LIBANON

d.a. Die Berichterstattung der Tagespresse über Beirut ist inzwischen weitgehend abgeebbt.

Bei seinem Besuch in Beirut am 12. August hatte Aussenminister Maas 20 Millionen Euro Soforthilfe an das libanesische Rote Kreuz und das UNO-Koordinierungsbüro im Libanon übergeben. Weitere Wiederaufbauhilfen will er hingegen an Reformen knüpfen, denn, wie er erklärt, »macht das aber nur Sinn, wenn Reformen und Korruptionsbekämpfung endlich umgesetzt werden, wenn Worten auch Taten folgen«, wozu »unser-mitteleuropa« völlig zu Recht ganz trocken die Frage stellt: »Und wie soetwas funktionieren soll, steht wohl in den Sternen. Das klappt ja nicht einmal innerhalb der EU, wo Transfergelder der Nettozahler vielfach in irgendeinem südländischen Sumpf versinken. Und im Libanon soll das dann klappen?«  [1]

Seit Herbst 2019, schreibt Karin Leukefeld, die seit dem Jahr 2000 aus dem Nahen und Mittleren Osten berichtet, befindet sich die libanesische Wirtschaft auf Talfahrt und reisst das libanesische Pfund mit sich in die Tiefe. Diese Entwicklung ist auf jahrzehntelange Misswirtschaft und Korruption der herrschenden Clan-Eliten zurückzuführen. Hinzu kommen die sich ständig verschärfenden wirtschaftlichen Zwangsmassnahmen und Sanktionen im Wirtschafts- und Finanzsektor Libanons, mit denen die Europäische Union und die USA Syrien isolieren und politisch brechen wollen. Sie treffen Libanon und alle Staaten der Region, die wirtschaftlich eng mit dem Land verflochten sind.  [2] 

Libanesischen Regierungsangaben zufolge waren am 4. 8. insgesamt 2.750 Tonnen Ammoniumnitrat detoniert. Durch den Brand am Hafen und die darauf folgende gewaltige Detonation mit einer sich blitzschnell nach aussen ausbreitenden Druckwelle wurde fast die halbe Stadt erfasst. Bis zu 300.000 Menschen wurden obdachlos und mehr als 200 verloren ihr Leben. Hunderte gelten noch immer als vermisst, und Zehntausende haben ihre Wohnungen und Häuser, ihre Geschäfte und ihren Lebensunterhalt verloren. 

Noch am 18. August hiess es, dass die Ursache unklar sei. Eine internationale Untersuchung hatten der amtierende Ministerpräsident Hassan Diab und der libanesische Präsident Michel Aoun abgelehnt. Wie letzterer darlegte, hätten »viele libanesische Zeugen behauptet, kurz vor der Explosion Flugzeuge gesehen oder gehört zu haben. Sie müssen gehört werden, selbst wenn sie vielleicht nicht sehr glaubwürdig sind«. Auch wenn es sich wahrscheinlich um einen Unfall handle, möchte er nicht beschuldigt werden, nicht auf jede Stimme gehört zu haben.  [3]

Eine gänzlich andere Sicht auf das Geschehen eröffnet der mit Geheimdiensten gut vernetzte Thierry Meyssan, indem er erklärt, dass der israelische Ministerpräsident die Zerstörung eines Waffenlagers der Hizbullah in Beirut mit einer neuen Waffe angeordnet hat.  [4]  »Benjamin Netanjahu«, so der Bericht, »hat einen Angriff auf ein Waffenlager der Hisbollah mit einer neuen Waffe, die seit sieben Monaten in Syrien getestet wird, genehmigt. Ob der zweite Ministerpräsident, Benny Gantz, seine Zustimmung gegeben hat, ist nicht bekannt. Der Schlag wurde am 4. August 2020 genau an der Stelle durchgeführt, die Benjamin Netanjahu während seiner Rede auf der Tribüne der Generalversammlung der Vereinten Nationen am 27. September 2018 auf einer Aufnahme mit der Bezeichnung: Beirut – Precision Guided Missile zeigte, und   die am 4. August 2020 als Waffenlager der Hizbullah explodiert.  [5]

Unmittelbar nach der Rede von Netanjahu hatte die Hizbullah allerdings ihre Waffen aus dem Lager entfernt.

