Terroristen ihrer Majestät - von Rainer Rupp, Rüdiger Göbel - Artikel aus der JUNGEN WELT vom 27. 9. 05

Sprengstoff und Zünder im Auto: Waren zwei im südirakischen Basra verhaftete britische Soldaten als »agents provocateurs« unterwegs? Für die brutalen Bombenanschläge im Irak sind hauptsächlich Ausländer verantwortlich, behaupten die US-geführten Besatzungstruppen immer wieder. Doch sind es in jedem Fall skrupellose Gegner der Okkupation, wie die Besatzer in ihren beinahe täglichen Pressemitteilungen ebenfalls erklären? Sind es wirklich islamische Terroristen und arabische Gotteskrieger vom Schlage des omnipräsenten Mussab Al Sarkawi? Nicht unbedingt. Im Zweistromland sind offensichtlich mehrere Sondereinheiten der Besatzungstruppen als »agents provocateurs« unterwegs. Zwei Bombenleger ihrer Majestät waren in der vergangenen Woche aufgeflogen, als sie wegen Polizistenmords von den irakischen Behörden zunächst verhaftet und anschließend von britischen Truppen in Rambomanier aus dem Zentralgefängnis von Basra befreit worden waren. Mittlerweile erließ ein Richter in der südirakischen Stadt Haftbefehl gegen die zwei flüchtigen »britischen Terroristen«.

Wie die Londoner Times am Sonntag meldete, führen Mitglieder der Spezialeinheit SAS (Special Air Service) in der Ölmetropole einen »geheimen Krieg«, angeblich gegen »iranische Agenten«. „Seit der Zunahme der Angriffe gegen britische Streitkräfte vor zwei Monaten arbeitet ein 24köpfiges Team der SAS aus Basra heraus, um die Bomber daran zu hindern, aus Iran in die Stadt zu kommen“, berichtete die Zeitung unter Berufung auf eine namentlich nicht genannte Quelle. Die zwei am 19. September befreiten Briten gehörten einem von insgesamt acht Teams an. Laut Times waren die beiden SAS-Soldaten auf einer Erkundungspatrouille, bei der sie außerdem eine zweite Gruppe mit »mehr Gerätschaften und mehr Feuerkraft« ausrüsten sollten.

Die wohl vom britischen Verteidigungsministerium lancierte Iran-Spur erklärt aber weder warum die Soldaten das Feuer auf irakische Polizisten und Zivilisten eröffneten, noch, warum sie große Mengen an Sprengstoff und Fernzünder bei sich hatten. Im Gegensatz zur britischen Presse berichtete die Washington Post, daß irakische Sicherheitsbeamte die beiden Briten, die sich mit Perücken, Turban und Umhang als Araber verkleidet hatten, beschuldigten, sie hätten vorgehabt, eine Bombe zu legen. Fattah Al Shaykh, Parlamentsabgeordneter aus Basra, beschuldigte in einem Interview mit dem TV-Sender Al Dschasira die beiden Briten, in einem »mit einem als Bombe präparierten Auto« unterwegs gewesen zu sein, das später „im Zentrum auf einem belebten Markt explodieren sollte“. Im Gegensatz zur »Iran-Connection« würde das auch den bizarren Ablauf der Ereignisse plausibel machen, insbesondere, warum die beiden britischen Geheimagenten rücksichtslos um sich schießend zu entkommen suchten, obwohl sie von den irakischen Sicherheitskräften nur zu einer Routineüberprüfung gestoppt worden waren.  
http://www.jungewelt.de/2005/09-27/001.php  
 
Zum selben Thema findet sich auf http://www.rbi-aktuell.de  vom 29. 9. 05 ein Bericht von Elmar Getto, den wir hier gekürzt wiedergeben:
 
Irak: Britische Besatzer als Terroristen
Hintergrund der gewaltsamen Befreiung zweier britischer Agenten in Basra aufgeklärt
 
Mußte rbi-aktuell gestern noch die Überschrift "Britische Terrorbomben im Irak" in seinem Artikel zu den beiden erwischten britischen Soldaten in Basra mit einem Fragezeichen versehen, so kann man dieses nun weglassen. Inzwischen haben sich genügend unverdächtige Zeugen gefunden, die übereinstimmend aussagen, daß die beiden Angehörigen des Armee-Geheimdienstes einen fertig als Autobombe präparierten Wagen fuhren, als sie einer Streife der irakischen Polizei auffielen.
 
