Noch nicht am Ziel 09.09.2012 23:31
d.a. Die Europäische Union rechnet inzwischen nicht mehr mit einem raschen Sturz des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad;
darin waren sich die EU-Aussenminister, die am 7. 9. in Paphos auf Zypern zusammengetroffen waren, einig. Was sie indessen jetzt zu Recht beschäftigt, ist die katastrophale humanitäre Lage, die durch den vom Westen entfachten Krieg entstanden ist. Der deutsche Aussenminister Guido Westerwelle macht sich plötzlich grosse Sorgen - zu spät, allerdings - dass sich die gewaltige Flüchtlingswelle zu einer Gefahr für die Sicherheit der ganzen Region und so zu einem wirklichen Flächenbrand auswachsen könnte. Dessen ungeachtet denkt der luxemburgische Aussenminister Jean Asselborn offenbar über neue Sanktionsmöglichkeiten nach, die er in die »wahrhaft mitfühlenden Worte« kleidet: »Es ist noch Luft nach oben drin. Ich glaube, dass wir das vorbereiten sollten, um im Oktober darüber zu befinden«, was mitnichten auf ein Nachlassen der Bestrebung hindeutet, den Abgang Assads mit aller Macht zu erzwingen.
darin waren sich die EU-Aussenminister, die am 7. 9. in Paphos auf Zypern zusammengetroffen waren, einig. Was sie indessen jetzt zu Recht beschäftigt, ist die katastrophale humanitäre Lage, die durch den vom Westen entfachten Krieg entstanden ist. Der deutsche Aussenminister Guido Westerwelle macht sich plötzlich grosse Sorgen - zu spät, allerdings - dass sich die gewaltige Flüchtlingswelle zu einer Gefahr für die Sicherheit der ganzen Region und so zu einem wirklichen Flächenbrand auswachsen könnte. Dessen ungeachtet denkt der luxemburgische Aussenminister Jean Asselborn offenbar über neue Sanktionsmöglichkeiten nach, die er in die »wahrhaft mitfühlenden Worte« kleidet: »Es ist noch Luft nach oben drin. Ich glaube, dass wir das vorbereiten sollten, um im Oktober darüber zu befinden«, was mitnichten auf ein Nachlassen der Bestrebung hindeutet, den Abgang Assads mit aller Macht zu erzwingen.
Selbstredend
sichert die EU in gewohnter Weise zu, sich in den nächsten Wochen und Monaten
auf die humanitäre Hilfe zu konzentrieren; sie will vor allem den Ländern wie der
Türkei, Jordanien und dem Libanon, die mit der Flüchtlingsfrage konfrontiert
sind, massiv beistehen. Wie grosszügig: Man lässt es zu,
dass die USA und Grossbritannien nebst allen Handlangern diesen mörderischen
Krieg entfesseln und bürdet dann - wie immer wieder praktiziert - den
mehrheitlich untilgbar verschuldeten und mit Riesenproblemen konfrontierten
Bürgern die Folgen auf. Da bin ich doch versklavt. Darüber
hinaus dürfte dies allen Kriegsgurgeln die unausgesprochene Zusicherung
vermitteln, dass jeder weitere Krieg vom Zaun gebrochen werden kann, da Brüssel
jeweils bereitsteht, um seine Bevölkerung finanziell für die Schäden mit
haftbar zu machen.
Schlag gegen Syrien -
Ziel: Rußland Wie aus einem
mit Professor Andrej Fursow, dem Leiter des Zentrums für Rußland-Forschung an der
Moskauer Geisteswissenschaftlichen Universität und Mitglied der Internationalen
Akademie der Wissenschaften in München, geführten Gespräch hervorgeht, ist der
Angriff auf Syrien auch gegen Rußland gerichtet ist.
Auf
die Frage, wodurch das kleine Syrien dem mächtigen Westen die Suppe versalzen
hat, erklärt Fursow: Einfach durch alles. Gehen wir der Reihe nach - vom
Kleinen zum Großen, vom Regionalen zum Globalen. Bei der Konstellation im Nahen
Osten allgemein und im Kampf der Amerikaner und der sunnitischen Monarchien
(Saudi-Arabien und Katar) gegen den schiitischen Iran ist Syrien nicht einfach nur ein Verbündeter
Teherans, sondern Glied einer Kette, die den Iran mit den schiitischen Gruppierungen in der arabischen Welt
verbindet. Ohne ein solches Verbindungsglied würde der Einfluß des Irans in der
arabischen Welt wesentlich geringer sein. Ich will nicht einmal davon sprechen,
daß eine Erdölpipeline aus dem Iran durch
Syrien verläuft. Ohne die Lösung der syrischen Frage können die Angelsachsen,
d.h. die Briten und die Amerikaner, sich nicht an den Iran wagen. Das syrische Regime ist faktisch das einzige starke
weltliche Regime in der arabischen Welt. Daß es stark ist, stört die
Atlantisten mit ihren Plänen zum Umbau des Nahen Ostens und der gesamten Welt.
