»Gekaufte Journalisten« 16.11.2014 23:50
Nicht wenig Ärger in Sachen Glaubwürdigkeit, schreibt Hans Heckel in einem seiner
Wochenrückblicke
in der ›Preußischen Allgemeinen
Zeitung‹, hat auch die ›Frankfurter Allgemeine Zeitung‹ seit das Buch ›Gekaufte Journalisten‹ des
ehemaligen FAZ-Redakteurs Udo Ulfkotte am Markt ist: Korrupte, mit mächtigen
Zirkeln verfilzte Kollegen, die vor allem aus der USA gesteuert würden, so sein
deftiger Vorwurf, nicht allein, aber ganz besonders gegen die FAZ. Günther
Nonnenmacher, Mitherausgeber der Zeitung, hat dafür nun eine elegante
Gegenoffensive ersonnen. Schon während seiner Zeit bei der ›Frankfurter‹ sei
Ulfkotte immer merkwürdiger geworden, so Nonnenmacher laut ›Mediummagazin‹: »Wir
haben Ulfkottes seltsame Entwicklung auf seine existenzielle Erkrankung
zurückgeführt - und deshalb auch Rücksicht genommen. Menschliche Rücksichtnahme
war immer ein Prinzip dieses Hauses.« Ein Hammer, nicht wahr?
Da erklärt er den Kritiker öffentlich regelrecht zum Geistesgestörten und
versichert ihn zugleich seiner ›menschlichen
Rücksichtnahme‹. Die Bandagen werden
härter, offenbar fühlen sich gewisse Kreise in die Enge getrieben und schlagen
um sich. [1] Hierzu eine längere Abhandlung:
Böser Russe,
guter Amerikaner und gekaufte Journalisten - Von Wolfgang Effenberger »Das
geht durch wie eine Rakete«, sagte ein Mitarbeiter der renommierten Münchner
Buchhandlung Hugendubel zu mir über das neueste Buch des
Aufklärungsjournalisten Udo Ulfkotte, Gekaufte Journalisten. Wie Politiker,
Geheimdienste und Hochfinanz Deutschlands Massenmedien lenken. Der Erfolg ist
dem Buch auch zu wünschen. Es könnte den Medienkonsumenten die Augen öffnen und
zu notwendigen Hygienemaßnahmen in der deutschen Medienlandschaft beitragen.
Mutig beschreibt ein ehemaliger Insider den Einfluß fremder Interessen auf deutsche
»Qualitätsmedien«; er hat selbst 17
Jahre für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) gearbeitet und schämt sich
heute dafür. Aus eigener Erfahrung schildert er, wie sich »Alpha-Journalisten«
den Mächtigen andienen, Zugang zu einem kleinen Kreis verschwiegener
Eliteorganisationen haben und sich von angeblich gemeinnützigen
»transatlantischen Freundschaftsorganisationen« einbinden und zum
Propagandawerkzeug machen lassen: diesbezüglich sind vor allem die Einblicke in
die Arbeit der ›Atlantik-Brücke‹ sehr wertvoll. Betroffen machen die
Passagen, wo er von seiner persönlichen Leidensgeschichte im
Mainstream-Journalismus erzählt.
Der
Entwicklung der amerikanischen Propagandanetzwerke ist der Rezensent in seinem
Buch »Das amerikanische Jahrhundert« [Teil
1: »Die Verborgenen Seiten des Kalten Krieges«; Norderstedt 2011] und auch in »Wiederkehr
der Hasardeure« [Höhr-Grenzhausen 2014] nachgegangen. Zu den bekanntesten
US-amerikanischen Netzwerken scheint das ›Freedom
House‹ zu gehören. Es wurde vier
Wochen vor Pearl Harbor von der Frau des US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt
und dessen unterlegenem Präsidentschaftsrivalen Wendell Willkie gegründet, um
die US-Bürger medial auf den Eintritt in den Zweiten Weltkrieg einzuschwören.
