Afghanistan - Wie man uns zu »bearbeiten« trachtet

d.a. Angesichts der sich steigernden ablehnenden Haltung der deutschen Bevölkerung, die sich explizit gegen den Afghanistankrieg wendet,

versucht die CIA, die Bevölkerung in Deutschland und in Frankreich für eine Fortführung des Krieges zu gewinnen. Es ist zu hoffen, dass sie  mit diesem Bestreben restlos scheitern wird. Die Einstellung der Deutschen spiegelt sich auch in dem folgenden Leserbrief wider, der in der Frankfurter Allgemeine Zeitung erschien:
 
Eine nutzlose, verlogene, mörderische Mission
»Die Erfahrung, dass in Afghanistan im Wochentakt eigene Soldaten verletzt und getötet werden, müssen Amerikaner und Briten schon seit Jahren bewältigen«, stellt Berthold Kohler fest. Na bitte, dann werden wir es doch wohl auch bringen. Das Erfahrungbewältigen, meine ich. In Afghanistan gibt es für unsere Soldaten sonst nämlich nichts zu bewältigen. Glaubt denn tatsächlich irgend jemand an eine Befriedung Afghanistans in absehbarer Zeit? Oder wenigstens an eine partielle Befriedung, wie immer die aussehen mag? Es geht wohl nur darum, das Gesicht zu wahren, bevor man dieses Unternehmen zu Ende bringt. Dafür aber auch nur noch ein einziges Menschenleben zu opfern, gleich welcher Nationalität, ist ein Verbrechen. Das sollten sich alle diejenigen sagen, die für eine Fortsetzung der Mission sind und an den Särgen der Gefallenen hehre Worte von treuer Pflichterfüllung und Verteidigung unserer Freiheit am Hindukusch fallen lassen. Diese Menschen sollten in der Tat keine Ruhe mehr finden, Tag und Nacht. Kohler fragt, wie lange Deutschland wohl noch vereint hinter seinen Soldaten stehen wird. Ich hoffe, nicht mehr lange. Ich hoffe, dass Deutschland sich endlich schützend vor seine Soldaten stellt, damit sie nicht in einer nutzlosen, verlogenen und mörderischen Mission ihr Leben lassen müssen. 1
 
Seit die Koalitionsregierung in den Niederlanden wegen des Streits über eine fortgesetzte Truppenstationierung am Hindukusch auseinandergebrochen ist, macht man sich in der CIA offenbar grosse Sorgen, dass Derartiges auch in Deutschland und in Frankreich, die nach der USA und England die meisten Truppen in Afghanistan stationiert haben, eintreten könnte. Wie Rainer Rupp berichtet 2, wurde bereits am 11. 3. von der Red Cell der CIA ein vertrauliches Sondermemorandum mit dem Titel Afghanistan: Die Erhaltung der westeuropäischen Unterstützung für die NATO-geführte Mission; warum es nicht ausreicht, auf Apathie zu setzen verfasst *. Die Unterstützung des Kriegs wird in Europa insgesamt als fragil eingeschätzt. Laut CIA setzten insbesondere die Regierungen der BRD und Frankreichs auf die Apathie der Öffentlichkeit, die es Berlin und Paris erlaubt hätten, »die Wähler zu ignorieren und unter Missachtung der Ablehnung von 80 % der Bevölkerung der beiden Länder die Truppenstärke am Hindukusch ständig zu erhöhen.« Wie man angesichts einer derart massiven Antikriegsstimmung in Deutschland von Apathie sprechen kann, spricht für sich, nämlich für eine krasse Fehleinschätzung. Nun befürchtet die CIA, dass die Kämpfe im Frühjahr und Sommer, sobald diese erhöhte zivile Opferzahlen in Afghanistan bringen würden, eine aktive Feindseligkeit auslösen könnten, was meiner Meinung nach einmal durchdringend notwendig wäre, um die Regierungen zu zwingen, der Einstellung ihrer Bürger Rechnung zu tragen. Aus den Ausführungen des Memorandums geht ferner hervor, wie die Massen-, Konzern- und Staatsmedien als leicht kontrollierbare Werkzeuge und willfährige Organe der Militärs und Geheimdiensten angesehen werden.
 