Zwar ist nicht bekannt, wie die jetzt benutzte Waffe beschaffen ist, sie ist jedoch seit diesem Januar in Syrien getestet worden. Es handelt sich um eine Rakete, deren Kopf eine taktische nukleare Komponente enthält, die einen für Atomwaffen typischen Rauchpilz verursacht, was natürlich keine Atombombe im strategischen Sinn ist. Diese Waffe ist sowohl in Syrien in einer Ebene auf dem Land sowie im Persischen Golf auf dem Wasser gegen iranische Militärschiffe getestet worden. Es ist das erste Mal, dass sie in einer Stadt eingesetzt wurde, dies in einer besonderen Umgebung, die den Luftdruck und die Vibrationen auf dem Wasser und in den Bergen reflektiert hat. Weit davon entfernt, nur den Hafen von Beirut zu zerstören, hat sie zahlreiche Menschen getötet, mindestens 5000 verletzt und den östlichen Teil der Stadt weitgehend zerstört; der westliche Teil wurde grösstenteils durch den Getreidesilo geschützt.

Israel hat sofort seine Netzwerke in den internationalen Medien aktiviert, um sein Verbrechen zu verschleiern und um zu erreichen, dass die Vorstellung einer versehentlichen Explosion eines Düngemittellagers anerkannt wird. Wie so oft werden falsche Täter genannt, und die internationale Pressemaschinerie hat diese Lüge trotz Ermangelung jeglicher Ermittlungen bis zum Überdruss wiederholt. Denn jeder konnte den Rauchpilz beobachten, der mit der These einer Düngemittelexplosion unvereinbar war.

So wie weder Syrien noch der Iran über diese Waffe berichtet haben, als sie damit getroffen wurden, so haben auch die libanesischen politischen Parteien sofort ein Schweigeabkommen beschlossen, um ihre Bevölkerung nicht zu demoralisieren. Zwar ist eine Untersuchung angeordnet worden, die jedoch nicht etwa die Ursache der Explosion zum Inhalt hat, sondern die Verantwortung des Hafenpersonals für die Lagerung dieser Düngemittel, die die Ursache der Explosion sein sollen. Es dauerte allerdings nicht lange, bis sich diese Lüge gegen die politischen Parteien, die sie ausgedacht hatten, richtete.

Das Tribunal der Vereinten Nationen für den Libanon, das sein Urteil zum Fall der Ermordung des ehemaligen Ministerpräsidenten Rafik Hariri im Jahr 2005 veröffentlichen sollte, hat beschlossen, die Bekanntgabe des Urteils zu verschieben. Im Fall Hariri hatte die Explosion eines Lieferwagens in gleicher Weise den Schuss einer Rakete mit einer neuen Waffe verdeckt, wie jetzt, da die Ammoniumnitrat-Explosion den Schuss einer Rakete mit einer anderen neuen Waffe verdeckt hat. »Fünf Jahre später«, sagt Meyssan, »hatte ich in einer russischen Zeitschrift enthüllt, wie Rafik Hariri getötet wurde - fünf Jahre zu spät, während die Hizbullah ein Video veröffentlichte, in dem die Beteiligung Israels bestätigt wurde«.  [6]  Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass die Ermordung von 2005 gegen einen ehemaligen sunnitischen Ministerpräsidenten gerichtet war, dass aber der jetzige Angriff nicht gegen die schiitische Hizbullah gerichtet war, sondern gegen den libanesischen Widerstand als Ganzes.  

Dieses Mal haben mehrere Botschaften Messungen durchgeführt, unter anderem mittels der Entnahme von Getreideproben und Analysen der Luftfilter der Krankenwagen, die sofort vor Ort kamen; diese werden bereits in den Heimatländern der Botschafter einer Prüfung unterzogen«.   

Wie dem Bericht von Karin Leukefeld ferner zu entnehmen ist, sah man sich in Israel unmittelbar nach der Explosion gezwungen, eine Erklärung abzugeben. Israel sei es nicht gewesen, sagte ein namentlich nicht genannter Offizieller laut der israelischen Reporterin Gili Cohen. »Nicht jede Explosion im Mittleren Osten hat mit uns zu tun«, hiess es in der Nachricht ferner. Der israelische Verteidigungsminister Gabi Aschkenasi, ehemaliger Chef der Israelischen Streitkräfte, erklärte am gleichen Abend im Fernsehsender Keshet 12, es habe sich wohl um einen Unfall gehandelt.

