Syrien - Das Verbrechen unter den Augen der UNO 06.10.2014 00:09
d.a. Man muss noch einmal diverse Fakten wiederholen, um sich den geradezu wahnwitzigen Irrsinn,
der sich
jetzt in Syrien abspielt, bewusst zu machen. Am 10. September hatte Obama der
US-Bevölkerung in seiner Fernsehansprache seine Pläne zur Vernichtung des ISIS
dargelegt, ohne von seiner Unterstützung der syrischen Rebellen, die den
Sturz der Regierung Assad herbeiführen sollen, abzurücken. Keine Erwähnung
fand, dass das Potential des ISIS, der sich mittlerweile unter dem Blickwinkel
des Bestrebens, ein ›globales‹ Kalifat zu errichten, nur noch als ›Islamischer Staat‹, bezeichnet, in dem Moment wuchs, als Syrien unter den Schlägen
der vom Westen unterstützten Aufständischen zu zerfallen begann. Keine
Erwähnung fand, dass der von Washington selbst geschaffene ›Feind‹, die jetzt als terroristisch eingestufte IS-Miliz, im Verbund mit
der Türkei, Saudi-Arabien und Katar gesponsert und bewaffnet wurde.
In dieser
Rede, in der sich Obama nicht nur an seine eigenen Bürger, sondern an die ganze
Welt wandte, hat er alles übertroffen, was uns bislang an US-Mythen geboten wurde: »Amerika«, hiess es u.a., »ist gesegnet, weil es die schwersten
Aufgaben, die mit der Verantwortung für die Führung
begonnen haben, übernommen hat.« In der heutigen unsicheren Welt sei die »US-Führung
die einzige Konstante.« Es sei in der Tat »Amerika, das die Fähigkeit und den
Willen hat, die Welt gegen die Terroristen zu mobilisieren.« Kein Wort davon,
dass sich die USA der eigenen Geheimdienste bedient, wenn es darum geht,
Terrororganisationen schaffen, die dann in der Folge je nach Erfordernis in einer regelrechten Inszenierung als
Terroristen bekämpft werden. Natürlich
musste er auch Russland einen Hieb erteilen: »Es ist Amerika, das die
Welt gegen die russische Aggression aufruft«, obwohl ihm klar sein muss, dass
inzwischen die ganze Welt weiss, dass es nicht etwa die Aggression Russlands
ist, die den ukrainischen Aufstand, der sich mittlerweile zu einem mörderischen
Bürgerkrieg entwickelt hat, verursachte, sondern dass dieser ausschliesslich
der westlichen Aggression zu verdanken ist. Kein Wort davon, dass sich
Ibrahim al-Badri, inzwischen Kalif Abu Bakr al-Baghdadi, im Mai 2013 mit
US-Senator McCain in Syrien getroffen hatte. McCain war von Obama die Aufgabe
zugewiesen worden, dafür zu sorgen, dass im Auftrag der US-Regierung verdeckte
Operationen erfolgten, woraufhin der IS zunächst die Offensive im Irak
startete, genau zu dem Zeitpunkt, als die al-Maliki-Regierung begann, zu
Washington auf Distanz zu gehen und sich Russland und
China annäherte. Kein Wort davon, dass selbst der Ex-Kommandant der al-Qaida,
Scheich Nabil Na’een, im ›Arab TV‹ erklärte, dass alle
al-Qaida-Einheiten, der IS eingeschlossen, für die CIA arbeiten. Fakt ist, dass
es vor dem völkerrechtswidrigen
Überfall auf den Irak im Jahr 2003 überhaupt keine al-Qaida-Terroristen gab;
auch in Syrien war al-Qaida bis zu dem von der USA, der NATO und Israel
inszenierten ›Volksaufstand‹ im März 2011 nicht präsent. Und was
die von Obama angesprochene Führung der Vereinigten Staaten
angeht, so sät diese seit Jahren Krieg, Zerstörung, Aufstände, Krisen, farbige
Revolutionen und Gewalt.
