Goldman Sachs 10.12.2012 00:10
Ende November wurde der mit Philipp Hildebrand bestens bekannte Kanadier Mark Carney
oberster Notenbankchef Englands. »Wenn
überhaupt«, hieß es in der ›Basler Zeitung‹ [1] »so schlug nicht Carneys Nationalität, sondern sein
Werdegang als ehemaliger Banker bei Goldman Sachs Wellen. Empörung verursacht auch
die Gehaltserhöhung von 305.000 auf 480.000 Pfund, die England
dem neuen Gouverneur im Vergleich zum abtretenden Mervyn King gewährt. Die
eigentliche Frage jedoch – ob die Geldpolitik des Landes in Zukunft von einem
Ausländer bestimmt werden soll – wird kaum diskutiert. Die City ist ganz
offensichtlich stolz auf ihre Offenheit. Stillschweigend akzeptiert wird
Schatzkanzler George Osbornes Fazit: Carney sei ganz einfach der beste, erfahrenste
und am besten qualifizierte Mann für den Job.« Mit der Ernennung von Mark Carney zum künftigen Chef der Bank of
England ist die Führungsriege von Goldman Sachs weltweit und besonders in
Europa fast perfekt; denn damit wird sie in Europa komplettisiert. Die Bank hat
damit in fast allen wichtigen Ländern resp. Bankeninstitutionen ihre Finger im
Spiel. Nicht zuletzt ist ja auch der EZB-Chef Draghi ein Abkömmling
dieser wichtigsten US-Investmentbank. Goldman Sachs dürfte damit nicht
nur den totalen Durchblick über die Geschehnisse in Europa haben, sondern diese
auch zu seinem Vorteil steuern, befürchten Insider. [2]
Goldman
Sachs, »die siegreiche Mafia« Experten
für organisierte Kriminalität wissen, daß die Geschichte der Mafia durch Phasen
charakterisiert ist, in denen ein Clan über alle anderen herrscht. Man nennt
das ›la mafia vincente‹, die siegreiche Mafia. Der Wechsel der
Macht von einer Familie zu einer anderen geht oft mit blutigen Mafiakriegen
einher. Jedoch sind diese Familien alle nur Räder einer größeren Maschinerie, die in das internationale
Finanzsystem integriert ist. Die ›siegreiche Mafia‹ der internationalen Finanzwelt der vergangenen Jahrzehnte war und
ist immer noch Goldman Sachs. Das zeigte sich zuletzt an zwei sensationellen
Entwicklungen: Der Ernennung von Mark Carney als neuer Gouverneur der Bank von England und das Urteil
des Europäischen Gerichtshofs zum Fall der ›griechischen
Swaps‹. In beiden Fällen hieß der Sieger Goldman Sachs. In der 318 Jahre
langen Geschichte der Bank von England ist Mark Carney der erste Gouverneur in
der Threadneedle Street, der kein britischer Staatsbürger ist. Er ist Leiter
der Bank von Kanada und des von der G-20 geschaffenen ›Financial
Stability Board‹ [FSB], dem ›Trojanischen Pferd der Finanzspekulation‹, wie es der
ehemalige italienische Wirtschaftsminister Giulio Tremonti nannte. Vor allem
aber war Carney 13 Jahre lang führender Mitarbeiter von Goldman Sachs, u.a. als
Vizepräsident der Abteilung für ›Länderrisiken‹. Er war 1998 in die Finanzkrise des russischen Staats verstrickt,
die dadurch verschärft wurde, daß Goldman Sachs Rußland in Finanzfragen beriet,
aber
gleichzeitig Finanzwetten gegen Rußlands Fähigkeit zur Rückzahlung seiner
Schulden abschloß. [d.h. d.h. Goldman Sachs selbst spekulierte auf einen
fallenden Rubel] Carneys Antritt markiert einen Machtwechsel in London, wo die Bank von
England unter Mervyn King starker Befürworter einer
Glass-Steagall-Bankentrennung war. King opponierte gegen die Lieblingslösung
der City, das von Premierminister Cameron, Finanzminister Osborne und der Vickers-Kommission
vertretene ›Ringfencing‹ [Einzäunen]. Osborne wählte Carney aus, nachdem der
wahrscheinlichste Nachfolger Kings in der Bank, Mark Tucker, durch
Medienkampagnen, die ihn und die Bank von England für den Libor-Skandal
verantwortlich machten, geschwächt worden war.
