libyen als modernen Staat wirksam zerstört. Gemäss ihrer eigenen Aufzeichnungen startete die NATO zu 9700 Angriffseinsätzen, von denen mehr als ein Drittel zivile Ziele trafen. Sie umfassten Splitterbomben und Raketen mit Uransprengköpfen. Die Städte Misrata und Sirte wurden mit Bombenteppichen überzogen. Unicef, die Kinderorganisation der UNO, berichtete, dass ein hoher Anteil der getöteten Kinder unter zehn Jahre alt war.

Über das Herbeiführen des Aufstiegs des Islamischen Staates hinaus  - im Gefolge der Invasion von Tony Blair und George W. Bush im Jahre 2003 hatte der IS schon in den Ruinen des Iraks Wurzeln geschlagen -  hatten diese ultimativen Mediävisten nun ganz Nordafrika als Basis. Der Angriff löste auch einen Exodus von Flüchtlingen nach Europa aus. Cameron wurde in Tripolis als Befreier gefeiert  -   oder er glaubte, dass er es geworden war. In den Menschenmengen, die ihn bejubelten, befanden sich auch jene, die insgeheim vom britischen Special Air Service SAS, einer Spezialeinheit der britischen Armee, versorgt und ausgebildet und wie die Manchester Boysvom Islamischen Staat inspiriert worden waren. Für die Amerikaner und die Briten bestand Gaddafis wahres Verbrechen in seiner bilderstürmerischen Unabhängigkeit und seinem Plan, aus dem Petro-Dollar auszusteigen, einer Säule der imperialen Macht Amerikas. Mutig hatte er geplant, eine gemeinsame afrikanische Währung zu garantieren, die durch Gold gedeckt sein sollte, eine afrikaweite Bank einzurichten und eine Wirtschaftsunion armer Länder mit wertvollen Ressourcen voranzubringen. Unabhängig davon, ob das geschehen wäre, war schon allein die Vorstellung für die USA unerträglich, denn sie waren gerade dabei, in Afrika einzusteigen und afrikanische Regierungen mit militärischen Partnerschaften zu bestechen. Nachdem Tripolis verloren war, floh Gaddafi um sein Leben. Eine Maschine der Royal Air Force ortete seinen Konvoi, und in den Trümmern von Sirte wurde er gefangengenommen und von einem Fanatiker, in den Nachrichten als Rebell beschrieben, getötet.  

Nachdem sie Libyens 30 Milliarden $ schweres Waffenarsenal geplündert hatten, rückten die Rebellen nach Süden vor und terrorisierten dabei Städte und Dörfer. Beim Durchqueren des sub-saharischen Mali zerstörten sie die fragile Stabilität dieses Landes. Die stets beflissenen Franzosen sandten Flugzeuge und Truppen in ihre ehemalige Kolonie, um al-Kaida zu bekämpfen, die Bedrohung, die sie selbst schaffen halfen. Am 14. Oktober 2011 gab Präsident Obama bekannt, dass er Truppen von Spezialeinheiten nach Uganda in den dortigen Bürgerkrieg entsende. In den folgenden Monaten wurden US-Kampftruppen in den Südsudan, in den Kongo und in die Zentralafrikanische Republik geschickt. Nachdem Libyen gesichert war, kam die amerikanische Invasion ins Laufen: Weitgehend ohne dass darüber berichtet wurde.

Waffenverkäufe 
In London veranstaltete die britische Regierung eine der weltgrössten Waffenmessen. Der Hype an den Messeständen war der Demonstrationseffekt in Libyen. Die Londoner Industrie- und Handelskammer veranstaltete eine Vorveranstaltung unter dem Titel: Der Nahe Osten: Ein riesiger Markt für britische Verteidigungs- und Sicherheitsfirmen. Gastgeber war die Royal Bank of Scotland, ein Hauptinvestor bei Clusterbomben, die in Libyen ausgiebig gegen zivile Ziele eingesetzt worden waren. Der Werbetext für die Waffenparty der Bank rühmte die beispiellosen Gelegenheiten für britische Verteidigungs- und Sicherheitsfirmen. Diesen April weilte Premierministerin Theresa May in Saudi-Arabien und verkaufte noch mehr britische Waffen, von denen die Saudis schon welche im Wert von 3 Milliarden £ gegen den Jemen eingesetzt haben. Von Kontrollräumen in Riad aus unterstützen britische Militärberater die saudischen Bombenangriffe, durch die mehr als 10000 Zivilisten ums Leben kamen. Heute gibt es klare Hinweise auf eine Hungersnot. Alle 10 Minuten stirbt laut Unicef ein jemenitisches Kind an einer vermeidbaren Krankheit.

