Die ukrainische Führung prangert die Kriegshysterie an 06.02.2022 22:24
Seit zwei Monaten berichten westliche Medien praktisch tagein tagaus
über die 100.000 Soldaten, die Rußland an der Grenze zur Ukraine zusammengezogen hat, denn diese seien jederzeit zum Einmarsch bereit. Gerade letztere Behauptung ist jedoch von der ukrainischen Regierung selbst energisch dementiert worden; Präsident Selenskyj berichtete persönlich, er habe Präsident Biden am 27. Januar gesagt: «Im Ausland existiert das Gefühl, dass hier ein Krieg herrscht. Das ist nicht der Fall, wir können diese Panik nicht gebrauchen». Er forderte den Westen auf, keine Verängstigung zu verbreiten. Das endlose Gerede über einen drohenden Krieg hat der ukrainischen Wirtschaft bereits einen hohen Tribut abverlangt und löst in der Bevölkerung eine Psychose aus.
Allerdings
erklärte Selenskyj auch, eine Eskalation sei immer noch möglich; er hat deshalb
mehr Geld sowie Waffen vom Westen und der NATO verlangt. Außerdem befürwortete
er schärfste Sanktionen gegen Rußland.
Entscheidend
sind nach wie vor die Sicherheitsgarantien, die Rußland von der NATO und von
Washington fordert, wie dies die
russische Führung wiederholt betont hat. Wie Sergej Lawrow am 26. Januar bekannt
gab, liegen die Antworten inzwischen vor. Zwar ist ihr Inhalt nicht veröffentlicht
worden, jedoch erklärte Lawrow, dass sie keine positive Antwort auf die
Kernforderungen des Kremls enthielten, die bekanntlich lauten, keine weitere
NATO-Osterweiterung zu vollziehen und keine «hochzerstörerischen Waffen, die
das Territorium der Russischen Föderation bedrohen können», zu stationieren. Indessen
beschrieb Lawrow Washingtons Antwort immerhin als ›Muster an
diplomatischem Anstand‹; ferner begrüßte er die Bereitschaft, auf
Moskaus Bedenken einzugehen. Im Gegensatz dazu sei das Memo der NATO «ideologisiert;
es atme die Exklusivität des Bündnisses, seine besondere Mission, seinen
besonderen Zweck». Er schäme sich fast für diejenigen, die ein solches Dokument
verfaßten.
Tatsächlich
werfen NATO-Generalsekretär Stoltenberg und vor allem die britische Regierung mit
wilden Drohungen um sich, während große Mengen an militärischem Gerät in die
Ukraine geflogen werden, was die Uneinigkeit unter den NATO-Mitgliedsländern vergrößert.
Zu erwähnen ist hier der Fall Spanien: Nachdem der sozialistische Ministerpräsident
Sanchez Ende Januar angekündigt hatte, der NATO mehr militärische Ausrüstung zu
liefern, verurteilte die Podemos-Partei, der Hauptpartner in der Regierungskoalition,
die Entscheidung und rief zu einer Antikriegsmobilisierung auf. In Kroatien
kündigte Präsident Milanovic an, das Land werde sich in keiner Weise in die
Ukraine-Krise einmischen und keine Truppen entsenden. Auch Ungarn, Tschechien
und Bulgarien wollen sich nicht an einer militärischen Aktion beteiligen. Was
Washington betrifft, so wünscht Präsident Biden vielleicht eine Deeskalation, aber
viele in seiner Regierung wünschen dies nicht, und der Kongreß bereitet gegen
Rußland die ›Mutter aller
Sanktionen‹ vor. Die berüchtigte ›Kriegspartei‹ und der militärisch-finanzielle
Komplex unterliegen offenbar weiter der Illusion, sie könnten Rußland, und auch
China, noch zur Unterwerfung unter ihre unipolare Welt zwingen. Das Hauptmotiv
für ihre Hysterie ist der unausweichliche Kollaps des transatlantischen Finanzsystems,
des Herzstücks ihres Möchtegern-Imperiums.
Am
26. Januar hatte ferner Verteidigungsminister Oleksii Reznikov vor dem
Parlament erklärt: «Die Lage an der ukrainisch-russischen Grenze unterscheidet
sich derzeit nicht von der im Frühjahr letzten Jahres. Zur Zeit gibt es keine
nennenswerten Aktionen oder Phänomene»; zwei Tage zuvor hatte er dem
Fernsehsender ICTV gesagt: «Es wurde keine einzige Kampfgruppe der russischen
Streitkräfte aufgestellt, was beweist, dass sie morgen nicht einmarschieren werden.
