Iran - Die jetzigen Demonstrationen

d.a. Letzten November war von »Strategic Alert« die Frage gestellt

worden, ob saudische Provokationen zu einem neuen Nahostkrieg führen könnten. Saudi-Arabien sei auf der Flucht nach vorne, um einen neuen Krieg in Südwestasien heraufzubeschwören, nachdem der Islamische Staat in Syrien und im Irak kurz vor der endgültigen Niederlage stehe. Am Bündnis gegen den IS beteiligen sich Syrien, Rußland, der Iran, der Irak und verbündete Milizen aus dem Libanon (Hisbollah); ferner irakische Schiiten, aber auch die USA und ihre Verbündeten, die Kurden. 

Der Vorstoß der Saudis gilt dem Iran, wozu sie Flanken im Libanon und im Jemen benutzen. Am 4. 11. 17 war der libanesische Ministerpräsident Saad Hariri nach Riad gereist, wo er im Fernsehen seinen Rücktritt erklärte und der Hisbollah und dem Iran indirekt vorwarf, seine Ermordung zu planen und eine Art Bürgerkrieg zu schüren. Er drohte, im Libanon Irans Arme abzuschneiden, womit er die Hisbollah meinte. Der libanesisch-saudiarabische Unternehmer Hariri ist auch Staatsbürger Saudi-Arabiens, hat dort milliardenschwere Geschäftsinteressen und ist ein Schlüsselvertreter saudischer Interessen im Libanon. Libanesische Medien und Experten zufolge hieß es, er würde mit Sicherheit gegen seinen Willen in Riad festgehalten und die Saudis hätten seine Fernsehansprache geschrieben. Indessen nahm Libanons Staatspräsident Michel Aoun den Rücktritt nicht an und bestand darauf, daß Hariri zurückkehre und seinen Rücktritt persönlich einreiche, während der faktische saudische Herrscher Mohammed Bin Salman (MBS) die saudischen Staatsbürger dazu aufrief, den Libanon umgehend zu verlassen. Derselbe Aufruf erging von Seiten des kuwaitischen Außenministers, während die Regierung Bahrains ihre Bürger schon am 5. 11. zurückgerufen hatte. Es herrschte die Besorgnis, daß ein militärischer Angriff bevorstehen könnte.   

Bin Salman handelt offenbar im Interesse einer Fraktion im Nahen Osten und im Westen  [Israel eingeschlossen], die Irans Machtzuwachs in der Region  - ein   Resultat der Kämpfe gegen Dschihad-Terroristen im Irak und in Syrien seit 2011 -  um jeden Preis aufhalten will. Unter der Herrschaft von Bin Salman möchte Saudi-Arabien den Libanon zur Geisel in einem Stellvertreterkrieg gegen den Iran machen und erwägt sogar ein militärisches Vorgehen. Saudi-Arabien, Großbritannien und selbst der französische Präsident Macron machen dem Iran auch Vorwürfe im Zusammenhang mit dem Jemenkrieg. Am gleichen Abend, an dem Hariri seine Rede hielt, traf eine aus Jemen abgefeuerte Langstreckenrakete den König Chaled-Flughafen in Riad. Zuerst wollten die Saudis den unangenehmen Vorfall nicht zugeben, da sie für Milliarden von Dollars US-Raketenabwehranlagen gekauft haben, in der Folge sahen sie darin jedoch ein willkommenes Mittel für eine Propaganda gegen den Iran. Sie behaupteten daher, die Rakete stamme aus dem Iran, und dieser benutze die Huthi-Milizen dazu, Saudi-Arabien anzugreifen. Auf die Medienberichte folgten schon bald offizielle Erklärungen aus Großbritannien und solche vom Leiter des Zentralkommandos der US-Luftwaffe, General Jeffrey Harrigian, denen zufolge die Rakete mit Sicherheit vom Iran geliefert worden sei. Nach dem Raketenangriff verhängte Saudi-Arabien eine Totalblockade gegen den Jemen und verhindert sogar die Einreise von UN-Hilfsorganisationen, was das Leben von mehr als 10 Millionen Menschen im Jemen bedroht. Wahrscheinlich kalkuliert MBS, daß die USA, Großbritannien und europäische Verbündete ihm beistehen, sollte Saudi-Arabien einen militärischen Konflikt mit dem Iran provozieren.  [1]