Israel arbeitet aktuell daran, das Mandat für Unifil, die UN-Friedensmission entlang der Grenze zwischen Israel und Libanon, entweder zu verschärfen oder zu beenden. Sowohl Netanjahu als auch Verteidigungsminister Aschkenasi behaupteten, hinter der Explosion stehe die Hizbullah. »Um Katastrophen wie die im Hafen von Beirut zu vermeiden, müssen wir den Sprengstoff und die Raketen beschlagnahmen, die die Hizbullah in bewohnten Zentren des Libanon versteckt hat«, sagte Netanjahu nach Angaben der Jerusalem Post. Sollte die Mission der Unifil nicht dahingehend verschärft werden, müsse die israelische Armee die Erlaubnis erhalten, auf libanesischem Territorium zu operieren, um Waffenlager der Hizbullah aufzuspüren. Aschkenasi hatte zwölf Botschafter des UN-Sicherheitsrats an die Grenze zu Libanon gebracht, um dort das israelische Anliegen zu unterstreichen:»Israel kann angesichts der Versuche der Hizbullah, die israelische Souveränität und seine Bürger anzugreifen, nicht tatenlos bleiben«, erklärte er. »Die Hizbullah agiert in städtischen und bewohnten Gebieten und nutzt libanesische Bürger als menschliche Schutzschilde. Das haben wir bei dem unglücklichen Ereignis gesehen, bei dem letzte Woche Hunderte unschuldiger libanesischer Zivilisten verletzt wurden«, so der Verteidigungsminister. Gemeint war hier offensichtlich die Explosion im Hafen von Beirut. Indessen hatte Hizbullah-Generalsekretär Hassan Nasrallah in seiner öffentlichen Ansprache am 7. August bereits klargestellt: »Die Hizbullah hat  keine Raketen, keine Munition, nichts im Hafen von Beirut«. Dies stimmt mit  Meyssans Angaben einer Räumung derselben überein. Die Hizbullah kontrolliere den Hafen nicht und habe auch keinen Einfluss auf dessen Behörde, so Nasrallah des weiteren. Die Untersuchung werde die Wahrheit über die Explosion an den Tag bringen. Er rief die Libanesen auf, Gerüchten keinen Glauben zu schenken.  

Die Explosion im Hafen von Beirut, erklärt Leukefeld, wird benutzt, um eigene Interessen gegen den Libanon und gegen dessen Souveränität zu forcieren. Frankreich, Deutschland und die USA kündigten Hilfe an, sofern es grundlegende politische Reformen gebe. Die rund 250 Millionen Euro, die von europäischen Staaten, den USA und einigen Golf-Staaten gesammelt wurden, sollten allerdings nicht der Regierung und deren Institutionen, sondern der Zivilbevölkerung und Nichtregierungsorganisationen übergeben werden. Wie darüber hinaus verlautete, soll sich der Zedernstaat den Regeln des IWF unterwerfen, womit staatliche Unternehmen privatisiert und staatliche Subventionen gestoppt werden sollen. Zehntausende bisher noch staatlich Angestellte und Arbeiter würden so ihre Arbeit verlieren und keine neue Arbeit finden, weil es weder eine namhafte Industrie noch eine Agrarproduktion im Libanon gibt. Die Kosten für Strom beispielsweise, die heute subventioniert werden, würden sich für die einfachen Verbraucher vervielfachen. Der gelernte Banker Riad Salamé, seit 1993 Chef der Libanesischen Zentralbank und für die kriminelle Plünderung der privaten Konten der libanesischen Bevölkerung verantwortlich, soll allerdings nach dem Willen der USA als rote Linie unangetastet bleiben.  [2] 

Und damit eigentlich auch die Korruption ....   

Denkbar düster sieht es insbesondere für die christliche Bevölkerung Beiruts aus, denn die Hafenexplosion traf in starkem Umfang auch die dort lebende christliche Gemeinde, da die umliegenden Gebiete zumeist von Christen bewohnt sind. Der   Bischof der syrischen Katholiken, Charles Georges Mrad, schlägt Alarm: Die   Kirchen sind zerstört, die Häuser in vielen Fällen von der Schockwelle hinweggefegt. In dieser Sachlage, heisst es, kaufen reiche Moslems jetzt die zerstörten Häuser, weil sie die einzigen sind, die noch Geld haben, um sie wieder aufzubauen. Und diejenigen, die alles verloren haben, sind gezwungen, ihre zerstörten Häuser zu verkaufen und zu gehen. Mit der Zeit wird es somit in diesen Vierteln kaum mehr Christen geben. Aus diesem Grund bittet die Kirche den Staat um Intervention, um diesen Prozess, der eine Diaspora auslösen kann, zu vermeiden: Das Verschwinden der Christen aus dem Libanon.  [7]

Dem 1958 in Beirut geborenen Fernsehautor & Filmregisseur Imad Karim, der 1977 nach Deutschland zum Studium kam, ist der nachfolgende Kommentar zu verdanken:

Allah verzeihe mir !