Die Greueltat von Manchester am 22. Mai war das Produkt solch erbarmungsloser Staatsgewalt an weit entfernten Orten, zum grossen Teil mit britischer Förderung. Das Leben und die Namen der Opfer kennen wir meistens nicht. Die Wahrheit hat Mühe, sich Gehör zu verschaffen, genauso wie sie Mühe hatte, gehört zu werden, als am 7. Juli 2005 die Bomben in der Londoner U-Bahn explodierten. Gelegentlich bricht ein Bürger das Schweigen, so etwa der Einwohner Ost-Londons, der vor dem Kamerateam und dem Reporter von CNN herging und mitten in die Platitüden sagte: »Irak! Wir marschierten in den Irak ein. Was hatten wir erwartet? Los, sagen Sie es!« 

An einer grossen Medienzusammenkunft, an der ich teilnahm, äusserten viele der wichtigen Gäste die Worte Irak und Blair als eine Art Katharsis dafür, was sie beruflich und öffentlich nicht zu sagen wagten. Allerdings war Blair vor seinem Einmarsch in den Irak vom Joint Intelligence Committee gewarnt worden, dass »die Bedrohung durch al-Kaida mit Beginn einer Militäraktion gegen den Irak zunehmen wird. Die weltweite Bedrohung durch andere islamistische Terrorgruppen und Individuen wird signifikant ansteigen.« Das Joint Intelligence Committeeist ein Teil des Kabinettbüros; es informiert das Kabinett und erstellt unter anderem täglich eine Synthese nachrichtendienstlicher Informationen zuhanden des Premiers. Genauso wie Blair die Gewalt seiner und George W. Bushs blutgetränkter shit show nach Hause brachte, so bildet auch das Verbrechen, das der von Theresa May unterstützte David Cameron in Libyen beging, eine Einheit mit dessen schrecklichen Folgen, zu denen auch die Toten und Verstümmelten in der Arena von Manchester vom 22. Mai gehören.

Wenig überraschend ist der Spin wieder da
Salman Abedi handelte allein; er war ein unbedeutender Krimineller: Nicht mehr als das; das ausgedehnte Netzwerk, das durch die undichte Stelle in Amerika enthüllt worden war, ist verschwunden. Aber die Fragen bleiben. Warum konnte Abedi frei durch Europa nach Libyen und wieder zurück nach Manchester reisen, und das nur Tage, bevor er sein entsetzliches Verbrechen verübte? Hatte der MI5 Theresa May gesagt, dass das FBI ihn als Teil einer islamistischen Zelle, die in Grossbritannien einen Anschlag auf
ein politisches Ziel»plante, aufgespürt hatte? In der Wahlkampagne hatte der Führer der Labourpartei, Jeremy Corbyn, einen vorsichtigen Bezug zu einem Krieg gegen den Terror, der gescheitert ist hergestellt. Wie er weiss, war das nie ein Krieg gegen den Terror, sondern ein Krieg im Dienst von Eroberung und Unterwerfung. Palästina. Afghanistan. Irak. Libyen. Syrien. Iran soll das nächste Land sein. Wer wird den Mut haben, das zu sagen, bevor ein weiteres Manchester geschieht?   [1] 

