»Gekaufte Journalisten«

Nicht wenig Ärger in Sachen Glaubwürdigkeit, schreibt Hans Heckel in einem seiner

Wochenrückblicke in der Preußischen Allgemeinen Zeitung, hat auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung seit das Buch Gekaufte Journalisten des ehemaligen FAZ-Redakteurs Udo Ulfkotte am Markt ist: Korrupte, mit mächtigen Zirkeln verfilzte Kollegen, die vor allem aus der USA gesteuert würden, so sein deftiger Vorwurf, nicht allein, aber ganz besonders gegen die FAZ. Günther Nonnenmacher, Mitherausgeber der Zeitung, hat dafür nun eine elegante Gegenoffensive ersonnen. Schon während seiner Zeit bei der Frankfurtersei Ulfkotte immer merkwürdiger geworden, so Nonnenmacher laut Mediummagazin: »Wir haben Ulfkottes seltsame Entwicklung auf seine existenzielle Erkrankung zurückgeführt - und deshalb auch Rücksicht genommen. Menschliche Rücksichtnahme war immer ein Prinzip dieses Hauses.« Ein Hammer, nicht wahr? Da erklärt er den Kritiker öffentlich regelrecht zum Geistesgestörten und versichert ihn zugleich seiner menschlichen Rücksichtnahme. Die Bandagen werden härter, offenbar fühlen sich gewisse Kreise in die Enge getrieben und schlagen um sich. [1]  Hierzu eine längere Abhandlung: 

Böser Russe, guter Amerikaner und gekaufte Journalisten - Von Wolfgang Effenberger  »Das geht durch wie eine Rakete«, sagte ein Mitarbeiter der renommierten Münchner Buchhandlung Hugendubel zu mir über das neueste Buch des Aufklärungsjournalisten Udo Ulfkotte, Gekaufte Journalisten. Wie Politiker, Geheimdienste und Hochfinanz Deutschlands Massenmedien lenken. Der Erfolg ist dem Buch auch zu wünschen. Es könnte den Medienkonsumenten die Augen öffnen und zu notwendigen Hygienemaßnahmen in der deutschen Medienlandschaft beitragen. Mutig beschreibt ein ehemaliger Insider den Einfluß fremder Interessen auf deutsche  »Qualitätsmedien«; er hat selbst 17 Jahre für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) gearbeitet und schämt sich heute dafür. Aus eigener Erfahrung schildert er, wie sich »Alpha-Journalisten« den Mächtigen andienen, Zugang zu einem kleinen Kreis verschwiegener Eliteorganisationen haben und sich von angeblich gemeinnützigen »transatlantischen Freundschaftsorganisationen« einbinden und zum Propagandawerkzeug machen lassen: diesbezüglich sind vor allem die Einblicke in die Arbeit der Atlantik-Brücke sehr wertvoll. Betroffen machen die Passagen, wo er von seiner persönlichen Leidensgeschichte im Mainstream-Journalismus erzählt.

Der Entwicklung der amerikanischen Propagandanetzwerke ist der Rezensent in seinem Buch   »Das amerikanische Jahrhundert« [Teil 1: »Die Verborgenen Seiten des Kalten Krieges«; Norderstedt 2011] und auch in »Wiederkehr der Hasardeure« [Höhr-Grenzhausen 2014] nachgegangen. Zu den bekanntesten US-amerikanischen Netzwerken scheint das Freedom House zu gehören. Es wurde vier Wochen vor Pearl Harbor von der Frau des US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt und dessen unterlegenem Präsidentschaftsrivalen Wendell Willkie gegründet, um die US-Bürger medial auf den Eintritt in den Zweiten Weltkrieg einzuschwören. Heute ist Freedom House in allen Konfliktregionen anzutreffen. Aus ähnlichen Motiven entstand Anfang der 80er Jahre auf Anregung des US-Präsidenten Ronald Reagan das National Endowment for Democracy, eine vom US- Kongreß finanzierte Stiftung, die Reagan als Propagandawerkzeug im Kalten Krieg nutzte. Mit dieser »Nichtregierungsorganisation« sollten in den 1980er Jahren auf privater Ebene Coups gegen der US-Regierung nicht genehme Regimes durchgeführt werden. Heute ist das NED ein von den Neokonservativen kontrollierter Akteur für die US-Weltherrschaft. Die Idee politischer Netzwerke zu Propagandazwecken scheint eine besondere US-amerikanische Erfindung zu sein. In dankenswerter Weise zeigt Ulfkotte den Einfluß der europäischen Ableger der transatlantischen Netzwerke, wie z.B. der allgegenwärtigen Atlantik-Brücke auf und entlarvt die Manipulationen des von den Leitmedien gern als »Philanthropen« titulierten Mega-Spekulanten George Soros.    

