EU - Die grosse Kostenbescherung 06.02.2013 12:58
d.a. Wie zu vernehmen ist, plant die Europäische Zentralbank unter der Regie von Mario Draghi
die Einstellung von sage und schreibe 2.000 neuen Mitarbeitern, deren,
soviel ist anzunehmen, der EU-Norm für die Besoldung ihrer Funktionäre
entsprechende fürstliche Gehälter in Zukunft ebenfalls vom Steuerzahler zu
erarbeiten wären. Begründet wird der Schritt damit, dadurch die Bankenaufsicht sicherzustellen. Die ›Deutschen WirtschaftsNachrichten‹ [1] schreiben hierzu: Wer das
neue Kontroll-Monster kontrolliert, ist unklar. Ein von EZB-Chef Mario Draghi
in Auftrag gegebenes Gutachten der Firma Promontory Financial Group [Anmerk. politonline: also nicht einer
staatlichen Stelle, sondern eines Unternehmens, was sich nahtlos in den Rahmen
der seit langem praktizierten Zuziehung von Consulting Agencies dieser Art
einfügt] kommt zu dem Schluss: »Die EZB muss bis Ende 2017 etwa 2.000 neue
Mitarbeiter einstellen, um ab 2014 als Bankenaufsicht tätig werden zu können.
Bisher war dieser neue Mammut-Apparat von der EZB nur schrittweise eingeräumt
worden: Zunächst hieß es, mit 500 Mitarbeitern finde man das Auslangen, dann
war die Rede von 1.000 neuen Jobs.« Wie die
Zeitung des weiteren konstatiert, »zeigt das
Versagen von Mario Draghi beim jüngsten italienischen Banken-Skandal bei der
Monte dei Paschi di Siena: Wenn an der Spitze der Behörde der falsche Mann
steht, können auch Tausende von Bürokraten einen Crash nicht verhindern.
….. Die Promontory Financial Group
empfiehlt der EZB in einem geheimen
Gutachten, über das die ›Financial Times‹ London berichtet, und das im EZB-Direktorium noch
nicht diskutiert wurde, die umgehende Anstellung von exakt 1.997 Mitarbeitern –
woran man schon erkennen kann, dass das ein unseriöses Gutachten ist, das vor
allem dem Zweck dient, die Wahrheit zu verschleiern [1.997: es wäre ja schon
interessant, wie die Gurus auf diese krumme Zahl kommen].«
Was nun die erwähnte Bank Monte dei Paschi di Siena
angeht, so berichtet die ›Bürgerbewegung Solidarität‹ hierzu u.a. folgendes: »Die
Krise der ältesten noch aktiven Bank der Welt, die 1472 in Siena gegründet
wurde, hat erneut das kriminelle Verhalten von Bankiers, Bankaufsehern und
Regierungen, durch das die Insolvenz großer Finanzinstitute vertuscht werden
sollte, aufgedeckt und die Frage eines Glass-Steagall-artigen
Trennbankensystems zum Thema des gegenwärtigen Wahlkampfs in Italien gemacht.
Die Monte dei Paschi [MPS] steht vor dem Bankrott und hat deshalb die Regierung
um Stützungsgelder in Höhe von 3,9 Milliarden € gebeten, nachdem sie 2009
bereits 1,9 Mrd. € erhalten hatte. Dafür hat die Banca d’Italia grünes Licht gegeben;
es wird erwartet, daß die Regierung Monti das Geld bewilligt, auch wenn Mario
Monti bei den Wahlen einen hohen Preis dafür bezahlen wird. Tatsächlich zeigen
die bekanntgewordenen Informationen, daß die MPS Verluste mit
Derivat-Wettgeschäften gemacht hat und diese Verluste dann durch neue Wetten
und Bilanzfälschung vertuschte. Durch diese waren die Verluste weiter
gewachsen, aber in die Zukunft vertagt, was es den MPS-Managern erlaubte, sie
in den Büchern zu verbergen. Man geht davon aus, daß dies nur die Spitze des
Eisbergs ist.
