Zur Bewertung des Euros - von Doris Auerbach 16.03.2005 20:08
Hinsichtlich der Entwicklung des Euros gehen die Ansichten auseinander. Kehrt man zu den Anfängen dieser Währung zurück, so ist auch diese - wenn man den Ausführungen des in Oxford beheimateten Journalisten Tony Gosling folgt - den 'Bilderbergern' zuzuschreiben.
Man übersieht allzu leicht, dass die europäischen Staaten mit der Aufgabe ihrer eigenen Währung auch ihre monetäre Souveränität aufgegeben haben. Damit ist ihnen die Möglichkeit genommen, die eigene Konjunktur mittels Ab- resp. Aufwerten ihrer nationalen Währung zu steuern. Im Augenblick steigen und fallen die Börsen weltweit immer noch so, wie es die Interessenlage der Wall Street erfordert, da der US-Dollar für die meisten Staaten der Welt immer noch die Reservewährung bildet. War dem Euro zu Beginn ein schwaches Wachstum vorausgesagt - was seine in die Hände der USA spielende Manipulierbarkeit erhöhte - so hat dieser Trend sich wider Erwarten nicht bestätigt, denn der Euro erlebt derzeit im Vergleich zum Dollar einen Höhenflug, dessen Hintergrund im folgenden kurz skizziert werden soll. Man geht inzwischen davon aus, dass einer der Auslöser des Irakkriegs wirtschaftliche Überlegungen der USA waren. Saddam Hussein beschloss gegen Ende des Jahres 2000, die Währungsumstellung vom Dollar auf den Euro zu vollziehen. Der britische Kolumnist des englischen 'Guardian', George Monbiot, beruft sich auf einen führenden OPEC-Mitarbeiter, demzufolge es erstrebenswert wäre, wenn die OPEC-Länder ihr Öl nicht mehr gegen US-Dollar, sondern gegen Euro anbieten würden, was in der Folge zu einem weiteren Abrutschen des Dollars führen könnte. Hierzu heisst es in einem sich mit dem gesamtwirtschaftlichen Hintergrund des Irakkriegs beschäftigenden Bericht "The Real Reasons for the Upcoming War With Iraq" (Die wirklichen Gründe für das Heraufziehen des Irakkriegs) [1] von William Clark vom Januar 2003: "Saddam Hussein besiegelte sein Schicksal, als er sich dazu entschloss, Ende des Jahres 2000 vom US-$ zum Euro überzugehen und seine bei der UNO lagernden Reserven in Höhe von 10 Milliarden US-$ in Euro umzutauschen." Für Clark war das der Moment, in dem ein zweiter inszenierter Golfkrieg unausweichlich wurde. So sieht es auch der stets ausgezeichnet und verlässslich informierte französische Nachrichtendienst 'Réseau Voltaire', der in seiner Mitteilung vom 6. 4. 03, bestätigt, dass die UNO-Kommission, der die Embargomassnahmen gegen den Irak unterstehen, dem Land gestattete, seine Öl- und wirtschaftlichen Transaktionen vom 30. 10. 2000 an in Euro abzuwickeln. Die USA versuchten vergeblich, diese Umstellung zu verhindern. Sie scheiterten an der UNO-Kommission, die die Intervention der USA mit den Worten ablehnte, dass 'es keine juristische Basis gäbe, um die irakische Forderung zu blockieren'. Die Fakturierung in Euro trat am 6. November 2000 in Kraft und der Umtausch der obengenannten 10 Milliarden $ aus dem Programm 'Öl gegen Nahrungsmittel' erfolgte dann kurze Zeit später. Jordanien, der wichtigste wirtschaftliche Handelspartner des Iraks, bediente sich seinerseits sofort des Euros für seine Geschäfte mit dem Irak. 'Réseau Voltaire' betrachtet das Irakdebakel als einen Krieg um die Kontrolle der Währung und die Suprematie des Dollars als Achillesferse der USA. Wie berichtet wird, trat Venezuela, das die Position des Generalsekretärs des OPEC bekleidet, bereits im März 2001 dafür ein, den OPEC-Preis für Öl in Euro festzulegen. Im Lauf des Jahres 2002 haben dann China und Russland damit begonnen, dazu überzugehen, ihre in US-$ vorhandenen Aktiva in Euro umzutauschen. Wie Bernd Kling in seinem am 28.4.03 in 'Telepolis' erschienenen Artikel 'ausführt, "können die USA als Hüter einer weltweiten Währung den Dollar im Notfall jederzeit abwerten und dadurch die Exporteure anderer Länder für ihre angewachsenen wirtschaftlichen Probleme bezahlen lassen." 