Das letzte Aufgebot? Josef Ackermann gegen Neues Bretton Woods, Roosevelt, Tremonti

Bei einer Pressekonferenz in Washington gefiel sich der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, offenbar in seiner Rolle als Vertreter des »Ancien Regime« - des bankrotten Finanzsystems [1]. Mit großer Selbstverständlichkeit erklärte er seinen Zuhörern im National Press Club am 17. Juli, wieso Investmentbanken und andere durch Liquiditätspumperei der Zentralbanken und Unterstützung der Regierungen gerettet werden sollten, bis es zu einem von ihm in drei bis sechs Monaten in Aussicht gestellten wundersamen Bankenaufschwung kommen wird.

In völliger Realitätsverweigerung behauptete er, auch wenn die Immobilienkrise in der USA andauern werde, sähe man bereits »den Anfang vom Ende der Bankenkrise«. Abgesehen von entsprechenden Finanzspritzen legt Herr Ackermann aber keinen großen Wert auf eine Intervention staatlicher Stellen. Die global agierenden Banken würden sich »selbst regulieren« und die anderen Finanzinstitutionen gleich mit. Gemeinsam mit den Vorstandsvorsitzenden des Versicherungsgiganten ING und der Scotia Bank stellte Herr Ackermann dann ein neues Komitee aus 300 globalen Finanzfirmen vor, das vom Institute for International Finance (IIF) ins Lebens gerufen wurde. Die neue Bankierslobby nennt sich Global Financial Market Monitoring Group, und will mit einem 300seitigen Bericht das Vertrauen in die Bankensysteme Europas, der USA und Asiens wiederherstellen. Ackermann hob die beachtliche Bedeutung dieses Komitees hervor. Man werde den Zentralbanken bei ihren politischen Entscheidungen in gewichtiger Weise zur Seite stehen [!] und sich mit den offiziellen Stellen austauschen. In der anschließenden Diskussion befragte ein Vertreter von LaRouches amerikanischer Nachrichtenagentur EIR [Executive Intelligence Review] Herrn Ackermann, was er davon halte, daß der italienische Wirtschafts- und Finanzminister Giulio Tremonti ein Neues Bretton Woods mit festen Wechselkursen und eine Rückkehr zu den Prinzipien Rooseveltscher Politik * verlangt. Der distinguierte Herr Ackermann verlor seine Contenance, sobald der Begriff Neues Bretton Woods fiel. Er zog die Augenbrauen empor, schüttelte den Kopf, und verkündete entschieden: »Nein, das ist unverantwortlich. Als Ökonom kann ich dem überhaupt nicht zustimmen. Wir können nicht zurückgehen, weder zu Roosevelt noch zu nationalen Währungen. Wir sind ein globales System. Stellen Sie sich bloß einmal vor, es gäbe den Euro nicht mehr, sondern alle diese nationalen Währungen, wie die DM. Das gäbe monetäres Chaos. Nein, bloß nicht! « [Anmerk. politonline: Wieso zu Zeiten der Existenz der diversen europäischen nationalen Währungen keinerlei Chaos herrschte, das zu erklären dürfte Herrn Ackermann sicherlich schwerfallen.]
 
Die anwesenden Journalisten schienen aber nicht von der Reputation und der todsicheren Macht des neuen Komitees, die internationale Glaubwürdigkeit des Bankensystems wieder herzustellen, überzeugt zu sein. Das IIF-Personal hatte jedenfalls ziemliche Mühe, ihren 300-seitigen Bericht an die Journalisten loszuwerden, wohingegen die Einladungen zum kommenden Webcast von Lyndon LaRouche am 22. Juli 08 (www.larouchepac.com) auf weit größeres Interesse stießen.
 
In diesem Zusammenhang ist auch folgendes Interview von Interesse, das Gitta Düperthal von der jungen Welt mit Jessica Castro Merino, der stellvertretenden Vorsitzenden des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main führte 2:
 
»Wenn Ackermann berufen wird, gibt es neue Proteste«
Studierende in Frankfurt am Main wehren sich gegen Honorarprofessur für Chef der DB. Der Senat der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main will am 23.7.08 entscheiden, ob der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Josef Ackermann, als Honorarprofessor für den Fachbereich Wirtschaftswissenschaften berufen werden soll. Was haben Sie dagegen?
Wir als AStA finden es untragbar, wenn der Grundsatz der Freiheit von Forschung und Lehre nicht mehr gewährleistet ist. Die Deutsche Bank bekäme durch die Berufung noch mehr Einfluß, als sie sowieso schon hat. Sie ist schon mit einer Stiftungsprofessur vertreten, und Ackermann hält bereits regelmäßig Seminare unter dem Titel »Bankstrategien und Restrukturierung«.
 
