Die Bauern sind an allem schuld!

Ich habe früher einmal Mathematik unterrichtet. Als es um Prozentrechnen ging, hat es einige Schüler nicht gestört, wenn der Zins grösser war als das Kapital. Wichtig war ein Resultat, das man unterstreichen konnte. So kommt mir das BUVAL vor und diejenigen Politiker, die es nicht stört zu behaupten, dass die Bauern, die ca. 5 % der Wirtschaft ausmachen (im Baselbiet nur 3%), im Winter, wenn der Boden gefroren ist, mit ihren Traktoren 37% des Feinstaubs in der Luft verursachen. Bekanntlich nützen die Bauern die Winterzeit zum Überholen ihrer Gerätschaften, weil sie dann auf den Äckern nicht arbeiten können. Wie soll ein Bürolist in Bern so etwas auch wissen, er ist ja schliesslich nur Theoretiker und hat von der Praxis keine Ahnung. Wenn allerdings ein Ständerat Mathematiker ist, sollte ihm ein solcher Rechenfehler nicht unterlaufen.

Auch alle übrigen Dieselfahrzeugfahrer sind an allem schuld. Bei den heutigen Dieselpreisen gibt es jedoch kaum mehr Transportunternehmen, die Camions mit grossem Treibstoffverbrauch auf die Strecke schicken. Die modernen Dieselmotoren verbrauchen nicht nur wenig Öl, sondern sind auch längst mit Filtern ausgestattet. Um etwas für den Umweltschutz zu tun, habe ich vor zwei Jahren ein Dieselfahrzeug gekauft, weil dieses sparsam im Treibstoffverbrauch ist und der Auspuff sauber bleibt. Ich bin relativ oft auf der Autobahn und stelle fest, dass die Zeiten der russenden Camions längst vorbei ist. Es sind einzelne ausländische Fahrzeuge, die rauchen.
 
Am meisten Feinstaub entsteht allerdings durch den Abrieb der Reifen beim Bremsen und Beschleunigen, bei gleichmässigem Tempo ist die Reibung am geringsten. Viel Staub verursachen auch die Bahnen. Da reiben sich die Metallräder auf den Schienen. Beim Bremsen und Beschleunigen sieht man Funken. Auch die Bügel, die bei den Bahnen den Strom von der Leitung abnehmen, verursachen Staub. Der wichtigste Staubverursacher dürfte der Wind sein. Dieser reibt allgemein an den Felswänden, den Strassen, Bäumen und Pflanzen, kurz gesagt, an allen festen Gegenständen. Gelegentlich gelangt sogar Saharastaub bis zu uns.
 
Zum Glück sind wir so eingerichtet, dass der Staub aus den Atemwegen wieder hinausgeschafft werden kann. Die Luftwege sind mit winzigen Flimmerhärchen besetzt, welche die Partikel, die wir eingeatmet haben, einschleimen und nach oben schieben. Dabei husten wir und können ausspucken, was raus muss. Natürlich funktioniert dies nur, wenn die Belastung sowohl  mengen- wie zeitmässig im Rahmen bleibt. Je kälter die Luft ist, desto trockener wird sie, so dass sich der Staub leichter in den Atemwegen festsetzt. Deshalb sind wir dann auch anfälliger gegen Atemwegserkrankungen. Viel trinken und vitaminreiche, gut gewürzte  Kost helfen uns am besten, schwierige Zeiten gut zu überstehen.
 
Wieso brauchen wir immer Gebote und Verbote. Warum können wir  unsere Lebensweise nicht mehr ganz einfach den momentanen Gegebenheiten anpassen, z.B. beim Autofahren die Strassen- und Verkehrsverhältnisse gebührend berücksichtigen, denn auch bei trockener Luft gibt es immer feuchte Stellen mit Glatteisgefahr.
 
Politikern und Journalisten würde es nicht schaden, wenn Sie, anstatt die Menschheit dauernd mit irgendwelchen überflüssigen Statistiken zu verwirren, mehr den gesunden Menschenverstand anwendeten.
 
Hanny Haidvogl-Werder, Gelterkinden