Ein kurzer Rückblick
Der CIA-Direktor Allen Welsh Dulles leitete 1953 von Genf aus den Sturz des demokratisch gewählten iranischen Premierministers Mohammed Mossadeq durch die CIA und die Installierung des Schahs Reza Pahlevi als US-Marionette. Das Ziel: Es Washington und Großbritannien zu ermöglichen, das Land ihrem eigenen Wohl entsprechend regieren zu können.
»Die CIA«, legt Paul Craig Roberts dar, »hat ihre Rolle beim Sturz der iranischen Regierung in deklassifizierten Dokumenten zugegeben. Das Umsturzmuster ist immer gleich: Washington heuert Demonstranten an, führt Gewalt ein, kontrolliert die Erklärungsmuster und setzt die Regierung außer Gefecht.«  [2]    

»Der Staatsstreich von 1953«, so Eric Margolis, »verlief perfekt. Mossadegh, der versuchte, Irans Ölgesellschaft in britischem Besitz zu verstaatlichen, wurde mit Unterstützung von Armee und Savak entmachtet. Irans Öl blieb sicher in westlichen Händen. Der erfolgreiche Aufstand im Iran wurde zum Musterbeispiel für zukünftige Farbenrevolutionen in Georgien, der Ukraine, Aserbaidschan, Rußland, Polen und Rumänien.«  [3]  

1979 erfolgte dann die iranische Revolution mit dem Sturz des Shahs, der den Iran wegen anhaltender Proteste gegen seine Politik am 16. Januar 1979 verließ. »Seither«, so Roberts, »versucht Washington, die Kontrolle über den Iran zurückzugewinnen. Zu diesem Zweck finanzierte Washington 2009 die Grüne Revolution, die ein Versuch war, die Regierung Ahmadinedschad zu stürzen.« Siehe hierzu  Die Wahlen im Iran - eine Nachlese

»Heute arbeitet Washington wieder gegen das iranische Volk. Es ist schwer zu glauben, daß ein Iraner, nachdem er beobachtet hat, was die von Washington   organisierten Proteste Honduras, Libyen, der Ukraine und Syrien angetan haben   und sieht, daß die USA gegenwärtig versucht, Venezuela anzugreifen, möglicherweise in gutem Glauben gegen seine eigene Regierung auf die Straße gehen könnte. Sind diese iranischen Demonstranten völlig dumm oder werden sie angeheuert, um Verrat an ihrem Land zu begehen? Nachdem es gelungen ist, gewalttätige Proteste im Iran auszulösen, beabsichtigt Washington nun, eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats zum Iran zu nutzen, um die Voraussetzungen für weitere Interventionen gegen den Iran zu schaffen. Die von Washington ausgelöste Gewalt ist zu einer Menschenrechtsfrage gegen den Iran geworden.  

Das Schicksal des Irans hängt von Rußland und China ab. Gelingt es Washington, den Iran zu destabilisieren, dann folgen Rußland und China. Der stellvertretende russische Außenminister Sergej Rjabkow erklärte daher am 5. 1.: Wir warnen die USA vor Versuchen, sich in die inneren Angelegenheiten der Islamischen Republik Iran einzumischen.So wie Rußland die Destabilisierung Syriens durch Washington nicht zulassen konnte, so versteht Rußland, daß es die Destabilisierung des Irans nicht zulassen kann. Offensichtlich, so Erdogan, provozieren einige Leute aus dem Ausland die Situation.

Das ist für jeden offensichtlich, außer für Amerikaner, die ständig von ihrerRegierung und von den Presstitute-Lügenfabriken wie CNN, New York Times, Washington Post, BBC, belogen werden. Trump und Haley sind die Art von Großmäulern, die wahrscheinlich die Macht und den Einfluß Washingtons auf die Welt brechen werden. Sie geben zu, daß sie ausländische Führer bestechen und wahnsinnige Drohungen aussprechen. Wenn das nicht den Rest der Welt aufweckt, dann wird niemand das schaffen.«   [2]  

