Der geopolitische Rückbau Afrikas: Verdeckte US-Unterstützung für Al-Qaida im Norden Malis und Frankreich kommt als »Retter« - Von Tony Cartalucci

d.a. »Mit einer schnell in Umlauf gebrachten Flut von Zeitungsberichten«, schrieb Tony Cartalucci Mitte Januar in »Global Research«,

»wurde das militärische Eingreifen Frankreichs in den Konflikt im afrikanischen Staat Mali gerechtfertigt.« Mit dem Artikel The Crisis in Mali: Will French Intervention Stop the Islamist Advance?hatte das Time Magazine, wohl wissend, dass die bewährten Tricks die besten sind – wieder einmal den schon bis zum Erbrechen bemühten Krieg gegen den Terror aufgegriffen, indem es behauptete, mit der Intervention müssten islamistische Terroristen daran gehindert werden, erst Afrika und dann ganz Europa zu überfluten.« [1]

Indessen ergibt sich bei näherer Beleuchtung des Sachverhalts, dass die jetzige Situation in Mali das unmittelbare Resultat westlicher Interventionspolitik ist, wie in dem Artikel Unruheherd Afrika – Mali auf http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=2020  dargelegt.

Fakt ist, so Cartalucci des weiteren, dass der entscheidende Machtzuwachs für die Kämpfer in Mali durch die Entfesselung der Dschihadis in Libyen, die vor Ort den Kern der Hilfstruppen für die amerikanisch-britisch-französische Koalition zum Sturz von Muammar Gaddafi bildeten, zustande kam. Bekanntlich verliessen diese Rebellen nach ihrem Sieg in Libyen das Land, um andere afrikanische Staaten zu destabilisieren, oder um sich der bewaffneten Opposition gegen Syriens Präsidenten Assad anzuschliessen. Wie man ferner weiss, erhalten diese Gruppen massive finanzielle und andere Unterstützung durch das saudische Königshaus sowie durch Katar, ein enger Verbündeter der USA; viele dieser Gruppierungen, wie z.B. die Libyan Islamic Fighting Group, die LIFG, wurden jahrzehntelang in London vorbereitet. Die französische satirische Wochenzeitung Le Canard enchaîné enthüllte im Juni 2012, dass Katar verschiedene terroristische Gruppen in Mali finanziere, wie etwa die salafistische Ansar Dine, die wichtigste bewaffnete Gruppe, die die Durchsetzung des islamischen Rechts der Scharia auf ihre Fahnen geschrieben hat. 

Im Norden Malis sind derzeit einige lose miteinander verbundene Gruppen aktiv  
Die drei wichtigsten bewaffneten Gruppen im Norden des Landes sind ANSAR DINE, [Unterstützer des Glaubens], die von Iyad Ag Ghaly angeführt wird, ferner die Bewegung für Einheit und Dschihad in Westafrika, die MUJWA, sowie die Al Qaeda in Islamic Maghreb, die AQIM; aus diesen drei Gruppierungen setzt sich die islamistische Allianz in Mali zusammen. Wie Prof. Michel Chossudovsky schreibt  [2], »ist die AQIM unauslöschlich mit der Agenda westlicher Geheimdienste verknüpft und wird oft als eine der reichsten und am besten bewaffneten militanten Gruppen in der Region bezeichnet – von Saudi-Arabien und Katar verdeckt finanziert. Sie geht auf die 2005 von Hassan Hattab gegründete algerische al-Jamã’ah as-Salafiyyah lid-Da‘wah wal-Qitãl [Salafistische Gruppe für Predigt und Kampf, GSPC] zurück, die dann am 27. Januar 2007 in Al-Qaida des islamischen Maghreb, AQIM, umbenannt wurde. Die AQIM ist eng mit der bereits erwähnten LIFG, liiert. An der Spitze der AQIM steht derzeit Abdelmalek Droukdel, der Emir von AQIM.« 

Die LIFG wurde bei der trickreich eingefädelten NATO-Invasion in Libyen im Jahr 2011 vor allem von Frankreich mit Waffen, Ausbildern, Spezialtruppen und sogar mit Flugzeugen unterstützt, damit sie die libysche Regierung stürzen konnte. Somit hatte die NATO-Intervention in Libyen die als Al-Qaida-Ableger und damit als Terrororganisation eingestufte LIFG wieder aufleben lassen. Wie Cartalucci ferner ausführt, hatte diese hatte zuvor im Irak und in Afghanistan gekämpft, und streut jetzt mit der Unterstützung der NATO Kämpfer, Bargeld und Waffen von Mali im Westen bis nach Syrien im Osten aus. Das angeblich furchterregende globale Kalifat, mit dem die Neokonservativen seit einem Jahrzehnt den Westen erschrecken, nimmt jetzt durch von Saudi-Arabien, Israel und Katar geförderten Machenschaften langsam Gestalt an, ist aber nicht islamisch. In Wirklichkeit haben echte Muslime in Kämpfen mit vom Westen finanzierten Terroristen den höchsten Preis bezahlt. 