Anmerkung politonline d.a.:  
Man muss notgedrungen immer wieder daran erinnern, dass die brutale Zerstörung Libyens Teil des langen Kriegs der USA gegen die Menschheit ist, ein Fakt, dessen Erwähnung von der Systempresse nur allzu gern
vergessen wird. Somit ist diese Globalisierung des Krieges noch nicht zu Ende: Denn in der fünfjährigen US- Kampagne sind insgesamt 7 Staaten zu destabilisieren: Der Irak, Syrien, der Libanon, Libyen, Somalia, der Sudan und zum Schluss der Iran, wie dies der ehemalige Oberbefehlshaber der NATO-Streitkräfte, General Wesley Clark in Winning Modern Wars belegt hat.  [2]  Ziel dürfte derzeit Somalia sein, da Trump bereits Ende März Teile von Somalia zur Kampfzone erklärt und dem Verteidigungsministerium die Erlaubnis für ein aggressiveres Vorgehen gegen die dortige islamistische Miliz Al-Shabaab gegeben hat. Wie aus dem Pentagon verlautet, darf das Militär nun zielgenaue Luftangriffe zur Unterstützung der somalischen Truppen sowie der Eingreiftruppe der Afrikanischen Union Amisom fliegen, wobei die USA Somalia schon seit 15 Jahren bombardiert.  [3]

Wie der Presse zu entnehmen ist, haben nun die beiden Präsidenten Emmanuel Macron und Donald Trump signalisiert, dass sie den libyschen General Kahlifa Haftar unterstützen wollen; Macron kündigt konkrete Initiativen an, um das Land und seine Grenzen zu stabilisieren, jetzt da der Krieg gegen Libyen, dem Abertausende zum Opfer fielen, das Land in das bis heute andauernde Chaos gestürzt hat. Auf Seiten der USA heisst es einer Nachricht auf CNN vom 10. 7. zufolge, dass sich die USA wieder »stärker diplomatisch und militärisch« in Libyen engagieren will.  

Wie Radio France International am 13. 7. vermeldete, hat sich der
Chef von
Africom [http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=1066 ], General Thomas Waldhauser, am Abend des 12. Juli mit Haftar im Osten von Benghasi getroffen. Haftar, der von der Regierung im Osten des Landes als Oberbefehlshaber der Reste der libyschen Nationalarmee eingesetzt wurde, wird auch von Ägypten unterstützt; dennoch warnte der ägyptische Präsident al-Sisi im März 2016, dass eine ausländische Intervention aus Libyen ein zweites Somalia machen könne. Eine Alternative zu einer westlichen Intervention sieht al-Sisi in der Unterstützung von Haftars Libyschen Nationalen Armee, die mit dem derzeit in Tobruk residierenden, international anerkannten Parlament des Landes verbunden ist. »Es könnten«, so al-Sisi, »positive Resultate erzielt werden, wenn man die Libysche Nationalarmee unterstützt. Und diese Resultate lassen sich erzielen, bevor wir die Verantwortung für eine Intervention auf uns nehmen. Wenn wir der Libyschen Nationalen Armee Waffen und Unterstützung liefern, kann sie die Aufgabe viel besser als jeder andere bewältigen - besser als eine Intervention von aussen mit dem Risiko, dass sie uns in eine Lage bringt, die uns aus der Hand gleiten kann, und Entwicklungen hervorruft, die wir nicht kontrollieren können.«   [4]

Die Vereinigten Arabischen Emirate sind der andere grosse arabische Unterstützer Haftars. Wie es in einem Bericht von Thomas Pany heisst, hat Informationen des für den European Council on Foreign Relations arbeitenden Mattia Toaldo zufolge die Trump Administration Haftar eine klare Botschaft übermittelt, dass er bei jeder Strategie, die aus Kairo oder Abu Dhabi kommt, mitspielen soll.  [5]   

Im Februar letzten Jahres hielt Tony Cartalucci fest: »Die NATO entsendet Truppen nach Libyen, um die selbst geschaffenen Terroristen zu bekämpfen  -  Es seien bis zu 6000 Soldaten unterwegs, um in Libyen einzumarschieren und das Land zu besetzen. Dabei sollen insbesondere die Erdölfelder in Besitz genommen werden, die angeblich von Terroristen, die wiederum von der NATO mit Waffen versorgt und 2011 an die Macht gebracht wurden, bedroht sind.«  [6] 

Vergessen wir nicht, dass sich, wie dies das Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI diesen April aufgezeigt hat, ausgerechnet »Politiker der Grünen beim Libyen-Konflikt leider als Haupteinpeitscher des Kriegskurses erwiesen.«  [7] 

Der Faktor Wasser  
Mit Gaddafis Tod, schrieb Udo Ulfkotte 2015, waren die Pläne einer goldgedeckten Konkurrenz zum Petro-Dollar vom Tisch. Der damalige französische Staatspräsident Sarkozy hatte Gaddafis Pläne für eine goldgedeckte Währung noch einmal als eine direkte Bedrohung für das Finanzsystem bezeichnet.

