Nuklearwaffen - Nicht nachvollziehbar 16.11.2014 23:45
d.a. Der in London ansässige Think Tank ELN, »European Leadership Network«, hat über
40 der
Vorfälle, die sich in den vergangenen acht Monaten zwischen der NATO und
Russland in den Lufträumen Osteuropas abgespielt haben, in einem Bericht
zusammengefasst. Nach Angaben des ELN sollen drei dieser Vorfälle beinahe zu
einer tatsächlichen Eskalation zwischen dem Westen und Russland geführt haben.
Veröffentlicht wurde der Bericht kurz nach der von Michail Gorbatschow
ausgesprochenen Warnung, dass »die Welt am Rande eines neuen Kalten Krieges stehe«, und zu einem Zeitpunkt, an dem die Kämpfe in der Ostukraine
anhalten. Der
ELN-Bericht betont nun die Notwendigkeit eines diplomatischen Notrufkanals
zwischen Russland und den NATO-Staaten, um unvorhergesehene Feindseligkeiten zu
verhindern. Dieser Vorschlag in Ehren; daneben heisst es jedoch völlig
einseitig: »Die
Anzahl und Schwere der Vorfälle weisen eine beunruhigende Dynamik auf (…) Die
Mischung aus aufgepäppelten militärischen Stellungen entlang der Grenze
zwischen der NATO und Russland, also aggressive russische Aktivitäten,
und die Entschlossenheit der westlichen Kräfte, die Herausforderung anzugehen,
bergen ein Eskalationspotential in sich.« Hier kommt
weder der Umstand ins Spiel, dass der Westen das strategische
Ziel verfolgt, die Ukraine von Russland wegzubrechen, sie als feudale
landwirtschaftliche Satrapie in die EU einzugliedern und sie vom Prozess der
eurasischen Wirtschaftsintegration abzuschneiden, noch der Fakt, dass, was
jetzt eigentlich jedem bewusst sein müsste, der Aufstand in der Ukraine ein
Produkt des Westens ist. Insofern hat sich Russland der Aggressivität des
Westens zu erwehren, und nicht umgekehrt; von einer Herausforderung zu reden,
der sich der Westen stellen müsste, verkehrt die Sachlage grotesk ins
Gegenteil. Bereits Anfang Dezember 2006 befürworteten die Staatschefs von
Frankreich und Polen, Jacques Chirac und Lech Kaczynski, sowie Bundeskanzlerin Merkel,
die im saarländischen Mettlach zusammentrafen, eine engere Anbindung der
Ukraine an die EU. Ferner ist es die NATO, die sich sowohl verbal als auch in
Taten einer aggressiven Haltung gegenüber Russland befleissigt, was sich
unverkennbar in der Tatsache spiegelt, dass die 1990 Moskau gegebene Zusicherung, die NATO nicht nach Osten
auszuweiten, vom Westen sichtlich ohne Bedenken gebrochen worden ist. So soll auch, wie ELN darlegt,
ausgerechnet »die russische Führung die Kosten und Risiken der Fortsetzung ihrer
bestimmenden militärischen Haltung neu bewerten. Die westliche Diplomatie müsse
Russland von diesem Schritt überzeugen.« [1]
Erneut findet sich Russland unter Anklage gestellt, wobei
die Feindseligkeiten direkt und ausschliesslich vom Westen eingeleitet wurden,
was James George
Jatras, Vorsitzender des ›American
Institute‹ in der Ukraine, Ende
September wie folgt zum Ausdruck gebracht hat: »Die US-Aussenpolitik,
die seit Jahrzehnten von der gleichen kleinen politischen Clique bestimmt wird,
verfolgt letztlich auch einen Regimewechsel in Moskau; die Krise in der Ukraine,
die auf Grund geostrategischer Interessen förmlich auseinandergerissen wird, ist
nur unter diesem Gesichtspunkt zu verstehen. Auch wenn im Moment eine
Feuerpause herrscht, wird die USA kaum ihren Plan aufgegeben haben, aus
Russland einen Vasallenstaat zu machen, zu dem das Land unter der Regierung
Jelzins degradiert wurde.« [2]
So richtet sich die Destabilisierung Syriens nicht zuletzt auch gegen
Russland, da Syrien den einzigen Mittelmeerstützpunkt der russischen Marine
beherbergt.