In einem in der Asia Times veröffentlichten Artikel mit dem Überschrift How al-Qaeda got to rule in Tripoli hat der geopolitische Analyst Pepe Escobar sogar eine direkte Verbindung zwischen der LIFG und AQIM nachgewiesen: »Bereits 2007 hat Zawahiri, der damals noch die Nummer Zwei bei Al-Qaida war, offiziell die Fusion der LIFG mit Al-Qaida zur AQIM verkündet. Seither sind LIFG und AQIM zu einer einheitlichen Organisation verschmolzen – und Belhaj war und ist ihr Emir. Belhaj,  der eigentlich Abd al-Hakim Balhadsch heisst, hat die LIFG geführt und mit der Unterstützung durch die NATO sowie mittels der von der NATO gelieferten Waffen und Geldzuwendungen  - was mit einer schnellen diplomatischer Anerkennung durch die NATO-Staaten einherging -  Gaddafi gestürzt und damit Libyen in einen Schauplatz endloser rassistischer und völkermörderischer Stammeskämpfe verwandelt. Ferner hat Balhadsch Bengasi, das Epizentrum der Rebellion, von Tripolis abgetrennt und zu einem albautonomen Terroremirat gemacht. Seinen nächsten Coup landete er in Syrien; er hielt sich nachweislich an der türkisch-syrischen Grenze auf – erneut mit Unterstützung der NATO – und versprach der Free Syrian Army Geld und Kämpfer.  

Die LIFG ist mit Waffen, Bargeld und diplomatischer Unterstützung aus Frankreich in den Norden Syriens eingefallen, wo sie im Auftrag der NATO einen Regimewechsel herbeiführen soll.  Offiziellen Angaben des Combating Terror Centers [CTC] der US-Army in der Militärakademie West Point zufolge ist die LIFG schon seit 2007 mit Al-Qaida verschmolzen. Nach Auffassung des CTC haben AQIM und LIFG nicht nur die gleichen ideologischen Ansichten, sondern auch die gleichen strategischen und sogar die gleichen taktischen Ziele. Die Waffen, die sich die LIFG in Libyen angeeignet hat, sind über die durchlässige Grenze in der Sahara ganz sicher auch in die Hände der AQIM im nördlichen Mali gelangt. Die Nato-Intervention hat Libyen tatsächlich zu dem vom Westen gewollten Rückzugsgebiet für Al-Qaida gemacht. Wie Chossudovsky ausführt, unterhält die AQIM auch Verbindungen zur Schabhat an-Nusra[Unterstützungsfront für das syrische Volk], die ebenfalls von Saudi-Arabien und Katar verdeckt unterstützt wird. Indessen hat sich die Bewaffnete Islamische Gruppe [oder Groupe Islamique Armé GIA], die in den 1990er Jahren sehr bekannt war, laut Chossudovsky weitgehend aufgelöst; ihre Mitglieder haben sich der AQIM angeschlossen.   

