»Die Regierung ist eine Filiale der Ölindustrie«

politonline d.a. Ein Blick auf die homepage von Wayne Madsen schlüsselt jeweils Hintergrundgegebenheiten auf, die in keiner Tagespresse erscheinen. In »Notizen von politonline vom 13.01.2007« sind Fakten bezüglich des neuen UNO-Generalsekretärs Ban Ki Moon festgehalten, die Madsen veröffentlichte.


Wie wir bereits des öfteren vermerkten, ist der Filz hinter unserer Demokratiekulisse unbeschreiblich. Hierzu gehört auch die von Madsen am 12. März bezüglich Thailand veröffentlichte Information. Obwohl die Administration Bush den letztes Jahr gegen Premierminister Thaksin Shinawatra erfolgten Putsch, der diesen stürzte, als er auf dem Weg nach New York war, heimlich unterstützte, hat die Militärjunta eine Hauptlieferroute durch Thailand geschlossen. Diese beförderte Drogen und gefährdete wildlebende Tiere, von deren Lieferung Bushs ’Betuchte und Hochbegüterte’ abhängig sind. Indem sie sich das ‚Missing in Action’-Programm von Laos als Deckmantel zunutze machten, hatte das US-Militär und die verdeckt operierenden Helfer den thailändischen Militärluftwaffenstützpunkt in Udorn benutzt, um von dort aus bedrohte Tierarten, insbesondere Reptilien, sowie Drogen aus Laos zu der ausserhalb von Oakland, Kalifornien, liegenden Travis Air Force Base zu verfrachten. Diese Route ist nun von der Militärregierung geschlossen worden. Dadurch sind die im geheimen arbeitenden US-Akteure gezwungen, ihre unrechtmässig erworbene Beute auf dem Mekong von Laos aus durch Phnom Penh und von dort weiter nach Sihanoukville zu verschiffen. Durch das Stillegen der Udorn-Route ist die Bedeutung einer über Land führenden Schmuggelroute gestiegen, die von der Küste des indischen Ozeans in Myanmar (Burma) aus über Trat in Thailand [ein bedeutendes Schmuggelzentrum] nach Kambodscha führt, von wo aus das Schmuggelgut nach Übersee verschifft wird. Das nachstehende Interwiev mit dem Autor des von uns vorgestellten Buches »Moralischer Bankrott. Der amerikanische Offenbarungseid« erschien in der Jungen Welt.

US-amerikanischer Journalist setzt sich für internationalen Strafgerichtshof ein und beleuchtet die Hintergründe des »Krieges gegen den Terror«. Ein Gespräch mit Wayne Madsen
 
Sie sammeln derzeit Unterschriften für eine »Nürnberger Erklärung«, in der Sie fordern, daß die USA dem Abkommen über den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag beitreten. Wie stehen die Chancen dafür?
Jedenfalls wird sich nichts bewegen, solange wir nicht eine andere Regierung bekommen. Selbst die Clinton-Regierung wollte sich bei einem Beitritt zahlreiche Hintertüren für US-Amerikaner, vor allem für Soldaten, offenhalten. Es wird ein langer Prozeß sein, auch wenn das Präsidentenamt an die Demokraten gehen sollte.
 
Wie weit wird die internationale Strafgerichtsbarkeit durch die US-Bevölkerung unterstützt?
Die meisten Menschen wissen nicht genau Bescheid, zumal die Medien den Haager Gerichtshof verteufeln. Aber wenn man Bürger befragt, ob man George W. Bush, Dick Cheney, Donald Rumsfeld, Paul Wolfowitz und andere für Kriegsverbrechen anklagen sollte, sind viele dafür.
 
Ihrem Buch »Moralischer Bankrott« zufolge stehen hinter dem »Krieg gegen den Terror« hauptsächlich geschäftliche Interessen.
Ja, wenn wir unsere Truppen an Orte wie Irak und Afghanistan schicken, ist offensichtlich, daß dabei Ölreserven gesichert werden sollen und eine Infrastruktur für Erdgaspipelines errichtet wird, so wie die, die derzeit in Afghanistan entsteht. Momentan baut die Navy ihre Präsenz in Südostasien aus, weil im Golf von Thailand Öl entdeckt wurde. Diese Regierung in Washington ist eine vollständig abhängige Filiale der Ölindustrie.
 
Die öffentliche Darstellung des »Krieges gegen den Terror« ist eine völlig andere. Wie können die Massenmedien derart versagen?
Die Medien gehören zum Großteil den Konzernen, die ebenfalls mit der Öl- oder Waffenindustrie verbunden sind. In den Vereinigten Staaten gehören sie entweder einem großen Auftragnehmer des Pentagons, nämlich General Electric - dazu zählt etwa NBC; oder sie gehören Unterhaltungskonzernen wie Viacom und der Fox News Corporation des erzkonservativen Rupert Murdoch. ABC gehört zu Disney, CNN gehört zu AOL Time Warner, die auch in der Filmindustrie tonangebend sind. Durch diesen Einfluß können die Konzerne das leisten, was ich Wahrnehmungsmanagement nenne.
 
Ist diese Kontrolle der Medien nur ein Problem der USA, oder sehen Sie sie auch in Europa?
In Europa gibt es mehr Medien mit Staatsbeteiligung, die wahrscheinlich unabhängiger sind. Sofern die EU aber die Deregulierung vorantreibt, dürfte Europa dieselben Probleme bekommen. Was wir sehen, ist ein völlig unkontrollierter Kapitalismus. Die Firmen sagen der Regierung, was sie tun soll, nicht umgekehrt.
 
Wie könnte der Kapitalismus kontrolliert werden?
Die Globalisierung müßte gestoppt werden. Viele Entscheidungen werden von nichtgewählten internationalen Körperschaften wie der Welthandelsorganisation, der Nordamerikanischen Freihandelsorganisation oder den EU-Institutionen in Brüssel getroffen, und jetzt passiert wahrscheinlich dasselbe in Südostasien mit der Freihandelszone ASEAN. Politische Entscheidungen werden von Bänkern gefällt.
 
Was steckt hinter dem derzeitigen Vorgehen gegen den Iran?
Vier US-Flugzeugträger nahe iranischen Gewässern deuten jedenfalls auf eine sehr gefährliche Situation hin. Ich glaube, Dick Cheney sowie seine Freunde unter den Neocons und in Israel sind fest entschlossen, den Iran anzugreifen. Und Cheney hat sich vor wenigen Tagen vor dem America-Israel Public Affairs Committee (AIPAC) hier in Washington geäußert. Ich mache mir große Sorgen, was er dieser Gruppe wohl versprochen haben mag
 
Das Interview führte Sebastian Wessels
Quelle: http://www.jungewelt.de/2007/03-20/025.php 20. 3. 07
Berichte von Wayne Madsen finden Sie unter http://www.waynemadsenreport.com/ Dieser war unter Präsident Ronald Reagan Computerexperte des US-Geheimdienstes und wurde anschliessend zu einem der schärfsten Regierungskritiker. Er arbeitet als Journalist für internationale Medien und hat mehrere Bücher geschrieben. Seinen neuesten Bericht über den Waffenschmuggel in Kambodscha stellen wir heute vor.