Das Phänomen Lauterbach: Der als Politiker getarnte Hysteriker - Von Stefan Millius 08.08.2021 18:37
Corona macht Karrieren. Zum Beispiel die von Karl Lauterbach.
Der
deutsche Politiker war vor dem Virus bekannt als einer, der gern mehr wäre, als
er ist. Nun ist er in aller Munde als Fackelträger einer angeblichen
Apokalypse, die nur einem dient: Seinem eigenen Aufstieg. Das Problem vieler
TV-Sender seit Monaten: Wir haben viele Talkshows, fast alle drehen sich um
Corona, und es werden dringend Teilnehmer gebraucht, fast jeden Abend. Die
Lösung lautet in Deutschland seit einem Jahr so gut wie immer: Karl Lauterbach.
Das funktioniert. Und zwar nach dem System »Unfall auf der Autobahn«.
Das ist ja eigentlich nichts, bei dem man das Tempo des eigenen Fahrzeugs
drosseln und fasziniert hinüberschauen sollte. Aber irgendein innerer Drang
zwingt einen einfach dazu. Genau so läuft es bei Karl Lauterbach, Mitglied des deutschen
Bundestags für die SPD und einstmals Mediziner. Auch wenn daran nicht mehr viel
erinnert. Lauterbach ist der Fleisch gewordene Unfall auf der Autobahn. Man
fasst nicht, dass das alles wirklich gerade vor den eigenen Augen geschieht, man ist irgendwie auch froh, dass
es einen selbst nicht getroffen hat – aber zuschauen muss man eben doch. Der
58-jährige Berufspolitiker ist das Sinnbild der laufenden Hysterie. Es ist
völlig egal, wie stark die Panik sonst bereits herbeigeschrieben wird: Lauterbach
setzt immer noch einen drauf. Bei ihm ist alles immer einige Runden schlimmer,
verhängnisvoller, dramatischer. So etwas wie Entspannung kennt er nicht; mehr
noch: Sie versetzt ihn in Aufregung. Allein der Gedanke, es könnte nicht alles
so drastisch sein wie in seinen schlimmsten Albträumen, macht ihn krank. Er
muss seine innere Paranoia aufrechterhalten, sonst bricht er zusammen. Und er
muss sie vermitteln, sie anderen aufzwingen. Wie in einem Fieberrausch.
Das
Coronavirus war für Lauterbach stets eine Mischung aus Ebola, spanischer Grippe
und der Pest. Von Anfang an. Seither nützt er jede Entwicklung zur möglichen
Steigerung, egal wie fundiert - oder
eben nicht - sie ausgewiesen ist. Jede blosse Idee einer Mutation, die das Ganze
steigern könnte, ist sein Lebenselixier. Er fasst es gar nicht, dass sich immer
noch Menschen an der freien Luft bewegen, und wenn sie es ohne Maske tun, sind
sie für ihn eine Art Serienmörder. Ein volles Fussballstadion ist für ihn das
sichere Anzeichen für das Ende der Menschheit. Passiert danach nichts
Nennenswertes, setzt er auf das Vergessen und hüpft einfach zum nächsten
Schauplatz des sicheren Untergangs der Menschheit. Lauterbach wartet gar nicht
erst darauf, bis er und seine apokalyptischen Weisssagungen widerlegt werden.
Er ist dann bereits wieder einen Kilometer weiter.
Vor
seinem inneren Auge werden Kinder im grossen Stil dahingerafft, weil sie nicht
schnell genug geimpft werden. Dass es überhaupt noch alte Menschen gibt, kann
er sowieso kaum fassen. Die Welt des Karl Lauterbach ist eine Mischung aus ›The Walking Dead‹ und ›Planet der Affen‹. Zerstörung, Verwüstung und der
allgegenwärtige Tod sind für ihn das Markenzeichen unserer Zeit. Sich selbst
sieht er als letzte Bastion des Kampfs ums Überleben. Dass es nicht alle so sehen, macht ihn regelrecht rasend.