Trumps gescheiterter Staatsstreich im Iran 
»Hören Sie sich die staatlich gelenkten US-Medien in der vergangenen Woche an«, schreibt Eric Margolis, »und Sie würden glauben, daß eine Reihe spontaner Proteste gegen die Regierung im Iran ausgebrochen sind. Die Proteste, so Präsident Donald Trump und seine israelischen Verbündeten, wurden durch Ärger über die Milliardenausgaben des Irans für Kriege in Syrien, im Irak und im Libanon sowie durch die Unterstützung der palästinensischen Hamas verursacht. Trump twitterte, daß sich die Iraner endlich gegen das, wie er es nannte, verhaßte, brutale Regime auflehnten. Nun ja, fabrizierte Nachrichten. Die meisten Iraner waren begeistert und stolz auf die Rolle ihrer Nation bei der Verhinderung von US-Plänen, einen Großteil Syriens zu besetzen und die Regierung von Präsident Bashar al-Assad zu stürzen. Die andere Seite dieses langen Stellvertreterkriegs  - die USA, Israel, Saudi-Arabien und Großbritannien -  schmerzte dagegen die Niederlage und sie suchte nach Wegen, um Rache an dem haßerfüllten Trio Syrien, Iran und Rußland zu nehmen.

Interessanterweise stammt die sogenannte Nachricht von Protesten gegen die Militärausgaben des Irans offenbar nicht aus dem Iran, sondern aus Washington, von wo aus sie weit und breit auf unseren staatlich gelenkten Medien verbreitet wurde. Das war ungeschickt, aber die USA und Israel waren so begierig darauf, mit dieser erfundenen guten Nachricht herauszukommen, daß sie die Grundlagen des Propagandamanagements vergaßen: Warten Sie auf das Ereignis, bevor Sie es verkünden.

Was geschah eigentlich im Iran, wo mehr als 21 Demonstranten gewaltsam ums Leben gekommen sind? Als langjähriger iranischer Beobachter erlaube ich mir, das zu erklären. Unruhige Minderheitengruppen in den kurdischen, aserbaidschanischen und sunnitischen arabischen Regionen des Irans, die weit entfernt von den Großstädten liegen, demonstrieren und protestieren gegen schwere wirtschaftliche Probleme. Der Iran ist ein großes, ressourcenreiches Land mit 80 Millionen Einwohnern, das boomt. Aber es steht unter einem wirtschaftlichen Belagerungskrieg der USA und ihrer Verbündeten, dies seit der Volksaufstand von 1979 die von der USA und Großbritannien unterstützte Monarchie, die die Nation vergewaltigte und sie als Vasall der Westmächte hielt, stürzte. Israels Geheimdienst Mossad leitete damals Irans gefürchtete und brutale Geheimpolizei Savak, während die korrupte königliche Familie das Land plünderte und ihre Beute in Kalifornien speicherte.

Die neue Islamische Republik Iran wurde als eine ernste Bedrohung für westliche und israelische strategische wie militärische Interessen angesehen  -  denken Sie an Saudi-Arabien. Allein die Vorstellung, daß die Islamische Republik den Grundsätzen des Islams folgen und den Ölreichtum mit den Bedürftigen teilen würde, war ein Greuel für London und Washington. Der erste Akt des Westens war es, Saddam Husseins Irak dazu zu bewegen, im September 1980 in den Iran einzudringen. Der Westen  - einschließlich der Golfaraber -  bewaffnete, finanzierte und versorgte den Irak. Wie ich in Bagdad entdeckte, versorgten Großbritannien und die USA den Irak mit Giftgas und Biotoxinen. Nach acht Jahren waren 250.000 Iraker getötet worden und fast eine Million Iraner hatten ihr Leben verloren. Seit der islamischen Revolution haben die USA, Großbritannien, Saudi-Arabien und die Golfaraber versucht, die Regierung von Teheran zu stürzen und eine Konterrevolution einzuleiten. Dennoch lief 2009 die in der USA entwickelte Farbenrevolution im Iran völlig schief, obwohl sie die neuesten Künste der sozialen Medien nutzte, um Demonstranten aufzuhetzen und auf die Straße zu schicken. 

Etwas Ähnliches geschah jetzt, als Mobs von um die 20 Personen, die von gedeckten amerikanischen und britischen sozialen Medien angefeuert wurden, in die Straßen von heruntergekommenen Provinzstädten strömten. Dieser mittelgroße Aufstand im Iran scheint bereits vorbei zu sein, könnte sich aber jederzeit wieder entzünden. Junge Iraner, mindestens 40 % der Bevölkerung, leiden unter 50 % Arbeitslosigkeit. Irans 11 Billionen $-Wirtschaft ist extrem instabil und nach Jahrzehnten von Wirtschaftskriegen und Boykotten, die von den Vereinigten Staaten von Amerika organisiert wurden, in einigen Sektoren kaum funktionsfähig. Die hohe Arbeitslosigkeit ist so eine direkte Folge des US-Wirtschaftskriegs und der Einschüchterung anderer Länder, keine Geschäfte mit dem Iran zu machen; die Arbeitslosigkeit und 40 % Inflationsrate sowie die weit verbreitete Korruption waren der Funke, der die jüngsten Unruhen entfachte.

