Nordkorea 24.02.2013 23:11
Im Zusammenhang mit seinem vor kurzem durchgeführten Atomwaffentest und den daraufhin ergangenen internationalen Forderungen,
das
Programm bedingungslos einzustellen, erklärte Nordkorea unter Verweis auf das
angegriffene Libyen, dass dies effektiv eine schlechte Vorstellung sei. Libyen
hatte bekanntlich sein Atomprogramm im Rahmen von Bemühungen, die Beziehungen
zu den Staaten des Westens zu verbessern, 2003 eingestellt; trotz
Lippenbekenntnisse von Seiten der USA zugunsten verbesserter Beziehungen erlitt
das Land 2011 den Angriff der NATO und damit den erzwungenen Regimewechsel. Die
Stellungnahme Nordkoreas bezeichnete letzteres als die ›tragischen Konsequenzen‹
der Einstellung eines Atomprogramms und bekräftigte, dass es sicherer sei, ein
solches weiterhin aufrechtzuerhalten. [1] Wie es heisst, habe Nordkorea
China darüber hinformiert, weitere Tests durchzuführen, auch wenn China
Nordkorea aufgefordert hat, sich an die Abmachungen zu halten und auf Atomtechnik zu verzichten.
Auch Putin
hat geäussert, dass sein Land mit Sicherheit angegriffen worden wäre, hätte es
keine atomaren Waffen besessen. »Nordkorea«, schreibt daher Michael Winkler [2], »hat eine friedenserhaltende Maßnahme
durchgeführt und einen Atomsprengkopf getestet. Mit 7 Kilotonnen hatte die
Ladung etwa die Hälfte der Bombe auf Hiroshima, die Ladung soll außerdem
kleiner geworden sein. Es war der dritte Bombentest und die USA fürchtet, daß
die Ladungen klein genug werden könnten, um auf Langstreckenraketen zu passen.
Natürlich ärgert sich die USA darüber, jedoch sprechen zwei Tatsachen eindeutig
für
Nordkorea: Erstens, die USA hat noch nie einen Gegner angegriffen, der über
Atomwaffen verfügt. Und zweitens, während Nordkorea unterirdisch testet, haben
die Amis ihre ersten 3 Atombomben überirdisch getestet - zwei davon über
japanischen Städten. Der bislang einzige Atomverbrecher der Weltgeschichte
heißt nicht Kim Jong Un, sondern Harry
S. Truman.«
»Stehen
wir kurz davor, von Nordkoreas Atomwaffen verdampft zu werden?« Diese
Frage stellt Eric Margolis in seinem Artikel ›Hysterie rund um Kims Atomwaffen‹ [3]. Er legt u.a. folgendes dar: Angesichts der hysterischen Reaktionen über
den dritten unterirdischen Atomtest käme man sicher zu diesem Schluss. In
Wirklichkeit werden wir jedoch nicht von dem jungen Führer Nordkoreas Kim Jong
Un atomisiert werden. Die mittlerweile umgebrachten Muammar Gaddafi und Saddam
Hussein hatten sich ebenfalls diesem gefährlichen Unternehmen gewidmet; im
Gegensatz zu Nordkorea verfügten sie aber nicht über 4-6 einsatzbereite
Atomwaffen – eine Lektion, die Nordkorea gut gelernt hat. Die jeweils etwa halbjährlich von
der USA, Südkorea und Australien in der Nähe Nordkoreas veranstalteten Kriegsspiele,
von denen Pjöngjang behauptet,
dass sie der Vorbereitung einer Invasion unter der Führung der Vereinigten
Staaten von Amerika dienten, fanden indessen keine breitere Erwähnung. Diese bringen
Nordkorea fast immer dazu, Raketen abzufeuern und die Kriegstrommeln zu schlagen.