Das Open Society Institute des US-Milliardärs operiert in unmittelbarer Nähe von Freedom Houseund National Endowment for Democracy. Er selbst ist Mitglied im von Joseph Fischer (!) 2007 gegründeten European Council  on Foreign Relations, das er auch finanziell unterstützt und auf dessen Website damals zu lesen war: »EU vs. Russia«. All diese Organisationen geben ein klares Feindbild vor: Rußland. Böser Russe, guter Amerikaner. Das ist Teil einer psychologischen Kriegführung (PsyOp). Während der Gegner dämonisiert wird, spielen unsere Leitmedien die Verbrechen der Verbündeten herunter oder klammern sie gar aus. Zusammen mit dem US-Außenministerium finanziert Soros auch die Organisation Human Rights Watch, ein in Amerika beheimateter und von dort finanzierter Arm des gesamten NGO-Apparats, der Staatsstreiche wie die »Rosen-Revolution« in Georgien 2003 oder die »Orangene Revolution« in der Ukraine 2004 lanciert hat. George Soros engagiert sich in mehr als zwei Dutzend Stiftungen rund um die Erde für Demokratie und »offene« Gesellschaften [die man leichter ausplündern kann], mit Vorliebe in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion und des Ostblocks. Auf Seite 194 bringt Ulfkotte diese Zusammenhänge auf den Punkt: »Meine Stiftungen«, gibt Soros unumwunden zu, »trugen zu den Regimewechseln in der Slowakei (1998), Kroatien (1999) und Jugoslawien (2000) bei und mobilisierten die Zivilgesellschaft, um Vladimír Meciar, Franjo Tu?man und Slobodan Milosevic aus ihren Ämtern zu vertreiben«. Soros’  Open Society Foundation dient als Speerspitze beim Sturz fremder Regierungen mit Hilfe von Volksaufständen! Während der geistige Nährboden dafür in den transatlantischen Denkfabriken geschaffen wird, so Ulfkotte, begleiten die Alpha-Journalisten in den Leitmedien die Umstürze und Militäraktionen und stellen sie als demokratische Prozesse dar. Das läßt sich in der Tat von Afghanistan über Ägypten, Syrien und den Irak bis zur Ukraine verfolgen. Natürlich geht es dabei nie um die Menschen in den betroffenen Ländern, sondern ausschließlich um Washingtons Machtinteressen und geopolitische Ziele. Und parallel dazu machen wenige Milliardäre ihre schmutzigen Geschäfte.

Nach eigenem Bekunden wurde Udo Ulfkotte von der FAZ während des irakisch-iranischen Krieges (1980-1988) als Kriegsberichterstatter in das dortige Kriegsgebiet geschickt, wo er im Juli 1988 bei Zubaidat bei dem Giftgasangriff auf die irakischen Kurden selbst Opfer wurde. Die Folgen sind bei ihm nach eigener Aussage als Berufskrankheit anerkannt. In seinem Artikel »Bei Zubaidat werden die Spuren der Schlacht beseitigt« habe er die grauenhaften Bilder der Opfer des heimtückischen Gasangriffs entfernen müssen, schreibt Ulfkotte und schließt daraus, daß die Öffentlichkeit möglichst wenig von der Massenvergasung erfahren sollte. Der gleiche Verdacht drängt sich auf bei der unvorstellbar grausamen Ermordung von 3000 Taliban durch den US-Verbündeten Raschid Dostum im November 2001; dagegen wird alljährlich die Ermordung bosnischer Muslime durch die bosnischen Serben im August 1995 propagandistisch inszeniert.

