Wie unsere Steuergelder in Rauch aufgehen

d.a. Langsam beginnt sich endlich einmal hier und da Empörung in der Bevölkerung Luft zu machen. Es wird keineswegs begrüsst, dass die Folgekosten des von Israel unter der Bezeichnung "A Clean Break" im Südlibanon durchgeführten Kriegs nun wiederum weitgehend auf den Schultern des Steuerzahlers lasten, ein Fakt, der von unseren Politikern mehrheitlich mit Takt und nicht zu erschütternder Unbekümmertheit übergangen wird, insbesondere von denjenigen, die ständig danach trachten, die Entwicklungshilfeleistungen zu steigern. Eine gute Übersicht über die von den sogenannten "Gebern" - die dieser Funktion auch dieses Mal nicht entkommen konnten - aufzubringenden Mittel hat Le Figaro vom 27. 1. veröffentlicht:

Deutschland                                                                                                  103 Mill. €
Italien                                                                                                           120 Mill. €
Arabischer Fonds für wirtschaftl. und soziale Entwicklung                           194 Mill. €
Islamische Entwicklungsbank                                                                       194 Mill. €
Vereinigte arabische Emirate                                                                        232 Mill. €
EU                                                                                                                  400 Mill. €
Europäische Investitionsbank                                                                       960 Mill. €
Grossbritannien [NUR, möchten wir hier anmerken]                                       48 Mill. €
Saudiarabien                                                                                                   852 Mill. €
USA                                                                                                                  597 Mill. €
Frankreich                                                                                                         500 Mill. €
Fonds monétaire arabe                                                                                    542 Mill. €
Weltbank                                                                                                          542 Mill. € 

Das ergibt die Summe von 7,621 Milliarden US-$ bzw. 5,84 Mrd. €, die zum Abschluss einer dieser sattsam bekannten, uns gewissermassen von der UNO oktroyierten Geberkonferenzen jetzt am 25. 1. in Paris festgelegt wurde. Ein Anhaltspunkt darüber, in welcher Höhe die einzelnen Länder dadurch ihre eigene Verschuldung vergrössern, ist erwartungsgemäss nicht gegeben. Wie es heisst, erreichten die anwesenden Nationen und internationalen  Organisationen eine runde Zahl von 50, dazu erschienen, kaum überraschend, Condoleezza Rice und Ban Ki-Moon. Wieso ist es eigentlich notwendig, derartig viele Teilnehmer zu versammeln, nachdem das Ganze einem vorauskalkulierten Rechenexempel gleicht, das man auch völlig allein mit jeweils einem Vertreter der oben aufgeführten ‚Geber’ aushandeln können hätte. Die Kosten für diese erneute Mammutinszenierung belasten die Bürger in absolut verantwortungsloser Weise noch zusätzlich. Auf einer ersten Geberkonferenz Ende August 2006 waren in Stockholm bereits fast eine Milliarde US-$ für den Libanon zugesagt worden, die für den Aufbau der Infrastruktur und die Räumung nicht explodierter israelischer Sprengsätze bestimmt sind. Wie schrieb doch Thierry Meyssan am 4. 8. 2006: <<In Washington und Tel Aviv frohlockt man über die laufenden Militäroperationen im Mittleren Osten. Die Leiden des Libanons sind nach den Worten von Condoleezza Rice die «Geburtswehen eines neuen Mittleren Ostens». Für die Theoretiker des «konstruktiven Chaos» ist es nötig, Blut fliessen zu lassen, um eine neue Ordnung in der an Erdöl und Erdgas reichen Region durchzusetzen. Von langer Hand geplant, wird die Offensive von Tsahal der israelischen Armee gegen den Libanon aus dem Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten heraus beaufsichtigt.>> Der hieraus ersichtlich werdende Zynismus zeigt, in welchem Ausmass wir insgesamt als ein Nichts betrachtet werden.
 