Wie der
Ökonom Prof. Wolfgang Berger in einem am 3. Oktober in Mainz gehaltenen Vortrag
bekanntmachte, ist im Mai dieses Jahres »mit dem Gesetzesentwurf S. 2277 der
›Russian Aggression Prevention Act
of 2014‹ in den US-Senat eingebracht
worden. Dabei »geht es um Milliardeninvestitionen zur
Destabilisierung Russlands nach dem erfolgreichen Vorbild der Ukraine. So
soll es möglich sein, das Land in einem Blitzkrieg zu erobern und zu ›befreien‹. Unsere Rundfunk- und Fernsehanstalten sowie unsere Zeitungen und
Zeitschriften - offenbar fast alle Außenstellen
der NATO-Pressestelle - klären uns
darüber nicht auf.«
[3] Der ›Russian
Aggression Prevention Act‹ ›RAPA‹ ist ein von der NATO und der USA
ausgearbeitetes militärisches Strategiepapier, das im Falle eines Krieges mit
Russland in allen NATO-Staaten zur Anwendung kommt. Die Brisanz dieses
Dokumentes ist dabei kaum zu überbieten. So sollen direkte Nachbarländer
Russlands wie Polen, Estland, Lettland, Litauen und die Ukraine massiv mit
militärischen Geräten durch die USA versorgt werden. Auch dürfen gemäss ›RAPA‹ per sofortigem Beschluss amerikanische Streitkräfte in die
jeweiligen Staaten entsandt werden. Der europäische NATO-General Philip
Breedlove forderte bereits offen die Errichtung einer Basis in Polen, in
welcher genügend Waffen, Munition und andere Versorgungseinheiten für einen
bevorstehenden Russlandfeldzug Tausender NATO-Truppen gelagert werden könnten.
Die neue nukleare
Eskalationsdynamik Indessen
haben Anfang November Berliner Regierungsberater einem Bericht von ›German Foreign Policy‹ zufolge vor einer ›Nuklearisierung‹ des sich verhärtenden Konflikts
zwischen der NATO und Russland gewarnt. »Hintergrund sind zunehmende Manöver
und andere militärische Maßnahmen auf beiden Seiten, die nukleare Komponenten beinhalten.
Während Moskau darauf verweist, daß seine Verteidigungsdoktrin, sollte der
russische Staat in existentielle Gefahr geraten,
einen Nuklearschlag nicht ausschließt, bezieht die NATO erstmals Einheiten aus Polen,
einem ihrer neuen osteuropäischen Mitgliedsländer, in ein Nuklearmanöver ein.
Die ›SWP‹, die Berliner ›Stiftung
Wissenschaft und Politik‹, rät
dringend dazu, eine ›Verlegung
nuklearfähiger Systeme‹ durch die
NATO in Richtung Osten sowie ›zusätzliche
Übungen mit entsprechenden Waffen‹
künftig zu vermeiden resp. darauf zu verzichten; eine ›schwer zu kontrollierende Eskalationsdynamik‹ sei andernfalls nicht auszuschließen.« Es drohten,
wie im Kalten Krieg, besondere Gefahren, die von einer möglichen Fehlinterpretation der Absichten
der Gegenseite ausgehen könnten. »Dabei gebe es zur Zeit keinen
effektiven Krisenreaktionsmechanismus zwischen NATO und Rußland, was fatal sei,
zumal folgenreiche Mißverständnisse nicht auszuschließen seien. Wie wichtig
direkte Kommunikationskanäle wären, wurde etwa im April und September deutlich,
als es bei Marinemanövern im Schwarzen Meer zu gefährlichen Zwischenfällen kam.«
Der
Hintergrund für diese Warnungen, heisst es ferner, sind laut ›SWP‹ militärische Massnahmen und Manöver der NATO, aber auch Russlands.
