Keinen Cent für die Feinde Israels

In Ergänzung zu dem von uns kürzlich gebrachten Artikel "Eine neue Pro-Israel-Lobby für die USA" »Christliche Zionisten« wollen beweisen, daß allein Juden über das Land zwischen Mittelmeer und Jordan herrschen sollen? von Knut Mellenthin veröffentlichen wir hier einen weiteren aufschlussreichen Beitrag. Man sollte sich einmal vor Augen führen, wie der Edukationsstand in der USA beschaffen sein muss, damit derartige, im Grunde genommen für die Menschen im Nahen Osten Verderben und Vernichtung bereithaltende Prophezeiungen ihre Anhänger finden. Er steht damit auch im Zusammenhang mit der jetzt erfolgten gnadenlosen Bombardierung des Libanons, die mehr als 20 Brücken, 535 Strasssen und über 1800 Gebäude zerstörte. All das überschattet die furchtbare Tragik der Toten, Verletzten und Flüchtlinge. Nicht umsonst sprach der libanesische Ministerpräsident Fuad Siniora davon, dass Israel für den Libanon "die Toren zur Hölle und zum Wahnsinn öffne". Kofi Annan hat es - wie seit langem gewohnt - auch jetzt wieder geschafft, uns über die UNO als Zahlstelle für den Wiederaufbau der Zerstörungen heranzuziehen. Damit ist der USA und Israel sozusagen ein Freipass ausgestellt, nach Belieben zu zerstören, da sie genau wissen, dass unsere Regierungen sich gegen die "Zahlunganweisungen" der UNO nicht zur Wehr setzen werden. Die Aufhebung der israelischen See- und Luftblockade gegen den Libanon ist in Stockholm zwar gefordert worden, aber man darf fast sicher sein, dass die für den Wiederaufbau aus unseren Steuergeldern abgezweigten Millionen fliessen werden, noch bevor diese aufgehoben ist.

US-Evangelikale und der Libanon-Konflikt - Die "Road Map" führt nach Armageddon Bomben auf Beirut, Katjuschas auf Haifa: Die evangelikalen Christen in den USA sehen im aktuellen Nahost-Konflikt den Anfang vom Ende, soll doch in Israel der Showdown zwischen Gut und Böse stattfinden. Deshalb unterstützen sie Israel - damit die Welt wie vorgesehen untergehen kann. Von Julia Leonhard
 
Die Bilder aus dem Nahen Osten, die sie seit drei Wochen im Fernsehen verfolgt, findet Margaret Stratton bedauerlich, aber erwartbar. "Was zur Zeit mit Israel und seinen Nachbarn passiert, wurde doch schon in der Bibel prophezeit", sagt die Pastorin der Robinson Drive Methodist Church. Ihre Gemeinde im texanischen Waco betet für den Frieden im Nahen Osten, ohne so recht daran zu glauben. Denn für Frieden, so die konservativ-evangelikalen Christen, müsse es erst einmal Krieg geben - endgültig, blutiger als je zuvor. Ihre "Road Map" führt nach Armageddon.
 
Die letzte Schlacht hat längst begonnen
Für Strattons Gemeinde und Millionen Amerikaner hat die letzte Schlacht längst begonnen. Bis zu einem Viertel aller US-Bürger, so Schätzungen des Pew Research Center, sind Evangelikale und glauben an die wortwörtliche Auslegung der Bibel - auch daran, dass der Showdown zwischen Gut und Böse in Israel stattfinden muss. Schon mit der Gründung des Staates 1948 beginnt sich für die Mehrheit der Evangelikalen die biblische Vorhersage zu erfüllen, an deren Ende Tod und Zerstörung aller Nichtchristen, aber auch die Wiederkehr Jesu nach Jerusalem und ein tausendjähriger Frieden stehen. Die israelischen Truppen im Südlibanon, die iranischen Raketen in Nordisrael - alles Vorboten des Anfangs vom ersehnten Ende.
 
Israel als Bühne für die Endzeitschlacht
Bis es aber soweit ist, brauchen die Evangelikalen den Staat Israel in seinen bestehenden Grenzen: als Bühne für die Endzeitschlacht. "Israel ist die einzige Nation, die von Gott erschaffen wurde", so sagt es John Hagee, und Jerusalem deshalb auf ewig seine ungeteilte Hauptstadt. Der Pastor der 18.000 Mitglieder zählenden Cornerstone Church im texanischen San Antonio ist einer der einflussreichsten Evangelikalen in den USA. In seinem Besteller "Jerusalem Countdown" entwirft er ein krudes Endzeit-Szenario, in dem Russland und die muslimischen Länder gemeinsam Israel angreifen. Nach allerlei weiteren Verwicklungen und Kriegen, unter anderem mit dem Oberhaupt der Europäischen Union als Antichrist gegen Truppen der Briten und der Amerikaner, kehrt Jesus auf die Erde zurück und errichtet sein ewiges Königreich in Jerusalem.
 