Die
Schwierigkeiten von MPS begannen 2007 mit der Übernahme der Bank AntonVeneta
für 10,3 Mrd. €, wodurch die MPS zur drittgrößten Bank Italiens anwuchs. Der
AntonVeneta-Fall gehört zu den undurchsichtigsten der italienischen
Bankengeschichte. Die Geschäftsbank, die vor allem Unternehmen und
Privathaushalten im hochproduktiven Norditalien diente, wurde 2005 zunächst für
3 Mrd. € an die ABN [die niederländische ABN Amro] verkauft, obwohl sich der
Chef der italienischen Zentralbank, Antonio Fazio, entschieden dagegen gewehrt
hatte. Letzterem wurde dann vorgeworfen, er habe Verbindungen zum organisierten
Verbrechen, so daß er zurücktreten mußte und später verurteilt wurde. Er wurde
im Dezember 2006 von Mario Draghi abgelöst. Nach einiger Zeit verkaufte ABN
AntonVeneta für mehr als 6 Mrd. € an Santander. Und Santander verkaufte sie für
mehr
als 10 Mrd. € an die Monte dei Paschi. Der Chef der MPS, Giuseppe Mussari,
wußte, daß AntonVeneta höchstens ein Drittel dieser Summe wert war. Warum
also beschloß er, sie zu kaufen, obwohl seine Bank gar nicht genug Geld dafür
hatte? Diese Frage könnte vielleicht Goldman Sachs beantworten. Tatsächlich
war Goldman Sachs der ›globale
Koordinator‹ der AntonVeneta-Übernahme
durch MPS, zusammen mit der Citigroup und Merrill Lynch. Aber Goldman Sachs
hatte auch schon die ABN bei der Übernahme von AntonVeneta beraten und wußte
also, was die Bank tatsächlich wert war. Zur Zeit der ABN-AntonVeneta-Transaktion
war der Goldman-Sachs-Direktor für europäische Operationen - Mario Draghi. Draghi
war auch als Zentralbankchef für die Bankenaufsicht verantwortlich, als die MPS
ihre Bücher frisierte, um ihre Derivat-Verluste zu verbergen. Nun wird sowohl
Draghi als auch seinem Nachfolger Antonio Visco sowie dem früheren
Goldman-Sachs-Partner und derzeitigen Premierminister Monti vorgeworfen, sie
seien Komplizen bei der Vertuschung der Probleme der MPS gewesen. Eine
Erklärung des derzeitigen Finanzministers Vittorio Grilli scheint diese
Vermutung zu stützen: ›Die Lage von
MPS ist nichts neues, sie kommt nicht wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Wir wußten
schon seit einem Jahr, daß es Probleme gab‹. [2]
MPS-Skandal treibt
Glass-Steagall-Diskussion voran In einem
Interview mit Radio Padania erläuterte die Präsidentin der LaRouche-Bewegung in
Italien (MoviSol), Liliana Gorini, am 24. Januar ausführlich, warum eine
Bankentrennung nach Art des Glass-Steagall-Gesetzes die einzige Lösung ist,
während Senator Massimo Garavaglia von der Lega Nord darauf hinwies, daß er in
der vergangenen Legislaturperiode einen entsprechenden Gesetzesentwurf
eingebracht hatte. Auch der frühere Wirtschaftsminister Giulio Tremonti griff
in einem Interview mit dem privaten Fernsehsender La7 seine Forderung nach
einem Glass-Steagall-System wieder auf. ›Man
soll die Ersparnisse der Bürger nicht für Spekulationen nutzen. … Das alte
italienische Bankengesetz verbot es einfach, mit Sparguthaben zu spekulieren.
Clinton in der USA und Draghi in Italien haben diese Gesetze mehr oder weniger
gleichzeitig abgeschafft‹.« [2]
Einem Bericht der ›Deutschen
WirtschaftsNachrichten‹ vom 7. Februar zufolge [3]
stand bei der im Anschluss an die EZB-Ratssitzung stattfindenden
Pressekonferenz vor allem Mario Draghis Vergangenheit im Vordergrund. Auf die
Frage angesprochen, ob er den Skandal um die MPS unter den Teppich gekehrt habe, um sich
seine Chancen beim Wechsel von der italienischen Zentralbank hin zur EZB nicht
zu verderben, antwortete Draghi: »Ich will
im italienischen Wahlkampf keine Partei ergreifen, aber Sie sollten alles, was
Sie darüber lesen, als üblichen Lärm einer italienischen Wahl bewerten.« Ausserdem verwies er auf die veröffentlichte
Version der italienischen Zentralbank zu den damaligen Vorgängen. Einem Bericht
der Nachrichtenagentur AFP zufolge wurden bei einer Razzia bei fünf ehemaligen
Managern der Monte Paschi di Siena über 40 Millionen Euro beschlagnahmt. Das
Geld ist vermutlich im Zusammenhang mit dem Verkauf der Regionalbank AntonVeneta
im Jahr 2007 an die Ex-Manager ausbezahlt worden. Bekannt ist, dass die Bank für
mehr Geld gekauft wurde, als sie tatsächlich wert war. Die Beschuldigten stehen
nun unter dem Verdacht, sich durch diesen Verkauf unerlaubt hohe Provisionen angeeignet
zu haben.
Wissenswert ist, dass sich Draghi in einem Gastbeitrag für ›Die Zeit‹ [Ausgabe vom 29. 8. 2012]
für ein Ende der Souveränität der Parlamente in Europa ausgesprochen
hat. »Das«, schreibt Heiko Strang, »wäre dann mit dem Ende der alten demokratischen
Ordnung verbunden und käme einer Diktatur in Europa nah.« [4]
[1] http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/02/04/kontroll-monster-ezb-plant-einstellung-von-2-000-neuen-mitarbeitern/ 5. 2. 13
Kontroll-Monster: EZB plant Einstellung von 2.000 neuen Mitarbeitern [2] http://www.bueso.de/node/6287 1. 2. 13 [3] http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/02/07/draghi-aalglatt-zum-banken-skandal-der-uebliche-laerm-einer-wahl-in-italien/ 7. 2. 13 Draghi
aalglatt zum Banken-Skandal: »Der
übliche Lärm einer Wahl in Italien« [4] http://www.mmnews.de/index.php/politik/11994-eu-und-euro-die-jahrhundertluege 7. 2. 13 ›EU und Euro: Die Jahrhundertlüge‹
- Von Heiko Schrang
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