Einer aktuellen Analyse der Stiftung zufolge hätte die russische Regierung seit
dem Frühjahr 2014 in regelmässigen Abständen ›Manöver unter Einbeziehung nuklearfähiger Waffensysteme angeordnet‹ und etwa Anfang Mai hätten die
russischen Streitkräfte eine grosse Militärübung abgehalten, ›bei der alle land-, luft- und
seegestützten Komponenten der nuklearen Triade die Reaktion auf einen
Atomwaffenangriff probten‹. Darüber
hinaus habe Russland ›wiederholt
neue nuklearfähige Interkontinentalraketen getestet‹; die russische Regierung hat überdies angekündigt, ihre Pläne zur
atomaren Modernisierung zu beschleunigen und auszuweiten: ›Bis 2020 sollen demnach alle Nuklearwaffen und Trägersysteme
modernisiert sein‹, wobei einige
dieser Schritte ohnehin geplant gewesen seien. Der russische Aussenminister Sergej Lawrow hat diesen Juli
ausdrücklich vor einer Aggression gegen Russland gewarnt: »Wir haben eine nationale Sicherheitsdoktrin, die die Reaktionen in
einem solchen Fall sehr genau beschreibt.« Diese erlaubt in der Tat den Einsatz nuklearer
Waffen, wenn die Existenz des Staates in Gefahr gerät. Wie ›GFP‹ im weiteren
ausführt, rufen die russischen Massnahmen einmal mehr die Bedeutung des massgeblich
von EU- und NATO-Staaten geförderten Umsturzes in der Ukraine in Erinnerung,
der dazu führte, dass in Kiew ein Regime die Macht übernahm, das nicht nur
allgemein prowestlich orientiert ist, sondern zudem extrem antirussische, teils
faschistische Kräfte aufweist und sich
seither der NATO andient.
»Das hat für
Moskau gravierende militärische Folgen. Der Verlust der Ukraine und Moldawiens
erlaube das Eindringen anderer Mächte in die südwestliche Flanke Rußlands, hieß
es schon 2008 bei dem als
geheimdienstnah eingestuften US-Dienst ›Stratfor‹. Ende 2013 bekräftigte ›Stratfor‹: ›Die Ukraine ist ein
Territorium, das tief im russischen Kerngebiet liegt, und der Verlust der Ukraine
aus seinem Orbit würde Rußland unverteidigbar machen‹. Diese Situation ist mit dem Umsturz in Kiew prinzipiell
eingetreten; russische Reaktionen waren deshalb zu erwarten.«
In dieser Situation
verschärft die NATO den Konflikt weiter Wie die ›SWP‹-Analyse festhält, fand zunächst im Mai 2014 mit ›Global Lightning 14‹ die jährliche Übung statt, bei
der die Einsatzfähigkeit amerikanischer Atomwaffen erprobt wird. Im
Juni habe sich Barack Obama bei einem Besuch in Polen ›vor prinzipiell nuklearfähigen F-16-Kampfbombern ablichten‹ lassen. Desgleichen habe Washington - ebenfalls im Juni - atomwaffenfähige B-2- und
B-52-Langstreckenbomber für einige Wochen nach Grossbritannien verlegt. Vom 13.
bis zum 26. Oktober schliesslich sei im Rahmen des NATO-Manövers ›Noble Justification‹ der Einsatz von B-52-Bombern in
Europa geübt worden. Dabei habe der Oberbefehlshaber des U.S. Strategic Command
festgestellt, dass ›die
atomwaffenfähigen Flugzeuge auf ausdrücklichen Wunsch der NATO-Führung
teilnähmen.‹ In das Manöver waren
auch Einheiten der Bundeswehr involviert.
Übungsziel
Atomwaffeneinsatz Ende
Oktober hat das NATO-Manöver ›Steadfast
Noon‹, an dem erstmals auch
polnische Kampfflugzeuge teilnahmen, zusätzlich für Aufmerksamkeit gesorgt.
