Klare Worte an Christian Wulff

Die »kollektive Bußbereitschaft wegen Auschwitz birgt in Deutschland schon lange massenpsychotische Elemente«; Salcia Landmann, jüdische Schriftstellerin.


Herr Bundespräsident!
Bußfertig eilten Sie nach Auschwitz am Holocaust-Gedenktag, den wir einem Ihrer Vorgänger zu verdanken haben, um als erster deutscher Bundespräsident dort eine Rede zu halten und die Verbrechen der Deutschen anzuprangern. Mit Ihrer Rede nehmen auch Sie unser ganzes Volk noch 66 Jahre nach Kriegsende in Sippenhaft. Eine solche Sippenhaftung sieht unser Rechtssystem nicht vor. Es ist zudem unzulässig, daß Sie durch diensteifrige Schuldbekenntnisse bei Ihren Auslandsbesuchen die Würde des deutschen Volkes verletzen, das Sie kraft Ihres Amtes zu vertreten haben. Kein Politiker irgendeines anderen Landes der Welt würde sich dermaßen erniedrigen.
 
Seit Jahrzehnten wartet das Deutsche Volk auf einen Politiker, der würdevoll unserer eigenen Opfer gedenkt. 15 Millionen Deutsche sind umgebracht worden, davon die meisten nach dem Krieg, nach Hitler. Für sie gibt es weder einen Gedenktag noch eine Gedächtnisstätte.  Deutsche Opfer werden verhöhnt, indem geschichtsfälschend alle Verbrechen an ihnen als eine unmittelbare Folge der Hitlerpolitik erklärt, entschuldigt und kleingeredet werden. Diese himmelschreiende Ungerechtigkeit ist nur zu bereinigen, wenn auch die Verbrechen der Siegermächte und die der Vertreiberstaaten benannt werden, die nach Öffnung vieler Archive inzwischen belegt sind:
 
- 15 Millionen Menschen sind vertrieben, enteignet, entrechtet und in eine Hölle geschickt worden. Ein Menschheitsverbrechen, das einmalig in der Welt dasteht. »7,3 Millionen sind in der Ostzone und in den drei Westzonen umgekommen. 6 Millionen Deutsche sind vom Erdboden verschwunden. Sie sind verdorben, gestorben.« (Kanzler Konrad Adenauer, Erinnerungen - 1945–1953, S. 186)
 
- 1.042 deutsche Städte wurden bombardiert und dem Erdboden gleichgemacht, alle Städte von mehr als 3000 Einwohnern, darunter alle Großstädte. In der Wüste von Utah probten die Amerikaner während des Zweiten Weltkriegs an detailgetreu nachgebauten Mietskasernen die fabrikmäßig geplante Einäscherung deutscher Städte. Ein ganz Großer der modernen Architektur hat sie erschaffen - der deutsch-jüdische Architekt Erich Mendelsohn (Der Spiegel 41/1999)
 
- Millionen von Frauen und Kinder wurden vergewaltigt und für ihr Leben geschädigt.
 
- Ca. 11 Millionen deutsche Soldaten kamen in die Kriegsgefangenschaft der Alliierten und wurden entgegen der Haager Landkriegsordnung an andere Länder ausgeliefert, wie Polen, Tschechei und Jugoslawien, wo sie fürchterlichen Qualen und grausamen Behandlungen ausgesetzt waren.
- Die Deutschen wurden in einem völlig zerbombten Land dem Hungertod preisgegeben. Die Deutsche Ärzteschaft damals zur deutschen Ernährungslage: »Wir als deutsche Ärzte halten uns für verpflichtet, die Weltöffentlichkeit darauf hinzuweisen, daß das, was hier geschieht, das Gegenteil von der versprochenen Erziehung zur Demokratie ist. ..… Was wir erleben, ist die Vernichtung der geistigen und körperlichen Substanz eines großen Volkes…« (Quelle: Archiv der Bundesärztekammer. Nachlaß Karl Oelemann; Nr. 27: Ernährungsrat der deutschen Ärzte.).
 