Klar ist, dass Nordkorea bei der Entwicklung eines kleineren nuklearen
Sprengkopfes, der in eine Raketenspitze passt, sowie bei der Entwicklung einer
Langstreckenrakete, die eines Tages in der Lage sein könnte, Nordamerika zu
erreichen, ständige Fortschritte macht. »Wie auch immer«, führt Margolis im weiteren aus, »Nordkoreas dritter Atomwaffentest hatte weniger als
die Hälfte der Sprengkraft der Bomben, die 1945 von den Vereinigten Staaten von
Amerika auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfen worden sind. Aber Pjöngjang Beschreibung
eines ›kleineren und leichteren
Geräts‹ ließ
die Alarmglocken im Pentagon schrillen. Als Antwort auf neue von der USA
angeführte Sanktionen gegen Nordkorea, nachdem letzteres einen Satelliten in
eine Erdumlaufbahn geschossen hatte, drohte Pjöngjang damit, seine Raketen
gegen die Vereinigten Staaten von Amerika zu richten. Doch ist das noch leeres
Gerede. Nordkorea verfügt bislang über keine zuverlässig genauen
Interkontinentalraketen, die die USA bedrohen könnten. Es kann nicht
gewährleisten, daß die verkleinerten atomaren Sprengköpfe, die das Land vermutlich
entwickelt, den starken g-Kräften und der hohen Hitze des Raketenflugs
widerstehen können – oder dass sie nicht explodieren würden. Nordkoreas relativ
krude Mittel- und Langstreckenraketen sind ungenau und daher nicht verläßlich.
Die meisten müssen stundenlang mit Flüssigtreibstoff gefüllt werden, was sie zu
leichten Zielen für US-Präventivangriffe macht. Auch verbraucht Nordkorea rasch
seinen Vorrat an bombentauglichem Nuklearmaterial. Das Land ist nicht imstande,
dem Festland der USA einen lähmenden Schlag zu versetzen. Im Gegensatz dazu
führt die 7. US-Flotte im Pazifik genügend Atomwaffen mit sich, um Nordkorea
innerhalb weniger Minuten zu vernichten. Dieses letzte Aufheulen über Pjöngjang Atomwaffen
muß im Zusammenhang mit der bitteren Rivalität
zwischen Nord- und Südkorea gesehen werden. Ein typisches Beispiel: In der
entmilitarisierten Zone, die beide trennt, hing Südkorea seine Fahne auf einen
hohen Turm. Der Norden baute sofort einen Fahnenturm, der um die Hälfte höher
war. Nordkorea sagt, es sei das einzige authentische Korea. Der Süden, so Pjöngjang, sei eine Kolonie der
Vereinigten Staaten von Amerika mit einer Besatzung von 28.000 Soldaten. In
Wirklichkeit fürchtet der Norden, daß ihn der
wirtschaftlich mächtige Süden schlucken wird. Weder Japan noch China wollen ein
vereintes Korea haben, daher unterstützen sie Pjöngjang offen oder geheim, während sie es offiziell wegen seiner
Atomtests anklagen. Inzwischen verstoßen
dieselben Atommächte, die Nordkorea abkanzeln, weil es ein atomares Arsenal
aufbaut, selbst gegen den Atomwaffensperrvertrag aus dem Jahr 1970. Laut diesem
Abkommen verpflichteten sich die USA, Großbritannien, Frankreich, die damalige Sowjetunion
und China dazu, ihre gesamten atomaren Waffen rasch zu beseitigen. Das
haben sie nie getan. Sowohl Indien als auch Pakistan und Israel haben
nukleare Arsenale aufgebaut. Südkorea war auf dem Weg, Atomwaffen herzustellen,
bis es von der USA dazu gezwungen wurde, das geheime Projekt einzustellen. Es
wird geschätzt, daß Japan in der Lage ist, in nur 90 Tagen eine
Atomwaffe zu produzieren. 1994 unterzeichneten die Clinton-Administration und