Das ist natürlich nicht alles. Auch Afghanistan steht schon wieder vor der Tür. Die EU hat dem Land eine Hilfe in Höhe von 600 Millionen Euro (970 Millionen Franken) in Aussicht gestellt. Eines der Ziele sei es, die Korruption im Land zu bekämpfen, liess EU-Kommissarin Ferrero-Waldner verlauten. Ausserdem solle die EU-Finanzhilfe alternative Anbaupflanzen fördern, um den Anbau des Drogenrohstoffs Opium zurückzudrängen. Das wird den vom dortigen Drogenhandel Profitierenden kaum gefallen, denn schliesslich stehen enge Familienmitglieder des Präsidenten Karzai, auch sein Bruder Walid Karzai, unter Verdacht, hierbei kräftig mitzumischen, ferner einige seiner Minister, einflussreiche Kommandanten und mehrere Provinzgouverneure. Laut einer Studie von Andrew Wilder [Afghan Research and Evaluation Unit, Kabul] unterhalten mindestens 17 Mitglieder des Parlaments aktive Beziehungen zum Drogenhandel; laut Le Figaro vom 28. 1. 2006 sollen es sogar 249 Abgeordnete, also 25 % sein; bei 70 % des Drogenhandels sei die Regierung Komplize. Laut einem leitenden Beamten sei man zu 99 % sicher, dass Haddschi Mohammad Daud, stellvertretender Innenminister und Beauftragter für den Kampf gegen die Drogen, im Drogenhandel, den er zerstören soll, ein Mitspieler ist. Das alles kümmert offenbar niemanden in Brüssel, die Hauptsache ist, wir gewährleisten durch unsere Arbeit resp. unsere Steuern, dass der Fluss der Gelder nach Afghanistan nicht abreisst, auch wenn dies nur einem wahren Ziel dient: der Vereinnahmung und Dauerbesetzung des Landes. Man geht kaum fehl, wenn man annimmt, dass die in Brüsssel hierfür verantwortlich Zeichnenden später in der Geschichtsschreibung kaum als etwas anderes denn als willige Helfer der anglo-amerikanischen Ölmacht gekennzeichnet werden. Denn das sind sie. Wie soll ferner in dem durch die militärisch erdrückend starke Besatzungsmacht erbarmungslos niedergemachten Land - was der Bevölkerung ein anhaltend elendes Los beschert - die Korruption, wie uns das Ferrero-Waldner gerne erzählen möchte, bekämpft und das Justizsystem ausgebaut werden, wenn selbst Mitglieder der Regierung von Hamid Karzai für zahllose Massaker, Folter, Massenvergewaltigungen und andere Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantwortlich sind? Alle, die hier involviert sind, verdecken, dass die Milliarden, die bislang nach Afghanistan gingen, keinerlei Fortschritt gebracht haben. Informationen über die von der EU dorthin geleiteten Zahlungen sind eher unübersichtlich und für uns schwer verfolgbar. So hatte sich die EU auf der Wiederaufbaukonferenz in Tokyo im Januar 2002 verpflichtet, eine Milliarde € bereitzustellen. Darüber hinaus hat die EU, wie Ferrero-Waldner dies auf der Afghanistan-Konferenz in London am 31.1.2006 darlegte, mehr als 203 Millionen € an humanitärer Hilfe geleistet, wodurch sich der EU-Fonds für Afghanistan auf mehr als 1.2 Milliarden € erhöht. Es ist nicht ersichtlich, ob die neu zugesagten, auf 4 Jahre veranschlagten 600 Millionen € Bestandteil des Fonds sind oder nicht. Wie dem auch sei: angesichts der in einigen EU-Mitgliedstaaten herrschenden Arbeitslosigkeit und konstanten Geldmangels für die Infrastruktur, der Skrupellosigkeit, mit der im Bedarfsfall Erhöhungen der Mehrwertsteuer durchgedrückt werden, der Kosten für die NATO-Maschinerie nebst der schwindelerregend hohen Verschuldung einzelner EU-Länder, ist man fassungslos, mit welcher Kaltblütigkeit die Bürger von Brüssel zu Dauerzahlern geknechtet werden.
 
Für niemanden zu übersehen: Während wir an den Kosten der Kriege zu ersticken drohen, läuft der weltgrösste Rüstungskonzern, Lockheed Martin, auf Hochtouren. Er verdankt dies den hohen US-Rüstungsausgaben und dem Irak-Konflikt. Der Umsatz stieg um 6,0 % auf 39,6 Mrd. $, wie der Konzern bekanntgab. Lockheed Martin produziert unter anderem Kampfflugzeuge wie die F-16, F-22 und die in der Entwicklung befindliche F-35, Militärtransport-Maschinen wie die C-130, Raketen und integrierte Rüstungssysteme sowie andere Waffen und Informationstechnologie-Systeme. Fazit: Es kann unmöglich sein, dass die die Regierungsgeschäfte führenden Politiker noch in Zusammenhängen denken, denn die Perversität dieser parallel laufenden Vorgänge lässt sich nicht überbieten, was offensichtlich keinen um den Schlaf bringt.
 