Deshalb bitte ich Sie, keine Panik zu verbreiten». Laut ›Radio Free
Liberty‹ betonte er, die Spannungen mit Rußland hätten nicht zugenommen
und die größte Gefahr für sein Land sei eine Destabilisierung von innen. Laut ›Reuters‹
nannte Reznikov in diesem Zusammenhang Großbritannien als eines der Länder, die die Geldwäsche von Russen und Oligarchen,
die Geld aus Ländern wie der Ukraine und Kasachstan abziehen, zulassen. Daraus
kann man schließen, dass er ähnliche Massenproteste gegen sein Regime befürchtet
wie die vor einem Monat in Kasachstan.
Der
Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrats der Ukraine [NSDC],
Alexey Danilow, sagte der BBC am 25. Januar, dass die Panik vor einer drohenden
russischen Invasion möglicherweise darauf zurückzuführen sei, dass die
Washington Post seine Äußerungen vom Oktober falsch interpretiert habe. Er
bekräftigte, dass die Zahl der russischen Soldaten weder für eine Invasion ausreiche,
noch ›in der Weise zunimmt, wie es heute von vielen dargestellt wird‹.
Das
wahre Ziel des Empire: Die russische Wirtschaft zerschlagen
Vertreter
der Biden-Administration und der britischen Regierung haben Ende Januar unmißverständlich
klargemacht, dass ihr oberstes Ziel darin besteht, die Industrialisierung
Rußlands zu stoppen und den Staat damit irreparabel zu schwächen. Aus
geopolitischer Sicht ist die Ukraine nur ein nützliches Spielzeug, das bei
Bedarf entsorgt wird. Zwei ›hochrangige
Regierungsbeamte‹ führten am 25. Januar aus Washingtoner Sicht ein Hintergrundtelefonat
mit Reportern, um die von den USA und ihren Verbündeten geplanten Maßnahmen,
die Rußland ›hohe wirtschaftliche Kosten‹ auferlegen sollen, zu
erläutern. «Der Gradualismus der Vergangenheit ist vorbei, und dieses Mal
werden wir an der Spitze der Eskalationsleiter beginnen und dort bleiben», versprachen
sie. Sie hätten bereits den Ausverkauf an den russischen Märkten ›verstärkt‹;
für Rußland stiegen die Kreditkosten, und der Wert der Währung sinke bereits,
seit die Rede von ›Sanktionen mit massiven Folgen‹ ist. Das Ziel
ist nicht, die Ukraine zu schützen, sondern »Putins strategische Ambitionen zur
Industrialisierung seiner Wirtschaft empfindlich zu treffen» und «Putins
Bestrebungen, auf der Weltbühne Einfluß auszuüben, zu untergraben». Dazu sollen
nicht nur finanzielle Sanktionen dienen, sondern auch Exportkontrollen, um Rußland
den Zugang zu Technologien zu verwehren, die «für seine Ambitionen zur
Entwicklung von Hightech-Fähigkeiten in den Bereichen Luft- und Raumfahrt und
Verteidigung, Laser und Sensoren, Schiffahrt, KI, Robotik, Quantenphysik, usw.,
wesentlich sind. Wir sind bereit, mit jedem Land zusammenzuarbeiten, um Rußland
einen Input zu verweigern, den es zur Diversifizierung seiner Wirtschaft
braucht». Dies, so die Illusion, «würde mit der Zeit zu einer
Verkümmerung von Rußlands Produktionskapazität führen». Ein erschütterndes
Eingeständnis, das auf die Absicht eines Massenmordes am russischen Volk
hinausläuft! Da Europa auf russisches Erdgas angewiesen ist, versprachen die
beiden Beamten verstärkte Bemühungen um Lieferungen aus anderen Quellen, damit
alles bereit sei, wenn «wir auf diesen Abzug drücken».
