Die Welt im Zangengriff der Milliardäre? - Von Wolfgang Effenberger 22.01.2017 22:04
Am 8. November 2016 wählten die US-Bürger den »achtfachen Milliardär«
Donald J. Trump [1] zum
45. US-Präsidenten. Wird die Welt also künftig den Interessen der Milliardäre
ausgeliefert sein?
Bereits 1848 beschrieben Karl Marx und
Friedrich Engels im ›Manifest der kommunistischen Partei‹ visionär, wie der Kapitalismus die Welt verändert oder verändern
wird. Eloquent zeigen die beiden Autoren auf, wie das Kapital Regionen in
Besitz nimmt, in denen die billigsten Arbeitskräfte zu finden sind. Die heutige
kapitalistische Kolonisierung mit dem Outsourcing in Billiglohnländer - euphemistisch Globalisierung genannt - führt immer mehr zur offenen, unverschämten
und direkten Ausbeutung, in der Folge zu Verelendung und Verwüstung.
»Die Bourgeoisie«, so schreiben Marx
und Engels, »hat alle bisher ehrwürdigen und mit frommer Scheu betrachteten
Tätigkeiten ihres Heiligenscheins entkleidet. Sie hat den Arzt, den Juristen,
den Pfaffen, den Poeten, den Mann der Wissenschaft in ihre bezahlten
Lohnarbeiter verwandelt.« [2] Ersetzt man im ›Kommunistischen Manifest‹ den Begriff ›Bourgeoisie‹ durch ›Milliardäre‹, wird die Aktualität beklemmend. Das Bedürfnis nach einem stets
ausgedehnteren Absatz für ihre Produkte jagt die Bourgeoisie über die ganze
Erdkugel und hat »zum großen Bedauern der Reaktionäre den nationalen Boden der
Industrie unter den Füßen weggezogen. Die uralten nationalen Industrien sind
vernichtet worden und werden noch täglich vernichtet.« [3] Diese
Vernichtung und Verwüstung geschieht schleichend. Die nationalen Industrien
können mit den Global Players nicht mithalten, da sich diese der Verantwortung
für die Gesellschaft und die Natur entziehen und dadurch ihre Produkte billiger
anbieten können: »Die wohlfeilen Preise ihrer Waren sind die schwere
Artillerie, mit der sie alle chinesischen Mauern in den Grund
schießt, mit der sie den hartnäckigsten Fremdenhaß
der Barbaren zur Kapitulation zwingen.«
[4] Dazu kommen Monopolisierung
und Absprachen der Konzerne untereinander. Die Folge, so Marx und Engels: »Die
bisherigen kleinen Mittelstände, die kleinen Industriellen, Kaufleute und
Rentiers, die Handwerker und Bauern, alle diese Klassen fallen ins Proletariat
hinab, teils dadurch, daß ihr kleines Kapital für den Betrieb der großen
Industrie nicht ausreicht und der Konkurrenz mit den größeren Kapitalisten
erliegt, teils dadurch, daß ihre Geschicklichkeit von neuen Produktionsweisen entwertet
wird. « [5]
Das liest sich weitgehend wie eine
Beschreibung der heutigen Situation, nur muß man feststellen, daß auch große
Betriebe, die sich nicht wie globale Heuschrecken verhalten, sondern in ihrem
Ursprungsland bleiben und dort Arbeitsplätze erhalten und Steuern zahlen, mit
den globalisierten Konzernen nicht mehr mithalten können. Genau dieser
Entwicklung will der geschmähte Milliardär Trump jetzt einen Riegel
vorschieben. Verkürzt läßt sich der Unterschied zwischen Trumps und Clintons
Wirtschaftspolitik so ausdrücken:
Das Prinzip der Milliardärsgruppe um
Trump: »Was gut für General Motors ist, ist gut für die USA, wenn General
Motors in den USA produziert und in den USA Steuern zahlt.« [6] Dagegen
reduziert sich das Credo der durch Obama und Clinton vertretenen internationalen
Milliardärsgruppe auf: »Was gut für General Motors ist, ist gut für die USA“.
Diese Politik hat dazu geführt, daß in den USA fast
50 Millionen Bürger von Lebensmittelmarken leben, die Infrastruktur vor
dem Kollaps steht und viele Industriearbeiter keine Perspektive mehr haben.