Einstellungen
Es ist geradezu entwaffnend, mit welcher Selbstverständlichkeit der Bürger, gleich ob westlicher oder arabischer Nationalität, verdummt wird, hält man sich die Worte der möglichen US-Präsidentschaftskandidatin Hilary Clinton vor Augen. Unter dem Titel: »Eine kann’s noch besser als Bush« zitiert Thomas Immanuel Steinberg 1 diese wie folgt: »Israel ist nicht nur unser Verbündeter. Es ist ein Leuchtfeuer dafür, was Demokratie bedeuten kann und soll. Wenn die Menschen im Nahen Osten nicht sicher sind, was Demokratie bedeutet, dann lasst sie nach Israel schauen!« Offensichtlich gehört ein derartiger Tribut zu dem Vorhaben, ein Präsidentenamt anzustreben. Was die französische Kandidatin Ségolène Royal betrifft, so erklärte sie, wie Le Figaro 2 zu entnehmen war, am 4. 12. 06 bei ihrem Besuch in Jerusalem anlässlich einer Pressekonferenz, dass die hauptsächliche Bedrohung Israels im Zugang des Irans zu nuklearen Waffen liege, was durch die zivile Nutzung der Atomenergie ermöglicht werde. »Alle, die das Gegenteil behaupteten, beweisen damit ihre Naivität, und ich bin nicht naiv.« Letzteres erfordert selbstverständlich keinerlei Kommentar; darüber hinaus ist es geradezu unglaublich, wie auch hier die durch die Strategien der anglo-amerikanischen Ölmacht und ihren Verbündeten gegebenen Bedrohungen, mit denen wir sozusagen permanent konfrontiert sind, ohne Skrupel übergangen werden. Dabei dürfte es Royal völlig klar sein, dass selbst bei einer grosszügigen Interpretation der angeblichen «Beweise» der Administration Bush für die Bemühungen des Irans, sich nuklear zu bewaffnen, dieser mit Sicherheit in den nächsten vier Jahren oder noch länger - einige Schätzungen sprechen von 10 bis 15 Jahren - nicht in der Lage ist, Atomwaffen zu besitzen. Sowohl der israelische Geheimdienst Mossad als auch die CIA wissen definitiv - nicht zuletzt durch die vom Mossad in das iranische Urananreicherungsprogramm eingeschleusten »Quellenlieferanten« - dass der Iran kein Atomwaffenprogramm verfolgt. Was ist somit von einer Politikerin zu erwarten, die öffentlich (!) in die Fussstapfen einer Hetze tritt, deren Ausgangspunkt sich inzwischen als gegenstandslos erwiesen hat. Oder ist hier zu folgern, dass es Leuten dieser Art nicht nur völlig gleichgültig ist, sollte sich zu den jetzigen Infernos im Irak und in Afghanistan ein weiteres gesellen, sondern dass sie auch nicht davor zurückschrecken würden, auf Lügen basierende Vorgehensweisen, wie sie im Afghanistan- und im Irakkrieg zum Zug kamen, notfalls ein weiteres Mal zu benutzen. Sollte der Wahnsinn eines Angriffs tatsächlich erfolgen, so dürfte die Antwort des Irans hauptsächlich darin bestehen, die Unterbrechung resp. Zerstörung wichtiger Ölförderanlagen und Transportwege herbeizuführen, was den Rohölpreis auch für Ségolène Royal spürbar kräftig in die Höhe schnellen lassen würde.
 
Auch sonst steht man vor einem Rätsel, welche Art von Aussagen sonst noch gemacht werden. So liess Israels Staatspräsident Mosche Katzav laut ZDF-Nachrichten vom 24. 1. 2007 verlauten, dass er gegen die gegen ihn vorgebrachten Anklagen kämpfen werde ».... und wenn es einen Weltkrieg erforderte, um meine Unschuld zu beweisen!«  Ob das Wort Weltkrieg für Leute seines Schlags wohl nur noch die Bedeutung einer lästigen Fliege hat?
 