Carney hat kürzlich einen weiteren hochrangigen Vertreter der Bank von
England, Andrew Haldane, in einem Interview mit ›Euromoney‹ wegen dessen Unterstützung für
Glass-Steagall angegriffen. Das zweite Ereignis war am 29. 11. das Urteil des Europäischen
Gerichtshofs, das es der EZB gestattete, Unterlagen über griechische Swap-Geschäfte weiterhin geheim zu halten, da
eine Freigabe ›das öffentliche Interesse in Bezug auf die Wirtschaftspolitik der EU und
Griechenlands‹ gefährden würde. Eine Journalistin bei Bloomberg, Gabi Thesing,
hatte im August 2010 von der EZB verlangt, Unterlagen zu den berüchtigten Swapgeschäften
von Goldman Sachs 2002 und den ›Titlos‹-Geschäften von 2009, in die Goldman Sachs ebenfalls
verstrickt war, herauszugeben. Anfang
2002 hatten die Verwalter der griechischen Staatsschulden einem riesigen
Geschäft mit Goldman Sachs mit sogenannten Devisenswaps zugestimmt: In Dollar
und Yen ausgewiesene Staatsschulden wurden für einen gewissen Zeitraum in Euros
eingetauscht, um sie zu einem späteren Zeitpunkt in die ursprünglichen
Währungen zurückzutauschen. Dadurch
konnte Griechenland einen Teil seiner Schulden aus der Bilanz verschwinden lassen und so die
Kriterien für die Teilnahme am Euro erfüllen. Im Februar 2009 gab die neu
gegründete Firma ›Titlos‹ in London 5,1 Milliarden € Swap-Wertpapiere aus, die
von Moody’s die Bewertung A1 erhielten, und verkaufte sie an die
private National Bank of Greece. Die NBG benutzte sie als Sicherheit für Gelder
von der EZB, mit denen sie in einem Carry Trade hochverzinste Wertpapiere
kaufen konnte. Auch dieses Geschäft wurde von Goldman Sachs arrangiert.
Mario Draghi, der heutige EZB-Chef, war von 2004 bis 2005 Europa-Direktor von Goldman Sachs. Er behauptet, von
den Geschäften aus dem Jahr 2002 nichts gewußt zu haben. Aber im Juni 2003
hatte Draghi zusammen mit Robert Merton und Francesco
Giavazzi ein Papier ›Transparenz, Risikomanagement und internationale
finanzielle Fragilität‹ verfaßt, in dem gerade solche Swapgeschäfte als Möglichkeit
der ›Diversifizierung‹ des Risikos
eines Landes behandelt werden.
Mit seiner »überraschenden« Ernennung zum neuen Gouverneur der Bank of
England, schreibt Paul Joseph Watson [4], festigt Mark Carney den
beherrschenden Einfluß der Investmentbank Goldman Sachs auf alle größeren
europäischen Volkswirtschaften. Vor knapp sechs Monaten hatte Carney am
diesjährigen Treffen der Bilderberger vom 31. 5. bis 3. Juni 2012 in Chantilly, Virginia, teilgenommen.
[5] Die Ernennung Carneys zum
britischen Zentralbankchef markiert den vorläufigen Abschluß der Bemühungen von
Goldman Sachs, in praktisch jeder wichtigen europäischen Volkswirtschaft über
die Besetzung von Schlüsselpositionen die Kontrolle an sich zu reißen. »Hier
handelt es sich um eine Bande von Kriminellen, die uns diese finanzielle
Katastrophe beschert haben. Genauso gut könnte man Brandstifter auffordern, das
Feuer zu löschen«, kommentierte der Chefredakteur Alessandro Sallusti von ›Il
Journale‹. Das Internetportal ›Zero
Hedge‹ hatte ebenfalls vorhergesagt, Carney würde allen Widerständen zum
Trotz neuer Chef der britischen Zentralbank und schrieb am 26. November: »Um zu
erkennen und zu verstehen, wie die Dinge laufen, muß man sich nur eines klarmachen
und darf es nie vergessen:
Goldman Sachs schmeißt den Laden; alles andere ist zweitrangig.« Goldman Sachs
gehört im übrigen zu den größten Spendern für den Wahlkampf Obamas und hat so
maßgeblich zu dessen Wiederwahl beigetragen.
Als der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou auch nur
erwog, das griechische Volk in einer Volksabstimmung [über die drakonische
Sparpolitik] entscheiden zu lassen, wurde er innerhalb weniger Tage durch den
früheren stellvertretenden Präsidenten der EZB, Harvard-Gastprofessor und
ehemaligen Chefvolkswirt der Federal Reserve in Boston, Loukas Papadimos,
ersetzt. Papadimos stand an der Spitze der griechischen Zentralbank (1994 - 2002),
als diese fragwürdige Derivatgeschäfte mit Goldman Sachs, mit denen
Griechenland das tatsächliche Ausmaß seiner Schulden verschleierte, abwickelte,
was dann letztlich mit zur europäischen Schuldenkrise führte. Weder Papadimos
noch Mario Monti, der soeben seinen baldigen Rücktritt angekündigt hat, sind
durch demokratische Wahlen legitimiert. Der eigentliche Grund dafür hängt, wie
Stephen Faris vom ›Time Magazine‹ festhielt, damit zusammen, daß sie »der
Öffentlichkeit gegenüber nicht unmittelbar verantwortlich sind«. Dies ist nur
ein weiterer Beweis für die
grundlegend diktatorische und undemokratische Grundlage der Europäischen Union.
