Syrien - Unverändert nach Planung

d.a. Während versucht wird, die Kriegsstimmung gegen Syrien so voranzutreiben, damit man unter Umständen

damit rechnen könnte, nach dem Muster der humanitären Bombardierungenauch dort einen entsprechenden Angriff zu lancieren, sei nochmals daran erinnert, dass das US-Militär bereits 2003 öffentlich Militärschläge gegen Syrien in Betracht gezogen hatte, um, wie man sich in krasser Überheblichkeit ausdrückte, dessen Regierung zu disziplinieren; dabei ist klar, dass es hier weder um Menschenrechte versus Diktatur, sondern um rein geostrategische Interessen geht. Die ersten Sanktionen gegen das Land, das noch immer der bedeutendste Partner Teherans ist, verhängte Washington 2004; George W. Bush verschärfte diese Ende 2005 erneut. Spätestens seit 2006 hat die USA ausweislich interner Berichte Millionensummen an Gruppen der syrischen Exilopposition gezahlt, um einen Umsturz in Damaskus zu fördern. [1]

Was nun die weitere Planung für eine mögliche Invasion angeht, so schreibt Rainer Rupp in seinem Artikel Auf welchem Weg nach Persien?:

»Bereits im Jahr 2009 hat die Denkfabrik »Brookings Institution« in Washington ein Politikpapier mit dem Titel »Auf welchem Weg nach Persien? – Optionen für eine neue amerikanische Strategie gegen den Iran« präsentiert. Demnach führt der Weg nach Teheran über Damaskus. Der sehr einflußreiche, vornehmlich von US-Großkonzernen bezahlte Think tank hatte darin tatsächlich den Pfad vorgezeichnet, auf dem sich seither die USA, die EU und die Arabische Liga bewegt haben. Brookings empfiehlt dem Westen, den Iran international zu isolieren, einen Keil zwischen Teheran und Damaskus zu treiben und das Land zugleich durch immer schärfere Sanktionen langsam auszubluten. Parallel dazu sollen verdeckte Operationen und Terroranschläge durchgeführt und Unruhen geschürt werden. Die Subversion soll bis hin zur Unterstützung und Finanzierung von Aufständen reichen, ja sogar bis zur Ausbildung und Bewaffnung der iranischen Exilorganisation MEK, besser bekannt als Volksmudschaheddin – obwohl diese vom US-Außenministerium selbst als Terrorgruppe gelisteten wird. Aktuell treten einflußreiche US-Politiker und Generäle in Washington als Fürsprecher der MEK auf, um deren Streichung von der Terrorliste zu erreichen. Aber Damaskus ist nach einem Jahr Unruhen immer noch nicht gefallen, und deshalb ist auch Teheran längst nicht sturmreif. Deshalb hat die Brookings Institution in der vergangenen Woche die Politikempfehlung mit dem Titel »Syriens Rettung: Einschätzung von Optionen für den Regimewechsel« vorgestellt.« Man muss sich hier den blanken Zynismus vor Augen halten, mit dem eine Rettung propagiert wird, die in Wahrheit den Untergang von Syriens Regierung darstellt. »In diesem Papier«, berichtet Rainer Rupp des weiteren, »werden die bereits im Anti-Iran-Papier aufgeführten Methoden der verdeckten US-Kriegsführung an die syrischen Verhältnisse angepaßt und in drei Optionen zusammengefaßt. Erstens: Harte, aber begrenzte Militärschläge der US- und NATO-Luft- und Seestreitkräfte, die von erdrückenden Handels- und Finanzsanktionen begleitet sind und von psychologischer Kriegsführung und entsprechender Propaganda unterstützt werden; diese sollen die Eliten im Umfeld von Präsident Baschar Al-Assad davon überzeugen, daß die Zukunft im Westen liegt und es das Beste ist, den Staatschef zu stürzen und sich auf die Seite der prowestlichen Aufständischen zu schlagen. Zweitens: Nach dem Vorbild Libyen mit Hilfe einer Flugverbotszone die syrischen Luft- und Landstreitkräfte auszuschalten und anschließend jeden Widerstand zu bombardieren, der sich der bewaffneten Opposition am Boden in den Weg stellt. Drittens schließlich: Die Schaffung von »sicheren Zonen« für syrische Zivilisten entlang der Grenze zur Türkei, die von der US-NATO-Luftwaffe und einer bewaffneten Opposition geschützt würden. Als Modell dafür soll die von der USA durchgesetzte Schutzzone für Kurden im Nordirak während der 1990er Jahre dienen. Eine solche Lösung sei zwar unbefriedigend und könnte viele Jahre dauern, aber – kombiniert mit den beiden schon erwähnten Vorschlägen – könnte sie zum Kern einer gestärkten Widerstandsbewegung werden, die letztlich Assads Regime Paroli bieten könnte. Wobei die Schutzzonen als Ausgangspunkt für Angriffe und zugleich als sichere Ruhezonen für die Kämpfer dienen würden.«  [2]