Mit beerdigt wurde aber auch Gaddafis Wasserprojekt, das Great-Man-Made-River-Project. Im Jahr 1953 hatte die Suche nach Erdöl in den weiten Wüsten des Südens Libyens zu einer Entdeckung der riesiger Wasservorkommen geführt. Der größte Teil des Wassers hatte sich, wie es heisst, vor 15.000 bis 25.000 Jahren angesammelt. Nach erbitterten Kämpfen zwischen dem König von Libyen, Muhammad Idris bin Muhammad al-Mahdi as-Senussi, und Gaddafi setzten sich Gaddafi und seine Armee im Jahr 1969 durch und stellten von nun an die neue Regierung Libyens. Das Great-Man-Made-River-Project erzielte internationale   Anerkennung und die Vereinten Nationen zeichneten Libyen im Jahr 1999 mit dem Internationalen Wasserpreis aus, wodurch weitere umfassende Studien ermöglicht wurden. Dadurch kamen auch viele ausländische Experten ins Land, die sich an den Arbeiten beteiligten. Im Jahr 2008 stand der Bau als grösstes Bewässerungsprojekt der Welt im Guinnessbuch der Rekorde.  [8]

Das riesiges Projekt zur Wasserversorgung von Libyen, Ägypten, dem Sudan und dem Tschad hatte Gaddafi 1980 begonnen und beinahe fertiggestellt. Am 1. September 2010 konnte der erste Grossabschnitt des Projekts nach dreissigjähriger Planung und Bauzeit in Betrieb genommen werden, d.h. 5 Monate vor Beginn der Unruhen, also bevor das Projekt im wahrsten Sinne des Wortes Früchte tragen konnte. 

Am 20. 3. 2009 las man in den Maghreb-Nachrichten: Auf dem 5. Weltwasserforum in Istanbul präsentierten libysche Offiziere zum ersten Mal ein auf 33 Milliarden $ geschätztes Projekt zur Wasserförderung, das die Errichtung eines künstlichen Flusses vorsieht, damit die Bevölkerung im Norden Libyens mit trinkbarem Wasser versorgt werden kann. Die Projektarbeiten waren mit Anfang 1980 im Auftrag von Muammar Gaddafi eingeleitet worden; zwei Drittel des Projekts, bei dem es sich um eine 4 000 km lange Wasserleitung, die im Grunde liegendes gepumptes Wüstenwasser durch die libysche Sahara in den Norden fliessen lässt, sind bereits fertiggestellt worden. Berechnungen zufolge reicht der Wasservorrat bis zu 4.860 Jahren, wenn die davon profitierenden Staaten ihn wie vorgesehen verwenden. Bei der Einweihungsfeier hatte Gaddafi erklärt, dass dieses Projekt »die grösste Antwort auf Amerika ist, das uns anklagt, den Terrorismus zu fördern.«  [9]  

Einem Bericht vom März 2011 zufolge gibt es im Süden Libyens vier grosse Wasserreservoirs  - Kufra basin, Sirt basin, Morzuk basin und Hamada basin -  in denen 35.000 Kubikkilometer Wasser lagern. Diese quasi unerschöpflichen Wasserreserven sind für die Globalisten, die das Weltwassergeschäft monopolisieren wollen, viel wichtiger als das libysche Öl. Wie es hiess, kann ein Kubikmeter unbelastetes reines Wasser mit einem Kostenaufwand von unschlagbaren 35 Cent gefördert werden. Nun ist es »gefährlich, ohne einen Cent der Weltbank und des IWF ein Projekt durchzuziehen«, welches das Potential gehabt hätte, Nordafrika in einen fruchtbaren Garten zu verwandeln. »Ein solches steht dem Ziel der Destabilisierung der Region entgegen, welche die Londoner City anstrebt, um die Weltdiktatur der Konzerne durchzusetzen«.  [10]    