Monti, der zur internationalen Beratergruppe von Goldman Sachs gehört, ist europäischer
Vorsitzender der u.a. von David Rockefeller gegründeten Trilateralen Kommission
und ebenfalls ein führendes Mitglied der Bilderberger.
Die nachstehende Aufzählung verdeutlicht, wie Volkswirtschaften von
EU-Ländern von Personen kontrolliert werden, die über direkte Verbindungen zu
Goldman Sachs verfügen. Dieser internationale Bankenriese, der für seine
Korruption und seinen Insiderhandel berüchtigt ist, verfügt nun über einen
immensen Einfluß auf praktisch jede größere westliche Volkswirtschaft weltweit:
Belgien: Karel Van Miert, früherer EU-Wettbewerbskommissar und
internationaler Berater von Goldman Sachs. Irland: Peter Sutherland, früherer Generalstaatsanwalt von Irland, war
maßgeblich an den Rettungspaketen für Irland beteiligt, gehört als sogenannter
»Non-Executive Director« zum Goldman-Sachs-Vorstand. Frankreich: Antonio Borges, früherer stellv. Vorstandschef von Goldman
Sachs International, leitete bis diesen November die Europa-Abteilung des Internationalen Währungsfonds. Italien: Mario Monti, der italienische Regierungschef gehört zum
internationalen Beratergremium von Goldman Sachs. Griechenland: Petros Christodoulou, Leiter der griechischen
Schuldenagentur, begann seine Karriere bei Goldman Sachs. Deutschland: Otmar Issing, ehemaliges Mitglied des Direktoriums der
Bundesbank (Chefvolkswirt), EZB-Ratsmitglied und Berater von Goldman Sachs;
wurde 2008 Vorsitzender
der von Merkel berufenen Expertengruppe zur Reform der Finanzmärkte.
Als Mario
Monti zum Führer einer westlichen Nation ernannt wurde, hielt Paul Schreyer im
Dezember letzten Jahres fest [6], erkannten manche darin ein System. So sprach
der britische ›Independent‹ ganz unverhohlen vom ›Goldman Sachs Project‹: »Kurz gesagt geht es darum,
Regierungen zu umarmen. (...) Goldman ist da, um Regierungen zu beraten, zu
finanzieren, eigene Leute in den Staatsdienst zu schicken und
Regierungsmitarbeiter mit Jobs zu versorgen. Das Projekt soll einen so
tiefgreifenden Austausch von Menschen, Ideen und Geld fördern, daß es unmöglich
wird, zwischen dem öffentlichen Interesse und dem Interesse von Goldman Sachs
zu unterscheiden. Kontakte, die sich nun auszahlen - nicht
nur für Goldman Sachs. Denn die derzeitige sogenannte ›Staatsschuldenkrise‹
oder ›Eurokrise‹ ist in Wahrheit nichts anderes als eine Fortsetzung der
Bankenkrise. Es geht darum, die Gläubiger von Griechenland, Irland, Portugal
usw. herauszukaufen, im wesentlichen also Banken und die oberen Zehntausend,
deren Vermögen sie verwalten. Dies ist ganz offenbar auch Sinn und Zweck der EFSF,
der ›Europäischen
Finanzstabilisierungsfazilität‹, wie
die zungenbrecherische Abkürzung mit vollem Namen lautet. Dieses Konstrukt leitet
Steuergelder in Milliardenhöhe bei Bedarf in die Taschen der Gläubiger
- von den nationalen Parlamenten, denen lange öffentliche Debatten zum Sinn und
Unsinn des Ganzen allerdings nicht erlaubt wurden, abgenickt. Die Einrichtung
der EFSF wurde im Mai 2010 quasi innerhalb eines Wochenendes vorgeschlagen und
beschlossen. Der ab 2012 geplante Nachfolger ESM soll den Mechanismus nochmals
erleichtern und das Schröpfen der öffentlichen Kassen automatisieren.«
[1] http://bazonline.ch/wirtschaft/konjunktur/Ein-Auslaender-fuer-das-Pfund/story/27704897 27. 11. 12 [2] http://www.mmnews.de/index.php/wirtschaft/11388-goldman-sachs-regiert-europa 27. 11. 12 [3] Strategic Newsletter Jahrgang
25 Nr. 49 vom 5. 12. 21 [4] http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/deutschland/paul-joseph-watson/goldman-sachs-festigt-seine-wirtschaftliche-uebernahme-europas.html;jsessionid=D6664B3C777534E59C2A323A10A4608B 27.
11. 12 Goldman Sachs festigt seine
wirtschaftliche Übernahme Europas – Von Paul Joseph Watson [5] Siehe http://www.bilderbergmeetings.org/participants2012.html [6] http://www.heise.de/tp/artikel/36/36097/1.html 18. 12. 11 Geld aus
dem Nichts - Paul Schreyer
|