Dick Cheney, der dem Kriegsdienst fünfmal hintereinander entging, forderte in einem Fernsehauftritt am CNN am 24. 1. mehr »Mumm im Irak«. Wie er die Hörer wissen lässt, ist im Irak ein enormer Erfolg zu verzeichnen; die Lage sei keineswegs schrecklich, es gäbe nur ein paar Probleme und die USA hätte ihr Ziel erreicht. Wenn er die ausufernden Blutbäder als einen US-Erfolg sieht, dann nimmt man ihm sein Ziel ab. Zwecks Beeinflussung der US-Bürger wird offenbar vor nichts zurückgeschreckt, denn Cheney wagt es tatsächlich, von der im Irak erfolgreich aufgebauten Demokratie zu sprechen, obwohl wir längst wissen, dass es sich dort lediglich um ein Marionettenregime handelt. So entblödete er sich auch nicht zu behaupten, dass die Welt durch den erfolgreich geführten Irakkrieg sicherer als zuvor sei. Senator Chuck Hagel, Cheneys Parteifreund, tobte: »Es ist unfassbar, dass der Vizepräsident der Vereinigten Staaten so etwas sagt. Das soll er mal den Hinterbliebenen der 3000 Gefallenen ins Gesicht sagen, dass den Soldaten der Mumm fehle. Oder den 23’000 Verwundeten: Jungs, ihr müsst mehr Mumm haben.« Es ist im übrigen schwer zu fassen, dass Cheney, dessen Rolle bei der Manipulation der Irak-Informationen resp. Lügen dokumentiert ist, in seinem Amt belassen wurde. Wie Strategic Alert vom 1. 2. schreibt, bestehe jetzt die Aufgabe Nr. 1 darin, Cheney zu stürzen. »Die Ereignisse der vergangenen Woche schaffen eine dramatische Gelegenheit, Bushs kriegslüsternen Svengali loszuwerden. Ein Aspekt ist hier der Beginn des Gerichtsverfahrens gegen Cheneys früheren Stabschef Lewis „Scooter“ Libby, welcher der erste Schritt zur Amtsenthebung Cheneys bedeuten kann. Ein anderer Aspekt ist die Eskalation des überparteilichen Widerstands sowohl gegen die Verstärkung der Truppen im Irak als auch gegen einen Krieg gegen den Iran.« Allerdings wird der Prozess noch vier bis sechs Wochen dauern. Schon am 6. 10. 2004 hatte sich der Vizepräsident am Fernsehen unbeirrt gegeben: »Was wir im Irak getan haben, war genau das Richtige. Und wenn ich noch einmal eine Empfehlung abgeben müsste, würde ich genau dasselbe empfehlen. ….«. In einer Rede im International Petroleum Institute in London zeichnete er Ende 1999 als damaliger Chef der weltgrössten Ölgesellschaft Halliburton vor Insidern aus der Industrie ein Bild von Angebot und Nachfrage: «Einigen Schätzungen zufolge wird die weltweite Nachfrage nach Öl in den kommenden Jahren jährlich um 2% steigen. Gleichzeitig ist aber vorsichtigen Schätzungen zufolge ein elementarer Rückgang der Förderung aus bestehenden Reserven zu verzeichnen.» Cheney beendete seine Rede mit der Anmerkung: «Das bedeutet, dass wir bis 2010 weitere zusätzliche 50 Millionen Barrel pro Tag brauchen werden.» Dies entspricht der sechsfachen Menge der Förderung des heutigen Saudiarabiens. Es ist daher nicht überraschend, dass Cheney immer wieder auf einen Feldzug gegen den Irak drängte, ganz gleich, ob die Alliierten mitmachten oder nicht.
 
