Sind wir noch zu retten? 08.10.2007 19:03
d.a. Das Geschehen am Hindukusch erfährt eine dramatische Zuspitzung. Die Afghanen fürchten ein Abgleiten in soziale Katastrophen. Neben zahlreichen Hungertoten und stark zunehmendem Kinderhandel sei vor allem die Verseuchung weiter Gebiete durch uranhaltige Munition zu beklagen, erklärte Dr. Daud Miraki aus Chicago im Gespräch mit der Redaktion von German Foreign Policy. Die Folgen sind Missbildungen bei Neugeborenen, Fehlgeburten und schwere Krankheiten in weiten Teilen des Landes. Neben einer wachsenden Zahl von Hungertoten beklagt Miraki, der Afghanistan seit 2001 mehrfach bereist hat, vor allem das Schicksal der Kriegswaisen. »Sie werden von kriminellen Organisationen gekidnappt«, sagt der Sozialwissenschaftler, »an Pädophile in aller Welt verkauft, auch an US-Militärunternehmen« - zum sexuellen Missbrauch und für den Organhandel. »Die Waisen sind eigentlich die Hauptopfer«, urteilt Miraki. Dieser setzt sich dafür ein, die Folgen des Einsatzes radioaktiver Munition zu bekämpfen. Wie er berichtet, haben die westlichen Invasionstruppen seit Kriegsbeginn am 7. Oktober 2001 mehr als 1.200 Tonnen Munition mit abgereichertem Uran in Afghanistan verschossen und damit weite Teile des Landes verseucht. Miraki hat die Konsequenzen sorgfältig dokumentiert. Er nennt Missbildungen bei Neugeborenen, zahlreiche Fehlgeburten und gehäuftes Auftreten von Krebs und anderen schweren Krankheiten - unter anderem im Gebiet von Tora Bora, einem Ort massiver Bombardements am Jahresende 2001. Wegen der langen Halbwertzeit von Uran - mehrere Milliarden Jahre - kann ein Ende der Verstrahlung Afghanistans nicht abgesehen werden. Die Bevölkerung des Landes, sagt Miraki, ist praktisch »zu einem permanenten Todesurteil verdammt«.
Hinzu kommen parlamentarische Auseinandersetzungen
in Kabul, in deren Mittelpunkt Aussenminister Dadfar Spanta steht. Dieser hat lange
Zeit in Aachen gelebt und trat dort der Partei des ehemaligen Aussenministers
Joseph Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) bei, der er unverändert angehört, ebenso
wie Tom Koenigs, der seit Februar
2006 UN-Beauftragter für Afghanistan ist. Das Duo
verschafft der deutschen Aussenpolitik in Kabul eine herausragende Stellung.
Anlass der Auseinandersetzungen in Kabul ist eine Entscheidung von Dadfar
Spanta von diesem Frühjahr, der Abschiebung von rund 50.000 afghanischen
Kriegsflüchtlingen aus dem Iran zuzustimmen. Die zur Rückkehr gezwungenen
Menschen, so Miraki, »kommen in ein Land, in dem die Regierung nicht einmal ein
Mindestmass an Dienstleistungen sicherstellen kann. Sie haben kein Dach über
dem Kopf, nichts, um ihre Familie zu ernähren, nichts, um ihre Familie zu
schützen. Ihre Kinder sterben in der Kälte der Nacht«. Weil der
Grünen-Politiker Dadfar Spanta die Abschiebung nicht verhinderte, kam es zu
heftigen Protesten. Am 12. Mai hatte das Kabuler Parlament mit klarer Mehrheit
Spantas Rücktritt gefordert. Seitdem tobt ein Machtkampf zwischen der
Abgeordnetenkammer und dem vom Westen installierten Präsidenten Hamid Karzai,
da dieser an Spanta festhält. Rund 60 Parlamentarier haben jetzt angekündigt,
die Missachtung des Mehrheitswillens nicht länger hinzunehmen und in Kürze
zurückzutreten.
Wie wir bereits vermerkten: Ob in Afghanistan, ob im
Irak:, unsere Regierungen haben das inkarnierte Grauen geschaffen.
Quelle: http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/57020
28.09.2007 Todesurteil
Inszenierter
Terror
Marcus
Klöckner: Kenner des politischen Washingtons warnt den Iran vor
US-Provokation
In einem
offenen Brief an die iranische Führung hat ein Insider der politischen Szene in
Washington den Iran davor gewarnt,
dass die USA durch eine Provokation das Land in einen Krieg ziehen könnte. Gary
Hart, ehemaliger Senator und Vordenker der Heimatschutzpolitik der USA, rät der
iranischen Regierung in dem am 28. September in der Huffington Post veröffentlichten Schreiben, sich »so defensiv wie
nur möglich« zu verhalten, da sein Land für die Fabrizierung von Kriegsgründen
bekannt sei: »Vorausgesetzt, dass Sie nicht vollkommen ignorant sind und sich
einen Krieg mit der USA wünschen, täten Sie gut daran, sich mit der Versenkung
der U.S.S. Maine im Hafen von Havanna 1898 sowie mit der Geschichte des
Vorfalls im Golf von Tonking 1964 auseinanderzusetzen«, schreibt Hart gleich zu
Beginn seines Briefes. Bei beiden Ereignissen wurden angeblich die USA von
einem Feind angegriffen, was Amerika einen Grund bot, in den
spanisch-amerikanischen bzw. den Vietnamkrieg einzutreten. Heute weiss man, dass
sowohl der Vorfall in Havanna als auch der angebliche Angriff der
Nordvietnamesen auf ein Schiff der US-Navy im Golf von Tonking nicht auf
feindliche Übergriffe zurückzuführen waren, sondern von der USA selbst fabriziert wurden, wie es
beispielsweise die sogenannten Pentagon-Papiere von 1971 dokumentieren. Mit
seinen Äusserungen knüpft Hart an die Argumentation von Zbigniew Brzezinski an,
der Anfang 2007 in einem Ausschuss ebenfalls den Verdacht aussprach, die
US-Regierung könnte durch einen gefälschten Angriff, der dem Iran in die Schuhe
geschoben würde, einen Kriegsgrund herstellen.