Fakt ist ferner,
dass die Destabilisierung und politische Aufsplitterung Syriens noch immer ein
Ziel ist. So beabsichtigt Washington jetzt mehr als nur einen Regimewechsel: Syrien
soll, wie der Irak, entlang konfessioneller und ethnischer Trennungslinien aufgespalten
werden. Heute ist der Weg für die Intervention der USA in
Syrien geebnet; auch sind die 500 Millionen $ für die Rekrutierung und
Ausbildung sogenannter gemässigter Rebellen, die gegen Assad kämpfen sollen, bewilligt.
Für den Fall, dass Assads Sicherheitskräfte US-Söldner bei ihrer Arbeit auf
syrischem Gebiet behindern könnten - geplant
ist der Einsatz von Blackwater - hat der
Friedensnobelpreisträger, der mit Syrien bereits das siebte Land
bombardiert, gedroht, Syriens Luftverteidigungssystem anzugreifen.
In dem
Bericht von ›Global Research‹ [1] vom 2. Oktober wird Obamas Plan
für eine Flugverbotszone über Syriens Nordosten aufgegriffen. Eine solche hatte
auch Erdogan am 26. 9. nach seiner Rückkehr von der UNO-Vollversammlung erneut
gefordert. Wie ›Global Research‹ schreibt, stellt der IS lediglich
eine ›Augenwischerei‹ für den wirklichen
Krieg gegen die syrische Regierung dar. Obamas Absicht wird von Erdogan unterstützt;
nicht etwa, um den IS zu neutralisieren, was anzunehmen wäre, sondern um
Syriens Luftwaffe zu neutralisieren. Wie es weiter heisst, ist die Ausschaltung
von Syriens Luftverteidigung ein offenes Ziel Israels, für das sich die
Israel-Lobby und ihre Think Tanks in Washington und London massiv eingesetzt
haben. Nun ist die Sperrung des Luftraums einer Nation gleichbedeutend mit der
Aufhebung ihrer Souveränität. Natürlich möchte die USA, dass es ihre
NATO-Vebündeten sind, die einer Flugverbotszone das öffentliche Gesicht verleihen,
obwohl die USA die Blockierung als Vorwand nutzen wird, um jegliche Ziele am
Boden resp. im Luftraum selbst anzugreifen. Sowohl Verteidigungsminister Chuck
Hagel als auch Generalstabschef Martin Dempsey
propagieren die Vorteile einer Flugverbotszone, aber auch die von mehr
Bodentruppen. Beide haben ihren Bürgern bereits kundgetan, dass der Krieg drei
Jahre dauern kann. Die US-Administration wird natürlich versuchen, diesen unter
der Marke des ›Humanitären‹ zu verkaufen. Andeutungen von Seiten
der USA und Israels ist zu entnehmen, dass das vorrangige Ziel darin besteht,
Syriens Luftverteidigung mittels einer Serie von Luftangriffen ausser Gefecht
zu setzen. Anschliessend an die Errichtung einer Flugverbotszone wird darauf
hingearbeitet werden, entlang der türkisch-syrischen Grenze eine Pufferzone zu
schaffen, die dazu verhelfen könnte, 2015 zusätzliche US-Bodentruppen in die
Region einzuschleusen. Falls wir das vergessen haben sollten, so der Bericht:
Im Falle des Iraks war die von der USA angeordnete Flugverbotszone 2003 der
Auftakt für die Bombardierung und Invasion des Landes. Und jetzt beabsichtigt
Washington dasselbe in Syrien. Es ist leicht zu erkennen, wohin das führen
soll. An was man sich hinsichtlich von der USA errichteten Puffer- resp.
demilitarisierten Zonen ebenfalls erinnern muss: Einmal geschaffen, werden sie nie
mehr aufgehoben.