Wie das Mitleid mit Folteropfern beschaffen sein muss, lässt der deutsche Aussenminister Steinmeier erkennen. Das Schicksal von Murat Kurnaz ist derzeit Gegenstand von nahezu täglichen Meldungen. Kurnaz war kurz nach den Anschlägen vom 11. September 2001 nach Pakistan gereist, dort festgenommen und an US-Truppen übergeben worden. Im US-Gefangenenlager Guantánamo wurde er nach eigener Aussage gefoltert und misshandelt. Erst im August 2006 kam er nach mehr als vier Jahren frei. Am 27. Januar hat Steinmeier nun seine frühere Entscheidung verteidigt, den Bremer Türken nicht nach Deutschland zurückkehren zu lassen. «Ich würde mich heute nicht anders entscheiden«, sagte Steinmeier, der 2002 Chef des Kanzleramtes war, dem Spiegel. Der ehemalige Guantánamo-Häftling Kurnaz sei als Sicherheitsproblem eingestuft gewesen. »Man muss sich ja nur vorstellen, was geschehen würde, wenn es zu einem Anschlag gekommen wäre und nachher stellt sich heraus: wir hätten ihn verhindern können«, sagte Steinmeier dem Hamburger Magazin. Dagegen hatte, wie dies der bekannte Autor Mathias Bröckers darlegt, ein Abteilungsleiter des Bundesnachrichtendiensts in einer bereits am 1. 10. 2002 an den BND-Präsidenten August Hanning adressierten Unterrichtung folgendes ausgeführt 4: <<Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit besitzt Kurnaz bei einer Freilassung kein Gefährdungspotential hinsichtlich deutscher, amerikanischer oder israelischer Sicherheitsinteressen. Bei Kurnaz gebe es keine Hinweise auf eine verinnerlichte islamistische Ideologie oder eine religiös motivierte Feindseligkeit gegenüber der USA oder Israel. Auch deute nichts darauf hin, dass der in Bremen geborene und aufgewachsene Türke Kontakte zu Taliban oder Al-Qaida-Kämpfern besass oder zu irgendeinem Zeitpunkt ein paramilitärisches/terroristisches Ausbildungslager besucht hat«. [….] Dass Kurnaz das Recht hatte, wieder einzureisen, nützte ihm nichts, denn diejenigen, die ihn im Knast verrotten lassen wollten - der Abschiebe-Anthroposoph Schily im Innenministerium und der Menschenfreund Frankensteinmeier im Kanzleramt - sassen am längeren Hebel. Jetzt da ihre Taten öffentlich werden, schieben sie die Lachnummer »innere Sicherheit« vor und machen die Terrorkiste auf: Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 war laut Steinmeier die Priorität der Bundesregierung, »die Sicherheit von 82 Millionen Menschen in Deutschland zu garantieren«, denn »führende Köpfe der Anschläge von New York und Washington kamen aus Hamburg. Und es gab weitere Gruppen und Netzwerke von gewaltbereiten Islamisten in anderen deutschen Städten.« Dass Kurnaz mit diesen laut CIA und BND nichts zu tun hatte - geschenkt!>> Die zahlreichen, zwecks Terrorisierung der Bevölkerung von Geheimdiensten im In- und Ausland begangenen Anschläge, deren Ziel vielfach die Gefügigmachung der Bevölkerung zwecks verschärfter Gesetzgebung resp. totaler Überwachung ist, werden, wie sich das so eingebürgert hat, geflissentlich übergangen. So machten Seymour Hersh im Magazin The New Yorker sowie andere Journalisten wie beispielsweise Abbas Bachtiar publik, dass bereits seit einiger Zeit amerikanische, britische und israelische Truppen verdeckt im Iran tätig sind, wo sie zusammen mit ethnischen Dissidentengruppen unter den Aseris, Balutschen, Kurden und Arabern kleine Terroranschläge durchführen. Die jüngsten Bombenanschläge in Chusistan seien ein Beispiel dieser Nadelstiche. Das darf natürlich kein Thema sein. Die im Zeichen des Terrors vor sich gehende Jagd erstreckt sich lediglich auf die Bürger. Wie Interinfo Linz im Februar 2006 darlegte, unterstützt der BND einem Bericht des Kölner Stadtanzeigers zufolge den Mossad bei der Tarnung seiner Agenten. Der BND statte Agenten des Mossads mit deutschen Personalpapieren aus. Dabei hätten die Deutschen keinen Einfluss darauf, bei welchem Einsatz der Mossad deutsche Dokumente einsetze. Der Austausch von Personalpapieren überrascht den Leiter des Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit (BITS), Ottfried Nassauer, wenig. »Unter befreundeten Diensten«, sagte er zur taz, »ist es nicht unüblich, sich auch einmal mit Personalpapieren auszuhelfen.«  Einzigartig, kann man hier nur anfügen. Während der Bürger biometrische Daten und Fingerabdrücke zu vergegenwärtigen hat und für lediglich mit Handgepäck Reisende teilweise jeglicher Vernunft entbehrende Kontrollmassnahmen auf den Flughäfen ausgetüftelt werden, dürfen sich die  israelischen Agenten bei heiklen Einsätzen in nahöstlichen Krisengebieten auch mit deutschen Papieren tarnen, derzeit bei Einsätzen im Iran. Dabei gehe es möglicherweise um die Vorbereitung von Luftangriffen auf iranische Ziele, wie sie von Israel im Atomstreit mit dem Iran offiziell nicht mehr ausgeschlossen werden. Die deutschen Papiere, heisst es, seien Duplikate von Deutschen, die mit grosser Wahrscheinlichkeit nie ihre Heimat verlassen werden und von der »Zeitverwertung ihrer Identität keine Kenntnis« haben. Mit solchen Ausweisen könnten Mossad-Mitarbeiter im Einsatzgebiet lange Zeit unverdächtig arbeiten.   
 