Siebzig Jahre nach dem Erscheinen des ›Kommunistischen
Manifests‹ geht der deutsche Geschichtsphilosoph Oswald Spengler (1888-1936)
in seinem Buch ›Preußentum und Sozialismus‹ u.a. der Frage nach: ›Ist Sozialismus ein Instinkt oder ein System?‹ Spengler, der den
britischen Universalhistoriker Arnold J. Toynbee stark beeinflußte und gemäß
dem deutschen Philosophen und Soziologen Theodor W. Adorno die Entwicklungen seiner
Zeit richtig voraussagte [7], sah in dem
schwerreichen britischen Unternehmer Cecil Rhodes - in der Hochphase des Imperialismus einer
der führenden Akteure des Wettlaufs um Afrika -
einen Privatmann, der Länder eroberte, und in den ›amerikanischen
Milliardären Privatleute, die Länder durch eine untergeordnete Klasse von
Berufspolitikern beherrschen.‹ [8]
Nun wird in Washington ein Mann die
Weichen stellen, der nicht zur Kaste der Berufspolitiker gehört. Zusammen mit
dem Herrscher im Kreml wird er den transnationalen Konzernen und den
supranationalen Oligarchen den Kampf ansagen. Spengler stellte dem
amerikanischen ›Milliardärsozialismus‹ den ›preußischen
Beamtensozialismus‹
gegenüber. »Zum ersten gehört ein Mann wie Carnegie,
der zuerst einen großen Teil des gesamten Volksvermögens in Privatvermögen
verwandelt und ihn dann in glänzender Weise ganz souverän für öffentliche
Zwecke ausgibt.« [9] Die transnationalen Konzerne bzw. die
dahinter stehende supranationale Finanzelite scheinen die Welt also fest im
Griff zu haben. Nun wird sich entscheiden, ob Trump und Putin dieser
Entwicklung noch Grenzen setzen können.
In diesem ›Privatsozialismus‹ sah Spengler in den äußersten Fällen nichts anderes als die
diktatorische Verwaltung von Volkseigentum, die sich vom Sozialismus des Beamten
und Funktionärs nicht unterscheidet. [10] In
Spenglers Werk fehlt die Unterscheidung zwischen national und international
agierenden Milliardären. Das soll hier nachgeholt werden. Dabei ist dem Autor
bewußt, daß die Übergänge fließend sind.
Der janusgesichtige ›Milliardärs-Sozialismus‹
Nationale Oligarchie Internationale
(Finanz)Oligarchie
Souveränität benötigt Grenzen No borders – No Nations
Zum bedingten Wohl der Bürger Zerschlagung bürgerlicher Strukturen
Multipolare Friedensordnung Unipolare Friedensordnung
Stärkung der Regionen Globale Konzentration
Gewisse Form von Nachhaltigkeit Ausplünderung/Verwüstung durch
fauna-
und florafeindliche Kartellgesetze
Wirtschaftliche Autonomie Globale Monopolisierung
Achtung anderer Nationen Abbau
von Völkerrecht und Rechtstaatlichkeit; ungebremster Freihandel
Trennbankensystem Schrankenlose
Spekulation; ungezügeltes Shareholde-Value-System
Versklavung durch Verschuldung
Vernichtung des Mittelstandes
Kriegsbereitschaft zur Zerstörung der Welt
Militärisch-Industrieller-Komplex
Donald J. Trump George
Soros (Statthalter Obama/Clinton),
Cecil Rhodes;
Think Tanks: Brookings Institution Washington, Chatham House London,
Trilaterale Kommission, Bilderberger, usw.
UNO, IWF,
Weltbank, Bank für Internationalen Zahlungsausgleich [BIZ], International
Institute of Finance, Group of Thirty, NGOs wie Soros’ Open Society, Avaaz,
etc.
In der Wirtschaftswissenschaft sah
Spengler ein Produkt des modernen Engländers mit seinem Mangel an Psychologie,
eine ›philosophy‹, die seinem Sinn für Kampf, Erfolg und Besitz entspricht und mit
der er seine ›rein englische‹ Anschauung der wirtschaftlichen Praxis seit dem 18. Jahrhundert
in alle Köpfe des Kontinents gepflanzt habe.
[11]
So verschmelzen sich heute ganz in der
Tradition der Bank of England ab 1694 die Instanzen vom IWF bis zur EZB - also Finanzmacht und Politik - oft jenseits des Einflusses von Parlamenten
und juristischer Kontrolle. [12] Zur besseren Lenkung und als Mittler zwischen
gewählten Politikern und Bankern wurden in den vergangenen hundert Jahren in
Großbritannien und den USA im Sinne der supranationalen Finanzoligarchen
zahlreiche internationale Denkfabriken und Lobbygruppen - wie etwa der ›Council on Foreign Relations‹ oder die ›Trilaterale Kommission‹ - als Umfeld der neu
geschaffenen Geldmachtzentren installiert. Derart abgefedert, geht der Raubbau
an der Natur wegen der Profitinteressen der Finanzwelt ungehindert weiter.