Aus
Londoner Sicht: Um Moskau von einer Aggression abzuschrecken, sei die totale
Zerstörung der russischen Wirtschaft notwendig, sagte Außenministerin Liz Truss
am 30. Januar gegenüber ›Sky News‹. Der Weg dazu sei, jeden
zu sanktionieren, der mit Rußland Geschäfte macht, was natürlich auch
viele wichtige europäische Unternehmen betrifft. Laut der ›Daily Mail‹
sagte die Möchtegern-Eiserne Lady: «Derzeit sind die Wirtschaftssanktionen ziemlich
eng gefaßt, so dass wir nur Unternehmen treffen können, die direkt an der
Destabilisierung der Ukraine beteiligt sind. Wir wollen die Sanktionen
ausweiten, so dass jedes Unternehmen, das für den Kreml und das russische
Regime von Interesse ist, ins Visier genommen werden kann, damit es für Putins
Oligarchen und für russische Unternehmen, die an der Stützung des russischen
Staates beteiligt sind, kein Versteck mehr gibt». Die Briten nehmen auch
zögerliche ›Verbündete‹ ins Visier. Truss forderte die Abschaltung der fertigen
Gaspipeline Nord Stream 2, denn die Verteidigung von Freiheit und
Demokratie sei «wichtiger als unmittelbare finanzielle Fragen». [Woraus bestand die Verteidigung von Freiheit
und Demokratie bei der Zerstörung des Iraks, Libyens und Syriens? könnte man
fragen...... ] Premier Johnson beabsichtigte,
in der Woche vom 2. Februar mit Präsident Putin zu sprechen und die Außenministerin
und Verteidigungsminister Wallace nach Moskau zu schicken, angeblich, um «zur
Deeskalation beizutragen». Gleichzeitig hat er jedoch seine Verteidigungs- und
Sicherheitschefs angewiesen, weitere Truppenaufmärsche und eine Aufrüstung in
Osteuropa zu planen, um «dem Kreml eine klare Botschaft zu senden». Offenbar angelehnt
an Winston Churchill erklärte er, die britischen Streitkräfte würden «nächste
Woche in ganz Europa stationiert, um sicherzustellen, dass wir in der Lage
sind, unsere NATO-Verbündeten zu Lande, zu Wasser und in der Luft zu
unterstützen». Zwar erwähnten US-Vertreter nicht, Rußland vom Zahlungssystem
SWIFT abzuschneiden, aber Johnson zufolge laufen Gespräche mit Washington über
diese ›sehr wirksame Waffe‹. Der stellvertretende Sprecher des
russischen Föderationsrats, Nikolaj Schurawlew, antwortete darauf mit der
Frage: Wie gut könnten die europäischen Länder ohne russische Waren - u.a. Öl,
Gas und Metalle - auskommen, die sie nicht mehr kaufen können, wenn Rußland aus
SWIFT ausgeschlossen wird?
Die
Europäische Industrie will eine bessere Zusammenarbeit mit Rußland
Wichtige
Teile der europäischen Industrie brechen mit der antirussischen Politik der EU.
Am 26. Januar veranstaltete eine Delegation der größten italienischen Unternehmen
eine Videokonferenz mit Putin. Die Konferenz wurde von der italienisch-russischen
Handelskammer organisiert, deren Präsident Vincenzo Trani in einer Mitteilung
erklärte, es sei noch nie so wichtig gewesen wie in der gegenwärtigen
historischen Periode, «den wirtschaftlich-unternehmerischen Dialog zwischen
Italien und Rußland zu intensivieren». Die Debatte müsse offen geführt werden, «ohne
politische Rhetorik, um gemeinsam die Chancen zu ergreifen, die ein
vielversprechender, aber immer noch unsicherer wirtschaftlicher Aufschwung
bieten kann, unter Einbeziehung der größtmöglichen Anzahl nationaler Akteure
und russischer Partner». Trani war in Begleitung von acht Ministern [u.a. für
Landwirtschaft und wirtschaftliche Entwicklung], was die Bedeutung der über 500
in Rußland tätigen italienischen Unternehmen für die Regierung belegt. Putin unterstrich
die Bedeutung der Wirtschaftsbeziehungen beider Länder in vielen Industriesektoren
und erinnerte daran, dass Italien dank langfristiger Verträge russisches Erdgas
zu einem Preis weit unter dem Marktpreis erhält. 41 % des italienischen Energiemixes
besteht aus Erdgas, davon 45 % aus Rußland.
Deutsche
Unternehmen planen, wie am 27. 1. mitgeteilt wurde, eine ähnliche Videokonferenz
mit Putin. Organisiert wird das virtuelle Treffen vom Ost-Ausschuß der
Deutschen Wirtschaft, dem Unternehmen angehören, die in Rußland 280.000
Menschen beschäftigen - darunter Allianz, SAP, Siemens, VW, BASF und mittelständische
Unternehmen. Der Nachrichtenagentur ›ANSA‹, der italienischen
Nachrichten- und Presseagentur Agenzia Nazionale Stampa Associata zufolge,
hätte die EU-Kommission Druck auf die italienische Regierung ausgeübt,
Unternehmen von der Teilnahme an dem Treffen vom 26. Januar abzubringen.