Die im Zusammenhang mit Syrien bereits vielfach angeprangerte Heuchelei geht auch aus einem Bericht von Karin Leukefeld hervor, der die hinsichtlich Syriens im UNO-Sicherheitsrat am 12. 3. geführte Debatte beinhaltet, in der effektiv die Rede »von der Welle der Demokratiebewegungenwar, die vor einem Jahr begonnen hätte und sich nachhaltig auf die Region und die Welt auswirke.«  Offenbar ein Versuch, angezettelte fremdgesteuerte Revolutionen mit dem Streben nach Demokratie gleichzusetzen. Wie man sich dabei selbst übertölpelt, geht aus den Äusserungen des britischen Aussenministers William Hague hervor, »die Leukefeld festgehalten hat: Der Arabische Frühling (sei) das bedeutendste Ereignis des frühen 21. Jahrhunderts, stellte dieser fest. Internationaler Frieden und Sicherheit seien zutiefst betroffen. Die Volksaufstände hätten langgediente Regimes in Tunesien, Ägypten, Libyen und Jemen gestürzt. Seit dem Ende des kalten Krieges« habe es keine größere Aussicht auf die Ausweitung der menschlichen Freiheit gegeben.« Gewiss wird niemand, der der täglichen Pressegehirnwäsche noch nicht erlegen ist, Feststellungen dieser Art anheimfallen. »In 20 Jahren könne der Mittlere Osten aus offenen, wohlhabenden und stabilen Gesellschaften bestehen, erklärte Hague, der zwei Gründe für die Einberufung des Treffens nannte. Erstens wolle Großbritannien zu stärkeren internationalen Bemühungen aufrufen, um die politischen und wirtschaftlichen Freiheiten im Mittleren Osten zu unterstützen, dies natürlich unter Achtung der Souveränität der arabischen Nationen. Dafür müsse Ägypten, Tunesien, Jemen und Libyen überlegt Hilfe geleistet werden, damit der Übergang gelänge. Als zweiten Grund nannte Hague das eigentliche Anliegen des Sondertreffens: Syrien. Großbritannien rufe erneut zu einer dringenden, grundlegenden Aktion des Sicherheitsrates auf, so Hague, um das Blutvergießen in Syrien zu stoppen.«  [3]  Wo, stellt sich hier die Frage, achtet der Westen die Souveränität von Staaten, die ihm im Weg sind?  

Was nun die von der Brookings Institution vorgeschlagenen Schutzzonen angeht, so fiel die Forderung keineswegs auf steinigen Boden. Vor dem Treffen der selbsternannten Freunde Syriens am Abend des 19. April in Paris machte sich Sarkozy für die Unterstützung der Aufständischen stark und verlangte Korridore zur humanitären Hilfe. »Schon wieder Frankreich. Präsident Nicolas Sarkozy hat aus der Militärintervention in Libyen mit mehreren Zehntausend Toten nichts gelernt«, vermerkt hierzu Rüdiger Göbel. Doch damit nicht genug. »Sarkozy«, so Göbel ferner, »beschuldigte gleichzeitig Baschar Al-Assad auf schamlose Art und Weise zu lügen. Dieser wolle die belagerte Stadt Homs ausradieren, so wie der frühere libysche Machthaber Muammar Al-Ghaddafi dies mit Bengasi vorgehabt hätte. Frankreichs Außenminister Alain Juppé sekundierte, notwendig sei jetzt eine starke Reaktion der internationalen Gemeinschaft gegen die syrische Regierung. Mit ähnlich scharfer Tonlage hatte die Führung in Paris vor einem Jahr erfolgreich Stimmung für die westliche Militärintervention in Libyen gemacht.« [4]  In dem in dem Artikel Syrien - Der Annan-Plan zitierten Brookings-Bericht Assessing Options for Regime Change vom März dieses Jahres heisst es denn auch zu den Schutzzonen explizit, dass es Kofi Annans Mission in Syrien sei, in den von den Aufständischen besetzten syrischen Gebieten, in denen, wie zugegeben wird, die syrischen Rebellen zunehmend äusserst brutale, religiös motivierte Gewaltakte begehen, sichere Schutzzonen zu errichten, um von dort aus weitere Angriffe zu starten. Der Bericht räumt ohne weiteres ein, dass Al-Qaida-Gruppierungen auf der Seite der Rebellen kämpfen.  [5]  Das Treffen der Freunde Syrienshat Alexander Lukashevich, der Sprecher des Russischen Aussenministeriums, treffend charakterisiert: Dessen Ziel sei nicht der Dialog; im Gegenteil, es gehe darum, die Differenzen zwischen der Opposition und Damaskus zu vertiefen, indem man die Regierung weiter international isoliert. Länder, die Frieden wollen, sollten keine zerstörerischen politischen Aktivitäten entfalten, sondern Ananas Bestrebungen durch praktische politische Handlungen energisch unterstützen.  