Der unablässig in aller Munde geführte und zu allen möglichen Zwecken missbrauchte Begriff Terror führt auch zu folgendem Bericht über: War die »NeueP2« an den Strassenschlachten in Genua 2001 beteiligt? 5 Diese Frage stellt sich vor dem Hintergrund neuer Beweise bezüglich des privaten Spionagerings, den die Mailänder Staatsanwaltschaft bei den Ermittlungen im Fall des von der CIA entführten Ägypters Abu Omar entdeckte. Mitglieder dieser Gruppe namens »Beagle Boys« waren u.a. der Chef der Spionageabwehr des Militärgeheimdienstes SISMI, Marco Mancini, dessen alter Kumpan Giuliano Tavaroli (früher Sicherheitschef der Telecom Italia) und der Privatdetektiv Emanuele Cipriani, ein alter Freund der Familie des Grossmeisters der P2-Loge, Licio Gelli. Nun stellte sich heraus, dass Cipriani nicht nur ein riesiges Dossier über massgebliche italienische Persönlichkeiten angelegt hatte, sondern auch über Personen mit Verbindungen zur russischen, französischen und mehreren arabischen Regierung(en). Insbesondere fanden die Ermittler ein streng geheimes Papier, das 2002 vom italienischen Inlandsgeheimdienst SISDE angelegt wurde und über Mancini an Cipriani gelangte. Es enthält ein »Bild einer Bedrohung der Stadt Florenz durch die Teilnehmer des sogenannten Weltsozialforums (WSF)«. Anders als beim WSF 2001 in Genua, das gleichzeitig mit dem dortigen Gipfeltreffen der G-8 stattfand und zu gewalttätigen Ausschreitungen führte, wurde das WSF 2002 in Florenz sowohl logistisch als auch sicherheitsmässig von den Gewerkschaften organisiert. Aus diesem Grund lief es friedlich ab, auch wenn bestimmte Kreise wahrscheinlich gerne eine Wiederholung der Ereignisse von Genua 2001 gesehen hätten. Angesichts der Rolle der P2 bei Provokationen und Destabilisierungen in Italien sollte die Frage gestellt werden, ob mit der P2 verbundene Kreise - ohne Erfolg - versuchten, Provokationen beim WSF 2002 in Florenz zu organisieren. Ausserdem sollte man fragen, ob dies die gleichen Kreise waren, die bei den Unruhen 2001 in Genua verdeckt tätig wurden, sowohl auf Seiten der gewalttätigen Vertreter des »Schwarzen Blocks« als auch auf Seiten der Polizei. In seinen Berichten über die Ausschreitungen in Genua hatte EIR damals auf ein inszeniertes Szenario verwiesen. Man sollte sich dabei daran erinnern, dass die Unruhen von Genua eine Art »Generalprobe« für den 11. September 2001 waren, als in Genua aus Furcht vor einem Luftangriff Bin Ladens auf George Bush sogar Flugabwehrraketen stationiert wurden.
 
1 http://www.steinbergrecherche.com/, eine website, die wir sehr empfehlen
2 Le Figaro du 4.12.06 Lors d’une rencontre informelle avec la presse, Royal avait affirmé que « la principale menace contre Israël, c’est l’accès de l’Iran au nucléaire militaire qui sera permis par le nucléaire civil
3 Diktator Bush startet seinen gefährlichsten, blutigsten und unmoralischsten Krieg von Dave Lindorff in Zeit-Fragen Nr. 40 vom 5. 10. 06
4 http://www.zweitausendeins.de/ Mathias Bröckers  -  26. Januar 2007
5 Strategic Alert Jahrg. 20, Nr. 51/52 vom 20. Dezember 2006