Als die NATO im Jahr 2011 mit der Bombardierung Libyens begann, verliessen die meisten der ausländischen Arbeiter das Land. Im Juli 2011 beschossen Kampfjets in der Nähe von Brega Wassersysteme und Rohrleitungen des Projekts und zerstörten zusätzlich eine Fabrik, die die Ersatzrohre für Reparaturarbeiten herstellte. Man vermutete ein geheimes Militärlager und eine Raketenbasis in und in der Nähe der Fabrik, so die Begründung. Bei der Bombardierung der Fabrik kamen mindestens fünf Mitarbeiter ums Leben, zudem wurde damit eine wesentliche Grundlage für die Landwirtschaft Libyens vernichtet. Mit dem Angriff auf das Röhrenwerk hat die NATO wichtige Infrastruktur und die Wasserversorgung Libyens zerstört und damit gegen internationales Recht verstoßen. Somit war die Bombardierung nach Definition ein Kriegsverbrechen.  [8] 

Abschliessend die Sichtweise des politischen Analysen, Historikers und Zukunftsforschers Professor Luigi Ambrosi, der an den Universitäten Rom, Mailand, Bologna, Calabria lehrt resp. lehrte: »Die Notwendigkeit für souveräne Staaten, Abschreckungswaffen zu haben  -  Auch wenn man es nicht will, muß man feststellen, daß Libyen, das auf nukleare und ähnliche Waffen verzichtet hatte, angegriffen und zerstört wurde. Bei Nordkorea hat das Imperium seine Befürchtungen und zögert. Hätte Gaddafi Atomwaffen gehabt, würde er noch leben und Libyen wäre ein souveräner Staat. Die Staaten außerhalb der westlichen Front können deshalb nur sagen: ›Vorwärts Iran‹. Die Verteidigung der Menschenrechte in Libyen und anderswo überlasse ich den Naiven und der neuen Gattung solcher Art gebildeter proimperialistischer Intellektueller.«  [11] 

 

Wie nicht anders zu erwarten, erfreuen sich die Urheber dieser mörderischen Vernichtungszüge nach wie vor eines unangefochtenen Daseins.

d.auerbach@gmx.ch 

 

[1]  http://www.zeit-fragen.ch/de/ausgaben/2017/nr-16-4-juli-2017/libyens-verbindung-zur-tragoedie-von-manchester.html   4. 7. 16   
Zeit-Fragen  2017  Nr. 16, 4. Juli 2017   Libyens Verbindung zur Tragödie von Manchester  -  Von John Pilger


[2] 
http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=2492  
17. 1. 16  Die Globalisierung des Krieges: Der lange Krieg der USA gegen die Menschheit 

[3]  http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-03/usa-somalia-donald-trump-pentagon  31. 3. 17

[4]  Strategic Alert Jahrgang 29 Nr. 12/13 vom 23. März 2016

[5]  https://www.heise.de/tp/features/Libyen-Was-haben-Trump-und-Macron-vor-3772185.html   14. 7. 17   Thomas Pany

[6]  http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/geostrategie/tony-cartalucci/nato-entsendet-truppen-nach-libyen-um-die-selbst-geschaffenen-terroristen-zu-bekaempfen.html      4. 2. 16 

[7]  http://www.jungewelt.de/2011/04-13/042.php  13. 4. 17  
Entwicklung statt Rüstung
 

[8]  http://www.gegenfrage.com/great-man-made-river-projekt/    1. 6. 17 
Was wurde aus Gaddafis
Great-Man-Made-River-Project?

[9]  http://derhonigmannsagt.wordpress.com/2011/03/20/die-%E2%80%9Clibysche-revolution%E2%80%9D-und-die-gigantischen-libyschen-wasserreserven/   20. 3. 2011

[10]  http://www.politaia.org/kriege/die-libysche-revolution-und-die-gigantischen-libyschen-wasserreserven-politaia-org/   6. 3. 11

[11]  http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=1847   0. 11. 2010  10 geostrategische Anmerkungen zur Besetzung Libyens - Von Lugi Ambrosi