Was
den IS als Vorwand für den Kampf gegen Assad
betrifft, so legte die ›New York Times‹ am 20. September dar, dass die Iraker, mit denen ihre
Redaktionsmitglieder gesprochen haben, den Islamischen Staat ganz klar als eine
Schöpfung der USA bezeichnet haben. »Die Vereinigten Staaten
versuchen erneut im Irak zu intervenieren und verwenden als Ausrede
den Islamischen Staat.« Selbst der schiitische Geistliche
Moktada al-Sadr, der als dem Iran nahestehend gilt, hat in einer Rede erklärt,
dass die CIA den IS gegründet hat. [2] Alan Sabroksy, ein Veteran des
US-Marine Corps, erklärte in einem telefonischen Interview mit ›Press TV‹, dass die USA gezielt Syriens Infrastruktur bombardiert, anstatt
Ziele der militanten Gruppen. »Wie ich das sehe, hat die Auswahl der Ziele in
vielen Fällen bei der Bekämpfung des IS oder jeder anderen Rebellengruppe überhaupt
keinen militärischen Wert, sondern zerstört tatsächlich nur die Infrastruktur«; so sei beispielsweise
die Conoco Ölraffinerie beschossen worden. »Washington
will der wirtschaftlichen und industriellen Infrastruktur Syriens so grossen
Schaden zufügen, dass die syrische Regierung nach den Kämpfen derart geschwächt
ist, dass sie für weitere Angriffe anfällig wird.« Am 24. und 25. 9.
war Syrien zwei Tage lang bombardiert worden, wobei es offiziell hiess, dass der IS
zerstört werden sollte; die Bombardierungen trafen jedoch hauptsächlich Raqqa,
von dem sich der IS bereits entfernt hatte, sowie 12 Raffinerien.
Die verbalen Angriffe, die
sich gegen Assad richten, sind massiv. Eine Erklärung der Saudis besagt, dass
Riad eine Lösung des Syrienkonflikts ohne den Sturz Baschar al-Assads
nicht für möglich hält. Erdogan bekräftigte am 1. Oktober, Assad müsse sein Amt
aufgeben. Die Türkei hatte den Aufstand gegen Assad von Anfang an unterstützt.
Jedenfalls kann die Türkei im Kampf gegen die IS-Miliz ab sofort Soldaten nach
Syrien und in den Irak senden. Für François Hollande ist Assad faktisch ein ›Verbündeter der Dschihadisten‹; es gebe »keine Wahl zwischen zwei Arten der Barbarei«, betonte Hollande bei einer aussenpolitischen Grundsatzrede Ende
August in Paris. Deshalb, so Hollande, könne es keine Allianz mit Assad im
Kampf gegen den IS geben. Was die Barbarei des Westens gegenüber Syrien
betrifft, so ist der Präsident offensichtlich blind. Berlin hatte 2011 trotz Jahre zuvor
erfolgter Warnungen mit der Unterstützung der Aufständischen begonnen, dies
auch aus strategischen Gründen; desgleichen die NATO-Staaten. Während gegen
Ende September 2012 ein exzellenter Kenner der arabischen Welt darauf
hingewiesen hatte, dass die salafistische Milizen ungebrochen erstarkten, traf
sich der damalige deutsche Aussenminister Westerwelle mit seinen
stellvertretenden saudi-arabischen Amtskollegen, um neue Schritte zur ›Stärkung
der syrischen Opposition‹ abzustimmen. Einer bereits Ende Juli 2012 veröffentlichten Studie zufolge sahen Pläne
der ›Stiftung Wissenschaft und
Politik‹ in Partnerschaft mit dem ›United States Institute of Peace‹ - welch eine Ironie ! - vor, den islamistischen Kräften in Syrien
eine stärkere Rolle zuzubilligen. Kein Wunder, dass Frank-Walter Steinmeier am
15. 9. von einem ›langen Kampf‹ sprach. Bislang sind die Dschihadisten des IS auch von
Geschäftsleuten aus den Golfstaaten unterstützt worden. Was ihre Ausrüstung
angeht, so profitierten sie von Waffenlieferungen die die ›Freunde
Syriens‹ initiierten, um den vom Westen zum Gottseibeiuns
ausgerufenen syrischen Präsidenten Baschar al-Assad zu stürzen. Auch
hier standen Saudi-Arabien und Katar an der Spitze; dazu kamen Waffenplünderungen
bei konkurrierenden Kampfgruppen wie der ›Freien Syrischen Armee‹, deren grösstes
Waffenlager den Kämpfern des IS in die Hände fiel. Zu den ›Freunden
Syriens‹ gehören bekanntlich die USA, England, Frankreich und
Deutschland; diesen kann kaum entgangen sein, aus welchen Quellen die
Terrormilizen ihre Waffenarsenale gefüllt haben. [3]
Washington,
schreibt Tony Cartalucci in seinem nachfolgenden Artikel ›Amerikas Aggression gegen Syrien und den
Irak zerrt die Welt in ein Zeitalter der globalen Anarchie‹, das sich
mit barbarischen regionalen Regimes, die
den »Islamischen Staat« erschufen, zusammengetan hat, greift jetzt Syrien an.