Um die Verflechtung deutscher Leitmedienjournalisten mit transatlantischen Netzwerken zu unterstreichen, nimmt Ulfkotte auch das ZDF in den Zeugenstand: Die Satiresendung »Die Anstalt« thematisierte am 29. April 2014 die Verbindung von fünf führenden deutschen Journalisten, Stefan Kornelius (Süddeutsche Zeitung), Josef Joffe (Die Zeit), Jochen Bittner (Die Zeit), Günter Nonnenmacher und Klaus-Dieter Frankenberger (beide FAZ), mit 12 Denkfabriken, darunter das Aspen Institute, die Trilaterale Kommission, die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), die American Academy, die Atlantische Initiative, die Deutsche Atlantische Gesellschaft und die Bundesakademie für Sicherheitspolitik. Sind diese renommierten Zeitungen somit Lokalausgaben der NATO-Pressestelle, fragt Ulfkotte provozierend. Zugegeben, eine derartige Fragestellung mag überspitzt erscheinen. Doch Ulfkotte bringt erstaunliche Beispiele, die eine solche These unterstützen. So hat z.B. Bundespräsident Gauck Anfang Februar 2014 auf der Münchner Sicherheitskonferenz, einer proamerikanischen Lobbyistenveranstaltung, den Ruf nach mehr deutschen Auslandseinsätzen verstärkt. Es folgte unmittelbares Lob vom Zeit-Journalisten Jochen Bittner. Der Leser erfuhr nicht, daß Teile von Gaucks gelobter Rede aus einem Thesenpapier stammten, an dem die Alpha-Journalisten Bittner und Nikolas Busse (FAZ) im Lauf des Jahres 2013 mitgearbeitet hatten. Das Papier mündete in konkrete Empfehlungen zur deutschen Außen- und Sicherheitspolitik und ist mehr als ein »offenes Ideenpapier«, wie es Bittner so gern hinstellt. Dieses Studienprojekt über die Bausteine einer deutschen Sicherheitsstrategie  wurde von der transatlantischen Organisation German Marshall Fund und der vom Auswärtigen Amt geförderten Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) getragen.    

Als ein weiteres Beispiel für die unheilvolle Allianz von Politik und Leitmedien sieht Ulfkotte die 2001 vom damaligen Verteidigungsminister Scharping berufene »Expertenkommission«. Sie wurde eingesetzt, nachdem Berichte über die schädlichen Folgen des NATO-Einsatzes von Uranmunition im Jugoslawien-Krieg die Bevölkerung beunruhigten. In dieser »Expertenrunde« saßen die Alpha-Journalisten Nikolas Busse (FAZ) und, als Leiter, der damals noch bekanntere Chef der Zeit, Theo Sommer. Er bezeichnete ein halbes Jahr später die Uranmunition als völlig unbedenklich; in der Zeit erschien ein Aufmacher mit dem Titel »Die Blamage der Alarmisten« – und Sommer erhielt dafür das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold, obwohl auch Minister Scharping um die gefährliche Wirkung dieser Munition gewußt haben muß. Da kommt mir als ehemaligem Bundeswehroffizier die Galle hoch! Ein solcher Betrug ist ungeheuerlich und hätte den Staatsanwalt auf den Plan rufen müssen. Im Zweiten Irakkrieg 1991 hatten die USA die Uranmunition vor allem in der Umgebung von Basra eingesetzt. Dem deutschen Tropenarzt und Epidemiologen Dr. Horst- Siegwart Günther waren daraufhin im Universitätskrankenhaus von Bagdad Menschen mit unbekannten Krankheitssymptomen aufgefallen. Zusätzlich dokumentierte Günther schwere Störungen der Nieren- und Leberfunktion sowie bösartige Hauttumore und andere Krebsarten. Bald traten ähnlich unheilbare Krankheitssymptome bei amerikanischen und britischen Golfkriegsveteranen und ihren Kindern auf. Nun konnten Professor Günther und sein amerikanischer Kollege Dr. Doug Rokke, der ehemalige Direktor des U.S. Army Depleted Uranium Project, zusammen mit weiteren Wissenschaftlern den ursächlichen Zusammenhang nachweisen: die Einatmung dieser radioaktiven Feinststaubpartikel. Da der Wind diesen »Todesstaub« um die ganze Welt trägt, wurde in Einklang mit der Genfer Konvention das sofortige Verbot dieser Munition gefordert. Das alles hätte die »Expertengruppe« um Theo Sommer und Nikolas Busse nachlesen können. Auch wenn Udo Ulfkotte nicht immer so gewichtige Beispiele bringt und sich, wie in den Auseinandersetzungen mit den Alpha-Journalisten Frankenberger und Schirrmacher, teilweise in Petitessen verliert, zeigt sein Buch doch insgesamt die erschreckende Einflußnahme  transatlantischer Organisationen auf deutsche Leitmedien auf. Es macht deutlich, daß uns demokratische Meinungsvielfalt und Wahrhaftigkeit in der Berichterstattung nur vorgespielt werden. Wenn die Satire das zum Thema macht, wird gleich geklagt, und nicht nur bei Satire!  