Quelle: http://www.jungewelt.de/2007/10-02/027.php
Cheney stürzen, um einen Weltkrieg
zu verhindern
Am
26. 9. 07 genehmigte der US-Senat mit 76 zu 22 Stimmen einen Zusatz zum
Verteidigungshaushalt, worin Präsident Bush aufgefordert wird, die Iranischen
Revolutionsgarden als »ausländische terroristische
Organisation« einzustufen, was mit wirtschaftlichen Sanktionen verbunden ist.
Von der EIR [Executive Intelligence Review] befragte Militärexperten betonten,
nominell seien damit nur wirtschaftliche Massnahmen genehmigt, doch im Rahmen
des rechtlich schwammigen Kriegs gegen der Terrorismus der Regierung Bush sei
die Entscheidung des Senats de facto ein Freibrief für militärisches Vorgehen.
Verfassungsrechtler und Militäranalysten erklären, Präsident Bush könne
aufgrund dieses Zusatzes praktisch jederzeit einen Bombenangriff auf den Iran
anordnen, ohne zuvor beim Kongress eine besondere Genehmigung einzuholen. Den
Antrag hatten zwei der wichtigsten Verbündeten von Vizepräsident Dick Cheney
gestellt: der unabhängige Senator Joe Lieberman und der Republikaner Jon Kyl.
Nach Protesten des Demokraten James Webb wurden zwei besonders empörende
Abschnitte aus dem Antrag gestrichen, und deshalb behaupteten einige Senatoren
hinterher, die Entscheidung sei keine indirekte Kriegsautorisierung. Aber es
ist sehr fraglich, ob das Weisse Haus und insbesondere Cheney sich an diese
enge »Interpretation« halten werden. Am selben Tag gab
auch das Repräsentantenhaus klein bei. Mit überwältigender Zustimmung von 408
zu 6 Stimmen beschloss es ein »Gesetz zur Aktivierung von
Sanktionen gegen den Iran«, das jedes amerikanische oder
ausländische Unternehmen, das mehr als 20 Mio.$ in den iranischen Energiesektor
investiert, mit Strafen belegt. Somit ist der Boden für einen neuen
Präventivkrieg der Regierung Bush-Cheney bereitet worden. Weitsichtige Stimmen
warnen, ein Krieg gegen den Iran könne zu noch weit Schlimmerem führen. Obwohl
die Grossmächte bei den Vereinten Nationen
inzwischen offenbar erreicht haben, dass die Sanktionen gegen den Iran nicht
verschärft werden, wird die Kriegsgefahr nicht nachlassen, solange Cheney an
der Macht ist.
Wissenschaftler stellen
US-Raketenabwehr in Europa in Frage
Der
Physiker Dr. Ted Postol vom MIT [Massachusetts Institute of Technology] führt
seine offensive Demonstration, warum und wie die Pläne zur Raketenabwehr, die
für Polen und die Tschechische Republik vorgesehen sind, Russlands
Interkontinentalraketen (ICBM) bedrohen, fort. Natürlich besteht die Regierung
Bush darauf, dass die vorgesehenen Abfangraketen und Radareinrichtungen
lediglich zum Schutz gegen iranische Raketen vorgesehen seien und russische Raketen
nicht treffen könnten. Postol aber behauptet, die Raketenabwehrbehörde (MDA)
habe die Geschwindigkeit der vorgesehenen Abfangraketen in Polen unter- und die
Dauer zwischen dem Orten und dem Abschuss der Abfangraketen überschätzt, um so
die Russen in falscher Sicherheit zu wiegen.
Die MDA geriet so unter Druck, dass sie eine fünfseitige Entgegnung zu
Postol veröffentlichte, in der sie ihn beschuldigte, die Möglichkeiten des
vorgeschlagenen Systems zu überschätzen. Postol meinte in seiner Antwort, die im
Wall Street Journal vom 27. 9. 07 abgedruckt
wurde, wenn das so sei, »dann können sie auch nicht Orte [in
Europa] verteidigen, von denen sie bisher behaupteten, sie könnten es.« Am
26.9. brachte AP Interviews mit fünf weiteren anerkannten Physikern, die das
Material studiert und zum Teil eigene Berechnungen angestellt haben, und die
alle Postols Schlussfolgerungen teilen: dem Direktor des Programms für
Friedensstudien am Cornell-Institut, Lewis; Podvig vom Zentrum für
internationale Sicherheit und Zusammenarbeit an der Stanford-Universität;
dem Miterfinder der Atombombe und SDI-Gegner Garwin; dem ehemaligen
hochangesehenen Direktor des Lawrence Livermore Laboratoriums und ehemaligen
stellvertretenden Verteidigungsminister in der Regierung Clinton, Coyle, und
einem Physiker von der Union of Concerned Scientists, Wright.
Quelle:
http://www.larouchepub.com/
Strategic Alert Jg. 21, Nr. 40 vom 4.10.07
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