So wird ein gefährlicher neuer Präzedenzfall erschaffen. Die Vereinigten
Staaten und ihre regionalen Verbündeten haben begonnen, einseitig Ziele in
Syrien zu bombardieren, ohne entsprechendes Mandat der Vereinten Nationen oder
auch nur eine schlüssige Erklärung. Die USA hat einen neuen Abschnitt in der
Geschichte der globalen Anarchie aufgeschlagen und dabei stehen ihr die Türkei,
Jordanien, Saudi-Arabien und Katar zur Seite: Also exakt jene Länder, die die
in Syrien kämpfenden Extremistengruppen fördern, darunter den IS. Moralische
und rechtliche Rechtfertigungen für den Angriff bleiben völlig aussen vor.
Stattdessen werden wie mit der Schrotflinte zahlreiche Vorwände für die
Aggression gestreut. Alle Argumente sind gleichermassen unglaubwürdig und viele
widersprechen sich auch, aber vielleicht kommt man ja mit einem durch. Viel
wurde über das Vorgehen Russlands in der Ukraine geklagt und lamentiert.
»Internationale Normen« und Völkerrecht würden verletzt, hiess es. Jetzt hat
die USA ganz klar gegen alle Regeln verstossen, zu deren Einhaltung sie den
Rest der Welt zwingt, indem sie mit Sanktionen, Unterjochung und der Anwendung
militärischer Gewalt droht. Ohne auch nur das winzigste Feigenblatt der
Legalität oder Legitimität, dafür mit verbrecherischen Regimes an ihrer Seite,
hat die USA die sogenannte »internationale Ordnung« untergraben, die sie doch
nach eigener Lesart erst erschaffen hat und über deren Einhaltung sie wacht.
Was nun folgt, ist eine sehr einseitige Auseinandersetzung zwischen dem nackten
imperialen Eroberungswillen des Westens und allen, die dem Westen dabei im Weg
stehen. Die Zeiten, in denen man noch an das Völkerrecht appellieren konnte,
sind vorüber. Amerika zerrt die Welt in ein weiteres dunkles Zeitalter globaler
Anarchie.
Amerikas Achse des
Bösen Fast ein
Jahrzehnt lang wurde verdeckt daran gearbeitet, die Regierungen des Libanons,
Syriens und des Irans durch eine regionale Söldnertruppe gewaltsam stürzen zu
lassen. Und wer war dabei der zentrale Mittler zwischen den Extremistengruppen
im Nahen Osten und Washington? Saudi-Arabien. Und an der Seite Saudi-Arabiens
steht Katar. Beide Länder, die sich als Monarchien geben, werden von nicht
gewählten Despoten regiert. Wer ihre Macht in Frage stellt, wird brutal
unterdrückt oder getötet. Schon die Tatsache, dass sich Amerika zu Beginn des
Syrien-Konflikts die Golf-Despoten zum Partner gewählt hat, hätte als früher Hinweis
dafür dienen müssen, dass es bei den Kämpfen nicht um Demokratie oder Freiheit
geht, zwei Konzepte, die weder in Riad noch in Doha existieren, sondern
allein um einen erzwungenen Regierungswechsel in Damaskus und um die regionale
Oberhoheit. Saudi-Arabien und Katar mögen ein angespanntes Verhältnis
vortäuschen, aber beide verfolgen ähnlich gelagerte Ziele: Die syrische
Regierung soll gestürzt werden, die Hisbollah im Libanon vernichtet, die
Regierung des Irans soll isoliert, destabilisiert und gestürzt werden. Zu
diesem Zweck betreiben sie, die Vereinigten Staaten, Israel und die Türkei,
seit 2007 gemeinsam eine Verschwörung und haben nachweislich verschiedene
al-Qaida-Splittergruppen in der Region bewaffnet und finanziert.