Wie reagieren die Studenten auf seine Abhandlungen?
Das ist sehr unterschiedlich. Einige finden es super, vom Vorstandschef der Deutschen Bank unterrichtet zu werden. Andere finden das äußerst fragwürdig, vor allem in bezug auf den Mannesmann-Prozeß und dem Vorwurf der Untreue gegen den Vorstandschef der Deutschen Bank. Ackermann hatte bereits im Jahr 2005 einen Ruf der Frankfurter Universität. Es gab dazu einen Antrag im Senat, der allerdings nicht behandelt und auf Eis gelegt wurde. Der öffentliche Druck in Form von kritischen Stimmen sei in der Öffentlichkeit zu groß gewesen, hieß es damals.
 
Was bezweckt die Universitätsleitung Ihrer Ansicht nach damit, den Antrag jetzt wieder aufzunehmen?
Es ist eine Gegenleistung an einen der Hauptgeldgeber für das neu eingerichtete »House of Finance« und eine Stiftungsprofessur. Der Sponsor soll so motiviert werden, weiterhin zu investieren. Für die Johann-Wolfgang-Goethe-Universität wäre es fraglos auch Werbung, eine derart populäre Figur in eine Professur zu berufen, die laut Umfrage des Managermagazins als Deutschlands attraktivster Manager bezeichnet wurde. Im aktuellen Antrag an den Senat vom Dekanat des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften steht jetzt: Man habe damals Verständnis gehabt habe, daß das Verfahren ausgesetzt wurde. Jetzt seien die kritischen Stimmen aber »deutlich leiser« geworden. Weiterhin heißt es, die kürzliche Eröffnung des House of Finance habe gezeigt, daß die »Zusammenwirkung von Wirtschaft und Wissenschaft auf einem guten Weg« sei. Wir vom AStA sehen das anders: Die Wirtschaft hat versucht, sich für relativ wenig Geld in die Wissenschaft einzukaufen, und das gelang ihr. So soll die Lehre in eine für die Deutsche Bank günstige Richtung gesteuert werden, die nur nach ökonomischen Gesichtspunkten beurteilt und stets die Gewinnmaximierung im Blick hat.
 
Können Sie Beispiele nennen?
Der Studienschwerpunkt in der Wirtschaftswissenschaft »öffentliche Wirtschaft und soziale Sicherung« wurde zugunsten des anderen Schwerpunkts »Finanzen« gekürzt. Daß die Deutsche Bank die soziale Verantwortung, die ihr obliegt, nicht wahrnehmen will, kann man auch daran sehen, daß sie 2005 trotz der Milliardengewinne 6500 Stellen gekürzt hat. Mitglieder von ATTAC finden deutliche Worte für die Politik der Deutschen Bank: Sie kooperiere mit Diktatoren, wirke mit am Kahlschlag des Regenwalds, beteilige sich an Rüstungsgeschäften.
 
Scheidet die Berufung damit nicht aus?
Unserer Meinung nach ist das so. Er wird auch an der Universität weiterhin nur seine skrupellose Geschäftspolitik bewerben, die weder sozialpolitische noch umweltfördernde Maßnahmen kennt. ATTAC wehrt sich gegen diese Politik auch, weil die Deutsche Bank bei ihrer Hauptaktionärsversammlung im Frühjahr dieses Jahres dafür geworben hat, in Getreideaktien zu investieren. Obgleich der Getreidepreis sowieso schon angestiegen war, warb man dafür, ihn noch höher zu treiben - ungeachtet des weltweiten Hungers. Auch deshalb sind wir dagegen, daß Ackermann der akademische Ehrentitel verliehen wird.
 
Ist es Berechnung, dieses Unterfangen erneut anzugehen, wenn alle im Urlaub sind?
Sollte der Senat Ackermann tatsächlich berufen, wird es trotz des Sommerloches Proteste geben. Wir haben in Frankfurt einige Erfahrungen: Beispielsweise als Peter Hartz, der Erfinder der Armutsgesetze, einen Gastvortrag halten wollte, wurde dieser gesprengt. Wir als Studierende haben ihm symbolisch Hausverbot erteilt.
 