Gleich, ob man den Begriff Schutzzone oder Korridor heranzieht, beide lassen sich ausbauen und für die eigenen Zwecke missbrauchen, zumal ihnen das Etikett humanitär noch eine zusätzliche Deckung verleiht. Zu diesen Schutzzonen liegen seit dem 20. April Informationen vor, die keineswegs dazu beitragen, sie als friedensbringend für die Syrer einzustufen : Unter dem Titel Was machte Tony Blair in Washington? berichtet die Bürgerrechtsbewegung Solidarität, dass es beunruhigende Hinweise darauf gebe, dass »Präsident Obama eine neue Strategie in der Syrienpolitik verfolgt, die den Bestrebungen des UN-Sonderbeauftragten Kofi Annan für eine friedliche Lösung entgegenlaufen«. Wie es in dem Artikel heisst, spiele dabei die Planung für sogenannte Sicherheitszonen eine wichtige Rolle. Rein zufällig hat Blair, der schon beim Irakkrieg mit seinen Manipulationen dafür gesorgt hatte, dass sich die USA sich auf ein verheerendes imperiales Abenteuer einliess, soeben die USA besucht. Dem Vernehmen nach hat der Direktor des Nationalen Sicherheitsrates für Strategische Planungen, Derek Chollet, bereits seit einigen Wochen an der Spitze der Koordinierung der Syrien-Politik eine federführende Rolle übernommen. »Seine frühere Chefin beim Aussenministerium war Anne-Marie Slaughter, jetzt Professorin in Princeton, die offen für militärische Intervention in Syrien eintritt. Sie propagiert Tony Blairs Doktrin R2P, die dieser ab 1999 beim Kosovo-Krieg in seiner berüchtigten Rede in Chicago das erste Mal verkündigte: unter humanitärem Vorwand durchgeführte militärische Interventionen. Wohin das führt, zeigte sich am Beispiel Libyens und der Ermordung von Ghaddafi. Senator John Kerry, der während des Besuchs von Blair mit diesem zusammentraf, hielt dann am 19. 4. ein Hearing des Aussenpolitischen Ausschusses des Senats ab und stellte einen Plan B für die Errichtung von Sicherheitszonen in den Grenzgebieten zu Syrien vor. Solche Zonen hätten militärische Aktionen zur Folge und bedürften offensichtlich entscheidender Unterstützung durch regionale Mächte, was mehr strategische Planungen und Überlegungen erfordere. Man brauche dafür auch mehr Koordination und Einheit beim Syrischen Nationalrat und der Freien Syrischen Armee. Aber unsere Interessen und Werte verlangen, daß wir überlegen, wie sie [die Sicherheitszonen] errichtet werden könnten und was das für Syriens Nachbarn bedeutet.Senator Corker und Senator Lugar, die beide entschiedene Gegner des Krieges gegen Libyen waren, protestierten während des Hearings. Corker sagte, man sollte sich gut überlegen, dass dies direkt in einen Konflikt mit Russland führen würde. Lugar warnte ebenfalls vor den militärischen Implikationen von Sicherheitszonen und stellte die entscheidende Frage: Warum bestehen wir eigentlich jetzt darauf, dass Assad unbedingt gehen muss?«  [6]  Des weiteren erklärte uns Sarkozy, dass Frankreich diejenigen arabischen Staaten unterstützen möchte, die eingreifen wollten. Da kann sich die Arabische Liga, und ganz speziell Katar, durchaus  freuen. Wie es ferner hiess, sei Sarkozy davon überzeugt, dass das syrische Regime keine Zukunft habe, ungeachtet des Umstands,  dass er Assad am 14. Juli 2008 in Paris noch als Ehrengast zum französischen Nationalfeiertag empfangen hatte.  