ALGERIEN
Im August 2011 veröffentlichte Bruce Riedel vom konzernfinanzierten US-Think Tank
Brookings Institution einen Artikel mit der Überschrift Algeria will be next to fall, in dem er zuversichtlich vorhersagte, dass ein Erfolg in Libyen auch radikale Elemente in Algerien, und zwar vor allem die AQIM, ermutigen würde. Schon damals, vermerkt Cartalucci hierzu, hoffte Riedel darauf, dass auch die algerische Regierung durch extremistische Gewalt und französische Luftangriffe gestürzt werden könnte. Pikanterweise schrieb er: »Algerien ist sehr besorgt darüber, dass die Unruhen in Libyen zur Entstehung eines sicheren Hafens und Rückzugsgebiets für Al-Qaida und andere extremistische Dschihadisten führen könnten.«  Es sollte auch beachtet werden, dass Riedel die von der Brookings Institution veröffentlichte Analyse Which Path to Persia mitverfasst hat. [3]  Darin wird ganz offen dazu aufgefordert, eine weitere in der Liste des US-Aussenministeriums aufgeführte Terrororganisation, die Mujahedin-e Khalq [MEK, die sogenannten Volksmudschahedin]  zu bewaffnen, damit sie im Iran Unruhe stiften und den Sturz der iranischen Regierung betreiben können. Aus dem Gesagten wird ein Muster deutlich, das erkennen lässt, dass sich die US-Aussenpolitik terroristischer Organisationen bedient, die sogar in der Liste des US-Aussenministeriums stehen, um ihre Ziele durchzusetzen. Es ist kein Zufall, dass sich der in Libyen nur noch schwelende Konflikt jetzt auch auf Mali ausgeweitet hat. Das ist ein weiterer Teilschritt des beabsichtigten geopolitischen Rückbaus Afrikas, der mit dem Umsturz in Libyen begann und der mit Hilfe schwer bewaffneter, von der NATO geförderter Terroristen auch auf andere afrikanische Staaten überspringen soll. 

»Wenn die AQIM und ihre Anhängsel durch die französische Intervention aus dem Norden Malis vertrieben werden«, schreibt Cartalucci, »ziehen sie sich höchstwahrscheinlich nach Algerien zurück, und das ist sicher auch beabsichtigt. 2011, zu Beginn des von der USA inszenierten Arabischen Frühlings konnte Algerien noch einen Umsturz verhindern. Der Westen hat das Interesse an Algerien aber nie verloren, weil er eine ganze Region umbauen will, die von Afrika bis vor die Tore Pekings und Moskaus reicht. Man kann es als einen Anfall von geopolitischer Schizophrenie bezeichnen, dass er Terroristen einerseits als casus belli und als Vorwand für Überfälle auf andere Länder benutzt, und sie anderseits als unerschöpfliche Söldnertruppe für sich kämpfen lässt.« André Scheer zufolge hatte sich Algerien lange einer ausländischen Militärintervention in Mali widersetzt. In der Folge räumte die Regierung in Algier der französischen Luftwaffe jedoch uneingeschränkte Überflugrechte ein. Die französische Tageszeitung L’ Humanité vermutet, dass dieser Blankoscheck Mitte Dezember 2012 beim Besuch von Staatschef François Hollande in Algier ausgehandelt wurde.  [4]  

»Die Massengeiselnahme in Algerien«, schreibt Strategic Alert in seinem newsletter Nr. 4 vom 23. 1., »ist der jüngste Hinweis darauf, daß sich der britisch-saudische Plan für einen neuen 30jährigen Krieg mit endlosen Religions-, Konfessions- und  Stammeskonflikten in Afrika, am östlichen Mittelmeer und am Persischen Golf immer weiter ausbreitet. Dieser besteht darin, in der ganzen islamischen Welt eine ständige blutige Konfrontation zwischen Sunniten und Schiiten zu schüren. Der Konflikt in Syrien, der in sein drittes Jahr geht, ist inzwischen ein bösartiger Konfessionskrieg sunnitischer Dschihadisten gegen Schiiten, Alawiten, Christen und andere Minderheiten geworden.« »Wir haben mit am stärksten von den Revolutionen in der arabischen Welt profitiert, hat Mokhtar Belmokhtar, ein Führer der AQIM, der auch die Geiselnehmer in In Aménas befehligt hat, erklärt; dies laut einem von Cartalucci festgehaltenen Bericht der mauretanischen Nachrichtenagentur ANI vom 16. Januar: »Dass wir auch die Waffen aus Libyen einsetzen, ist unter den jetzigen Umständen wohl selbstverständlich.« »Das Einnisten der AQIM im Norden Malis«, so Cartalucci ferner, »und das prompte Eingreifen Frankreichs werden unvermeidlich dazu führen, dass sich der Konflikt auch auf Algerien ausweitet.«       