'Réseau Voltaire' führt hierzu aus, dass Bushs Pläne, den Irak anzugreifen, auch durch die Finanzinstitutionen der USA, die um die Vorherrschaft des Dollars fürchten, unterstützt wurden. Der Euro erfreut sich inzwischen zunehmender Wertschätzung, die sicherlich auch damit zusammenhängt, dass generell ein Vertrauensschwund in den US-Dollar eingetreten ist, der seinerseits auf die desolate wirtschaftliche Situation der USA zurückzuführen ist. Hinzu kommt, dass die den Euro als Währung führenden Länder heute insgesamt den grössten Ölimporteur der Welt darstellen und der Nahe Osten 45% seiner Importe aus Europa bezieht. Das iranische Parlament hat inzwischen die Möglichkeit diskutiert, den Euro für seine Ölverkäufe zu übernehmen. Es zeichnet sich ferner ein beträchtliches Interesse der OPEC-Länder am Euro ab. Das mit den USA noch immer am engsten verbundene Saudi-Arabien dagegen hat, wie es heisst, bislang verhindert, dass der Dollar vom Euro abgelöst wurde. Das könnte sich jetzt nach dem Abzug des US-Militärs aus Saudi-Arabien ändern, zumal dessen Bevölkerung schon immer gegen die Anwesenheit der USA in ihrem Land war. Hierzu ist dem Artikel von Bernd Kling folgendes zu entnehmen: "Der frühere US-Botschafter in Saudi-Arabien erklärte im vergangenen Jahr einem Komitee des US-Kongresses gegenüber, dass eine der historisch gesehen bedeutendsten Aktivitäten Saudi-Arabiens darin bestand, darauf zu bestehen, dass das Öl weiterhin in US-$ fakturiert wurde. Das geschah zum Teil auf Grund der mit den USA gepflegten Freundschaft und ermöglichte es damit dem Finanzministerium der USA, für seine Ölkäufe Geld zu drucken, ein Vorteil, den kein anderes Land besitzt. Mit dem Hervortreten anderer Währungen und angesichts der Belastungen, der unsere Beziehungen zur USA ausgesetzt sind, mache ich mir Gedanken, ob es in Saudi-Arabien wie schon in der Vergangenheit nicht wieder Leute geben wird, die die Frage stellen, wieso sie sich den USA gegenüber so freundschaftlich verhalten sollten." Noch ist die Entscheidung der OPEC, ihren Ölpreis in Euro festzusetzen, nicht gefallen. Bleibt die Notierung des OPEC-Preises in US-$ bestehen und gelingt es den USA zu verhindern, dass sie im Irak durch einen möglichen landesweiten Widerstand in ein zweites Vietnam hineingezogen werden, ist fürs Erste mit der Auferstehung der alten anglo-amerikanischen Ölmacht zu rechnen. Die wirtschaftlichen Interessen der beiden Mächte wurden in den 90er Jahren durch die Fusion von British Petroleum mit der American Oil Company zum drittgrössten Ölkonzern der Welt, BP-AMOCO, immerhin stark vernetzt. Dann hätten es England und die USA erneut in der Hand, über den Einfluss auf den Ölpreis die Teuerung für importierende Länder entweder zu steigern oder zu senken und die Regierungen dieser Länder ihren Pressionen auszusetzen. Es könnte aber durchaus sein, dass der Euro in nächster Zeit im Vergleich zum Dollar trotz allem die stabilere Währung bleibt. Bliebe dies auf die Dauer tatsächlich der Fall, so würde sich der Euro zur Leitwährung entwickeln, womit die Amerikaner ein echtes Eigentor geschossen hätten, denn der Euro war den Plänen der WCPA* zufolge lediglich als Zwischenstufe zum Weltdollar konzipiert worden. 1: http://www.ratical.org/ratville/CAH/RRiraqWar.html * WCPA: World Constitution and Parliament Association. Wurde 1959 in Lakewood, Colorado, gegründet. Selbstverständlich ohne demokratischen Voraussetzungen. Ihr Programm enthält die Forderung nach einem neuen internationalen Geldsystem und der inzwischen nicht länger verheimlichten 'Neuen Weltordnung'. Siehe Seite 168 des Buches von Conrad C. Stein: 'Die Geheime Weltmacht', Hohenrain-Verlag Tübingen; ISBN 3-89180-063-0. Stein liefert auch den Schlüssel dafür liefert, warum die Entnationalisierung der Nationen unaufhaltsam ihren Fortgang nimmt.
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