Nordkorea einen Vertrag, um die atomare Produktion des Nordens im Austausch für
Nahrungsmittel und Erdöl einzustellen. Das Abkommen wurde jedoch 2002 von
Neokonservativen der Bush-Administration, die fürchteten, Nordkoreas nukleares
Know-how sowie seine Raketen könnten an Israels Feinde im Mittleren Osten
verkauft werden, zum Entgleisen gebracht. Der Kalte Krieg zwischen der USA und
Nordkorea ging somit weiter. Washington und Pjöngjang können noch immer zu einer Vereinbarung kommen. Diese
wird allerdings eine ausdrückliche Verpflichtung Washingtons erfordern,
nicht in Nordkorea einzumarschieren, sowie große
Mengen an Hilfslieferungen. Republikaner und Neokonservative werden ein solches
Abkommen jedoch heftig bekämpfen. Die amerikanischen Konservativen brauchen
Feinde von außen. Gerade jetzt ist Kim Jong Un der beste, den sie haben.«
Sanktionen d.a. In
Sachen Sanktionen erweist sich die EU im Verbund mit der USA jeweils als
geradezu gnadenlos, gleich, in welchem Ausmass die eigentliche Bevölkerung
eines Landes darunter zu leiden hat. Vor einem Jahr hat die USA Nordkorea
bereits von der Nahrungsmittelhilfe abgeschnitten. Obwohl Nordkorea in
Wirklichkeit bereits schwer isoliert ist, haben die Aussenminister der 27
EU-Staaten am 18. Februar weitere Reiseverbote und Vermögenssperren sowie
Einschränkungen im Handel und bei Finanzgeschäften beschlossen. Davon betroffen
sind laut EU-Ministerrat u.a. 33 Unternehmen, ganz gewiss zu ihrem eigenem
Schaden! Der Kauf von nordkoreanischer Staatsanleihen bleibt verboten,
ebenso der Edelmetallhandel. Nordkoreanischen Banken ist es nicht mehr erlaubt,
neue Filialen in der EU zu eröffnen. Handelsgüter, die möglicherweise zur
Entwicklung und zum Bau von Atomraketen genutzt werden könnten, sind auf eine
Verbotsliste gesetzt. Mit den Beschlüssen geht die EU teilweise über die von der
UNO beschlossenen Restriktionen hinaus. Man muss sich immer wieder fragen, in
welch gedanklichen Gefilden sich unsere Politiker bewegen. Laut dem deutschen
Aussenminister Guido Westerwelle sei dies ›die
Antwort auf ein Nuklearprogramm, das nicht nur eine Gefährdung der Region
bedeutet, sondern auch der Sicherheitsarchitektur weltweit.‹ Alle anderen, von der NATO und dem British Empire ausgehende Angriffsstrategien
scheinen noch nie bis zu Westerwelle vorgedrungen zu sein. Obwohl bereits seit
2001 bekannt ist, dass die USA ausser dem Irak und Libyen nach Syrien noch den Libanon, Somalia, den Sudan und, wie es
heisst, zum Schluss den Iran anzugreifen gedachte [4], beliebte Obama von einem ›hochprovokativen Akt‹ zu sprechen, der eine Gefahr für den
Weltfrieden sei. Nordkorea, so die US-Regierung, läuft seinen internationalen
Verpflichtungen zuwider und untergräbt das globale Regime gegen die
Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen. Die ersten Tests Nordkoreas waren 2006
und 2009 durchgeführt worden, woraufhin diese durch die UNO-Resolutionen 1718
vom 14. Oktober 2006 und 1874 vom 12. Juni 2009 verboten wurden. Wie Knut
Mellenthin hierzu ausführt, »sollte Nordkorea durch diese Resolutionen offenbar
willkürlich dafür bestraft werden, daß es jeweils kurz zuvor einen
Atomwaffen-Test unternommen hatte. Indessen
sind solche Versuche ebenso wenig international verboten wie der Erwerb und die
Produktion von Nuklearwaffen. Nicht einmal ihr Einsatz ist geächtet.