Ein aufschlussreiches Interview

In der Basler Zeitung erschien Ende Januar ein mit Shadi Hamid von der Brookings Institution in Doha geführtes Interview  [7] ; letzteres ist gemäss einer Studie der Universität von Pennsylvania vom 25. Januar weltweit der einflussreichste Think tank und ist regelmässig auf den Bilderberger-Konferenzen vertreten. Sicherlich ist es auch nicht unbedeutend, zu wissen, dass Javier Solana, zuvor Hoher Vertreter für die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der EU, nunmehr Leiter der Abteilung für aussenpolitische Forschung der Brookings Institution ist. Solana hatte vor seinem langjährigen Einsatz als EU-Aussenpolitiker das Amt des NATO-Generalsekretärs inne und als solcher den NATO-Krieg im Kosovo 1999 geleitet. Nun muss man vorausschicken, dass diese häufig in Erscheinung tretende US-Institution auch im Zusammenhang mit den Farbenrevolutionen genannt wird. So war beispielsweise bei der Rosenrevolution in Georgien und der orangenen in der Ukraine neben Soros, Freedom House, USAID auch das Brookings Institution vertreten. Dem ursprünglich von Global Research veröffentlichten und von Rainer Rupp zitierten Paper Which Path to Persia?‹ ist u.a. folgendes zu entnehmen: Wenn die USA eine iranische Provokation anführen könnte, die als Rechtfertigung für Luftangriffe dienen könnte, noch bevor diese in die Wege geleitet werden, so wäre dies bei weitem vorzuziehen. Klar ist: Je ungeheuerlicher und tödlicher die iranische Aktion wäre, und je deutlicher erkennbar wäre, dass diese nicht provoziert wurde, desto besser stünde die USA da. Natürlich wäre es für die USA äusserst schwierig, den Iran zu einer derartigen Herausforderung anzustacheln, ohne dass die restliche Welt dieses Spiel durchschaute; jedoch würde das Erkennen des Schachzug diesen unterminieren. Eine Methode, der man ein bestimmtes Mass an Erfolg zuschreiben könnte, wäre die verdeckter Anstrengungen, um einen Regimewechsel herbeizuführen; dies in der Hoffnung, dass Teheran offen, oder auch nur halbwegs offen, zurückschlagen würde, was anschliessend als ein unprovozierter feindlicher Akt von Seiten der Iraner dargestellt werden könnte.  [8]  Bereits im Jahr 1942 hatte die Brookings Institution einen mit Peace Plans and American Choices betitelten Bericht veröffentlicht, der verschiedene, nach dem Krieg durchzuführende Vorstellungen hervorhob, die alle in die Richtung Weltordnung zeigten. Zu den Optionen gehörte z.B. die explizite US-Herrschaft über internationale Angelegenheiten und die [eingetretene] Bildung einer britisch-amerikanischen Allianz. Für alle interessant ist der vom Autor Arthur Millspaugh schon damals angeführte Regionalismus. Regionale Übereinkommen – und diese werden seit geraumer Zeit verfochten und angestrebt -  betrachtete er als ein Schritt resp. Stadien in der Entwicklung hin zu einer Weltordnung.  [9]  Dass die Weltregierung resp. eine Welt ohne Grenzen nach wie vor ein angestrebtes Ziel darstellt, ergab sich auch auf der Bilderberger Konferenz des Jahres 2009, als die Vertreterin von Brookings, Alice Rivlin, nickte, als sie gefragt wurde, ob die Agenda der Konferenz in diesem Jahr a world government, a world without borders and an American Union beinhalte.  [10]  Erwartungsgemäss treffen wir auf die Brookings Institution auch beim IWF. Im April 2010 legte dessen Ökonom Domenico Lombardi in Washington folgendes dar: »Dass die Europäer trotz anfänglicher Vorbehalte den IWF [zu Griechenland] eingeschaltet haben, stärke dessen Prestige erheblich. Er sehe in der griechischen Schuldenkrise «einen grossen Gewinner, nämlich den IWF-Direktor [damals noch Strauss-Kahn], der die Uneinigkeit der Europäer geschickt ausgenutzt und dem IWF gegen alle Widerstände eine grössere Rolle in Europa verschafft hat.« Das eigentliche Thema war der Ausbau des IWF zu einer riesigen Kontrollmaschine; es gibt offensichtlich kaum noch eine Ebene, die nicht vom Kontrollwahn ergriffen würde.  [11]