Rupp schliesst mit den Worten: »Ähnlich wie die kürzlich als Bericht herausgegebenen Empfehlungen des Jerusalemer Reut-Instituts zur organisierten Diffamierung von internationalen Kritikern der israelischen Kriegspolitik als Antisemiten, ist das CIA-Memorandum ein Rezept zur gezielten Manipulation der öffentlichen Meinung in Deutschland, Frankreich und in ganz Europa.« 
  
Das Öffentlichmachen des Geheimpapiers, das zusammen mit einem Deutschlandkenner und Kommunikationsexperten aus Hillary Clintons Aussenministerium erarbeitet wurde, ist Julian Assange, ehemaliger Computer-Hacker, Journalist und gern gesehener Gast in US-Talkshows zu verdanken. Der Onlinejournalist Assange hat es sich zum Ziel gesetzt, nicht nur Videos des Pentagons, sondern auch als geheim klassifizierte CIA-Dokumente ins Netz zu stellen. Meinungs- und Pressefreiheit sei das oberste Gut, sagt Assange. Deshalb habe er auch keine Skrupel, Geheimdossiers der CIA zu veröffentlichen, schon gar nicht, wenn der US-Auslandsgeheimdienst versuche, die Bevölkerung der NATO-Verbündeten zu beeinflussen. An der Echtheit der von WikiLeaks veröffentlichen Dokumente besteht nach Ansicht von Fachleuten kein Zweifel. Die CIA selber lehnte jede Stellungnahme ab 3.   
 
Die Stimmen, dass der Krieg in Afghanistan vom Westen nicht zu gewinnen sei, mehren sich. Die von der USA angeblich angestrebte Friedensregelung in Afghanistan ist laut radikal-islamischer Taliban lediglich eine Tarnung für eine langfristige koloniale Expansion. In Wirklichkeit strebe das Pentagon nicht das Ende des Krieges, sondern nur eine Reduzierung seiner Verluste an. CIA-Agenten und Söldner der berüchtigten US-Sicherheitsfirma Blackwater wurden im Rahmen der langfristigen US-Strategie damit beauftragt, die Lage in der Region zu destabilisieren, so der Taliban-Kommentator einer website des sogenannten Islamischen Emirats Afghanistan. Die afghanischen Mudschaheddin seien sich aber über diese Kriegslist im klaren und würden darauf nicht hereinfallen. Wenn die US-Regierung wirklich Frieden in Afghanistan wolle, müsse sie dort eine Strategie der nationalen Versöhnung fördern, auf blinde Luftangriffe und nächtliche Razzien in Wohnhäusern verzichten, unschuldige Gefangene freilassen, alle CIA-Agenten nach Hause schicken und alle Geheimgefängnisse schließen. 4 
 
Deutschland ist das drittgrösste Geberland für Afghanistan; seit 2002 hat die Regierung des Landes allein 1,1 Milliarden € in den Aufbau des Landes investiert. Im Zuge der Afghanistan-Konferenz wurden die Hilfsmittel noch einmal aufgestockt: Bis 2013 sollen jährlich bis zu 430 Millionen €  nach Afghanistan fliessen - das sind pro Jahr 178 Millionen mehr als 2009. Zwar knüpfte Entwicklungsminister Dirk Niebel die Auszahlung der deutschen Millionenhilfe an Erfolge bei der Korruptionsbekämpfung, inwieweit jedoch jemals mit einer solchen gerechnet werden kann, ist schwer ersichtlich. Eindeutig ist indessen, dass die EU insgesamt unter den sich steigernden finanziellen Lasten eine einschneidende Absenkung des Lebensstandards erleiden wird; auch diese werden wir der sprichwörtlichen Umsichtunserer Volksvertreter zu verdanken haben!
 
 
1 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 16. 4. 2010 – Leserzuschrift von Manfred Witte, Rehburg, zu dem Artikel von Berthold Kohler Keine Ruhe mehr
2 http://www.jungewelt.de/2010/04-03/062.php  3. 4. 10 CIA macht Stimmung - Von Rainer Rupp * http://file.wikileaks.org/file/cia-afghanistan.pdf  26. 3. 2010
3 http://www.swr.de/nachrichten/-/id=396/nid=396/did=6269100/128m8k3/index.html  18.4.10 Nach wachsender Kritik am Afghanistan-Einsatz - Geheime CIA-PR-Strategie für Deutschland Von Ralph Sina
4http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=31032010ArtikelPolitikRIA4 31. 3. 10