Die Frage, wer hinter den Rädelsführern des Angriffs auf das von einem Konsortium aus BP, dem norwegischen Unternehmen Statoil und dem algerischen Staatsunternehmen Sonatrach betriebene Gasfeld In Aménas steht, beantwortet Chossudovsky [2] detailliert: »Angeführt und organisiert wurde die Operation von dem aus Algerien stammenden Mokhtar Belmokhtar, dem Anführer der mit Al-Qaida verbundenen islamistischen Muwaqiun bi-l dam [Die mit dem Blut Unterzeichnenden], einer Untergruppe der von ihm ebenfalls geführten Katibat-al-Moulathamin
?Brigaden [Brigaden der Maskentragenden]. Belmokhtars Organisationen waren am Drogenhandel, am Zigarettenschmuggel sowie an Entführungen von Ausländern in Nordafrika beteiligt. Obwohl sein gewöhnlicher Aufenthaltsort bekannt ist, bezeichnen ihn französische Geheimdienstkreise als den Unfassbaren. Belmokhtar übernahm im Auftrag von Al-Qaida die Verantwortung für die Entführung der 41 westlichen Geiseln, darunter 7 Amerikaner. Persönlich war Belmokhtar weder an dem Angriff, noch an der Geiselnahme beteiligt. Kommandeur vor Ort war vielmehr Abdul Rahman al-Nigeri, ein erfahrener Gotteskrieger aus dem Niger. Dieser hatte sich bereits 2005 der obengenannten, in der Folge in AQIM umbenannten algerischen al-Jamã’ah as-Salafiyyah lid-Da‘wah wal-Qitãl angeschlossen.« Die Entführungsoperation in In Aménas erfolgte nur fünf Tage nach Beginn der auf die Stellungen der AQIM im Norden Malis gerichteten französischen Luftangriffe. Es scheint, dass die Massengeiselnahme auf dem BP-Ölfeld ursprünglich darauf abzielte, viel Geld zu erpressen und die Geiseln nur einzeln freizulassen, um dadurch den Druck zu erhöhen, was durch das schnelle Eingreifen der algerischen Armee vereitelt wurde.  [5] 

Die von den Kämpfern des führenden AQIM-Kommandeurs Abdelhamid Abu Zeid eingenommene Stadt Diabali ist von den französischen Spezialeinheiten und Truppen der malischen Regierung inzwischen zurückerobert worden. »Der Terrorangriff und die anschliessende Geiselnahme in In Aménas wurden zwar als Racheakt bezeichnet, es handelte sich aber keineswegs um eine spontane und improvisierte Aktion. Nach Ansicht von Experten ist das Vorgehen im Gegenteil sorgfältig geplant und von langer Hand vorbereitet worden: Europäische und amerikanische Regierungsvertreter erklärten übereinstimmend, der Angriff sei offensichtlich so präzise durchgeführt worden, dass er nicht in kurzer Zeit geplant worden sein könne. Die französische Militäraktion könnte aber durchaus der Auslöser für die Kämpfer gewesen sein, ihren seit längerem geplanten Angriff zu beginnen.« Anderen Berichten zufolge ging eine erhebliche Zahl der Todesopfer sowohl auf Seiten der Geiseln als auch der islamistischen Geiselnehmer auf das Konto von Luftangriffen der algerischen Streitkräfte. Verhandlungen mit den Geiselnehmern, die möglicherweise dazu beitragen können hätten, Leben zu retten, wurden weder von der algerischen Regierung, noch von den westlichen Regierungen ernsthaft geführt. Die militanten Islamisten hatten für die Freilassung der Geiseln ein Ende der französischen Angriffe im Norden Malis gefordert. AQIM-Führer Belmokhtar hatte erklärt: Wir sind bereit, mit dem Westen und der algerischen Regierung unter der Voraussetzung zu verhandeln, dass sie ihre Luftangriffe auf die muslimische Bevölkerung Malis einstellen.   

Zur Person Mokhtar Belmokhtar schreibt Chossudovsky: Dieser gehört zu den Gründern der AQIM und wurde von der CIA in Afghanistan rekrutiert und ausgebildet. Er ist den nordafrikanischen Freiwilligen zuzurechnen und war damit einer der afghanischen Araber. Belmokhtar hatte sich bereits im Alter von 19 Jahren den Mudschahedin angeschlossen, um in den Reihen der Al-Qaida in Afghanistan zu kämpfen. Zur gleichen Zeit unterstützten die CIA und ihre Mitstreiter vom ISI die Dschihadisten aktiv, sowohl bei der Rekrutierung als auch bei der Ausbildung. Nachdem Belmokhtar im afghanischen Bürgerkrieg gekämpft hatte, kehrte 1993 nach Algerien zurück und schloss sich der GSPC an. Seine Geschichte und seine Beteiligung am afghanischen Krieg lassen darauf schliessen, dass er ein von der USA unterstützter Aktivposten« der Geheimdienste war. Belmokhtar ist ferner für seine Verbindungen zu den Kräften in Libyen, die dort am 11. September 2012 den Angriff auf das US-Konsulat in Bengasi durchführten, bekannt.  [2]     