Daß es ein weltliches und dabei wirtschaftlich erfolgreiches Land ist, stört
die Führung Saudi-Arabiens und Katars. Im südlichen Mittelmeerraum sind
Erdgasvorkommen festgestellt worden - sowohl auf Seegebiet, als auch an Land
auf syrischem Territorium (Kara). Wie groß diese Vorkommen sind, ist schwer zu
sagen, aber es gibt sie. Katar exportiert verflüssigtes Erdgas mit Hilfe einer
Tankerflotte. Bricht das Assad-Regime zusammen, so bekommt Katar die
Möglichkeit, den ›blauen Brennstoff‹ direkt über das syrische Territorium an
die Küste des Mittelmeers zu transportieren. Dies würde sein Exportvolumen
mindestens verdoppeln und gleichzeitig den Export aus dem Iran behindern. Das
Erstarken Katars auf dem Markt für Erdgas schwächt die Position Rußlands.
Wenn es den Amerikanern gleichzeitig gelingt, Kontrolle über das algerische
Erdgas zu gewinnen, so sieht das schon nach einer Blockade des Erdgasexports
für Rußland aus. Das heißt, die wirtschaftlichen Interessen Katars fallen mit
den geopolitischen Interessen der USA zusammen und mit ihrem Bemühen, Rußland
maximal zu schwächen, denn Rußland soll nicht wieder erstarken.
Der Große
Nahe Osten mit dem darin ablaufenden gesteuerten Chaos trennt China von
den benötigten Quellen für Erdöl und Erdgas ab, gleichzeitig wird ein Bruch
zwischen dem chinesischen und dem westeuropäischen Teil Eurasiens gelegt. Die
Kontrolle über das Öl und Gas aus dem Nahen Osten bedeutet in erster Linie die
Kontrolle der USA über Europa, speziell Westeuropa, was der Schwächung Rußlands und seiner Positionen durchaus zuträglich
wäre. Und wenn Europa das eines Tages mißfallen
sollte, so kann man auch dort ein paar arabisch-afrikanische Unruhen vom Zaun
brechen – und zwar so, daß die satten
Bürger wünschten, es wäre wieder vorbei. Diese
Logik [obwohl nicht nur diese allein] bestimmt den Drang der nordatlantischen
Elite nach Osten: Tunesien, Ägypten, Libyen. Nun sind sie bei Syrien
angekommen. Allerdings sind die Atlantisten auf
diesem syrischen Flecken Erde mit einer anderen globalen Macht aneinander
geraten, die sich mit ihnen in wirtschaftlicher und sogar militärischer
Hinsicht messen kann, aber eine vollkommen andere Zivilisation darstellt.
Was
China mit seinem Drang nach Westen betrifft, so ist dieser eine Art Kreuzzug um
die Ressourcen. Pakistan befindet sich schon unter Chinas Einfluß. Mit den
Taliban Afghanistans pflegen die
Chinesen schon lange Beziehungen. Auch der Iran ist Verbündeter, wenn auch ein
sehr spezieller. Der Süden des Iraks wird de facto bereits von den schiitischen
Verbündeten des Irans kontrolliert. Geostrategisch und auch geoökonomisch
gesehen dringt China hier nicht nur bis an die Küste des Indischen Ozeans,
sondern, so gesehen, auch bis zum Atlantik vor [nämlich an die syrische
Mittelmeerküste]. Objektiv gesprochen sind die westlichen Kreuzritter in Syrien an die
Chinesische Mauer gestoßen. Erstmals ist die
englisch-amerikanisch-jüdische Elite, die sich innerhalb der letzten
Jahrhunderte herangebildet hat und zu einer organisationellen historischen
Errungenschaft des Westens geworden ist, hier auf einen globalen Gegner eines nicht-westlichen
Typs gestoßen [denn auch die Führungsspitze der UdSSR war die Umsetzung eines
linken Projekts des Westens, einer jakobinischen Moderne]. Außerdem steht dem
europäischen Segment der westlichen Elite, woher diese ja auch die historische
Erfahrung bezieht, das nicht minder alte, vielleicht sogar noch ältere
chinesische Segment gegenüber, das ebenso sehr auf das Materielle, den Handel
und Geld ausgerichtet ist; dabei aber auch noch sehr abenteuerlustig, denn die
Chinesen haben ja auch ihre eigenes, globales kriminelles System.