Heute ist ›Freedom House‹ in allen Konfliktregionen
anzutreffen. Aus ähnlichen Motiven entstand Anfang der 80er Jahre auf Anregung
des US-Präsidenten Ronald Reagan das ›National
Endowment for Democracy‹, eine vom
US- Kongreß finanzierte Stiftung, die Reagan als Propagandawerkzeug im Kalten
Krieg nutzte. Mit dieser »Nichtregierungsorganisation« sollten in den 1980er
Jahren auf privater Ebene Coups gegen der US-Regierung nicht genehme Regimes
durchgeführt werden. Heute ist das ›NED‹ ein von den Neokonservativen
kontrollierter Akteur für die US-Weltherrschaft. Die Idee politischer Netzwerke
zu Propagandazwecken scheint eine besondere US-amerikanische Erfindung zu sein.
In dankenswerter Weise zeigt Ulfkotte den Einfluß der europäischen Ableger der
transatlantischen Netzwerke, wie z.B. der allgegenwärtigen ›Atlantik-Brücke‹ auf und
entlarvt die Manipulationen des von den Leitmedien gern als »Philanthropen«
titulierten Mega-Spekulanten George Soros.
Das
›Open Society Institute‹ des US-Milliardärs operiert in
unmittelbarer Nähe von ›Freedom
House‹ und ›National Endowment for Democracy‹. Er selbst ist Mitglied im von Joseph Fischer (!) 2007
gegründeten European ›Council on Foreign Relations‹, das er auch finanziell unterstützt und auf dessen Website damals
zu lesen war: »EU vs. Russia«. All diese Organisationen geben ein klares
Feindbild vor: Rußland. Böser Russe, guter Amerikaner. Das ist Teil
einer psychologischen Kriegführung (PsyOp). Während der Gegner dämonisiert
wird, spielen unsere Leitmedien die Verbrechen der Verbündeten herunter oder
klammern sie gar aus. Zusammen mit dem US-Außenministerium finanziert Soros
auch die Organisation ›Human Rights
Watch‹, ein in Amerika beheimateter
und von dort finanzierter Arm des gesamten NGO-Apparats, der Staatsstreiche wie
die »Rosen-Revolution« in Georgien 2003 oder die »Orangene Revolution« in der
Ukraine 2004 lanciert hat. George Soros engagiert sich in mehr als zwei Dutzend
Stiftungen rund um die Erde für Demokratie und »offene« Gesellschaften [die man
leichter ausplündern kann], mit Vorliebe in den Ländern der ehemaligen
Sowjetunion und des Ostblocks. Auf Seite 194 bringt Ulfkotte diese
Zusammenhänge auf den Punkt: »Meine Stiftungen«, gibt Soros unumwunden zu,
»trugen zu den Regimewechseln in der Slowakei (1998), Kroatien (1999) und
Jugoslawien (2000) bei und mobilisierten die Zivilgesellschaft, um Vladimír Meciar,
Franjo Tu?man und Slobodan Milosevic aus ihren Ämtern zu vertreiben«. Soros’ ›Open
Society Foundation‹ dient als
Speerspitze beim Sturz fremder Regierungen mit Hilfe von Volksaufständen!
Während der geistige Nährboden dafür in den transatlantischen Denkfabriken
geschaffen wird, so Ulfkotte, begleiten die Alpha-Journalisten in den
Leitmedien die Umstürze und Militäraktionen und stellen sie als demokratische
Prozesse dar. Das läßt sich in der Tat von Afghanistan über Ägypten,
Syrien und den Irak bis zur Ukraine verfolgen. Natürlich geht es dabei nie um
die Menschen in den betroffenen Ländern, sondern ausschließlich um Washingtons
Machtinteressen und geopolitische Ziele. Und parallel dazu machen wenige
Milliardäre ihre schmutzigen Geschäfte.
Nach
eigenem Bekunden wurde Udo Ulfkotte von der FAZ während des irakisch-iranischen
Krieges (1980-1988) als Kriegsberichterstatter in das dortige Kriegsgebiet
geschickt, wo er im Juli 1988 bei Zubaidat bei dem Giftgasangriff auf die
irakischen Kurden selbst Opfer wurde. Die Folgen sind bei ihm nach eigener
Aussage als Berufskrankheit anerkannt. In seinem Artikel »Bei Zubaidat werden
die Spuren der Schlacht beseitigt« habe er die grauenhaften Bilder der Opfer
des heimtückischen Gasangriffs entfernen müssen, schreibt Ulfkotte und schließt
daraus, daß die Öffentlichkeit möglichst wenig von der Massenvergasung erfahren
sollte. Der gleiche Verdacht drängt sich auf bei der unvorstellbar grausamen
Ermordung von 3000 Taliban durch den US-Verbündeten Raschid Dostum im November
2001; dagegen wird alljährlich die Ermordung bosnischer Muslime durch die
bosnischen Serben im August 1995 propagandistisch inszeniert.