Der
Pulitzer-Preisträger Seymour M. Hersh warnte die Welt schon vor Jahren in einem
9seitigen Bericht, den das Magazin ›The
New Yorker‹ abdruckte, vor der
Verschwörung gegen den Iran und Syrien. In dem Bericht »The Redirection: Is the
Administration’s new policy benefitting our enemies in the war on terrorism?«
schrieb Hersh [4]: »Die Regierung Bush
hat im Grunde genommen beschlossen, ihre Prioritäten, was den Nahen Osten
betrifft, neu auszurichten, mit dem Ziel, den vorwiegend von Schiiten bewohnten
Iran zu untergraben. Im Libanon hat die US-Regierung mit dem sunnitischen
Saudi-Arabien gemeinsam verdeckte Operationen durchgeführt, die die vom Iran
unterstützte schiitische Hisbollah schwächen sollen. Die USA hat auch an
verdeckten Operationen teilgenommen, die sich gegen den Iran und dessen
Verbündeten Syrien richteten. Als Nebenprodukt dieser Aktivitäten wurden
sunnitische Extremistengruppen, die einer militanten Lesart des Islams anhängen
und die Amerika feindselig und al-Qaida wohlgesonnen gegenüberstehen,
gestärkt.« Es ist ganz offensichtlich, dass letztere seit 2011 die Kämpfe gegen
Syrien anführen. Der Aufstieg von Gruppen wie die al-Nusra-Front und der ISIS zeigen, wie
wortgetreu Hershs düstere Warnungen Realität wurden. Genau diejenigen, die den
IS bislang gefördert haben, präsentieren sich nun als globale Macht, die nach
Gutdünken die Souveränität eines Landes verletzen darf und völlig ungestraft
Milizen, Regierungstruppen und Zivilisten gleichermassen bombardieren und töten
darf, um die von ihnen selbst erschaffenen Terroristenorganisationen zu
stoppen. Das ist das Werk einer wahren »Achse des Bösen«. Der Westen
verurteilt Syrien weiterhin als »brutale Diktatur«, weil sie Terroristen
bekämpft und dabei Zivilisten ums Leben kommen. Jetzt ist der Westen dabei,
»Terroristen zu bekämpfen« und dabei syrische Zivilisten zu töten. Was eine
absolute, komplett verrückte Scheinheiligkeit anbelangt, eilen wir hier von
Rekord zu Rekord.
Die »Gemässigten«
sind die Terroristen Und es
wird noch schlimmer. Die sogenannten »Gemässigten« resp. als ›moderat‹ bezeichneten Rebellen, die die USA zu bewaffnen und zu finanzieren
beabsichtigt und denen sie aus der Luft Deckung geben will, sind
genau die Truppen, die offen Seite an Seite mit dem IS, der
al-Nusra-Front und anderen offenen terroristischen Organisationen gekämpft
haben und diesen zum Teil sogar angehörten. In dem Artikel »Al Qaeda Plotters
in Syria ›Went Dark‹, U.S. Spies Say« [5] wird folgendes aufgezeigt: »Am 9.
September verurteilte eine syrische Rebellengruppe, die in der Vergangenheit
von der USA unterstützt worden war, die Luftangriffe. Die Rebellengruppe ›Harakat Hasm‹ hatte dieses Frühjahr zwar panzerbrechende Waffen von der USA
erhalten, bezeichnet aber jetzt die Luftschläge als ›Angriff auf die nationale Souveränität‹. Angriffe unter ausländischer Führung würden einzig und allein
dazu führen, dass das Assad-Regime gestärkt wird. Die Aussage ist einem
Dokument entnommen, das aller Wahrscheinlichkeit nach von der Gruppe selbst
stammt und online verbreitet wurde. Die englische Übersetzung stammt von einem
Twitter-Account namens ›Syria
Conflict Monitor‹; mehrere
Syrien-Experten, darunter Charles Lister vom ›Brookings Doha Center‹,
halten das Dokument für authentisch. Schon vor dieser offiziellen Erklärung
hatte es Anzeichen dafür gegeben, dass ›Harakat
Hasm‹ in Syrien Bündnisse einging,
die sich nicht mit der Rolle als Partner der USA vereinbaren lassen. Anfang
September sagte ein ›Harakat-Hasm‹-Vertreter einem Reporter der ›Los Angeles Times‹: »In Syrien werden wir als Säkularisten hingestellt und hatten
die Sorge, dass die al-Nusra gegen uns ins Feld ziehen würde .… Aber die
al-Nusra bekämpft uns nicht, wir kämpfen Seite an Seite mit ihr. Wir mögen die
al-Nusra.« ›Harakat Hasm‹ ist die Regel, nicht die Ausnahme.