Die chinesische Mafia.
so die Frage, ist wahrscheinlich noch etwas heftiger als die italienische…... Ja,
und
die chinesischen Goldreserven als bedrohliche Finanzwaffe wollen wir gar nicht
erst erwähnen. Peking versteht sehr wohl, daß Syrien lediglich ein
Wegpunkt in der Hauptstoßrichtung der Nordatlantiker ist - und Ziel ist es, China fallen zu sehen,
es in die Schranken seiner eigenen Landesgrenzen zu verweisen, es von den
Rohstoffquellen abzutrennen und technologisch zu ersticken. Deswegen haben wir
es mit einer solch harten Position Chinas zu Syrien in der UNO zu tun. Rußland und China bewirken daher den rasenden Zorn der
Nordatlantiker - es genügt, sich ein paar Mal Frau Clinton anzuhören und
sich ihre Mimik zu betrachten. Ferner gilt es zu
berücksichtigen, daß die Amerikaner bis zu 60 % ihrer Militärmacht in den
Stillen Ozean, den ostpazifischen Raum umgruppieren und sich so auf
Auseinandersetzungen mit China vorbereiten. Die Ergebnisse des NATO-Gipfels in
Chicago am 20. und 21. Mai 2012 haben folgendes gezeigt: im direkten Sinne werden
weder die USA, noch die NATO den Nahen Osten oder Afghanistan wirklich
verlassen. Allerdings müssen sie dort im bisherigen Sinne ›heraus‹, das
Führungsmodell dort wird dann ein anderes. Und das ganz einfach deswegen, damit
der Platz nicht von den Konkurrenten besetzt wird, nämlich von der EU und vor
allen Dingen von China. Das ist der Sinn hinter diesem neuen Modell der Steuerung
der Region: gesteuertes Chaos. Einen besseren Kandidaten dafür, dieses
Modell zu implementieren und aufrecht zu erhalten als die Islamisten, die ›Kettenhunde
der Globalisierung auf amerikanisch‹, kann man sich gar nicht vorstellen. Und nun sehen wir,
wie im Nahen Osten - speziell im Schlüsselland Ägypten - als Ergebnis des
sogenannten ›Arabischen Frühlings‹ gerade die Islamisten an die Macht kommen.
Besser gesagt: sie sind es, denen man den Weg freimacht. Allerdings haben die
Angelsachsen auf diesem Weg zwei Länder als Stolpersteine angetroffen, zwei
Länder, in denen die Islamisten entweder nicht stark oder nicht aktiv waren.
Das sind Libyen und Syrien. Libyen ist bereits durch die barbarische
NATO-Aggression vernichtet worden, Syrien wird heute belagert. Syriens Armee
kämpft gegen den internationalen Terrorismus, der, wie es sich für ihn auch
geziemt, von den Strippenziehern der englisch-amerikanischen Spitze gesteuert
wird.
Die
›syrischen Rebellen‹ haben moderne Präzisionswaffen,
Panzerabwehrwaffen, Wärmesichtgeräte, beste Scharfschützengewehre und vieles
andere, vor allen Dingen aus türkischer Produktion. Ist das nicht ein wenig fett für
Deserteure und Flüchtlinge? Doch das wichtigste ist die Organisation
der bewaffneten Auseinandersetzungen. Seit Ende Juni hat sich die Situation in
Syrien grundlegend gewandelt. Assad hat es nun mit einer hochqualifizierten
Stabskultur der Planer hinter den militärischen Diversionen zu tun, zu der
Deserteure vom Rang Hauptmann bis Major gar nicht in der Lage sind. Von der
Zermürbung und Ermattung der syrischen Armee sind die ›Aufständischen‹ zur Taktik
massiver Angriffe übergegangen, hinter denen offenbar ein Kontingent von 25 –
30.000 Mann steht. Die bewaffneten Kämpfer sind Abkömmlinge aus Libyen,
Tunesien, Afghanistan und anderen islamischen Ländern. Sie nach Syrien zu
werfen löst übrigens für den Westen und die sunnitischen Monarchien ein
wichtiges Problem. Denn dieser Brennstoff muß ja irgendwo und irgendwie
beschäftigt werden. Arbeiten werden diese Jungs nicht, und ein verrückt
gewordener Hund könnte auch seinen Herrn beißen. Zusammen mit den
professionellen Söldnern und den internationalen Terroristen kämpfen auch
weiterhin Teile von syrischen kriminellen Clans gegen die Regierungstruppen; sie
morden ihre eigenen Nachbarn und lasten die Verbrechen dann dem Assad-Regime an.