Auflagenschwund kann so nicht aufgehalten werden. 
Das juristische Vorgehen von Joffe und Bittner gegen das ZDF kommt nach Aussage von Ulfkotte für das ehemalige Flaggschiff Die Zeit einem journalistischen Offenbarungseid gleich. Wenn die sogenannte »freie Presse« gegen eine Satiresendung vorgeht, die die Verstrickung deutscher Medien in Propagandaorganisationen aufzeigt, dann kann man schon öffentlich fragen, wie weit wir noch in einer Demokratie leben. Ulfkotte liefert für diese Verstrickung eine kaum zu widerlegende Erklärung: Washington verfolgt in Europa klare Ziele, zu denen auch ein neuer Kalter Krieg gehört. Und dazu braucht man nun einmal  unsere Leitmedien als Verbündete.

Das im Kopp-Verlag erschienene Buch »Gekaufte Journalisten« deckt die Netzwerke hinter den vermeintlich so freien Medien auf, die die Gesellschaft gezielt manipulieren und für ihre Absichten (z.B. Kriege) medial vorbereiten. Dabei liest es sich flüssig - manchmal ein wenig reißerisch - und ist trotz der vielen Nachweise mit 300 Seiten auch gut zu bewältigen. Es ist zu hoffen, daß dieses wichtige Buch viele Leser findet, vielleicht sogar Staatsanwälte, die den Mut haben, gegen Betrug, Filz und Korruption vorzugehen, damit unsere Medien ihre Aufgabe in einer wehrhaften Demokratie erfüllen.  [2]

 

[1]  http://www.preussische-allgemeine.de/nachrichten/artikel/man-wird-nervoes.html  8. 11. 14 Man wird nervös 
[2]  http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/deutschland/wolfgang-effenberger/boeser-russe-guter-amerikaner-und-gekaufte-journalisten.html    9. 11. 14  Böser Russe, guter Amerikaner und gekaufte Journalisten  -  Von Wolfgang Effenberger 
Wolfgang Effenberger erhielt als Pionierhauptmann bei der Bundeswehr in der Zeit des Kalten Krieges tiefere Einblicke in den Irrsinn hochgerüsteter Militärapparate und versuchte schon in den 90er Jahren, über die Gefährlichkeit der Uranmunition aufzuklären. Seit 2001 beschäftigt er sich mit der amerikanischen Geschichte und Geopolitik und hat dazu mehrere Bücher veröffentlicht. Von Effenberger haben wir mehrere einschlägige Artikel auf politonline veröffentllicht.