In zwei Wochen muß Präsident Trump, der aus seinem Haß und seiner Verachtung gegenüber Muslimen kein Geheimnis macht, wieder entscheiden, ob er das multilaterale Kernenergieabkommen mit dem Iran bestätigt oder die Forderungen Israels beherzigt und sich weigert, es zu bestätigen. Seine Einstellung der US-Militärhilfe für das muslimische Pakistan in dieser Woche verheißt für den Iran nichts Gutes. Viele Iraner, die den aktuellen atomaren Streit zwischen der USA und Nordkorea beobachten, werden sich fragen, ob ihre Nation nicht besser beraten gewesen wäre, ihr Atomprogramm fortzusetzen und die saudischen Ölfelder in Schach zu halten, um einen US-Angriff zu verhindern. Trumps wilde, inkonsistente und oft infantile Antworten zu diesem Thema machen die Dinge düsterer ….. und immer gefährlicher.«  [3]

Trump verspricht Unterstützung  
Dem Bericht von Jason Ditz zufolge
»beschwert sich der Iran über eine groteske Einmischung durch die USA. US-Regierungsvertreter haben zwar Meldungen, daß sie hinter den wachsenden Protesten im Iran stehen, bestritten, was jedoch Präsident Trump nicht davon abgehalten hat, diesen immer wieder offen zuzustimmen und eine große Unterstützung der USA zu gegebener Zeit zu versprechen. Trumps wiederholte Bekundung der Unterstützung für die Demonstranten und die Tatsache, daß die USA solche Bewegungen auch in anderen Ländern wiederholt unterstützt hat, um einen Regimewechsel durchzusetzen, hat iranische Amtsträger dazu veranlaßt, die Angelegenheit vor die UNO zu bringen und die USA der grotesken Einmischung gegen ihr Land zu beschuldigen. Trump lieferte keinen Hinweis darauf, wie eine US-Unterstützung resp. Intervention letztendlich aussehen würde, jedoch rief US-Botschafterin Nikki Haley die gesamte internationale Gemeinschaft dazu auf, sich auf die Seite der Demonstranten zu stellen.

Der Iran hat keinen Mangel an historischen Beispielen für ausländische Interventionen, so daß es nicht viel Überzeugungsarbeit braucht, um zu glauben, daß das Gerede über eine mögliche verdeckte Beteiligung der USA ein Zeichen dafür ist, daß sich eine solche im Gange befindet. Dies ist für die Manifestanten potentiell problematisch, da das Auftreten der Demonstranten als von der USA finanzierte Verschwörung diese bei einem Teil der Öffentlichkeit diskreditiert und der Regierung so einen Vorwand bietet, noch härter gegen sie vorzugehen.«  [4]

Trump hatte sich laut FAZ online bereits Ende Dezember auf die Seite der Demonstranten gestellt und die Führung des Landes aufgefordert, die Rechte des Volkes zu respektieren. Die Welt schaut hin, twitterte der Präsident in der Nacht zum Samstag, 30. 12. Wie Trump schrieb, gebe es viele Berichte über friedliche Proteste iranischer Bürger, die von der Korruption des Regimes und seiner Verschwendung des Reichtums der Nation zur Terrorfinanzierung im Ausland genug hätten. In seiner Warnung an die Regierung in Teheran hieß es: Unterdrückerstaaten können nicht für immer Bestand haben; dazu stellte er ein Video seiner Rede vor der UN-Vollversammlung im September, in der er die iranische Regierung scharf kritisiert und als Schurkenstaat bezeichnet hatte. Auch das US-Außenministerium rief zur Unterstützung der Proteste auf: Wir rufen alle Nationen dazu auf, das iranische Volk und seine Forderungen nach Grundrechten und einem Ende der Korruption öffentlich zu unterstützen. »Trumps Tweets«, so die FAZ online, »machen es dem Regime einfach, die Demonstranten als Agenten des Auslands abzustempeln.«  [5]