Um
die Verflechtung deutscher Leitmedienjournalisten mit transatlantischen
Netzwerken zu unterstreichen, nimmt Ulfkotte auch das ZDF in den Zeugenstand:
Die Satiresendung »Die Anstalt« thematisierte am 29. April
2014 die Verbindung von fünf führenden deutschen Journalisten, Stefan Kornelius
(Süddeutsche Zeitung), Josef Joffe (Die Zeit), Jochen Bittner (Die Zeit),
Günter Nonnenmacher und Klaus-Dieter Frankenberger (beide FAZ), mit 12 Denkfabriken,
darunter das ›Aspen Institute‹, die ›Trilaterale Kommission‹,
die ›Deutsche Gesellschaft für
Auswärtige Politik‹ (DGAP), die ›American Academy‹, die ›Atlantische
Initiative‹, die ›Deutsche Atlantische Gesellschaft‹ und die ›Bundesakademie für Sicherheitspolitik‹. Sind diese renommierten Zeitungen somit Lokalausgaben der
NATO-Pressestelle, fragt Ulfkotte provozierend. Zugegeben, eine derartige
Fragestellung mag überspitzt erscheinen. Doch Ulfkotte bringt erstaunliche
Beispiele, die eine solche These unterstützen. So hat z.B. Bundespräsident
Gauck Anfang Februar 2014 auf der Münchner Sicherheitskonferenz, einer
proamerikanischen Lobbyistenveranstaltung, den Ruf nach mehr deutschen Auslandseinsätzen
verstärkt. Es folgte unmittelbares Lob vom ›Zeit‹-Journalisten Jochen Bittner. Der
Leser erfuhr nicht, daß Teile von Gaucks gelobter Rede aus einem Thesenpapier
stammten, an dem die Alpha-Journalisten Bittner und Nikolas Busse (FAZ) im Lauf
des Jahres 2013 mitgearbeitet hatten. Das Papier mündete in konkrete
Empfehlungen zur deutschen Außen- und Sicherheitspolitik und ist mehr als ein
»offenes Ideenpapier«, wie es Bittner so gern hinstellt. Dieses Studienprojekt
über die Bausteine einer deutschen Sicherheitsstrategie wurde von der transatlantischen Organisation ›German Marshall Fund‹ und der vom Auswärtigen Amt
geförderten Stiftung ›Wissenschaft
und Politik‹ (SWP) getragen.
Als
ein weiteres Beispiel für die unheilvolle Allianz von Politik und Leitmedien
sieht Ulfkotte die 2001 vom damaligen Verteidigungsminister Scharping berufene
»Expertenkommission«. Sie wurde eingesetzt, nachdem Berichte über die
schädlichen Folgen des NATO-Einsatzes von Uranmunition im Jugoslawien-Krieg die
Bevölkerung beunruhigten. In dieser »Expertenrunde« saßen die
Alpha-Journalisten Nikolas Busse (FAZ) und, als Leiter, der damals noch
bekanntere Chef der ›Zeit‹, Theo Sommer. Er bezeichnete ein
halbes Jahr später die Uranmunition als völlig unbedenklich; in der ›Zeit‹ erschien ein Aufmacher mit dem Titel »Die Blamage der Alarmisten«
– und Sommer erhielt dafür das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold,
obwohl auch Minister Scharping um die gefährliche Wirkung dieser Munition gewußt
haben muß. Da kommt mir als ehemaligem Bundeswehroffizier die Galle hoch! Ein
solcher Betrug ist ungeheuerlich und hätte den Staatsanwalt auf den Plan rufen
müssen. Im Zweiten Irakkrieg 1991 hatten die USA die Uranmunition vor allem in
der Umgebung von Basra eingesetzt. Dem deutschen Tropenarzt und Epidemiologen
Dr. Horst- Siegwart Günther waren daraufhin im Universitätskrankenhaus von
Bagdad Menschen mit unbekannten Krankheitssymptomen aufgefallen. Zusätzlich
dokumentierte Günther schwere Störungen der Nieren- und Leberfunktion sowie
bösartige Hauttumore und andere Krebsarten. Bald traten ähnlich unheilbare
Krankheitssymptome bei amerikanischen und britischen Golfkriegsveteranen und
ihren Kindern auf. Nun konnten Professor Günther und sein amerikanischer
Kollege Dr. Doug Rokke, der ehemalige Direktor des ›U.S. Army Depleted Uranium Project‹, zusammen mit weiteren Wissenschaftlern den ursächlichen
Zusammenhang nachweisen: die Einatmung dieser radioaktiven Feinststaubpartikel.