Die Situation in Syrien hat eine Tatsache glasklar herausgestellt: der
internationale Terrorismus, gegen den die USA angeblich kämpfen, ist in
Wahrheit ihre Waffe, von ihnen selbst geschaffen. In Libyen hat Al-Kaida die
von den Atlantisten gestellten Aufgaben erledigt. Nach Syrien werden die
bewaffneten Kämpfer durch den Islamisten Abd al-Hakim Balhadsch eingeschleust,
der seinerzeit das Kommando über die libyschen ›Aufständischen‹ hatte. Er
ist der einflußreichste Militär in Tripoli und ist bereits seit langer Zeit mit
Al-Kaida verbandelt. Al-Kaida ist ein sehr bequemes Instrument für die
amerikanischen und britischen Geheimdienste. Wenn es sein muß, kann man sie die
eigenen Twin-Towers sprengen lassen und die Schuld der Organisation Bin Ladens
zuschieben. Und wenn es sein muß, kann man sich mit dieser Organisation in
Ekstase vereinen und gegen Gaddafi oder Assad vorgehen. Jetzt ist die Al-Kaida
wieder gut; wie unser Protopope Awwakum einst sagte, »gestern noch ein Hurensohn, und heute schon ein Priester«. Sie sollen aufhören, uns Unsinn zu erzählen: Die
Syrer kämpfen nicht gegen die Syrer, sondern gegen die angelsächsische Elite,
welche mit den Händen internationaler Terroristen Krieg führt. Deren
Vorgehen in Syrien gleicht zum Beispiel den Todesschwadronen des John
Negroponte in Guatemala. Die ›Freunde Syriens‹ [die früheren ›Freunde Jugoslawiens, des Iraks, Libyens‹] sind selbst die
hauptsächliche internationale Terrormacht. Ich hoffe sehr, daß sie und
ihre Handlanger [auch die aus Den Haag] letztendlich ihr Nürnberg erwartet.
Viele auch im Westen beschreiben die Ähnlichkeit zwischen dem Überfall auf den
Irak durch Bush jr. mit Hitlers Überfall auf Polen, die Niederlande und
Frankreich. Die Frage ist nur: wird Syrien die letzte Linie vor einem neuen,
nun schon nicht mehr einem Welt-, sondern einem globalen Krieg werden. Früher
oder später wird die Kriminalisierung der Politik der westlichen Führung
nämlich genau dazu führen.
Die
Rechnung lautet, daß nach dem Weggang Assads sein Regime zusammenbricht. Ob
diese Rechnung so aufgeht, ist eine andere Frage. Hier ist etwas anderes
wichtig: die westliche Elite hat nach dem Mord an Gaddafi offen und unverhohlen
den Weg der physischen Vernichtung solcher Führer, die ihren Plänen
entgegenstehen, eingeschlagen; das heißt: den Weg des Terrors. Und während man
gegen Miloševi? und Saddam Hussein noch farce-artige Gerichtsprozesse
veranstaltete, so wurde Gaddafi auf völlig banditische, ›konkrete‹ Weise
einfach nur umgebracht, und dabei blieb das ›Wow!‹ nicht einmal mehr im Halse stecken. Was
war allein die Szene im vorigen Mai im Weißen Haus wert, als die Führung der
USA sich offen vor den Fernsehschirmen versammelte, um der Tötung von Bin Laden
zuzusehen. Wie vertiert und moralisch degeneriert muß man sein, um sich wie der
mittelalterliche Pöbel Morde zu Gemüte zu führen und dazu mit der Zunge zu
schnalzen! Die westliche Führung legt das
Verhalten einer globalen Verbrecherorganisation an den Tag und verheimlicht
dies nicht einmal. Das Prinzip ist: ›Du bist
schon allein deswegen schuld, weil ich Hunger habe.‹ So hat der vorige proamerikanische
Präsident Frankreichs, Sarkozy, den syrischen Christen [etwa 10 % der
Bevölkerung Syriens] ja auch direkt gedroht, daß sie - sollten sie weiterhin
Assad unterstützen - Opfer von Anschlägen würden. Und das passiert ja auch
bereits. Man mordet dabei aber nicht nur Christen, sondern auch Drusen,
Alawiten, Mitglieder der seit 1963 regierenden Baath-Partei. Doch das große
Morden wird erst noch beginnen, wenn es dem Westen gelingt, das Assad-Regime zu
stürzen, was allerdings erst im Falle einer ausländischen Militärintervention
möglich wird.