Was die gleichgeschalteten Medien in Deutschland vollständig verschwiegen, konnte man nun auf Al-Jazeera [Al Dschasira] in Englisch [und in zwei anderen Quellen] nachlesen: Die beiden von irakischen Sicherheitskräften gefangen genommenen Briten waren Agenten, die dabei waren, einen Wagen voll Sprengstoff zu einem belebten Markplatz in Basra zu bringen. …… Blair läßt Bombenanschläge auf zivile Schiiten durchführen und als sunnitische Anschläge ausgeben, um zum Ausbruch eines Bürgerkriegs im Irak beizutragen. Die Meldungen über die „Rambo"-Befreiungsaktion der Briten hatten schon vorher einige Fragen aufgeworfen.
Dazu kamen die Fragen: Warum fangen zwei britische Soldaten, wenn sie von (mit ihnen verbündeten) irakischen Sicherheitskräften kontrolliert werden, in einer verhältnismäßig friedlichen Stadt wie Basra an, ohne Rücksicht auf Verluste um sich zu schießen? Hätten irgendwelche Mißverständnisse unter Verbündeten nicht friedlich beigelegt werden können? Warum glaubten sie, dies sei nicht möglich?
Al-Jazeera berichtete am 19.9.05 über die Aussage von Fattah al-Shaykh, gewählter Abgeordneter des irakischen Parlaments und stellvertretender Polizeichef von Basra (das den britischen Truppen zugeteilt wurde), laut welcher der Wagen, den die beiden festgenommenen Nicht-Iraker fuhren, auch eine Fangschaltung aufwies, die einen Eindringling in das Auto sofort die Explosion auslösen lassen hätte. Das war also eine Aussage, die gemacht wurde, bevor die britischen Truppen das Gebäude mit Panzern einrissen und die beiden befreiten. Die Fakten stimmen genau mit den Aussagen eines Augenzeugen überein, eines gewissen Ziyad Al-Munajid, der über Telefon am syrischen TV interviewt wurde, was bei BBC nachzulesen ist. Er sagt: „Viele Beobachter und Analysten hier [im Irak] hatten den Verdacht, daß die Besatzer in einige bewaffnete Operationen gegen Zivilisten verwickelt waren, (...) aber das waren nur Verdachtsmomente ohne Beweise. Jetzt aber liegt der erste Beweis vor. Zwei britische Soldaten wurden gefangen, als sie Sprengstoff in den Straßen Basras legen wollten."
Eine dritte, hiervon wiederum unabhängige Quelle ist die Washington Post, wie die BBC ebenfalls nicht verdächtig, die Besatzer im Irak leichtfertig als Terroristen zu schildern. Diese schreibt in einem Artikel am 20.9.05 unter dem Titel „British smash into Iraqi Jail to free two detained Soldiers": „Die irakischen Sicherheitskräfte klagten die zwei Briten am Montag mehrfach an, (...), versucht zu haben, Sprengstoff zu legen." Wer hier in drei verschiedenen Aussagen (von mindestens drei verschiedenen Zeugen) auf dieser Tatsache besteht, sind irakische Sicherheitskräfte und ein Angeordneter, die nicht das geringste Interesse daran haben können, die Besatzer fälschlich des Terrors gegen Zivilpersonen anzuklagen, denn sie sind Sicherheitskräfte bzw. Abgeordnete, Leute, die mit der Besatzung zusammenarbeiten. Wenn (mindestens) drei von ihnen unabhängig voneinander dies berichten, so ist dies ein vor jedem normalen Gericht ausreichender Beweis über die Authentizität dieser Fakten.
Auch die Reaktion der britischen Besatzer, nicht etwa mit den Sicherheitskräften Kontakt aufzunehmen und auf die Freilassung ihrer Soldaten zu dringen, sondern mit Panzern gegen das Gebäude vorzugehen und sie dort in einem Gewaltakt herauszuholen, spricht eindeutig dafür, daß die Briten hier Dreck am Stecken haben. Wären die beiden bei einem „normalen" Einsatz gefaßt worden, wären sie auf normalem Weg aus dem Gefängnis geholt worden, indem man das Mißverständnis mit den Sicherheitskräften und Verbündeten aufgeklärt hätte. Wenn man es für notwendig hielt, die beiden in einem Husarenstreich zu befreien, so deswegen, weil man nicht riskieren wollte, daß sie irgend etwas aussagen könnten.
rbi-aktuell hatte den Verdacht, daß es westliche Sicherheitsdienste sind, die als „Al-Zarquawi" auftreten und für den Widerstand völlig unverständliche Anschläge gegen schiitische Zivilisten durchführen, schon früher geäußert. Es war für aufmerksame Beobachter offensichtlich, daß es im Irak zwei völlig unterschiedliche Arten von Autobomben gibt: Die Selbstmordanschläge vom irakischen Widerstand, die sich gegen die Besatzer und deren Kollaborateure richten und jene, die gewisse US-Stellen immer einem Terroristen Al- Zarquawi zuschreiben: ferngezündete Autobomben gegen schiitische Zivilisten (in westlichen Medien oft auch fälschlich als Selbstmordanschläge bezeichnet). Von Seiten des irakischen Widerstands war schon mehrfach betont worden, daß es nach dessen Kenntnis überhaupt keinen Al-Zarquawi im Irak gibt, falls dieser überhaupt noch am Leben sein sollte und daß die diesem Terroristen zugeschriebenen Attentate eindeutig die Handschrift westlicher Dienste trügen.
Die Behauptungen der britischen Offiziellen sind durch die Zeugenaussagen widerlegt. Die große Menge an Sprengstoff in dem Zivilauto ist durch nichts zu erklären. Es wurde behauptet, die beiden Terroristen hätten einer Gruppe der SAS nur Nachschub bringen wollen. Aber für was braucht eine Gruppe der SAS Sprengstoff? Sprengstoff braucht man ausschließlich, um etwas in die Luft zu sprengen. Wenn es um Waffen und Munition für eventuelle Kämpfe geht, so ist Sprengstoff dafür nicht geeignet. Es gibt keinen ernsthaften Zweifel mehr: Herr Blair ist nicht nur ein Kriegsverbrecher, sondern auch ein Terrorist und Massenmörder. Dies kann man nach aller Logik auch auf Herrn George W. Bush ausweiten, denn es ist undenkbar, daß die Briten alle diese Anschläge alleine durchgeführt haben. Im US-besetzten Teil des Iraks waren hier mit Sicherheit US-Truppen bzw. -dienste am Werk.
Siehe auch ‚Fakten zum Terror’ auf unserer homepage.