Verzichtet hätten aber nur zwei, einer davon der Energiekonzern ENI, der teilweise
im Besitz der Regierung ist.
Der
ehemalige SPD-Bürgermeister von Hamburg und einer der führenden Köpfe des
deutsch-russischen Dialogs, Klaus von Dohnanyi, hat Europa aufgefordert,
angesichts des ›leichtfertigen Geredes‹ der NATO im Ukraine
Konflikt eine eigene Politik der Deeskalation gegenüber Rußland zu betreiben.
In einem Interview mit der ›Augsburger Allgemeinen‹ vom 17. 1.
sagte er: »Diplomatie hat nur Sinn, wenn man auch zu konstruktiven Kompromissen
bereit ist. Diese Bereitschaft sehe ich leider auch auf Seite der NATO gegenwärtig nicht». [1]
Die
Website ›http://welttrends.de‹
veröffentlichte eine von rund 50 Sicherheitsexperten, Militärs und
pensionierten Diplomaten aus Deutschland unterzeichnete Erklärung, die eine
Wiederbelebung der Entspannungspolitik in der Tradition der Ostpolitik der 70er
Jahre und der Rüstungskontrollgespräche der 90er Jahre fordert. Während Amerika
es für vorteilhaft halten mag, »Rußland nach innen und außen zu schwächen», sei
für Deutschland und die EU «ein Rußland vorzuziehen, das sich konsolidiert». «Es
ist eine leicht überprüfbare Tatsache», hält die Analyse ›Für eine
deutsche Sicherheitspolitik im Dienste des Friedens‹ u.a. fest, «dass
die Zusicherung einer Nicht-Erweiterung der NATO nach Osten im Jahre 1990 Teil
der Gesamtvereinbarungen zur Beendigung des Kalten Krieges war. ...... Im
Anschluß an die ›Charta von Paris‹ [1990] ist eine gesamteuropäische Friedens- und Sicherheitsordnung
unter Einschluß Rußlands deswegen nicht entstanden, weil die USA bereits unter
der Bush-Senior-Administration [1989-1993] und in der Folgezeit mit Gefolgschaft
des Westens respektive der NATO einen anderen Weg einschlugen. Die Sicherheitslage
nach dem Ende des Kalten Krieges hat sich verschlechtert. Das ergibt sich
erstens aus den militärischen Ungleichgewichten, zweitens dem beständigen Vorrücken
der NATO in Richtung russischer Grenze und drittens der Aufkündigung internationaler
Sicherheitsabkommen. Westliche Konfrontationspolitik gegen Rußland liegt also
eher im Interesse der USA und des Bestrebens, das westliche Europa unter
Kontrolle der USA zu halten, als im deutschen und europäischen Interesse. Wir
fordern daher von der neuen deutschen Bundesregierung
eine Rückbesinnung auf die Eckpfeiler der Friedenspolitik von Willy Brandt und
Egon Bahr. Sicherheit für Deutschland und die EU ist nur gemeinsam mit Rußland
möglich. Das erfordert Gleichheit und Gleichberechtigung, wie in der
Charta der Vereinten Nationen, in der Schlußakte von Helsinki, in der Charta
von Paris und in der NATO-Rußland-Grundakte völkerrechtlich festgeschrieben.
Auf diesen Grundlagen gilt es tatsächlich mehr Verantwortung für Frieden und
Sicherheit zu übernehmen». [2]
Zu
einem ähnlichen Schluß kommt auch der ehemalige Diplomat Frank Elbe, der an den
Gesprächen mit Moskau teilnahm, die 1990 zur deutschen Wiedervereinigung
führten. Bereits im November wies er in einer Rede vor Studenten in Bonn darauf
hin, dass die heutige Politikergeneration im Gegensatz zu den Politikern, die
in der Zeit des Kalten Krieges an der Macht waren, keine Ahnung habe, was ein
Atomkrieg ist und welche Folgen es hat, wenn man keinen konstruktiven
außenpolitischen Dialog mit Rußland führt. «Es wird Zeit, dass Europa aufwacht
und die Illusionen aufgibt, dass die Amerikaner Europa lieben.