Was nun das eigentliche Interview angeht, so seien hier einige kurze Auszüge wiedergegeben: »Mit dem letzten Machtwechsel von 1995«, erklärt Shadi Hamid, »kam eine aussenpolitische Öffnung. Man holte die US-Militärbasis ins Land. Und das gab Katar die Möglichkeit, gegen aussen offensiver aufzutreten. Das Ansehen und der Respekt, den man sich damit verschaffte, hilft der Machtelite auch innenpolitisch. Man verschafft sich dadurch mehr Legitimität.« Auf die Frage, warum die  Neutralität aufgegeben wurde, lautete die Antwort: »Die Aussenpolitik Katars ist offensiver geworden. Man merkt, dass man etwas erreichen kann. Einige Staaten in der Region sind darüber irritiert. Andererseits war die Beteiligung im Libyen-Konflikt auch ein kluger Schachzug.« »Wie meinen Sie das?« »Was den Wiederaufbau Libyens betrifft, befindet sich Katar in einer hervorragenden Position. Und auch vom PR-Standpunkt aus gesehen, war die Beteiligung in Libyen eine wichtige Sache. Die Marke Katars als regionale Supermacht wurde gestärkt. Nun mischt man sogar im Afghanistan-Konflikt mit, indem das erste Ausland-Büro der Taliban in Doha angesiedelt wird.« »Überschätzt Katar seine Fähigkeiten?« Antwort: »In Katar herrscht der Glaube Nichts ist zuviel, nichts ist unerreichbar. Es scheint keine Grenzen zu geben. Man hat schon im Tschad vermittelt und in Darfur. Warum soll das nicht auch mit den Taliban gelingen? Katar ist nicht nur ein arabisches Land, es ist auch ein muslimisches Land. Und man will in der muslimischen Welt eine wichtige Rolle spielen. Natürlich besteht das Risiko der Selbstüberschätzung. Aber das macht den Fall Katar ja auch so eindrucksvoll. Normalerweise sind arabische Führer nicht risikofreudig.«  [7]  

Gleich, was sich Shadi Hamid unter eindrucksvoll vorstellen mag, Fakt ist laut Werner Ruf, bis 2003 mehr als 20 Jahre lang Professor für internationale und intergesellschaftliche Beziehungen und Außenpolitik an der Uni Kassel: »Nicht zufällig forderten Katar und die Saudis seit langem die Lieferung von Waffen an die Aufständischen in Syrien, und vieles deutet darauf hin, dass sie dies seit geraumer Zeit schon tun, so wie auch bewaffnete Kämpfer aus Libyen, die über Kampferfahrung in Afghanistan verfügen, nach Syrien eingeschleust wurden. Genau von diesen Gruppen kann es abhängen, ob der Waffenstillstand dauerhaft ist.«  [12]  Nun überbietet sich das British Empire zusammen mit der USA gewissermassen, um die Öffentlichkeit glauben zu machen, dass es allenthalben darum gehe, der Demokratie Raum zu verschaffen. Diesbezüglich erklärt auch Ch. Kneffel in der Berliner Umschau: »Wer geglaubt hatte, die US-Politik habe sich nach dem Wechsel von George W. Bush zu Barack Obama gewandelt, sieht sich eines Schlechteren belehrt. Immerhin gibt man sich propagandistisch mehr Mühe und scheint es darauf anzulegen, mehr Verbündete in den Kreis der Willigen einzubinden, ohne daß die betreffenden Regierungen allzu große Schwierigkeiten mit ihrer Öffentlichkeit bekommen.«  [13]
 