Die libanesischen Politiker haben mich angewidert, weil ihnen jegliches Feingefühl ihren Mitmenschen gegenüber  - dem Fußvolk -  fehlte. Ihre  Überheblichkeit, ihre öffentliche und offensichtliche Rücksichtslosigkeit führten das kleine Land  - halb so groß wie Hessen -  von einer Katastrophe in die andere; unbegrenzte und unkontrollierte illegale Flüchtlingsströme, religiöse Milizen, Clanbildung, Parallelgesellschaften, korrupte und erpressbare Justiz, Kriege, Bürgerkriege, Willkür und Verantwortungslosigkeit bis hin zur jüngsten Katastrophe mit der atombombenähnlichen Explosion vom 4. August dieses Jahres.

Heute in meinen alten Tagen bekomme ich nach 43 deutschen Jahren allmählich, ja fast täglich  - so, wie an diesem Spahntag -  ein Déjà-vu-Erlebnis nach dem anderen. Mit seinem Kauf der Viermillionen-Euro-Villa in Corona-Zeiten, in denen viele Menschen ihren Arbeitsplatz und andere ihr gesamtes Unternehmen verloren haben, beweist dieser als Bundesgesundheitsminister getarnte Bankkaufmann, wie dreist, unsensibel und ohne jegliches Feingefühl die Politiker in der Ära Merkel geworden sind. Für Spahn scheint Corona eine Ware, eine Aktie zu sein, die er (politisch) gewinnbringend einzusetzen versucht – und bisher anscheinend mit Erfolg. Würde ich dem Bundesgesundheitsminister begegnen und ihn ansprechen dürfen, würde ich ihm wahrscheinlich sagen: »Herr Spahn, verzeihen Sie mir bitte, Sie widern mich an und ich kann wirklich nichts dafür. Vielleicht empfehlen Sie mir ein Medikament gegen das Anwidern von anwiderungswürdigen Politikern, Sie haben immerhin gute Beziehungen zur Pharmaindustrie und kennen sich dort bestens aus, oder irre ich mich, Herr  Bundesgesundheitsminister?«

Nein, Spahn und mit ihm die gesamte Politelite auf Bundes und Landesebene, aber sogar auch auf kommunaler Ebene, hat keine Achtung mehr vor uns. Weder sie, noch die Medien interessiert es, was im Volk tatsächlich geschieht. Es fehlen nur noch die Clans und dann hätten wir libanesische Verhältnisse. 

Oh Pardon, die Clans fehlen nicht, sie sind schon da, wie konnte ich das nur übersehen? Allah verzeihe mir!   [8]

 

[1]  https://unser-mitteleuropa.com/libanon-statt-hilfe-vor-ort-geld-gegen-moralische-auflagen-von-maas/   14. 8. 20
[2]  https://www.zeit-fragen.ch/archiv/2020/nr-18-25-august-2020/salz-in-die-wunden-wie-einige-staaten-die-schwaeche-libanons-fuer-eigene-interessen-ausnutzen.html   Nr. 18 vom 25. 8. 20  Karin Leukefeld: Salz in die Wunden: Wie einige Staaten die Schwäche Libanons für eigene Interessen ausnutzen.
[3]  https://de.sputniknews.com/politik/20200818327733218-explosion-in-beirut-praesidentaoun-lehnt-internationale-ermittlung-ab/   18. 8. 20 
[4]  https://www.voltairenet.org/article210677.html 
7. 8. 20   Israel zerstört Ost-Beirut mit einer neuen Waffe - Von Thierry Meyssan [5]  Remarks by Benjamin Netanyahu to the 73rd Session of the United Nations General Assembly  by Benjamin Netanyahu, Voltaire Network, 27 September 2018
[6]  Enthüllungen über den Mord von Rafiq Hariri - Von Thierry Meyssan
Voltaire Netzwerk vom 23. Januar 2014
  
[7]  https://unser-mitteleuropa.com/beirut-moslems-kaufen-haeuser-von-christen-um-sie-zu-vertreiben/    16. 8. 20  Beirut: Moslems kaufen Häuser von Christen, um sie zu vertreiben 
[8] 
https://www.journalistenwatch.com/2020/08/15/imad-karim-schlossherr/  15. 8. 20  Imad Karim: Schlossherr Spahn oder: Libanesische Verhältnisse in Deutschland

Siehe auch
http://www.pi-news.net/2019/07/imad-karim-der-islam-und-der-saekulare-staat/   28. 7. 19   Imad Karim: Der Islam und der säkulare Staat
http://www.pi-news.net/2018/06/imad-karim-islamvertreter-zwischen-vortaeuschung-und-schizophrenie/ 30. 6. 18 
Imad Karim - Islamvertreter zwischen Vortäuschung und Schizophrenie