Sie lieben das Geschäft mit Europa und sie lieben den europäischen Markt. Aber
europäische und amerikanische Interessen fallen auseinander. Es wird keine
Sicherheit gegen Rußland, sondern nur mit Rußland geben». [3]
Wie
das ›Schiller-Institut‹ seit Monaten betont, gehören Europa und
besonders Deutschland zu den großen Verlierern der Eskalation der Spannungen
zwischen der NATO und Rußland. Nicht nur wirtschaftlich aufgrund der
Verschlechterung der Handelsbeziehungen und der lebenswichtigen Energiefrage,
da Nord Stream 2 weiter blockiert wird, sondern auch deswegen, weil Deutschland
im Falle eines echten militärischen Konflikts, selbst einem begrenzten, eines
der ersten Länder wäre, das vernichtet wird.
«Festzuhalten
ist, vermerkt Norbert van Handel, dass Rußland auf eigenem Gebiet Manöver macht; wie nahe oder ferne von der
Grenze, ist eine zweite Frage. Die von von den USA dominierten NATO Bewegungen sind
jedoch solche, die auf fremdem Gebiet, wenn auch in Bündnisverpflichtung
gegenüber Mitgliedsstaaten der NATO, zu sehen sind. Der
westlichen Politik wäre es ein Leichtes gewesen, Luft aus der Aggressionsblase
zu nehmen, wenn zum Ausdruck gekommen wäre, dass es zwar den einzelnen Ländern
überlassen bleiben muß, eine Mitgliedschaft bei der NATO anzustreben, dass aber
seitens der NATO eine Aufnahme der Ukraine nicht angedacht ist. Eine Diplomatie
dieser Art wäre wichtig gewesen, um langfristig die vor allem wirtschaftliche
Partnerschaft mit Rußland wieder auf normale Geleise zu bringen.
Wenn
nun Präsident Putin mit Präsident Jinping spricht, so fragt man sich, was der
Inhalt dieser Gespräche sein wird? Eine Überlegung wäre die, dass Putin Jinping
die Frage stellt, ob dieser bereit wäre, das russische Gas zu westlichen
Preisen anzunehmen. Würde China dies tun, könnte Putin mit einem Schlag das vom
Westen bitter benötigte Gas abziehen. Ein zweiter Teil des Gesprächs könnte
sein, dass eine wesentlich engere Verschränkung zwischen Rußland und China
stattfindet. China hat in etwa zehnmal soviel an Bevölkerung als Rußland,
während Rußland eine zweimal so große Fläche hat. Das Bruttonationalprodukt
Chinas andererseits ist etwa zehnmal so hoch wie dasjenige Rußlands. China ist
reicher und moderner, Rußland stärker. Stärker deshalb, weil die Truppenstärke
als solche zwar in China etwa doppelt so groß ist wie die in Rußland,
andererseits aber Rußland mehr als doppelt so viele Panzer und gepanzerte
Kampffahrzeuge hat, des weiteren eine
Artillerie, die mehr als doppelt so groß ist, und schließlich über 20 % mehr an
Flugzeugen und Helikoptern verfügt. Hinsichtlich der Schiffe verhält sich die
Relation zwar so, dass China 742 und Rußland 664 hat, wobei die Modernität und
die Ausrüstung hier nicht beurteilt werden kann. Ganz wichtig ist jedoch, dass
China nur 280 Atomsprengköpfe, Rußland aber 6.490 besitzt.
Alles
in allem könnte die aggressive amerikanische Politik dazu führen, dass östlich
von Europa ein riesiger sozialistischer Block entsteht, Partnerschaften mit Rußland
fast nicht mehr möglich sind, was Europa, vor allem am Rohstoff- und Energie
Sektor, mehr als hart treffen würde. Das Ergebnis der sogenannten westlichen
Diplomatie wäre also ein Totalschaden, hauptsächlich für Europa». [4]
«Die
Eskalation des Ukraine-Konflikts, erklärt die bekannte, die ›Scheinheiligkeit
der USA, die Dummheit der Europäer und das mangelnde Rückgrat der deutschen Regierung in der Rußland-Politik‹
anprangernde Politikerin der Linken, Sarah Wagenknecht, ›ist
brandgefährlich. Die Folgen eines Krieges mitten in Europa, an dem die Atommacht
Rußland direkt und die NATO mindestens indirekt beteiligt wären, kann man sich
kaum vorstellen. Sie betreffen und
bedrohen uns alle‹. Schuld an der aktuellen Situation seien u.a.
die Medien; Wagenknecht hält der Presse
vor, bewußt ein ›Bild eines unzurechnungsfähigen, größenwahnsinnigen,
russischen Präsidenten, der aus purem Irrsinn jetzt Tausende von Soldaten an
der ukrainischen Grenze zusammengezogen hat und sich möglicherweise, wenn man
ihm keine Grenzen setzt, größere Teile des ukrainischen Territoriums, oder
vielleicht sogar das ganze Land militärisch einverleibt‹, zu malen.