Einer Stellungnahme des obengenannten Vizeaußenministers Sergej Rjabkow vom 4. Januar zufolge versucht die USA, die laufenden Proteste im Iran dazu zu benutzen, die Haltbarkeit des Atomabkommens mit dem Iran zu verletzen. Bekanntlich hatten sich der Iran, Rußland, die USA, Großbritannien, China, Frankreich und Deutschland im Juli 2015 in Wien auf ein Atomabkommen geeinigt, gemäß dem der Iran keine Atomwaffen bauen, die Atomkraft jedoch zivil nutzen darf. Im Rahmen dieses Atomdeals wurde der sogenannte Gemeinsame Umfassende Aktionsplan  [Joint Comprehensive Plan of Action JCPOA] beschlossen. Bei Einhaltung aller darin vorgesehenen Festlegungen sollen die Sanktionen, die vom UN-Sicherheitsrat, der USA und der EU gegen den Iran verhängt worden waren, aufgehoben werden.  [6]

Unter Berufung auf den Sekretär des iranischen Nationalen Sicherheitsrates, Ali Schamchani, erklärte auch die Nachrichtenagentur Tasnim am 2. 1., daß die Proteste in der Islamischen Republik Teil des Stellvertreterkriegs, den einige Länder gegen den Iran führen, seien. Hinter den Massenunruhen stünden die USA, Großbritannien und Saudi-Arabien; diese würden die Kampagnen der sozialen Netzwerke, die die Proteste beeinflussen, führen. Eine Analyse beweise, daß 27 % der neuen anti-iranischen Hashtags aus Saudi-Arabien stammen. Die Einmischung aus dem Ausland sei darauf gerichtet, die Entwicklung des Irans zu hemmen.  [7] 

Dem Iran-Experten der Deutsch-Iranischen Gesellschaft Peter Philipp zufolge geht es wahrscheinlich in erster Linie effektiv um die Gründe des Alltags, zu denen gehöre, daß die Armen immer ärmer würden, die Anzahl der Arbeitslosen wachse, daß es Korruption gebe und auch die Inflation weiter steige. Was die Frage angeht, ob die Protestierenden Hilfe von außen erhielten, legt Philipp folgendes dar: »Bestimmt bekommen sie Unterstützung von außen. Der Iran hat ja doch viele Feinde. Es gibt einige Hinweise darauf. Die sozialen Netzwerke standen im Zentrum der ersten Tage der Demonstrationen. Deswegen versuchen die Behörden auch, einige dieser Netzwerke lahmzulegen, damit die Demonstranten nicht nur nicht mehr untereinander kommunizieren können, sondern damit sie auch keine Kommuniqués mehr oder Aufträge von außen bekommen können, was höchstwahrscheinlich ist. Denn Länder wie Saudi-Arabien und einige andere in der Region  - und natürlich auch noch fernere Hauptstädte wie Washington -  hoffen, daß Rouhani und der Iran in solche Schwierigkeiten geraten, daß man sich darum keine Sorgen mehr zu machen braucht.« Ob sich der Konflikt mit der USA wieder verschärfen wird, diese Frage beantwortete er wie folgt: »Das hängt sehr davon ab, was Herr Trump tut. Seine bisherigen Entscheidungen in der Frage auch des Irans waren mehr als negativ und sehr, sehr schädlich für die Entwicklungen im Nahen Osten. Und es ist eigentlich zu befürchten, daß aus der Richtung in absehbarer Zeit nichts Positives kommen wird.« Den Atomdeal selbst sieht Philipp nicht in Gefahr: »Das Atomabkommen wird halten. Die IAEA, die Atomenergiebehörde in Wien, hat immer wieder bestätigt, daß sich der Iran an das Atomabkommen hält. Dagegen kann Trump eigentlich nichts tun. Auch der Senat und das Repräsentantenhaus in der USA sind nicht seiner Meinung, daß man es aufkündigen müsse. Und selbst wenn er es täte, bisher jedenfalls halten die Europäer daran fest.«  [8]  

Wie der iranische Präsident Hassan Rouhani erklärte, seien die seit dem 28. Dezember in iranischen Großstädten, darunter in Teheran, Maschhad, Isfahan und Rascht, stattfindenden Protestaktionen nicht nur auf interne Probleme des Landes, sondern auch auf Anstiftungen aus dem Ausland zurückzuführen.  [9] 