Die USA hat Terroristen, die gemeinsam mit dem ISIS-Ableger al-Nusra und mit
dem ISIS selbst kämpfen, bewaffnet und finanziert. Wie Hersh enthüllt hat,
bestand der ursprüngliche Plan darin, derartige Gruppen zu fördern, damit sie
stellvertretend für Washington, Riad, Tel Aviv und Doha gegen Syrien, den Iran
und die Hisbollah vorgehen. Übrigens ist die »Verschwörung«, von der in dem
obengenannten Artikel »Al Qaeda Plotters in Syria ›Went Dark‹« die Rede ist, einer der vielen
Vorwände, die die USA ins Feld führt, um zu rechtfertigen, weshalb die
Souveränität Syriens verletzt wurde und warum das Völkerrecht hier komplett
umgangen wird.
Israel, Türkei und
die USA - der Drei-Fronten-Krieg gegen Syrien Das wahre
Ziel besteht also darin, den Einfluss des Irans im Nahen Osten zurückzudrängen
und nicht
darin, ›Terroristen‹ zu besiegen oder die ›Demokratie‹ voranzubringen. Das erklärt auch das Vorgehen Israels an seiner
Grenze zu Syrien. Israel hat angeblich an der Westgrenze Syriens ein syrisches
Kampfflugzeug abgeschossen, und zwar gerade zu dem Zeitpunkt, als die USA damit
begann, syrisches Gebiet im Osten zu bombardieren. Israel nutzt den Konflikt
laufend als Entschuldigung, um die syrische Regierung und ihr Militär zu
zerpflücken. Terroristen der al-Nusra stehen nahe der israelischen Grenze.
Israel bietet ihnen ganz offensichtlich Unterschlupf und schützt sie genauso
mit Vorstössen auf syrisches Gebiet, wie es die Türkei im Norden getan hat und
wie es die USA bald im Osten tun wird. Dabei handelt es sich keineswegs um eine
Vermutung. Seit Jahren arbeiten Entscheider im Westen daran, einen
Mehrfrontenkrieg gegen Syrien zu führen. 2012 schrieb die vom Grosskapital
finanzierte ›Brookings Institution‹ in ihrem ›Nahost-Memorandum Nr. 21‹
mit dem Titel ›Assessing Options for
Regime Change‹: »Darüber hinaus
verfügen Israels Geheimdienste über ein sehr umfangreiches Wissen über Syrien
sowie über Agenten innerhalb der syrischen Regierung, die dazu genutzt werden
könnten, die Machtbasis des Regimes zu unterminieren und auf den Sturz Assads zu
drängen. Israel könnte Truppen auf oder in der Nähe der Golanhöhen stationieren
und dadurch Regierungseinheiten von der Aufgabe abhalten, die Opposition zu
unterdrücken. Diese Truppenstationierung könnte bei der Regierung Assad die
Angst vor einem Mehrfrontenkrieg schüren, vor allem dann, wenn die Türkei
bereit ist, dasselbe entlang ihrer Grenze zu tun, und wenn die syrische
Opposition beständig mit Waffen und Ausbildung versorgt wird. Eine derartige
Mobilisierung könnte Syriens militärische Führung möglicherweise dazu bewegen,
Assad zu stürzen, um sich selbst zu retten. Befürworter dieses Vorgehens sagen,
der zusätzliche Druck könne ausschlaggebend dafür sein, das Machtgefüge
innerhalb Syriens zu Ungunsten Assads zu verschieben, wenn auch weitere Kräfte
entsprechend in Position gebracht sind.« Es ist ganz offensichtlich: Seit
Jahren verfolgen der Westen und seine regionalen Verbündeten ein einziges Ziel.
