Presse-Erklärung von Christoph R. Hörstel vom 3. Januar 2008

Afghanistan: Taliban grundsätzlich positiv zu Disengagement-Plan In seinem Buch »Sprengsatz Afghanistan« hatte Christoph Hörstel einen Disengagement-Plan für Afghanistan vorgelegt, der bereits von Oppositionsführer Hekmatyar und den wichtigsten Stellen der Kabuler Verwaltung grundsätzlich positiv beurteilt worden war. Hörstel hat jetzt auch mit dem Verhandlungsführer der Taliban in Kabul den Plan erörtert. Hier sein Bericht: In Kabul haben die Taliban grundsätzliche Zustimmung zum Disengagement Plan des Experten Christoph Hörstel für Afghanistan durch ihren offiziellen Verhandlungsführer mit Karzai signalisiert. Dabei wurde betont, dass es auf Seiten der Truppensteller-Nationen in Afghanistan (ISAF/OEF) keinen einzigen Gesprächspartner gebe, dem die Taliban vertrauen.

Dieses Vertrauen sei jedoch wichtiger als die Details eines Friedensplanes, der offensichtlich positiv sei. Hörstel wies darauf hin, dass er im Falle einer Beauftragung durch eine der Truppensteller-Nationen bereit sei, für die Korrektheit der Durchführung seines Planes unter Einsatz seines Lebens zu haften. Hörstel wies darauf hin, dass nach diesem Plan, der zunächst in einer ausgesuchten Pilot-Provinz Afghanistans (vorgeschlagen war Kunduz im Norden) versuchsweise durchzuführen sei, beide Seiten jederzeit problemlos zur bisherigen Kriegführung zurückkehren könnten, wenn der Friedensprozess nicht zufriedenstellen verlaufe. In diesem Fall sieht Hörstel jedoch das Scheitern der Nato am Hindukusch voraus.

In einem mehrstündigen Gespräch erläuterte der Taliban-Offizielle, der ungenannt bleiben soll, dass er nach 16 vergeblichen Gesprächsrunden mit Karzai diesen gebeten habe, ihn nicht mehr in den Palast zu rufen. Ab Sommer 2008 seien die Taliban voraussichtlich auch nicht mehr bereit, Verhandlungen mit den ISAF-OEF-Truppensteller-Nationen aufzunehmen - vielmehr wollten sie dann bis zum vollständigen Truppenabzug weiterkämpfen. In Kabul hat Hörstel direkt nach diesem Gespräch nicht nur die meisten dort stationierten Militärattachés über diese Vorgänge am 18. Dezember abends in der italienischen Botschaft im Rahmen einer turnusmäßigen Abendveranstaltung gebrieft, sondern auch am 19. 12 vormittags in der deutschen Botschaft drei Stunden lang einen Mitarbeiter des US-Militärattachés. Der Friedensplan wurde Mullah Omar nach Hörstels Angaben auf drei Wegen zugeleitet und seine offizielle Stellungnahme erbeten.

Die nach Ausweisung überstürzte Ausreise zweier Diplomaten der UN und EU aus Afghanistan am 27.12.07, die mit größeren Mengen Bargeld in der von den britischen Verbündeten verantworteten Provinz Helmand mit Stammesältesten und offenbar auch mit Taliban verhandeln wollten, betrachtet Hörstel als direkte Folge seiner Ankündigung gegenüber dem US-Beamten, dass demnächst deutsche Bundestagsabgeordnete mit Führungspersonal des afghanischen Widerstandes, einschließlich Taliban und Islampartei (Hezb-i Islami Afghanistan), zusammenkommen könnten. Hörstel kritisiert das Vorgehen von UN und EU in der Provinz Helmand ebenso scharf wie die Deportationsentscheidung. Dazu Hörstel: »Offenbar sind die USA willens, jeden Versuch einer friedlichen Lösung des Afghanistan-Konflikts mit allen Mitteln zu torpedieren.«

Hörstel selbst wurde ebenfalls deportiert: Er reiste am 20.12.07 von Kabul nach Islamabad (Pakistan) und wurde am 21. dort von einem bewaffneten Polizeikommando in seinem Hotelzimmer festgenommen und »aus Sicherheitsgründen« am folgenden Morgen nach Deutschland deportiert. Die Behandlung sei, vor allem auch wegen seiner sehr guten Beziehungen zu Pakistan, ausgesucht freundlich gewesen, sagt Hörstel. Die Betreuung durch die deutsche Botschaft erfolgte eher hinhaltend. Die Deportation erfolgte, obwohl seine Reise nach Pakistan im Auftrag eines SPD-Bundestagsabgeordneten erfolgt war, der auch das Auswärtige Amt um Unterstützung dafür ersucht hatte. Sämtliche in Frage kommenden pakistanischen Dienststellen hatte Hörstel selbst rechtzeitig und umfassend informiert.

Hörstel Networks - Managing Director Christoph R. Hörstel
Government & Public Relations Business Consulting

MUNICH OFFICE Oslostraße 5 81829 München
BERLIN OFFICE Lindencorso Unter den Linden 21 10117 Berlin
e-Mail: chris.hoerstel@t-online.de

Christoph Hörstel »Sprengsatz Afghanistan«, Droemer & Knaur, München, Sept.2007