Löst die WTO auf, damit die Welt zu essen hat!

Vor 13 Jahren und nach 10 Jahren Verhandlungen unter dem Dach der GATT über die Reform der weltweiten Landwirtschaftspolitik in Richtung Freihandel wurde 1995 die WTO, die Welthandelsorganisation, gegründet. Die eingeschlagene Politik führte direkt und vorhersehbar zu der schwerwiegenden Nahrungsmittelkrise, die die Welt jetzt durchlebt, die Millionen Menschen nicht nur mit Hunger, sondern mit dem Verhungern bedroht.

Es war von Anfang an eine Perversion, aber die Regierungen der Welt wurden unter Druck gesetzt, bedroht und gekauft, einen Plan zu akzeptieren, der dazu erdacht war, Nationen zu unterminieren und Entvölkerung zu verursachen. Die Grundsäulen der WTO verdeutlichen dies. Unter dem Vorwand, „Freihandel zu fördern und Zugang zu den Weltmärkten zu sichern“ wurden Länder davon abgehalten, Nahrungsmittelreserven zu unterhalten, in Bezug auf Nahrungsmittel autark zu werden, ihre eigenen Landwirte zu unterstützen und Importzölle zu erheben. Später wurde es mit dem Biodiesel-Wahn noch verrückter, als der britische Agent und Ober-Biotreibstoff-Apostel Al GORE seine Kampagne zur „Rettung des Planeten“ begann. Der Sonderbeauftragte der UN für „das Recht auf Nahrungsmittel“, Jean ZIEGLER, traf ins Schwarze, als er erklärte, die Praxis, Nahrungsmittel als Treibstoff zu verwenden, sei ein Verbrechen gegen die Menschheit. Das Verbrechensregister der WTO kann man am besten verstehen, wenn man auf die Jahrzehnte und die Regionen zurückblickt, in denen es einmal eine vernünftige Politik agroindustrieller Produktion gab, angefangen von den Landwirtschaftsprogrammen unter FDR gegen die Depression in den 30er Jahren und die beeindruckende Entwicklung der Produktivität der europäischen Landwirtschaft in der Nachkriegszeit. In diese Kategorie gehören auch die Autarkieprogramme Indiens, die unmittelbar nach der Unabhängigkeit von der britischen Kolonialherrschaft unternommen wurden.
 
Nahrungsmittelkartelle: Kontrolle bis zum Eßtisch!
Bereits in den frühen 70er Jahren wurde eine Serie von Maßnahmen eingeleitet, die diese Erfolge unterminierten und die Menge der verfügbaren Nahrungsmittel weltweit reduzierten. Immer mehr übernahmen Nahrungsmittelkartelle mit ihren Verbindungen zur anglo-holländischen Finanzoligarchie die Kontrolle über die gesamte Nahrungsmittelkette vom landwirtschaftlichen Betrieb bis zum Eßtisch. Auf einer Konferenz nach der anderen und von unzähligen Organisationen wurde die Linie verbreitet, der Hunger in der Welt könne trotz der phantastischen Zuwachsraten, die gerade erreicht worden waren, nicht bekämpft werden. Früher hochproduktive landwirtschaftliche Regionen in Amerika und Europa wurden entvölkert. Heute leidet ein Siebtel der Weltbevölkerung an Unterernährung. In den letzten 20 Jahren ist die Produktion von Getreide aller Art, von Reis, Weizen, Mais, zurückgegangen und diese Verluste wurden nicht durch andere Anbausorten ausgeglichen. In 12 der letzten 20 Jahre wurde insgesamt mehr Getreide verbraucht, als produziert wurde. Die weltweiten Reserven sind auf ein gefährlich niedriges Niveau gesunken, bei Futtermitteln werden sie 2008 nach den jetzigen Erwartungen auf ein 25-Jahres-Tief fallen. 2007 waren die Getreidevorräte schon auf ein Niveau gefallen, das dem Bedarf für weniger als 2 Monate entspricht. Da es sich hierbei um einen globalen Durchschnittswert handelt, bedeutet dies, daß es in vielen Regionen zu Hunger kommen wird. Es sind vermehrt Hungeraufstände zu erwarten, und das damit verbundene Chaos. Zur gleichen Zeit fährt das Getreidekartell Rekordprofite ein. Cargill hat im letzten Quartal einen Anstieg um 86 % im Vergleich zum letzten Jahr verkündet. Monsanto hatte sogar eine Verdoppelung seiner Profite zu verzeichnen, während ADM im letzten Quartal 2007 ein Rekordniveau erreichte und Syngenta einen 20 %igen Zuwachs in den Verkäufen des 1. Quartals vermeldete. Dies ist das System, das verschwinden muß. Es gibt weltweit eine Anzahl führender Vertreter von Organisationen wie der FAO, die erkennen, daß ein Versäumnis, die gegenwärtige Hungerkrise zu lösen, einem Verbrechen gegen die Menschheit gleichkommt. Aber sie müssen den Mut finden, dem britischen Freihandelsapparat entgegenzutreten, der das Problem verursacht hat. Jetzt ist die Zeit gekommen, ein Ende der WTO zu fordern und sich für die Alternative eines Neuen Bretton Woods einzusetzen 1.
 