Nur die Masche, mit der das Vorgehen der Öffentlichkeit zu verkaufen war,
änderte sich, nachdem ein vorgeschobener Grund nach dem anderen in sich
zusammenfiel. Der dünnste Vorwand von allen ist dabei die Kampagne, die
Amerika derzeit gegen die eigenen IS-Söldner führt, und dabei bequemerweise
gleich im Osten Syriens eine dritte Front eröffnet, während die Türkei und
Israel im Norden und Westen weiter provozieren. Im nächsten Schritt kommt der
dauerhafte Einsatz von amerikanischen Truppen und Terroreinheiten überall von
Rakka bis Aleppo. Dabei ist es Damaskus zugedacht, sich für einen direkten
Krieg verwundbar zu machen, indem es versucht, gegen die Terroristen, die unter
dem Schutz der amerikanischen Luftwaffe, der Sonderkommandos und der anderen in
der Region aktiven Truppen stehen, vorzugehen.
Dem
entgegenzutreten wird schwierig sein, ist aber nicht völlig unmöglich. Syrien und
seine Verbündeten könnten das geostrategische Vakuum füllen, das derzeit im
Osten herrscht, und damit die Anwesenheit der Amerikaner überflüssig machen.
Die USA hat die Bedrohung, die ihre eigenen Terror-Söldner darstellen,
ausreichend hochgespielt und damit die rhetorische Vorarbeit geleistet. Jetzt
könnten Syrien, der Irak, Iran, Russland und China gemeinsame Anstrengungen
unternehmen, um den IS und seine Verbündeten auszuschalten und im Osten Syriens
gemeinsame Militäreinheiten in Stellung bringen. Die USA müsste dann wieder
abziehen, oder sich erneut mitten im Gefecht Geschichten einfallen lassen, die
ihre fortgesetzte Präsenz erklären. Washingtons Glaubwürdigkeit bröckelt
ohnehin, das würde sie vermutlich nicht überstehen. Dafür, dass er die Welt mit
Anarchie überzieht, muss der Westen bezahlen. Er kann nicht einmal seine
eigenen Regeln befolgen, was zeigt, was er doch für ein unvernünftiger
Bestandteil der selbsterschaffenen ›internationalen
Ordnung‹ ist. Letztere ist ganz klar
gescheitert und war, offen gesagt, ohnehin bloss eine Fassade. Syrien und seine
Verbündeten verfügen über die militärischen und politischen Mittel, selbst mit
dieser Bedrohung fertig zu werden. Und was die breite Öffentlichkeit angeht:
Wir verfügen über die sozio-ökonomischen Mittel, um die Interessen des Grosskapitals,
die hinter den globalen Plänen des Westens lauern, dauerhaft zu boykottieren
und durch örtliche Alternativen zu ersetzen. Der unrechtmässige Einfluss und
die unrechtmässige Macht des Westens resultieren daraus, dass wir alle zusammen
die Unternehmen, Institutionen und Organisationen des Westens unterstützen. Um
diesen Einfluss abzuschütteln, müssen wir uns kollektiv und schrittweise
loslösen von dem, was in Wahrheit keine »internationale Ordnung«, sondern eine
»internationale Unordnung« ist. [6]
Auch das ein Wahnsinn Chuck
Hagel geht für die Einsätze im Irak und in Syrien von Kosten zwischen »7 und 10 Millionen $ pro Tag« aus. Insofern ist es
nicht überraschend, wenn sowohl Hagel als auch Dempsey mit künftigen
Finanzproblemen rechnen. Da die Amerikaner ihren Einsatz auf Syrien ausweiten,
steigen die Kosten enorm: Allein während der ersten Angriffe in Syrien Ende
September feuerten die Vereinigten Staaten 47 Tomahawk-Raketen ab. Jede
einzelne Rakete kostet etwa 1,5 Millionen $. Der Einsatz der Hightech-Kampfjets
F-22 Raptor kostet pro Flugstunde 68.000 $. Teuer sind nach Angaben von Todd
Harrison vom ›Center for Strategic and Budgetary
Assessments‹ ausserdem die Überwachungsflüge, welche
die Bombardierungen begleiten. Er sprach von einem grossen Gebiet, das
überwacht werden müsse. Dem Pentagon zufolge gibt es derzeit allein im Irak
täglich 60 Überwachungsflüge.