- Die USA hat viele Todeslager auf den Rheinwiesen eingerichtet. Dort haben die Amerikaner Gefangene in voller Absicht verhungern lassen. Güterzüge des Internationalen Roten Kreuzes mit Lebensmitteln und Medikamenten wurden mit der Behauptung zurückgeschickt, es seien ausreichende Lebensmittel vorhanden. Vor den Augen der Verhungernden wurden Lebensmittel verbrannt. Den Gefangenen wurde unter Mißachtung der Genfer Konvention der Kriegsgefangenenstatus aberkannt (s. James Bacque Der geplante Tod). »Sie litten Hunger und waren der Witterung schutzlos ausgesetzt«, sagten Sie, Herr Bundespräsident, in Auschwitz am 27. 1. 2011, wobei Sie offensichtlich nicht an die deutschen Opfer dachten.
 
- 1/3 unseres Landes (164 497 qkm) mit unermeßlichen Werten wurde uns genommen.
 
- 346.000 deutsche Patente wurden konfisziert, 20.870 deutsche Warenzeichen, 50.000 neue Farbformeln.
 
- 523 deutsche Wissenschaftler wurden in die USA überführt und unzählige in die Sowjetunion. Allein 700 führende Fachleute von Junkers (Flugzeugwerke Dessau) wurden mit ihren Familienangehörigen (über 2500 Personen) am 22. Oktober 1946 in die Sowjetunion deportiert. (Nahezu alle Industriezweige und führende Hochschulprofessoren waren betroffen. Keiner hatte einen Arbeitsvertrag oder Ausweis).
 
- Unersetzliche Kunstwerke wurden uns geraubt. U.a. wurden 52 Waggons mit Gold- und Silberbarren, Juwelen, Perserteppiche, über 1000 Ölgemälde, Kisten voller Goldmünzen, Tafelsilber, Porzellan, wertvolle Briefmarkensammlungen, Pelze und seltene Bücher am 17. April 1945 von amerikanischen Truppen beschlagnahmt. Fachleute sprechen vom Raub des Jahrhunderts.
 
- Unsere Goldreserven aus dem Salzbergwerk Merkers wurden geraubt und 2,75 Milliarden RM in Papiergeld. Auch Devisen und Gold der Berliner Reichsbank blieben verschwunden (300 Mio RM). Die USA beschlagnahmte völkerrechtswidrig auch das deutsche Vorkriegsvermögen von rund 600 Millionen $ - Adenauer bemühte sich 1957 vergeblich um die Rückgabe. Hinzu kommen Unsummen für Reparationen, Leistungen aus laufenden Produktionen, Besatzungskosten und bis in die heutige Zeit Stationierungskosten (wir sind noch immer ein besetztes Land).
 
- Unsere wertvollen Wirtschaftsanlagen wurden demontiert und mitgenommen.
 
Herr Bundespräsident, Sie betonen unermüdlich: Wir müssen die Erinnerung wach halten. Aber bitte alle Erinnerungen und nicht nur Teilausschnitte, die ausnahmslos zu Lasten Deutschlands gehen. Pat Buchanan, republikanischer Bewerber für das Amt des amerikanischen Präsidenten, sagte einmal: »Die Welt weiß alles, was die Deutschen getan haben, aber sie weiß nichts über das, was den Deutschen angetan worden ist.« Sie verkünden, daß wir in tiefer Freundschaft mit unseren polnischen Nachbarn verbunden sind. Freundschaft gibt es nur in einer Atmosphäre des Vertrauens, der Offenheit, der Wahrheit und des gegenseitigen Respekts. Dauerhaft unterdrückt wird die Rolle Polens vor dem Zweiten Weltkrieg. Polen lebte mit keinem seiner Nachbarn in Frieden (außer mit Lettland und Rumänien). Polen hat ab 1920 schwere Menschenrechtsverletzungen an den 11 Millionen Menschen der nichtpolnischen Minderheiten (Deutsche, Juden, Ukrainer, Weißrussen) im Vielvölkerstaat begangen. Am 14. Dezember 1931 beschreibt der englische Manchester Guardian die polnische Nationalitätenpolitik als eine Hölle. Am 15. Juni 1932 berichtet Lord Noel-Buxton: »… Aus dem Korridor und aus Posen sind bereits nicht weniger als 1 Million Deutsche seit der Annexion abgewandert, weil sie die Bedingungen dort unerträglich finden.« Ministerpräsident Tusk stellte völlig selbstverständlich fest: für Polen ist Vertreibung kein Thema. Das ist ungeheuerlich und von deutscher Seite hätte man umgehend dagegen vorgehen müssen.
 