Anmerkung politonline d.a.: Bereits im Januar 2006 2 forderte Jean Ziegler, der UNO-Berichterstatter für das Recht auf Nahrung, die Schliessung der Nahrungsmittelbörse von Chicago. Nahrungsmittel, so Ziegler, dürften nicht privaten Spekulationen unterworfen werden. Sie seien öffentliche Güter und keine Ware wie jede andere. Es ist ersichtlich, dass Ziegler ebenso überhört wird wie wir alle, heisst es doch in der Basler Zeitung vom 28. April: Spekulanten verursachen Nahrungsmittelkrise - an der Börse werden mit Reis und Getreide grosse Gewinne erzielt, auf Kosten der Dritten Welt. Beim heutigen Produktionsstand könnten laut Ziegler 12 Milliarden Menschen problemlos ernährt werden, also das Doppelte der jetzt existierenden Menschheit. Was allerdings in Afrika ins Gewicht fällt, ist die Korruption; diese, so Ziegler, werde dort aber von vielen westlichen Grossbanken und Konzernen zur Durchsetzung bestimmter politischer oder wirtschaftlicher Ziele gefördert. Ziegler geht mit den Konzernen hart ins Gericht: Die unumschränkte Macht global tätiger Konzerne bedrohe die Demokratie und ihre Profitmaximierung produziere »Leichenberge« 2. So geht er auch auf Distanz zu dem vom Schweizerischen Evangelische Kirchenbund (SEK) organisierten »Open Forum Davos«, denn die Wirtschaftsbosse wüssten sich dabei in ein gutes Licht zu rücken, auch auf Kosten blauäugiger und naiver Kirchenleute, worin ihm absolut beizupflichten ist. Die heutigen Konzerne hätten eine Machtfülle »wie sie in der Geschichte kein Kaiser, König oder Papst« je hatte, so Ziegler ferner. 500 von ihnen kontrollierten 52 % des Weltbruttosozialprodukts. Von keiner staatlichen Macht gebremst, lebe der »Dschungelkapitalismus« sein Prinzip der Profitmaximierung hemmungslos aus und negiere damit »Werte wie Solidarität, soziale Gerechtigkeit und Umverteilung«. Was die Kontrolle des Weltbruttosozialprodukts betrifft, so hat dies der Politologe und Mitglied der Trilateralen Kommission, Samuel P. Huntington, offen dargelegt: Laut ihm »kontrollieren die Davos-Leute praktisch alle internationalen Institutionen, viele Regierungen und das Gros der weltweiten Wirtschafts- und Militärkapazitäten.« Wie wir bereits des öfteren ausführten, wird sich an der gesamten Situation kaum etwas ändern, solange eine Schweizer Armee auf Weisung von Bern die Teilnehmer des WEF unter absurd hohen Kosten für den Steuerzahler schützt, also gerade die von Ziegler als Kosmokraten bezeichneten neuen Feudalherren der Welt, die keinen ehrlichen realitätsverändernden Dialog anstrebten, sondern »jede Chance für eine clevere Marketing-Darstellung nutzen, ohne aber ihre Geschäftspraktiken zu ändern.« Man wäre durchaus geneigt, den Konzernen ihre Machtfülle zu belassen, setzten sie diese zu unseren Gunsten ein. Hingegen bewirkt die Abwanderung der grossen Firmen aus Europa eine mit einer neuen Armut verbundene Massenarbeitslosigkeit. Das scheint auch die Davoser Gemeinde nicht zu begreifen, ist es doch bereits vereinbart, dass das WEF sein Jahrestreffen in den kommenden 10 Jahren weiterhin in Davos veranstalten will, unter der Bedingung, dass der geplante Ausbau des Kongresszentrums, für dessen Erweiterung immerhin rund 25 Millionen Franken veranschlagt sind, bis 2011 realisiert wird. Wie sich die politische und wirtschaftliche Lage in der Zwischenzeit entwickeln wird, lässt sich in Anbetracht der geplanten Militarisierung der EU schwer abschätzen. Und was den Hunger auf der Welt betrifft, so gibt es nicht wenige, die sich angesichts dieser Zusammenhänge die zynische Frage stellen, ob hier vielleicht ein Plan zur Bevölkerungsreduktion in Kraft tritt, wenn es schon mit den selbst inszenierten Terroranschlägen nicht so recht klappen will.  
 
1 Strategic Alert Jahrg. 22, Nr. 17 24. April 2008
2 http://www.livenet.ch/www/index.php/D/article/187/29189/   26.1.06
WEF-Kritiker Jean Ziegler: Konzerne produzieren Leichenberge