"Kein Cent für die Feinde Israels"
600.000 Menschen haben Hagees Buch bereits gekauft; möglichst viele davon will er in seine neueste Lobbyorganisation "Christians United for Israel" einbinden. Denn evangelikale Christen werden politisch immer aktiver. Mitte Juli, kurz nach Beginn des israelisch-libanesischen Konfliktes, trafen sich erstmals 3’500 Evangelikale aus allen US-Bundesstaaten in Washington. "Wir wollen die US-Regierung ermahnen, Israel in keinster Weise bei der Verfolgung von Hamas und Hisbollah zu behindern", so Hagee. "Wir wollen sicherstellen, dass der Kongress keinen einzigen Cent für die Feinde Israels ausgibt." Hagee behauptet von sich, für 40 Millionen Amerikaner zu sprechen.
 
Evangelikale bilden wichtige Wählergruppe
Gehör finden die "Christians United" vor allem bei der Republikanischen Partei, die seit langem erfolgreich auf den konservativen Teil der Evangelikalen setzt. Prominenter Gast des Banketts der "Christians United" war Rick Santorum, einer der wichtigsten Republikaner im US-Senat, der bei den Kongresswahlen im November um seine Wiederwahl kämpfen muss. Auch Ken Mehlman, Leiter des republikanischen Parteitags, warb mit den Worten "egal ob Christ, Jude oder Muslim, Amerikaner, Japaner oder Inder - wer die Freiheit liebt, ist heute Israeli" um evangelikale Wählerstimmen [wozu politonline anzumerken hätte, dass er offenbar nicht so ganz begriffen hat, worüber er redet, denn die von ihm genannten Muslime, Japaner resp. Inder, sind doch - insofern sie Nichtchristen sind - dazu bestimmt, in der Endschlacht der Vernichtung preisgegeben zu werden]. Schon bei den Präsidentschafts- und Kongresswahlen 2004 hatten evangelikale Wähler eine wichtige Rolle gespielt: elf Bundesstaaten hielten gleichzeitig mit der Wahl Referenden zum Thema Homoehe ab, was besonders viele erzürnte konservative Christen an die Wahlurnen trieb. Manch ein Republikaner mag nun im Stillen darauf hoffen, dass das Thema Israel in diesem Jahr einen ähnlichen Mobilisierungseffekt erzielen wird. Auch deshalb, weil der Präsident in anderen Herzensangelegenheiten der Evangelikalen in letzter Zeit wenig ausrichten konnte.
 
Hohe Spendenbereitschaft
Neben Wählerstimmen können evangelikale Lobbyisten auch auf die hohe Spendenbereitschaft ihrer Anhänger setzen. Die "International Fellowship of Christians and Jews" etwa, eine jüdisch-christliche Lobbygruppe, hat alleine 2004 rund 20 Millionen Dollar an Spendengeldern erhalten - die meisten davon von evangelikalen Christen, schätzt Präsident Yechiel Eckstein. Solch eine jüdisch-evangelikale Allianz scheint auf den ersten Blick unwahrscheinlich. Können Juden doch im Armageddon nach der evangelikalen Weltsicht nur überleben, wenn sie konvertieren. Viele amerikanische Juden finden diese Theologie befremdlich. Auch sonst liegen Welten zwischen beiden Gruppen: Anders als die konservativen Christen wählen amerikanische Juden häufiger die liberaleren Demokraten. Nur bei der Unterstützung Israels haben sie eine gemeinsame Linie.
 
Auf die Perspektive kommt es an
Doch beim Umgang mit der Armageddon-Lobby kommt es für manche nur auf die richtige Perspektive an. Israels Botschafter in den USA, Daniel Ayalon, nahm ebenfalls am Bankett der "Christians United for Israel“ teil und freute sich über die Unterstützung für seine Regierung. Die Frage, ob denn nun die erste Ankunft des Messias nahe, wie die Juden glauben, oder vielmehr seine Wiederkehr, wie die Evangelikalen es sehen, stelle sich jetzt nicht. "Wenn der Messias erscheint, dann werden wir ihn eben einfach fragen, ob er zum ersten Mal kommt oder ob er nur zurückgekehrt ist. Ob wir also alle Juden oder alle Christen sind. Und solange er nicht gekommen ist, lasse ich mir darüber keine grauen Haare wachsen."
Quelle: http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID5782498_REF1,00.html 5.8.06
 
Kommentar von politonline: Das ganze Ausmass dieses biblischen Szenariums hat Wolfgang Eggert in ‚Erst Manhattan - Dann Berlin’ im Detail beschrieben, worauf wir schon  verschiedentlich hinwiesen. Man darf ferner davon auszugehen, dass hinter dem Ganzen die geballte Hochfinanz steht. Es ist kaum anzunehmen, dass diese an die biblischen Voraussagungen glaubt, jedenfalls bezweifeln wir dies, aber die Vorgänge können je nach Ausgang das eigentliche geplante Ziel einer Weltregierung näherrücken lassen. Damit würde die von Rick Santorum erwähnte Freiheit selbstverständlich hinfällig. Wie ferner gesagt wird, lässt sich der israelische Botschafter diesbezüglich keine grauen Haare wachsen. Das dürfte auch angesichts der in ihrem Grauen kaum zu ertragenden Bilder der jetzigen Zerstörung der Fall sein.