Da der Wind diesen »Todesstaub« um die ganze Welt trägt, wurde in Einklang mit
der Genfer Konvention das sofortige Verbot dieser Munition gefordert. Das alles
hätte die »Expertengruppe« um Theo Sommer und Nikolas Busse nachlesen können.
Auch wenn Udo Ulfkotte nicht immer so gewichtige Beispiele bringt und sich, wie
in den Auseinandersetzungen mit den Alpha-Journalisten Frankenberger und
Schirrmacher, teilweise in Petitessen verliert, zeigt sein Buch doch insgesamt
die erschreckende Einflußnahme transatlantischer
Organisationen auf deutsche Leitmedien auf. Es macht deutlich, daß uns
demokratische Meinungsvielfalt und Wahrhaftigkeit in der Berichterstattung nur
vorgespielt werden. Wenn die Satire das zum Thema macht, wird gleich geklagt,
und nicht nur bei Satire!
Auflagenschwund
kann so nicht aufgehalten werden. Das
juristische Vorgehen von Joffe und Bittner gegen das ZDF kommt nach Aussage von
Ulfkotte für das ehemalige Flaggschiff ›Die
Zeit‹ einem journalistischen
Offenbarungseid gleich. Wenn die sogenannte »freie Presse« gegen eine
Satiresendung vorgeht, die die Verstrickung deutscher Medien in
Propagandaorganisationen aufzeigt, dann kann man schon öffentlich fragen, wie
weit wir noch in einer Demokratie leben. Ulfkotte liefert für diese
Verstrickung eine kaum zu widerlegende Erklärung: Washington verfolgt in Europa
klare Ziele, zu denen auch ein neuer Kalter Krieg gehört. Und dazu
braucht man nun einmal unsere Leitmedien
als Verbündete. Das
im Kopp-Verlag erschienene Buch »Gekaufte Journalisten«
deckt die Netzwerke hinter den vermeintlich so freien Medien auf, die die
Gesellschaft gezielt manipulieren und für ihre Absichten (z.B. Kriege) medial
vorbereiten. Dabei liest es sich flüssig - manchmal ein wenig reißerisch - und
ist trotz der vielen Nachweise mit 300 Seiten auch gut zu bewältigen. Es ist zu
hoffen, daß dieses wichtige Buch viele Leser findet, vielleicht sogar Staatsanwälte,
die den Mut haben, gegen Betrug, Filz und Korruption vorzugehen, damit unsere
Medien ihre Aufgabe in einer wehrhaften Demokratie erfüllen. [2]
[1] http://www.preussische-allgemeine.de/nachrichten/artikel/man-wird-nervoes.html 8. 11. 14 Man
wird nervös [2] http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/deutschland/wolfgang-effenberger/boeser-russe-guter-amerikaner-und-gekaufte-journalisten.html 9. 11. 14
Böser Russe, guter Amerikaner und gekaufte Journalisten - Von
Wolfgang Effenberger Wolfgang
Effenberger erhielt als Pionierhauptmann bei der Bundeswehr in der Zeit des
Kalten Krieges tiefere Einblicke in den Irrsinn hochgerüsteter Militärapparate
und versuchte schon in den 90er Jahren, über die Gefährlichkeit der
Uranmunition aufzuklären. Seit 2001 beschäftigt er sich mit der amerikanischen
Geschichte und Geopolitik und hat dazu mehrere Bücher veröffentlicht. Von
Effenberger haben wir mehrere einschlägige Artikel auf politonline
veröffentllicht.
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