Dabei helfen den Großinvestoren sogar UNO-Institutionen bei ihren kriminellen
Machenschaften. Ungesetzliche Landenteignung ist die Grundlage dieser Zugriffe,
deren Endprodukte dann paradoxerweise auch noch als ›nachhaltig‹ angepriesen werden. Nachhaltig ist dabei allein der ständig
steigende Börsenwert der betreffenden Unternehmen! [13] Der
ehemalige I.G. Farben-Funktionär und spätere Staatssekretär im Auswärtigen Amt,
Walter P. Hallstein, wurde 1958 der erste Vorsitzende der Kommission der
Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Er hatte ein reines Industriekartell zur
Profitmaximierung der Oligarchen und für die Banken einen zwangsfinanzierenden
Schuldensozialismus vorgedacht, der den europäischen Mittelstand dahinraffen
sollte.
Fast ohne Widerstand sind diese
gewissenlosen Eliten dabei, Europa und Rußland in einen Krieg
zu hetzen. Vom größten Aufmarsch seit Ende des kalten Krieges, der Anlandung
einer ganzen US-Panzerbrigade Anfang Januar 2017 in Bremerhaven, wird weder in
den Medien noch in der Friedensbewegung Notiz genommen. Im Rahmen der
Abschreckung gegen Rußland wird diese Panzerbrigade an die
NATO-Ostflanke nach Litauen verlegt.
[14] Das alles steht in der
Kontinuität des am 31. Oktober 2014 vorgestellten jüngsten US-Strategiepapiers
TRADOC 525-3-1 »Win in a complex world 2020 - 2040«. [15] Es
ist unter Barack Obama und Hillary Clinton entstanden und propagiert die ›full spectrum
dominance‹ der USA zu Land, zu Wasser und in der Luft. Wichtigste Gegner: Die
Konkurrenzmächte China und Rußland. [16] Zusammen
mit dem IWF und anderen NGOs hilft die BIZ, Kriege und Verarmung in die Welt zu
tragen. Diese internationale Zentralbank ist eine Institution, die eine hundert
Jahre alte feudale Agenda aus der Hand der übermächtigen Finanzelite umsetzt. Und
die Kriege dieser Mafia führen die im sozialistischen
Verschuldungsniedergang aufgehetzten Staaten in Europa und anderswo. Wo die
Hetze nicht fruchtet, wird der Boden dafür mit importiertem Terror bereitet.
Siehe Libyen, Syrien, Ukraine, etc.
Die transnationalen Konzerne bzw. die
dahinter stehende globale Finanzelite scheinen die Welt also fest im Griff zu
haben. Nun wird sich entscheiden, ob Trump und Putin dieser zerstörerischen
Macht noch Grenzen setzen können.
[1]
Donald J. Trump: GREAT AGAIN! Wie ich Amerika retten werde. Kulmbach
2016, S. 203 [2]
Karl Marx/Friedrich Engels: Manifest der kommunistischen Partei, Köln
2012, S. 15 [3]
Ebenda, S. 16 [4] Ebenda, S. 17 [5] Ebenda, S. 24 [6]
http://crimsonalter.livejournal.com/101876.html
Übersetzung ›Analitik‹ [7] Oswald Spengler: Preußentum und Sozialismus,
München 1921, S. 1 [8] Ebenda, S. 34 [9] Ebenda, S. 45 [10] Ebenda, S. 45 [11] Ebenda, S. 47 [12]
Paul Schreyer: ›Wer regiert das Geld? - Banken, Demokratie und Täuschung‹ Frankfurt a. Main 2016, Kapitel 13 (Die
informelle Regierung) [13] Nina Pzolla: Unveröffentliches Manuskript ›Differenzierte
Selbstaufklärung - Die großen
politischen Züge: Warum Nazis und Sozialisten gleichermaßen der internationalen
Oligarchie dienen‹ vom 6. Januar 2017 [14]
Die NATO setzt auf Abschreckung gegen Rußland: Erste US-Panzer haben
Bremerhaven erreicht, von dort werden sie weiter nach Osteuropa verlegt. Der
Aufmarsch ist der größte seit Ende des Kalten Krieges. [15]
Army Training and Doctrine Command Fort Eustos VA unter http://oai.dtic.mil/oai/oai?verb=getRecord&metadataPrefix=html&identifier=ADA611359 [16]
Wolfgang Effenberger: ›Der Militärisch-Industrielle Komplex‹ (MIC) oder die ›Merchants of Death‹ unter http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23092
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