Rhetorisch fragt sie, wer für die Lage nun eigentlich verantwortlich sei: ›Der
russische Präsident, der angeblich skrupellos auf Krieg setzt? Oder nicht doch
die Vereinigten Staaten und die NATO, die russische Sicherheitsinteressen seit
Jahren konsequent ignorieren und auf Ausdehnung der eigenen Einflußsphäre,
Konfrontation und Aufrüstung setzen? Und wer ist eigentlich der lachende
Dritte, wenn die EU weitere Sanktionen gegen Rußland beschließt und die
Gaspipeline Nord Stream 2 beerdigt wird?
Keinesfalls dürfe man sich für eine Aufrüstung der Ukraine und weitere
Sanktionen gegen Rußland aussprechen. Das wäre nichts anderes, als würde man
noch mehr Benzin ins Feuer gießen. Wagenknecht geht sogar so weit zu sagen, die
Europäer wären ›bescheuert, dass sie sich immer wieder mit Sanktionen
ins eigene Knie schießen‹. Denn die USA interveniere wieder einmal nur
aufgrund geopolitischer Interessen und droht Unternehmen mit Handelsverboten.
Damit scheine Washington auch dieses Mal Erfolg zu haben: ›Denn
plötzlich ist der Grünen-Chef Robert Habeck für den Ausbau des
Flüssiggas-Terminals, damit die USA ihr teures und umweltschädliches Flüssiggas
an uns verkaufen können, wenn der Gashahn von Nord Stream 2 endgültig abgedreht
wird‹, so Wagenknecht abschließend».
[5]
Anmerkung
politonline:
Am
4. Februar hat nun Russland zusammen mit China eine Erklärung veröffentlicht, in
welcher die beiden Länder ein Ende der Osterweiterung und damit einen Verzicht
auf Aufnahme der Ukraine ins Militärbündnis fordern. Darüber hinaus hat Sergej
Lawrow einen Brief an Bundespräsident Ignazio Cassis gerichtet, in dem Lawrow die
russischen Vorstellungen einer europäischen Sicherheitsordnung erklärt. Moskau
will von den OSZE-Ländern wissen, wie sie dazu stehen, und zu diesen gehört
auch die Schweiz. Zudem will Russland wissen, wie die Schweiz zur Sicherheit in
Europa und zur NATO-Osterweiterung steht. Gemäss dem Eidgenössischen
Departement für auswärtige Angelegenheiten [EDA] beabsichtigt der polnische OSZE-Vorsitz einen
Dialogprozess beginnen, den die Schweiz unterstützt. [6]
Quelle: Strategic Alert - Jahrgang 35, Nr. 5 vom 2. Februar 2022
[1] https://www.augsburger-allgemeine.de/politik/interview-klaus-von-dohnanyi-mehr-mut-ihr-europaeer-id61498076.html 17. 1.
22
[2] http://welttrends.de/res/uploads/WeltTrends-Erklaerung-Frieden-220124-2.pdf
›Für eine deutsche Sicherheitspolitik im Dienste des Friedens‹
[3] https://www.blog-der-republik.de/zum-umgang-mit-russland-rueckkehr-zu-bewaehrten-strategien-ein-gastbeitrag-von-frank-elbe-botschafter-a-d/ 19. 1. 22 Zum
Umgang mit Russland – Rückkehr zu bewährten Strategien. Ein Gastbeitrag von
Frank Elbe, Botschafter a.D.
[4] https://unser-mitteleuropa.com/dr-norbert-van-handel-russland-und-der-westen/
5. 2. 22 Russland und der Westen - Dr. Norbert van Handel Steinerkirchen a.d. Traun
[5] https://unser-mitteleuropa.com/sarah-wagenknecht-zum-russland-ukraine-konflikt-der-profiteur-ist-washington/ 5. 2. 22
[6] https://www.srf.ch/news/schweiz/ukraine-krise-und-europa-bundespraesident-cassis-erhaelt-post-aus-russland 5. 2. 22
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