Ständig werden neue Massengräber mit deutschen Opfern auf jetzt polnischem Gebiet gefunden, die Überreste werden ohne Untersuchung mit Schaufelbaggern entsorgt und deutsche Politiker schauen tatenlos zu und sind an keiner Aufklärung interessiert. Auch von Ihnen werden diese Toten ignoriert und damit noch im Tode ihrer Würde beraubt. Indem unsere Politiker und insbesondere die Bundeskanzlerin, der Außenminister und Sie als der höchste Repräsentant unseres Vaterlandes, ständig deutsche Schuld heraufbeschwören und gütig über die der anderen hinweggesehen, ja sogar die geschichtliche Wahrheit leugnen (z.B. als Frau Steinbach von der Teilmobilmachung Polens sprach), bleibt die Freundschaft illusorisches Wunschdenken. Der damalige Staatspräsident Polens, Lech Walesa, durfte sich 1992 unwidersprochen in unentschuldbarer Art und Weise über unser Land äußern: »Wenn die Deutschen erneut Europa in der einen oder anderen Art destabilisieren, sollte man nicht mehr zu einer Aufteilung Zuflucht nehmen, sondern dieses Land einfach von der Landkarte ausradieren. Der Osten und der Westen besitzen die notwendigen fortgeschrittenen Technologien, um diesen Urteilsspruch durchzuführen.«
 
Wir leisten Entschädigungszahlungen an Polen, obwohl Millionen Deutsche um ihren gesamten Besitz gebracht worden sind und wir um große Teile unseres Landes. Das hat mit Freundschaft nichts, aber auch gar nichts zu tun. Das ist eine verabscheuungswürdige Kriecherei auf Kosten des deutschen Volkes, auf dessen Vertretung Sie als Präsident vereidigt worden sind. Sie sagten jetzt in Auschwitz, Herr Bundespräsident: »Die heutige Jugend muß die Wahrheit über das nationalsozialistische Terrorregime kennen.« Und weiter: »Deshalb hatte ich im vergangenen November Jugendliche eingeladen, mich nach Israel und Yad Vashem zu begleiten.« Ich halte dies für eine unzulässige Indoktrination von jungen Menschen, die um so schlimmer ist, als ihnen der vollständige geschichtliche Hintergrund vorenthalten wird.
 
Unsere Geschichte schreiben die Sieger, was von den Repräsentanten unseres Landes ohne jeglichen Widerspruch hingenommen wird. Unsere Kinder und Studenten verlassen gehirngewaschen die Schulen und Universitäten und die nach dem Krieg eingeführte Lizenzpresse rundet das Bild ab. Wer nicht politisch korrekt denkt, wird in vielen Fällen angezeigt, zu Geldstrafen verurteilt oder zu Gefängnis, verliert seinen Job oder seine Existenz (erinnern Sie sich noch an den Abgeordneten Martin Hohmann?). Wissen Sie überhaupt, daß inzwischen weit über 100.000 Menschen in unserem Land wegen sogenannter Meinungsdelikte zu Geld- oder Gefängnisstrafen verurteilt worden sind? Ich erinnere Sie auch an das Schlesiertreffen in Hannover, bei dem Sie als Ministerpräsident Niedersachsens das Auslegen und den Verkauf von Büchern untersagt haben, die in jedem Buchladen frei verkäuflich waren und nicht auf dem Index standen. Eine Zensur, die eindeutig Artikel 5 unseres Grundgesetzes verletzt hat. Genauso rechtswidrig wollten Sie Herrn Sarrazin aus der Bundesbank entfernen. Wenn Sie junge Menschen in Ihre Politik einbeziehen wollen, müssen Sie selbst ein Vorbild sein. Herr Bundespräsident, fangen Sie jetzt damit an!!!
 
Gigi Romeiser, Maintal-Dörnigheim, den 31. Januar 2011 
Frau Romeiser hat ihr Bundesverdienstkreuz inzwischen zurückgegeben.

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