Von den 4 Ländern, die sich außerhalb des Nichtweiterverbreitungsvertrags Atomwaffen
verschafft haben – in historischer
Reihenfolge: Israel, Indien, Pakistan und Nordkorea – ist Nordkorea das einzige Land, gegen das
internationale Strafmaßnahmen verhängt wurden. Am schlechtesten dran ist der
Iran, der dem schärfsten Sanktionsregime ausgesetzt ist, das jemals in
Friedenszeiten praktiziert wurde, obwohl er keine Atomwaffen besitzt und nach
offizieller Aussage der US-Regierung nicht einmal den Entschluß gefaßt hat,
solche Waffen zu bauen. [5]
Bereits am 16. 9. 2006 hatte Nordkorea Verhandlungen über sein
Atomwaffenprogramm abgelehnt, solange die Sanktionen der USA nicht aufgehoben
seien; das Land benötige die Waffen zur Selbstverteidigung. Es bestehe kein
Anlass, unter Bedingungen der US-Sanktionen an den Verhandlungstisch
zurückzukehren, hatte es auf der auf der XIV. Gipfelkonferenz der
Blockfreienbewegung in Havanna geheissen. Unter der atomaren Bedrohung und
Erpressung durch die USA sei Nordkorea gezwungen gewesen, Besitzer von
Atomwaffen zu werden. Der iranische Präsident Ahmadinejad hatte am
Vortag der Konferenz bekräftigt, dass sein Land sein Programm zur friedlichen Nutzung
der Atomenergie vorantreiben werde.
»Nordkoreas bizarres Regime hat die Irak-Lektion
offenbar gelernt«, schrieb Bernd Helge Sommer Ende
Mai 2009 in der ›Berliner Umschau‹. »Man weiß dort, daß der
beste Schutz gegen Militärinterventionen aus dem Ausland, speziell der USA, der
Besitz von Massenvernichtungswaffen und der feste Wille, diese notfalls auch
einzusetzen, ist. Deshalb hat sich das Land - oft belächelt - zur Atommacht entwickelt. Zwar ist es durchaus
möglich, daß das Hauptinteresse immer noch politischen Verhandlungen gilt, aber
den Status als nuklear ausgerüstete Militärmacht wird man sich nicht nehmen
lassen. Viel zu machen ist da nicht. ….. Vorschläge, die Welt atomwaffenfrei zu
machen, blieben bislang immer nur
Phrasen. Das wird sich nicht ändern. Ist es aber so, dann ist die weitere
Verbreitung dieser Waffen - auch chemischer sowie biologischer - letztlich nur
eine Frage der Zeit. Dies der Führung in Pjöngjang vorzuwerfen, wäre aber die
reine Heuchelei. Genau nach diesen Regeln wird Weltpolitik gemacht.« [6]
Nachdenklich
stimmen sollte im übrigen, was Ursula Schnyder in ihrem in der NZZ vom 14. 10.
2003 erschienenen Aufsatz zu dem 2003 erschienenen Buch von Thomas Powers ›Inelligence Wars, American Secret
History from Hitler to Al-Qaeda‹
festhielt: In diesem schreibt der Autor: ›Im
Koreakrieg gelang es den Amerikanern zwar, einen Agressor in seine Schranken zu
weisen, sie verzichteten jedoch darauf, ihn zu entmachten.
[1] Quelle: http://www.antikrieg.com/ http://antikrieg.com/aktuell/2013_02_22_nordkorea.htm 21. 2. 13 Nordkorea:
NATO-Krieg gegen Libyen beweist, dass Abrüstung unklug ist - Von Jason Ditz [2] http://www.michaelwinkler.de/Kommentar.html 13. 2. 13 [3] Quelle: http://www.antikrieg.com/ http://antikrieg.com/aktuell/2013_02_16_hysterie.htm 16.. 2. 13
Originalartikel siehe http://ericmargolis.com/2013/02/hysteria-over-kims-nukes/ 16. 2. 13 Hysteria
Over Kim’s Nukes by Eric Margolis [4] http://www.globalresearch.ca/destroying-countries-transforming-syria-into-a-failed-state/5317160 29. 12. 12
›Wiping Countries Off the Map‹:
Who’s Failing the ›Failed States‹
- Washington
is in the ›business of destroying‹ a very long list of countries‹ By Prof Michel Chossudovsky [5] http://www.jungewelt.de/2012/12-13/033.php 13. 12. 12 Gelungene
Überraschung - USA verurteilen nordkoreanischen Raketenstart
als »hochgradig provokatorisch« - Von Knut Mellenthin [6] http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=26052009ArtikelKommentarSommer1 26. 5. 09 Kommentar: Kim Jong Il zieht durch - UN und USA offenbar machtlos Von
Bernd Helge Sommer Jetzt haben wir den
Salat.
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