Nach den Protesten der vergangenen Tage haben am Freitag, den 5. Januar, Zehntausende für die Regierung und die religiöse Führung des Landes demonstriert. Nach den Freitagsgebeten strömten nach Berichten des staatlichen Fernsehens vor allem in Teheran viele Tausend Menschen auf die Straßen. Der Kleriker Ahmad Khatami sagte während des Freitagsgebets an der Universität Teheran, die Regierung müsse energisch gegen die Organisatoren der Proteste vorgehen. Zugleich müsse »mehr Aufmerksamkeit auf die wirtschaftlichen Probleme der Menschen« gerichtet werden.  [10] 

Die iranischen Revolutionsgarden warnten die USA bereits letzten Oktober davor, den Kurs gegen die Machthaber in Teheran zu verschärfen. Falls die USA neue Sanktionen gegen den Iran verhängen wolle, sollte sie ihre Militärstützpunkte aus der Reichweite iranischer Raketen zurückziehen, sagte der Chef der Revolutionsgarden, Mohammed Ali Dschafari, nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Irna. Die iranischen Raketen hätten eine Reichweite von 2000 km. Die nächstgelegene US-Militärbasis in der Region ist weniger als 500 km von der iranischen Grenze entfernt.  [11] 

Die Art der Ziele Washingtons zeigt auch ein neuerliches CIA-Mandat auf: Die CIA erhält jetzt in Afghanistan mehr Befugnisse; wie es heißt, will sich die USA verstärkt verdeckter CIA-Operationen bedienen und dadurch eine Wende erzwingen. Die US-Agenten und vor Ort eingesetzten Dienstleister sollen nach Angaben zweier nicht näher benannter Regierungsmitglieder im gesamten afghanischen Staatsgebiet die Jagd nach Taliban-Kämpfern aufnehmen und diese zur Strecke bringen. Hierzu eine Erklärung Trumps:
»Die Killer müssen wissen, daß sie sich nirgendwo verstecken können, daß kein Platz für die amerikanische Macht und amerikanische Waffen unerreichbar ist. Die Strafe wird schnell und kraftvoll sein.«  [12]

Keineswegs überraschend übergeht Trump, daß die Taliban ein reines US-Produkt darstellen, das durch die CIA im Kampf gegen die Sowjetunion aufgebaut wurde  -  unter Mithilfe des britischen Geheimdiensts MI6 und Saudi-Arabiens -  und bis zum Zeitpunkt ihrer Weigerung, Washington den Bau einer Ölpipeline von Turkmenistan durch Afghanistan zuzugestehen, zusammen mit Osama bin Laden engste Verbündete der USA waren.....

d.auerbach@gmx.ch

 

[1]  Strategic Alert Jahrgang 30, Nr. 46 vom 15. November 2017 

[2]  http://antikrieg.com/aktuell/2018_01_06_deriran.htm   6. 1. 18
Der Iran im Jahr 2018  -  Paul Craig Roberts

[3]  http://antikrieg.com/aktuell/2018_01_06_trumps.htm   6. 1. 18  
Eric Margolis - Trumps gescheiterter Statsstreich im Iran 

[4]  http://antikrieg.com/aktuell/2018_01_04_trump.htm   3. 1. 18
Trump verspricht Unterstützung für iranische Proteste zu gegebener Zeit

[5]  http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/proteste-in-iran-trump-stellt-sich-auf-die-seite-der-demonstranten-15366756.html  30. 12. 17

[6]  https://de.sputniknews.com/politik/20180104318941407-rjabkow-usa-iran-proteste/   4. 1. 18  Wozu USA die Proteste im Iran ausnutzen – Russlands Außenministerium

[7]  https://de.sputniknews.com/politik/20180102318919059-iran-proteste-stellvertreterkrieg/  2. 1. 18  Washington, London und Riad inspirieren Proteste – Irans Sicherheitsrat

[8]  https://de.sputniknews.com/politik/20180103318934178-iran-proteste-unterstuetzung-regierung/   3. 1. 18  Armin Siebert

[9]  https://de.sputniknews.com/politik/20180104318941407-rjabkow-usa-iran-proteste/   4. 1. 18  Wozu USA die Proteste im Iran ausnutzen – Russlands Außenministerium

[10]  https://www.jungewelt.de/artikel/324759.zehntausende-f%C3%BCr-iranische-f%C3%BChrung.html   6. 1. 18

[11]  http://www.tagesschau.de/ausland/iran-atomabkommen-123.html
8. 10. 17

[12]  https://deutsch.rt.com/international/59529-aussichtslose-krieg-mehr-befugnisse-fur/  24. 10. 17 Afghanistan-Krieg: Mehr Befugnisse für CIA-Geheimoperationen sollen Wende erzwingen