Wie jeder
weiss, hat der Krieg, der 2011 einsetzte, inzwischen 170.000 Todesopfer gefordert
und 10 Millionen Menschen in die Flucht getrieben. Als
ob die uns von der USA ›versprochene‹
Kriegsdauer von 3 Jahren noch nicht genug
wäre, sprach der britische Premier Cameron
- wohlgemerkt wie üblich unter dem Aspekt der Mission - dass der Kampf gegen den IS im Irak nicht
etwa Monate, sondern Jahre dauern wird. Während all das die
Entschlossenheit zeigt, die als verbrecherisch zu bezeichnenden weiteren Absichten insgesamt ihrer Umsetzung zuzuführen, wird die
damit einhergehende totale Perversion durch die am 2. 10. erfolgte Erklärung
des früheren britischen Aussenministers David
Miliband noch gesteigert: Während die Koalition gegen den Terror dafür sorgt,
dass die Bombardierungen fortgesetzt werden, hatte dieser am 1. Oktober doch tatsächlich die Stirn, die
Europäer aufzufordern, einen Marshall-Plan für den Nahen Osten aufzulegen. Im
Klartext: Während sein Land aktiv an der Zerstörung Syriens beteiligt ist,
sollen sich die knietief verschuldeten EU-Mitgliedsländer schon jetzt darauf
einstellen, die finanziellen Mittel für den Wiederaufbau zu erbringen. Nun
dürften sich die meisten von uns seit langem bewusst sein, dass uns die UNO
mittels der sogenannten Geberkonferenzen in einer absoluten Knechtschaft hält;
Fakt ist indessen, dass die uns dadurch aufgezwungenen Leistungen bislang anschliessend
an einen Krieg abgefordert wurden. Neu ist, dass man im Falle Syriens - dessen Verwüstung man täglich mit blossem
Auge verfolgen kann - bereits
jetzt, also im voraus darauf vorbereitet wird, für den Wiederaufbau arbeiten
zu müssen, denn, wie Miliband darlegt, ist ein dauerhaftes Hilfsprogramm
erforderlich.
Miliband
ist inzwischen Chef des Flüchtlingshilfswerks ›International Rescue Committee‹
und somit unmittelbarer Zeuge des von den ›Freunden
Syriens‹ verursachten menschlichen
Elends. Kann mir jemand erklären, wieso Miliband im Sinn hat, uns erneut der
Erträge unserer Arbeitskraft zu berauben, anstatt mit allen Gegnern dieses
Kriegs öffentlich zu fordern, dass dieser ohne zu zögern eingestellt wird?
[1] http://www.globalresearch.ca/obamas-plan-for-a-no-fly-zone-over-northeastern-syria-isis-was-a-window-dressing-for-the-real-war-against-the-syrian-government/5406117 October 2, 2014 - Obama’s Plan For a ›No-Fly Zone‹ Over
Northeastern Syria; ISIS Was a Window-Dressing for the Real War Against the
Syrian Government
[2]
http://www.nytimes.com/2014/09/21/world/middleeast/suspicions-run-deep-in-iraq-that-cia-and-the-islamic-state-are-united.html?_r=3 By David D. Kirkpatrick SEPT.
20, 2014
[3]
http://jungefreiheit.de/debatte/kommentar/2014/der-rueckstoss/ 26. 9. 14 Der
Rückstoß - von Michael Wiesberg
[4] http://www.newyorker.com/magazine/2007/03/05/the-redirection March 5, 2007 Issue
[5] http://www.thedailybeast.com/articles/2014/09/23/al-qaeda-plotters-in-syria-went-dark-u-s-spies-say.html September 9, 2014 - by Eli Lake
[6] http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/geostrategie/tony-cartalucci/amerikas-aggression-gegen-syrien-und-den-irak-zerrt-die-welt-in-ein-zeitalter-der-globalen-anarchie.html 29. 9. 14 Amerikas
Aggression gegen Syrien und den Irak zerrt die Welt in ein Zeitalter der
globalen Anarchie - Von Tony Cartalucci
|