Das Herausdrängen Frankreichs aus Afrika 
Auch Chossudovsky sieht die jetzt gegebene Situation so wie sie Cartalucci beschreibt: »Die Entführung in Algerien und die tragischen Folgen der »Rettungs«-aktion des algerischen Militärs könnten in einer schon zynisch zu nennenden Wendung dem Westen eine humanitäre Rechtfertigung für ein militärisches Eingreifen unter Führung des amerikanischen AFRICOM an die Hand geben. Ein solcher Militäreinsatz würde sich möglicherweise nicht allein auf Mali und Algerien beschränken, sondern auch die Großregion der Sahelzone von Mauretanien bis zur Westgrenze des Sudans mit einbeziehen. Eine solche Eskalation ist Bestandteil einer amerikanischen militärischen und strategischen Agenda, ein weiterer Schritt in der Militarisierung des afrikanischen Kontinents und eine Art Fortsetzung des Kriegs der USA und der NATO gegen Libyen im Jahr 2011. Letztlich handelt es sich hier um eine neokoloniale Eroberung eines riesigen Gebiets durch die USA. Auch wenn Frankreich als frühere Kolonialmacht im Interesse Washingtons handelt, soll es letztlich doch aus dem Maghreb und dem Afrika südlich der Sahara herausgedrängt werden. Diese Ablösung Frankreichs als Kolonialmacht läuft bereits seit Beginn des Indochinakriegs in den 1950er Jahren. Amerika ist zwar auf kurze Sicht bereit, die Kriegsbeute mit Frankreich zu teilen, aber letzten Endes verfolgt die USA das Ziel, die Karte des afrikanischen Kontinents neu zu zeichnen und damit das frankophone Afrika in eine amerikanische Einflußsphäre zu verwandeln, die sich  dann von Mauretanien an der Atlantikküste bis zum Sudan, Äthiopien und Somalia erstrecken würde. Ein ähnlicher Prozeß, Frankreich aus dem frankophonen Afrika herauszudrängen, vollzieht sich seit den 1990er Jahren schon in Ruanda, Burundi und der Republik Kongo. Französisch als offizielle Sprache im frankophonen Afrika wird immer mehr zurückgedrängt. Heute ist in Ruanda Englisch neben Kinyarwanda und Französisch eine der Hauptsprachen. Seit dem Amtsantritt der RPF-Regierung 1994 wurde der Unterricht an den weiterführenden Schulen entweder in Französisch oder Englisch abgehalten. Seit 2009 wird nur noch Unterricht in englischer Sprache angeboten.  [Der ruandische Präsident Paul Kagame versteht kein Französisch und kann es auch nicht lesen] 2009 schloss sich Ruanda dem Commonwealth an. Hier geht es um ein riesiges Gebiet, zu dem in der Kolonialzeit Französisch-Westafrika und Französisch-Äquatorialafrika gehörten. In dieser Zeit wurde Mali als der französische Sudan bezeichnet. Die Militarisierung des afrikanischen Kontinents gehört zu den Aufgaben des AFRICOM. Als langfristiges Ziel wird die geopolitische und militärische Kontrolle über eine Großregion angestrebt, die geschichtlich gesehen zur französischen Einflußsphäre gerechnet wurde. In dieser Region befinden sich reiche Vorkommen an Erdöl, Erdgas, Gold, Uran und strategischen Mineralien.«  [6]