Auch an diesem war die Bundeswehr, die im Rahmen der ›nuklearen Teilhabe‹ gegebenenfalls an Atomschlägen
mitzuwirken hat, mit Kampffliegern beteiligt. Sollten erstere direkt in die
Planung von NATO-Nuklearschlägen eingebunden sein, wäre das eine signifikante
neue Entwicklung‹, urteilt der
US-Experte Hans M. Kristensen vom ›Nuclear
Information Project der Federation of American Scientists‹: Schliesslich habe die NATO zunächst 1996 und dann in der
NATO-Russland-Grundakte von 1997 zugesagt, ihre Nuklearkapazitäten aus den
neuen NATO-Staaten Osteuropas fernzuhalten. Denkbar ist laut
Kristensen, dass die polnischen F-16-Kampfjets als Begleitung für
atomwaffenbestückte Flugzeuge vorgesehen sind und eine feindliche Luftabwehr
ausschalten sollen. Zudem falle auf, dass die polnischen F-16-Jets gewöhnlich
auf der Air Base ?ask nahe der polnischen Stadt Lodz stationiert seien; dorthin
hätten die US-Streitkräfte zuletzt immer wieder nuklearfähige US-Kampfflieger
verlegt. Kristensen weist ferner darauf hin, das das Timing für diese Übung
gelinde gesagt ›delikat‹ sei und er sich an Denkweisen
erinnert fühle, ›die man in Europa
seit den 1980er Jahren nicht mehr vorgefunden hat.‹ [4] Mit
dem regelmässig stattfindenden Manöver ›Steadfast
Noon‹, erläutert die ›SWP‹, probt die NATO den Einsatz von US-Atomwaffen, die im Rahmen der ›nuklearen Teilhabe‹ in Europa stationiert sind.
Insgesamt
fühlt man sich an die als absolut verwerflich zu bezeichnende Auffassung des ehemaligen Generalinspekteurs der Bundeswehr,
Klaus Naumann, erinnert. Naumann hatte Anfang März 2010 zu Erstschlägen mit Atomwaffen
aufgerufen, sollte die weltweite Dominanz des Westens und seiner ›Lebensart‹ in Frage gestellt werden; der
atomare Erstschlag müsse im ›Köcher‹ jeder Eskalationsstrategie sein.
Naumann war zeitweise deutscher Dezernatsleiter für Nuklearstrategie im Militärausschuss
der NATO. Die von ihm zusammen mit dem britische General Lord Inge verfasste
Studie ›Towards a Grand Strategy for
an Uncertain World‹ ruft zu einer permanenten Kriegsbereitschaft des
NATO-Bündnisses auf. Wie die Verfasser ausführen, bedürfen
beispielsweise Kriege gegen andere Nationen keiner Ermächtigung durch die UNO,
wenn man sie als Eingriff zum Schutz vor ›Völkermord‹ deklariere. Dieser Weg stehe seit dem
NATO-Krieg gegen Jugoslawien und den Überfällen auf den Irak und Afghanistan
offen. Die Militärstudie verlangt eine Totalisierung des Waffenarsenals, das
für den nuklearen Ersteinsatz bereit sein müsse. Nur so könnten USA, NATO und
EU ihre ›Eskalationsdominanz‹ sichern. Der atomare Erstschlag wird
ausdrücklich als ›unverzichtbar‹ bezeichnet. Auch wenn man es kaum für
möglich hält: Naumann ist Träger des ›Großen
Verdienstkreuzes mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der
Bundesrepublik Deutschland‹. [5]
Keine Beruhigung der
Lage Wie Philip
Breedlove in seiner Funktion als NATO-Oberbefehlshaber in Europa am 8. 11.
erklärte, hat er das Pentagon um mehr US-Truppen für Osteuropa gebeten, wobei
er als Grund die verschärfte Sicherheitslage nennt. Radikale
Neonazi-Fraktionen in der Ukraine haben Anfang November Präsident Poroschenko
nach der Wahl offen gedroht, er dürfe den Prozess der Einbindung der Ukraine in
die EU - und damit auch in die NATO - nicht verlangsamen. Der Chef des
Bataillons Dnipro-1, einer vom ukrainischen Oligarchen Igor Kolomoisky
unterhaltenen Neonazi-Miliz, kündigte an, Poroschenko habe 6 Monate Zeit, ihre
Forderungen zu erfüllen, sonst werde es einen Militärputsch geben. Auf dieselbe
Weise drohte auch das Bataillon Asow, der
bewaffnete Flügel des Rechten Sektors, der zu den Neonazi-Parteien gehört, die
bei der Wahl am 26. 10. mehr als 10 % erhielten.