Würde
ein impfkritischer Mensch ein einziges Mal mit dem verbalen Instrumentarium von
Lauterbach um sich schlagen, würde es umgehend heissen: Da spricht ein
Verrückter. Doch der Arzt, der sich nach dem Studium stets von Institut zu
Universität hangelte und vermutlich nicht viele reale Patienten in seinem Leben
gesehen hat, geniesst bei einem grossen Teil der Deutschen einen seltsam
anmutenden Artenschutz. Er kann in seinen stets an ein leichtes Lallen
erinnernden und von Ähs und Öhs durchsetzten Monologen Gedankensprünge von der
Breite des Suezkanals machen und zum Teil völlig wirr an der Frage vorbei argumentieren, er wird immer noch – in
steigender Zahl – als ›Experte‹ eingeladen. Denn nichts verkauft sich
besser als die Verkündigung grössten Unheils. Und keiner verkündet dieses so
entschieden wie Lauterbach. Zwar erhält er viel Widerspruch in den sozialen
Medien, gleichzeitig huldigen ihm aber auch Massen von Menschen als eine Art
Messias, der sie vor dem Jüngsten Gericht bewahrt.
Ob
man ihn bei den TV-Sendern, bei denen er vermutlich inzwischen eine fixe
Schlafstätte unterhält, wirklich noch immer ernst nimmt, ist sehr die Frage.
Denn das Haltbarkeitsdatum seiner apokalytpischen Prophezeiungen ist überaus
kurz. So gut wie nichts von dem, was er mit beschwörend-irrem Blick von sich
gibt, tritt dann auch ein. Das müsste inzwischen jedem aufgefallen sein, seinem
Marktwert tut es aber keinen Abbruch. Es ist, als würde ein Meteorologe ewigen Regenfall
prognostizieren und dann bei prallem Sonnenschein auch nach Wochen noch nach seiner
Meinung gefragt werden. Dutzende von Wissenschaftern publizierten vor einiger
Zeit einen offenen Brief an Karl Lauterbach, in dem sie ihn sehr deutlich
aufforderten, seine Rollen endlich zu trennen. Was er sage, habe mit den
aktuellen Forschungsresultaten nichts zu tun, liessen sie unmissverständlich
durchblicken. Oder übersetzt: Lauterbach tourt in erster Linie durchs Land, um
als Politiker Profit aus Corona zu schlagen, während ihm sein Professorentitel
als Steigbügel dient. Der Mann verbreitet kein Wissen, sondern nackte Angst.
Lauterbach
ist ein Phänomen, was ja keineswegs nur positiv verstanden werden muss.
Allerdings eines, das nicht von sich selbst lebt. Ihm wird der Weg von
Zeitungen und TV-Stationen, denen es egal ist, ob ihre Interviewpartner und
Studiogäste Sinn machen, Hauptsache, sie lösen Emotionen aus, aktiv bereitet. Das tut Karl Lauterbach ohne Frage. Und
vermutlich glaubt er sogar selbst, was er sagt, selbst wenn eine gehörige
Portion Selbstzweck dabei ist. Und das ist sie. Er sieht sich selbst als
nächsten Gesundheitsminister, aber auch das vermutlich nur, weil er als Kanzler
nun wirklich selbst dem grössten Fan ein bisschen zuviel wäre. Aus seiner eigenen
Sicht wäre er vermutlich sogar die Idealbesetzung als Papst.
Aus
Schweizer Sicht kann dieses Phänomen schon fast beruhigend wirken. Unsere eigene Task Force wirkt neben
Lauterbach wie ein Hort der reinen Vernunft und Zurückhaltung. Nicht, dass es
das besser macht. Aber manchmal muss man ja die Hoffnung auch aus kleinen
Dingen schöpfen.
https://www.dieostschweiz.ch/artikel/das-phaenomen-lauterbach-der-als-politiker-getarnte-hysteriker-qGyRYJP 19. 7. 21
Das Phänomen Lauterbach: Der als Politiker getarnte Hysteriker – Von Stefan Millius
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