Kommentare 
Laut den Deutschen WirtschaftsNachrichten vom 30. Januar sitzt Frankreich in der Afghanistan-Falle. »Nach der Schlacht um Timbuktu geht es den Franzosen wie den Amerikanern in Afghanistan: Die Rebellen ziehen sich in die Berge zurück und starten von dort eine zermürbende Nadelstich-Taktik. Frankreichs Präsident François Hollande hat schon von einem Sieg gesprochen, doch der Krieg ist noch nicht vorbei. Denn die Rebellen sind alles andere als besiegt, sie haben sich lediglich in die malischen Berge zurückgezogen. Sie dort zu finden ist weitaus schwieriger, als malische Städte zu erobern. Zudem ist fraglich, ob die unprofessionelle malische Armee in der Lage sein wird, diese Städte zu halten oder dort wenigstens für Ruhe zu sorgen.«  [7]  Der frühere französische Aussenminister Bernard Kouchner hatte die neue Afrika-Intervention in Le Parisien - Sonntagsausgabe vom 20. 1. 13 -  wahrhaftig zu einem europäischen Befreiungskrieg stilisiert: »Sollte Berlin diese notwendige französische Reaktion einer Kolonialexpedition gleichsetzen, wäre dies zum Verzweifeln für alle, die wie ich noch an Europa glauben. Mali ist die Sache aller. Das ist ein gemeinsamer Kampf, das ist der Kampf Europas!« Die  Generalmobilmachung ist angelaufen.  [8]  Laut der von German Foreign Policy zitierten Sicht Berlins »drängen übergeordnete strategische Überlegungen zu einer zumindest geringfügigen deutschen Beteiligung am Krieg.« Allerdings dürften diese Überlegungen in erster Linie die Rohstoffinteressen und erst in zweiter Linie das Schicksal der Bevölkerung betreffen.  [9] 

Abschliessend die Worte des Redaktors Ingold Bossenz: »Nachdem Frankreichs Legionäre und seine Luftwaffe auf das Signal von Präsident Hollande hin in Mali die Hölle losgelassen hatten, scharten sich die Regierungen der EU-Staaten gleichsam in einer Heiligen Allianz um den Interventen. Etwas ist faul - nicht nur im Staate Dänemark, der Frankreich wenigstens mit einem Transportflugzeug unterstützen will. Indes: Das Mali-Abenteuer birgt nicht nur die Gefahr neuer Metastasen des Terror-Tumors, sondern auch der Progression des militaristischen Krebsgeschwürs an einem Staatenkörper, der sich des Friedensnobelpreises rühmt. Wenn, wie Clausewitz meinte, der Krieg eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln ist, zeigt der Mali-Krieg die Gefährlichkeit dieser Politik.«  [10]


Quellen:
[1]  http://www.globalresearch.ca/geopolitical-reordering-and-dirty-tricks-us-covert-support-to-al-qaeda-in-northern-mali-france-comes-to-the-rescue/5318614  15. 1. 13  The Geopolitical Reordering of Africa: US Covert Support to Al Qaeda in Northern Mali, France
Comes to the Rescue by Tony Cartalucci
http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_13/LP01213_200113.pdf   
Der geopolitische Rückbau Afrikas: Verdeckte US-Unterstützung für Al-Qaida im Norden Malis, und Frankreich kommt als
»Retter«  -  Von Tony Cartalucci; die Übersetzung des Origianls verdanken wir diesen Friedenspolitischen Mitteilungen aus Karlsruhe 
[2]  http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/europa/prof-michel-chossudovsky/al-qaida-im-islamischen-maghreb-wer-sind-die-raedelsfuehrer-und-wer-steckt-wirklich-hinter-den-terr.html;jsessionid=37B7C5DD26B688D2593A51A226B99F1F    26. 1. 13  Al-Qaida im islamischen Maghreb: Wer sind die Rädelsführer und wer steckt wirklich hinter den Terroristen? Prof. Michel Chossudovsky 
[3]  http://www.brookings- .edu/~/media/research/files/papers/2009/6/iran%20strategy/06 iran strategy.pdf  Analysis Paper No., 20 June 2009 
[4] http://www.jungewelt.de/2013/01-17/055.php  Flächenbrand in Afrika – Von André Scheer  [5]  Strategic Alert Jahrgang 26,  Nr. 5 vom 30. Januar 2013 
[6]  Siehe dazu: R. Teichman, »The War on Mali. What you Should Know: An Eldorado of Uranium, Gold, Petroleum, Strategic Minerals …«, in Global Research, 15. Januar 2013 
[7] 
http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/01/30/mali-frankreich-sitzt-in-der-afghanistan-falle/   30. 1. 13  Mali: Frankreich sitzt in der Afghanistan-Falle 
[8]  http://www.jungewelt.de/2013/01-21/041.php  21. 1. 13  Mobilmacher des Tages 
[9]  http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58508   21. 1. 13  Wüstenkrieg 
[10]  http://www.neues-deutschland.de/artikel/810208.menetekel-mali.html   18. 1. 13 
Ingold Bossenz  -  Redaktor des ‚nd’  -  Menetekel Mali