Wieso
hat dann die USA ihren wichtigste Militärstützpunkt im Nahen Osten mit 13'000 Soldaten in einem Golfstaat angesiedelt, den Michael Stürzenberger einen islamistischer Wolf im Schafspelz nennt? »Der arabische Golfstaat Katar gibt sich unter der Führung von Emir Hamad Bin Khalifa al-Thani nach außen gerne ein modernes und demokratiefreundliches Image. Aber selbst Die Welt online stellt nun fest, daß dies keinesfalls der Realität entspricht.« Stürzenberger zitiert ferner den Autor Alfred Hackensberger, der unter dem Titel Das falsche Spiel des islamistenfreundlichen Katar erstaunlich offen schreibt, dass es dort hinter den Kulissen völlig undemokratisch zugehe. Hinter der Propaganda-Fassade kommt in Katar laut Welt online der typisch islamisch-diktatorische Unterdrückungsstaat zum Vorschein. Freiheit und Demokratie, wie sie al-Dschasira während des arabischen Frühlingsglorifizierte, existieren in Katar nicht. Katar hat auch mit vielen Millionen die islamistische Ennahda-Partei von Rachid al-Ghannouchi unterstützt, die bei den Wahlen in Tunesien im Oktober letzten Jahres schließlich auch als großer Sieger hervorgegangen ist.« »Katar«, heisst es ferner, »soll laut Welt online sogar ein heimlicher Unterstützer des islamischen Terrorismus sein. Dort sollen sich seit neuestem auch die Taliban wohlfühlen: Katar zählt seit Jahren zu den Ländern, aus denen islamistische Terrorgruppen wie al-Qaida, Hamas oder die Taliban finanziert werden. Kein Wunder, daß die afghanischen Taliban ihr neues Kontaktbüro nun in Doha und nicht wie geplant in der Türkei eröffnet haben. Islamisten fühlen sich in Katar gut aufgehoben ….. und in Katar ist der sunnitische Islam Staatsreligion, die meisten Moslems dort sind streng islamische Wahhabiten und die Scharia ist die Quelle der Gesetzgebung.«  [SS]  Hiermit wäre auch eine Erklärung für die Errichtung des ersten Ausland-Büros der Taliban gegeben, die in dem Interview zur Sprache kommt.  [14]  Der Golfstaat nutzt laut German Foreign Policy seine boomende Kooperation mit dem Westen zur Stärkung seiner Verbündeten in der arabischen Welt - besonders islamistischer Organisationen wie der Muslimbruderschaft in Ägypten, der Ennahda-Partei in Tunesien und islamistischer Kräfte in Libyen. Das Vorgehen erinnert an die Kooperation des Westens mit Saudi-Arabien in den 1980er Jahren in Afghanistan - im gemeinsamen Kampf gegen die Sowjetunion sowie gegen sozialistische Fraktionen in Kabul. »Katar«, schreibt GFP des weiteren, »eignet sich für die Kooperation nicht nur wegen seiner immensen Reichtümer, es verfügt über die drittgrößten Erdgasreserven weltweit, sondern auch, weil es sich im Westen mit geschickter PR als angeblich vergleichsweise liberaler Staat und damit als akzeptabler Bündnispartner vermarkten kann. Verglichen wird es regelmäßig mit Saudi-Arabien, dessen Staatsreligion, der wahhabitische Islam, Frauen nicht nur jede politische Aktivität, sondern sogar das Autofahren verbietet und auch sonst für äußerste Rigidität sowie exzessive Körperstrafen berüchtigt ist. Auch in Katar dominiert der Wahhabismus. Dabei sei zur Zeit nach ersten Ansätzen einer Liberalisierung Ende der 1990er Jahre eine härtere Kontrolle der Einhaltung wahhabitischer Regeln zu spüren; so seien zum Beispiel Paare aus Ägypten und dem Libanon, die unverheiratet zusammengelebt hatten, einige Jahre lang inhaftiert worden. Die stark islamistische Prägung des Landes wird nach außen vor allem dadurch verdeckt, daß eine der Ehefrauen des diktatorisch herrschenden Emirs, Scheicha Mouzah bint Nasser al Missned, politisch tätig ist und in der Öffentlichkeit stets prominent dargestellt wird.«  [15]  Die Vergabe der Fußball-WM 2022 an Katar hatte auf Grund der Lage der Arbeitsmigranten, die gut 87 % der Gesamtbevölkerung ausmachen und beinahe alle Arbeiter stellen, heftige Proteste ausgelöst. Warnungen von Kritikern zufolge lebten Bauarbeiter in dem Emirat faktisch in moderner Sklaverei. Sie geniessen keinerlei ausreichenden rechtlichen Schutz; laut der International Trade Union Confederation dürften ausländische Arbeitskräfte sich nicht einmal in der einzig zugelassenen Einheitsgewerkschaft  organisieren. Ausländische Arbeitsmigranten wurden ausgebeutet und misshandelt, heisst es summarisch im Jahresbericht 2011 von Amnesty International.  