Wie man
Tatsachen verdreht, geht aus Aussagen des deutschen Bundespräsidenten Gauck
hervor, der am 19. September nicht nur das offensichtlich ausschliesslich für ihn
erkennbare ›ausserordentlich
verantwortungsvolle Vorgehen der Bundesregierung in der Ukraine‹ lobte, sondern auch die
NATO-Osterweiterung mit den Worten verteidigte: ›Unsere Nachbarn hatten das Recht,
der NATO beizutreten, die für sie nicht nur als politisches Bündnis, sondern
auch als Verteidigungsbündnis von zentraler Bedeutung war und ist‹. In seiner Rede zum Gedenken an den
Zweiten Weltkrieg liess er gar verlauten, ›Russland
hat unsere Partnerschaft aufgekündigt.‹
Der Frieden in Europa sei wieder in Gefahr, beklagt Gauck: »Daraus
müsse der Westen Konsequenzen ziehen - auch militärisch.« »Wir werden Politik, Wirtschaft und
Verteidigungsbereitschaft den neuen Umständen anpassen.« Man
muss sich einmal vergegenwärtigen, was Gauck hier in den Raum stellt, wohl
wissend, dass es bei den jetzigen Vorgängen in erster Linie darum geht, die
US-Strategie der Einkreisung Russlands voranzubringen. [6] Nicht umsonst titelte ›mmnews‹ am 31. August: »Kein Tag ohne neue Lügenmärchen, in denen ohne Beweise eine
russische Aggression unterstellt wird.«
»Die
Kämpfe in der Ukraine«, schrieb der Historiker Prof. Anton Latzo Ende Oktober, »werden
systematisch dazu ausgenutzt, die politischen und gesellschaftlichen
Verhältnisse in Europa neu, in reaktionärem Sinne zu gestalten. In der NATO
werden die militärischen Ressourcen dieses Militärbündnisses wieder gegen
Russland konzentriert, wie ehedem gegen die Sowjetunion, und die Frontlinie der
NATO ist anderthalbtausend Kilometer nach Osten verschoben worden, unmittelbar
an die Grenzen Russlands. Dabei wird die Wahrheit, wie schon immer, einfach
umgedreht, auf den Kopf gestellt, so US-Verteidigungsminister Charles
Hagel am 29. 10. auf der ›Jahreskonferenz
des Verbandes der US-Armee‹: Die USA
muss mit einem revisionistischen Russland, das über eine moderne und
kampffähige Armee an der Türschwelle der NATO verfügt, fertigwerden.« Natürlich
ist sich Hagel bewusst, dass es Russland ist, das mit der USA als Hauptaggressionsmacht
in der Ukraine fertigwerden muss.
Am 31.
Juli 2014, so Latzo ferner, wurde in der USA ein neues Dokument zur
amerikanischen Militärplanung bekannt gemacht. Darin wird das Pentagon
aufgefordert, Pläne zu entwickeln, wie es gleichzeitig bis zu sechs Kriege
führen könnte, darunter auch Kriege gegen atomar bewaffnete Gegner! Das
Strategie-Papier ›Eine starke
Verteidigung für die Zukunft sicherstellen‹
warnt vor den Gefahren, die der USA drohen und nennt an erster Stelle die
wachsende Macht Chinas und Russlands, die an die Spitze der Liste möglicher
amerikanischer Zielobjekte gerückt sind. Die Autoren erinnern daran, dass die
US-Verteidigungsdoktrin seit der Zerschlagung der Sowjetunion 1991 verlangt, zu
jedem Zeitpunkt zwei grössere Kriege gleichzeitig führen zu können. Von dieser
Doktrin wird eine radikale Abkehr gefordert; vielmehr heisst es: ›Angesichts der sich verschlechternden
Bedrohungslage ist eine weiter gefasste Truppenstärke-Planung angemessen.‹ Das Entscheidende kommt aber danach;
so heisst es: »Wir sind der Meinung (…), dass die Fähigkeit, einen
globalen Krieg führen zu können, für eine Supermacht unabdingbar und daher für
die Glaubwürdigkeit der amerikanischen nationalen Sicherheitsstrategie
insgesamt entscheidend ist. In der heutigen Bedrohungsumgebung könnte es ohne
weiteres sein, dass die Vereinigten Staaten gefordert sind, in mehreren
Regionen zeitlich überlappend abzuschrecken oder zu kämpfen: auf der
koreanischen Halbinsel, im Ostchinesischen oder Südchinesischen Meer, im Nahen
Osten, in Südasien und - durchaus
möglich - in Europa. Die
Vereinigten Staaten müssen sich auch darauf vorbereiten, mit atomar bewaffneten
Gegnern konfrontiert zu werden. Die Ausbreitung von al-Qaida und ihrer
Abspaltungen in neuen Gebieten Afrikas und im Nahen Osten verlangt darüber
hinaus vom amerikanischen Militär, dass es globale Antiterroroperationen
leisten und die amerikanische Heimat schützen kann, auch wenn es gleichzeitig
in regionalen Konflikten engagiert ist.« Die USA will also fünf bis sechs Kriege
gleichzeitig führen können, inklusive Atomkrieg. Wenn sie China und Russland an
die erste Stelle der Bedrohungen setzt, dann schliessen die Vereinigten Staaten
Kriege zwischen den Atommächten nicht aus. Es wird ja wörtlich formuliert, das
sie sich darauf vorbereiten, ›mit
atomar bewaffnete Gegner konfrontiert zu werden.‹ Man bedenke ferner den Vorschlag der BRD-Verteidigungsministerin
vom der Leyen, der darauf abzielt, dass die Bundeswehr in der Ukraine mit
Drohnen zum Einsatz kommen soll. Deutsche Soldaten mit moderner Militärtechnik
auf ukrainischem Boden – und das an der russischen Grenze! [7] Kein Wort von den Bedrohungslagen, die die USA
beständig selbst erzeugt!