IWF-Bedingungen sind mörderisch
In einer soeben fertig gestellten Studie berichten britische und US-amerikanische Forscher anhand von Untersuchungen in 21 Ländern Osteuropas, daß die Kreditbedingungen des IWF (Internationaler Währungsfonds) eine wesentliche Rolle bei der Wiederkehr von Tuberkulose, insbesondere der resistenten Stämme, gespielt hätten. Die Analysten der Universität Yale und Cambridge berichten, die Erfüllung der strikten IWF-Auflagen habe dazu geführt, daß Haushaltsausgaben um 8 % gesenkt wurde und die Anzahl von Ärzten pro Einwohner um 7 % abnahm. Außerdem ging damit auch die DOTS-Methode (direkt beobachtete Therapie) der TB-Behandlung zurück, die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen wird. Den Forschern zufolge gab es einen direkten Zusammenhang zwischen dem Beginn eines IWF-Programms und dem Anstieg der Tuberkulosefälle. In den betreffenden Ländern, so die Studie, habe es einen 16.6 %igen Anstieg der Todesrate und 100.000 Todesfälle mehr gegeben. Ohne diese IWF-Programme wäre die Todesrate um über 10 % gesunken, sagen die Forscher. David Stuckler von der Cambridge Universität: »Der IWF hat offenbar ganz andere Prioritäten.« 3 Diese hat vor allem John Perkins in seinem Buch Bekenntnisse eines Economic Hit Man. Unterwegs im Dienste der Wirtschaftsmafia schonungslos aufgedeckt.  So sagt Perkins: »Mit Krediten Länder zu ruinieren, war meine Aufgabe.« ISBN: 978-3570500668
 
Was Unternehmensverkäufe so mit sich bringen
BND fürchtet sich vor der CIA - Deutscher Auslandsgeheimdienst sorgt sich um Sicherheitslücke in seiner Berliner Auswertungsabteilung
 
Der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND) fürchtet einem Pressebericht zufolge, daß der US-Geheimdienst CIA sensible Daten über Mitarbeiter der BND-Auswertungsabteilung in Berlin erhalten haben könnte 4. Die mögliche Sicherheitslücke betrifft das System für eine sogenannte biometrische Zugangskontrolle zum Standort der Behörde im Stadtteil Lichterfelde, wie der Stern in seiner neuen Ausgabe laut Vorabmeldung vom 5. 8. 08 berichtet. Die Bochumer Firma, die das System installiert habe, gehöre seit Februar 2004 einem US-Unternehmen mit auffälliger Nähe zur CIA. Zu den Managern dieses früher als »Viisage« und heute als »L-1 Identity Solutions« firmierenden Unternehmens zähle seit 2002 ein früherer »Director of European Analysis« der CIA, schrieb das Magazin weiter. Beim BND sei das Mißtrauen erst entstanden, nachdem Ende 2005 der frühere CIA-Chef George Tenet einen Direktorenposten bei »Viisage« eingenommen habe, berichtete der Stern. »Da gingen die roten Lampen an«, sagt ein Mann, der direkt mit der Sache befaßt gewesen sei. Daraufhin habe der BND die Bochumer Firma nicht einmal mehr zur Wartung an das System gelassen. Dies widerspricht der bisherigen Darstellung von BND-Chef Ernst Uhrlau, der am 4. 8. 08 in der Bild-Zeitung erklärt hatte, die Zusammenarbeit mit der Firma sei »sofort eingestellt« worden, nachdem sie Anfang 2004 von der US-Firma übernommen worden war. Sowohl der deutsche Dienst als auch »L-1« versichern dem Bericht zufolge, daß keine Informationen über BND-Mitarbeiter an die CIA gegangen seien. Der Grünen-Abgeordnete Hans-Christian Ströbele kritisierte, daß das Parlamentarische Kontrollgremium des Bundestags (PKG) nie über die Sorge um ein mögliches Sicherheitsleck unterrichtet worden sei. Über einen »so gravierenden Sachverhalt« hätte »das PKG informiert werden müssen«, sagte Ströbele zu stern.de  Anmerkung politonline d.a.: Der Abgang George Tenets von der CIA kann nicht gerade als Ruhmesblatt bezeichnet werden. Es ist jedoch erstaunlich, wie diese Kategorie von Leuten immer wieder unterkommt, und das nicht unlukrativ!   
 
1 http://www.bueso.de/news/letzte-aufgebot-josef-ackermann-gegen-neues-bretton-woods-roosevelt-tremonti 19. 7. 08  Nachrichten der Bürgerrechtsbewegung Neue Solidarität
* siehe auch http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news_search Tremonti: Rohstoffspekulationen sind die »Pest des 21. Jahrhunderts« sowie http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=909 EU-Reformvertrag,  
2 http://www.jungewelt.de/2008/07-22/026.php
3 http://www.bueso.de/node/6107/print
4 http://www.jungewelt.de/aktuell/