Bezüglich der US-Militärbasis gilt es zu wissen, dass sich Katar mit dem Iran das grösste Gasfeld der Erde teilt, das in Katar North Field und im Iran South Pars heisst. Beim Ausbruch von Streitigkeiten lässt sich somit unschwer vermuten, auf wessen Seite sich die USA schlagen würde. In Katar war auch die zentrale Kommandostelle der US-Armee eingerichtet worden, von wo aus am 20. März 2003 die Invasion des Iraks lanciert wurde. 

Und wieso also sitzt auch die Brookings Institution in einem wie ersichtlich zutiefst islamisch geprägten Land?

Der als angeblich demokratische Alternative zur Regierung Assads von der anglo-amerikanischen Kriegsfraktion hofierte Syrische Nationalrat (SNC) bekommt inzwischen Probleme, da er alles andere als demokratisch ist. So haben prominente Mitglieder wie der Arzt Kamal al-Labwani, die Menschenrechtlerin Catherine al-Talli und der 80jährige Anwalt Haitham al-Maleh ihren Austritt erklärt. Al-Labwani beschuldigte die Führungsriege um den Vorsitzenden Burhan Ghalioun eines autokratischen Vorgehens. Die meisten der etwa 230 Mitglieder des Rates hätten keinerlei Einfluss auf Entscheidungen. »Es gibt keinen Rat, das ist alles nur Illusion«, so al-Labwani, der viele Jahre hindurch gegen die Familie Assad agierte, 2005 inhaftiert wurde und kurz nach seiner Freilassung im November 2011 dem Syrischen Nationalrat beitrat. Er verglich den Führungsstil von der kleinen Gruppe um Ghalioun mit dem von Assads Baath-Partei. »Sie versuchen einen autokratischen Führungsstil innerhalb des Rates. Es gibt keine Gruppenarbeit. Jeder arbeitet für sich allein und der ganze Rat ist noch kein einziges Mal zusammengekommen.« Sie wollten nicht mehr Komplizen des Massakers am syrischen Volk sein, das durch Aufschub, Mogelei, immer größere Versprechen und Monopolisierung der Entscheidungen begünstigt werde.  [16]  Washingtons oberstes Ziel in Syrien ist der Sturz der Regierung Assad, um dessen engsten Verbündeten, den Iran, zu treffen. In der USA herrscht eine derartige antiiranische Hysterie, dass jeder Schlag gegen die islamische Republik als gut betrachtet wird. Ehemalige Ängste der USA hinsichtlich eines nach dem Sturz von Assad eintretendes chaotisches Syrien sind jetzt in dem hektischen Bestreben, den Iran durch die Destabilisierung Syriens zu unterminieren, vergessen. Israel, dessen Einfluss in Washington in diesem Wahljahr beispiellos ist, schürt das Kriegsfieber gegen Syrien und den Iran. Israel freut sich darüber, dass die Krisen mit den beiden Ländern das Thema Palästinenser und Syriens Golanhöhen, die von Israel 1981 illegal annektiert worden waren, an den Rand gedrängt haben. Der Golan liefert ein Drittel des gesamten israelischen Wasserverbrauchs. Ziel Israels ist die Aufsplitterung Syriens in sich gegenseitig bekämpfende Regionen wie im heutigen Irak. Die französische Rechte unter der Führung von Sarkozys Partei UMP sehnt sich schon lange danach, Frankreichs früheren kolonialen Einfluss im Libanon und in Syrien wieder herzustellen. Die Regierung Assad in Syrien ist seit vier Jahrzehnten ein Stachel in der Seite Frankreichs und Frankreich hofft, in Syrien seinen Erfolg bei der Aufmischung und Abzocke Libyens wiederholen zu können.  [17]  