Wie der Präsident des Münchner
Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, diesen April festhielt, »hatte Putin der EU
bereits 2010 vor einem Deutschland-Besuch eine Freihandelszone von Lissabon bis
Wladiwostok vorgeschlagen. Was geschah? Die EU bereitete stattdessen
Freihandelsabkommen mit Georgien, Moldawien, der Ukraine und Armenien vor. Wir
sollten aber nicht übersehen, daß der Anstoß für die Ukrainekrise vom Westen
kam. Mit den Avancen, die die NATO Georgien, Moldawien und der Ukraine in den
vergangenen Jahren gemacht hat, wurde Rußlands Schwarzmeerflotte im einzigen
eisfreien Hafen des Landes umzingelt. Wenn Präsident Obama meint, Rußland sei nur eine
regionale Macht, die sich so etwas gefallen lassen müsse, irrt er. Rußland hat sich ähnlich energisch gewehrt, wie es seinerzeit die USA in der Kuba-Krise
tat. Es hat sich des Instruments eines Referendums bedient. Das hätte man sich
auch ganz anders vorstellen können. Gerade Deutschland, das durch seinen
Angriffskrieg Millionen von Russen den Tod brachte und mit russischer Hilfe das
Glück der friedlichen Wiedervereinigung erfuhr, steht in der Verantwortung, den
Konflikt mit Rußland zu deeskalieren. Doch die Hardliner in Washington,
Brüssel und Moskau haben offenbar ihre eigene Agenda. Die NATO darf wieder mit
den Hufen scharren - mit äußeren Konflikten kann man gut von den
eigenen Problemen ablenken.« [8]
[1] http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/11/13/londoner-think-tank-warnt-vor-eskalation-zwischen-nato-und-russland/ 13. 11. 14 [2] http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=2320 28. 9. 14 Ungebrochene
Aggression [3] Prof. Dr. Dr. Wolfgang Berger leitet
das Business Reframing Institut in Karlsruhe und ist wissenschaftlicher Beirat
der Wissensmanufaktur http://www.wissensmanufaktur.net/sitemap www.wissensmanufaktur.net/wolfgang-berger [4] http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58994 13. 11. 14
Die neue nukleare Eskalationsdynamik [5] http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=871
1. 3.
10 Grand
Strategy - Erstschläge mit Atomwaffen [6] http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/europa/rede-zum-gedenken-an-den-zweiten-weltkrieg-gauck-russland-hat-unsere-partnerschaft-aufgekuendigt-13130127.html 1. 9. 14 Rede zum
Gedenken an den Zweiten Weltkrieg [7] http://akf-europe.org/warum-ist-der-weltfrieden-gegenwaertig-so-bedroht-vortrag-prof-dr-anton-latzo/ 30.
10. 14 Warum ist der Weltfrieden gegenwärtig so bedroht?
Vortrag Prof. Dr. Anton Latzo [8] http://www.mmnews.de/index.php/wirtschaft/18784-ifo-frieden-durch-freihandel-mit-russland 19. 6. 14 Von Hans-Werner Sinn
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