Zum jetzigen Zeitpunkt sind es im wesentlichen führende US-Militärs wie Gen. Martin Dempsey, Chef der Vereinigten Stabschefs der US-Streitkräfte, sowie einige patriotische Kreise in Israel, die sich einem thermonuklearen Krieg, der mit einem Angriff auf Syrien und den Iran in Gang gesetzt würde, entgegenstellen. Die Kongresskandidaten des LaRouche Political Action Committee sind genau deswegen seit Ende Februar dabei, in der USA breiten Widerstand gegen den selbstmörderischen britisch-imperialen Kriegskurs, der in Wirklichkeit gegen Russland und China gerichtet ist, zu mobilisieren. Alle Länder haben genug vom Krieg, schrieb Paul Craig Roberts, vormals stellvertretender US-Finanzminister, schon 2008, ausser der USA. Krieg, auch Atomkrieg, ist die neokonservative Strategie zur Erlangung der Weltherrschaft. Die einzige militärische Bedrohung, die auf Europa zukommt, besteht darin, für die amerikanische Weltherrschaft in Amerikas Kriege hineingezogen zu werden. Heuchelei ist das bekannteste Kennzeichen Amerikas geworden. 
 

Siehe auch 

http://www.politonline.ch/?content=news&newsid=1875   22. 1. 12 In Syrien - Fakten versus Meldungen - Die Syrienkrise - seit 2001 beschlossene Sache Von Thierry Meyssan sowie

http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=1916   18. 3. 12  Warnung an Obama

[1]  http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58053   2. 5. 2011 Eine Frage der Taktik

[2]  http://www.jungewelt.de/2012/03-24/046.php  Auf welchem Weg nach Persien? - Von Rainer Rupp

[3]  http://www.jungewelt.de/2012/03-14/011.php  Streit im Sicherheitsrat - Von Karin Leukefeld

[4]  http://www.jungewelt.de/2012/04-20/057.php  Nicolas, der Kriegstreiber  -  Von Rüdiger Göbel

[5]  http://www.jungewelt.de/2012/03-24/047.php  Verlängerung bürgerkriegsartiger Zustände in Syrien

[6]  http://www.bueso.de/node/5625   20. 4. 12  Was machte Tony Blair in Washington?

[7]  http://bazonline.ch/ausland/naher-osten-und-afrika/Eine-Militaeraktion-kann-nur-mit-den-USA-und-Europa-gelingen/story/24082086   30. 1. 12 »Eine Militäraktion kann nur mit den USA und Europa gelingen«  Von Matthias Chapman. Interview mit Shadi Hamid vom Brooking Institution in Doha

[8]  http://globalresearch.ca/index.php?context=va&aid=29320  16. 2. 12  Who Carried Out the Terrorist Car Bombings in India, Thailand and Georgia? Iran … Or Someone Else? U.S. and Israel Point Towards Iran … But Did They Do It? by Washington's Blog

[9]  http://www.crossroad.to/articles2/006/teichrib/globalization-strategy.htm  The Globalization Strategy: America and Europe in the Crucible  -  By Carl Teichrib

[10]  http://www.americanfreepress.net/html/borderless_world_173.html  13.4.09 Borderless World the Long-held Dream of Bilderberg Group By James P. Tucker, Jr;
siehe auch http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=1225  23. 5. 2009  Weltregierung, Weltpolizei und die Bilderberger

[11]  http://bazonline.ch/wirtschaft/konjunktur/Die-neue-Weltmacht/story/11804333  25. 4. 10  Die neue Weltmacht; Der Internationale Währungsfonds steigt aus der Asche der Weltwirtschaft zu neuer Grösse auf

[12]  http://www.neues-deutschland.de/artikel/224112.syrische-szenarien.html  14. 4. 12 Syrische Szenarien  -  Von Werner Ruf

[13]  http://www.berlinerumschau.com/news.php?id=45217&title=Eskalation+zum+Krieg+%96+Iran%2C+Syrien%2C+who%60s+next%3F&storyid=1001330332807   27. 2. 12  Eskalation zum Krieg – Iran, Syrien, who`s next?  -  Von Charly Kneffel

[14]  http://www.pi-news.net/2012/01/katar-ein-islamistischer-wolf-im-schafspelz/   17. 1. 12  Von Michael Stürzenberger - Katar – ein islamistischer Wolf im Schafspelz

[15]  http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58221    13. 10. 11  Zu Gast bei Freunden

[16]  http://www.bueso.de/node/5512  15. 3. 12  Weiterer Rückschlag für internationale Kriegsfraktion in Syrien

[17]  http://www.berlinerumschau.com/news.php?id=47729&title=Die+gef%E4hrliche+Situation+in+Syrien+verd%FCstert+sich++&storyid=1001332748456   26. 3. 12  Quelle: www.antkrieg.com   Die gefährliche Situation in Syrien verdüstert sich   Von Eric S. Margolis