Denken Sie, daß der
Westen so weit gehen wird? Diese
Frage stellt man besser der globalen Verbrecherorganisation, die ihre ›Aktien‹ in Washington, New York, London und
Brüssel hat. Man kann deswegen eher davon ausgehen, daß der derzeitige Krieg so
weitergeht; bei diesem wird sich der Westen darum bemühen, Syrien durch die
Hände der Söldner zu zerdrücken, indem die Taktiken der Zerrüttung und massiver
Angriffe kombiniert werden und die physische Vernichtung Assads gezielt versucht
wird. Die USA und
Großbritannien haben viel zu viel in die Vernichtung des syrischen Regimes
investiert und können nur in einem Fall zurück, wenn der Preis für einen Sieg
zu hoch wird.
Haben sie denn
tatsächlich soviel investiert? Ja.
Sowohl im finanziellen, als auch im organisatorischen Sinn. 2006 startete das
Programm ›Demokratie in Syrien‹, das Geldmittel für
Projekte in der Gesamtsumme von 5 Millionen $ beinhaltete. 2009 bekam der ›Rat für Demokratie‹ vom State Department 6,3 Millionen $
für das mit Syrien zusammenhängende Programm ›Initiative zur
Festigung der Zivilgesellschaft‹ [offenbar meinen die Angelsachsen, daß eine
Zivilgesellschaft aufgebaut wird, wenn durch die Hände von Söldnern syrische
Kinder und Frauen ermordet werden]; diese Geldmittel verteilte der Rat unter
den ›Demokratisatoren‹ derjenigen Länder, welche von der USA
geschwächt werden sollten. Das ›Syrian Business Forum‹ verwaltet zum Beispiel ein Budget von mindestens 300 Millionen $.
Die Hälfte dieser Mittel gilt der Finanzierung der sogenannten ›Freien Syrischen Armee‹. Eine aktive Rolle bei der Finanzierung
der Anti-Assad-Kräfte spielen Saudi-Arabien und Katar, welche diesbezüglich ein
Geheimabkommen unterzeichnet haben. Die Positionen der Saudis und des Premierministers
von Katar, Scheich Hamad ben Dschassem Al Thani, sind deutliche Zeugnisse für
die Allianz zwischen dem Westen und den Salafiten. Es war in Katar, wo gestellte
Szenen von angeblichen Kämpfen in Tripoli und Damaskus gedreht wurden, als es
diese Kämpfe noch gar nicht gab. Der Emir bezahlte den Sturm von
Tripoli und entsandte dazu eine arabische Mischpoke von 6.000 Mann, welche
Militäruniformen von Katar trugen. Übrigens war es auch Ben Dschassem, der die
Handgreiflichkeiten gegen den russischen Botschafter Titorenko im Katar
angeordnet hat. Syrien ist unser [Rußlands] einziger Alliierter in der
arabischen Welt. Mit Syriens Fall verlieren wir endgültig all unsere Positionen
in der Region. Aber es geht nicht nur um die arabische Welt. Rußland kann sehr
leicht komplett in der historischen Versenkung verschwinden. Nach Syrien und
dem Iran [denn daß die Atlantisten nach Syrien den Iran überfallen, ist sehr
wahrscheinlich; die Analytiker bringen sogar bereits den Namen der
Militäroperation, welche durch einen amerikanisch-israelischen Schlag gegen die
Hisbollah beginnen soll: ›Das Große Gewitter‹] kommen wahrscheinlich auch wir an die Reihe. Man kann also
sagen: man schlägt Syrien [und den Iran], gezielt wird aber letztlich auf Rußland.
Die Vorbereitungen laufen bereits in allen Richtungen: die Lage im Nahen Osten,
der ›Raketenschild‹, die NATO-Osterweiterung und so weiter.
Wenn die derzeitigen Regimes in Damaskus und Teheran fallen, so wird sich die
ganze Zone des von den Atlantisten ›gesteuerten Chaos‹ von Mauretanien und dem Maghreb bis nach Kirgisien und dem
Kaschmir erstrecken. Der Bogen der Instabilität wird sich wie ein Keil gegen
das zentrale Eurasien vorschieben, von wo aus die Atlantisten Rußland und China
schon direkt bedrohen. Vor allem aber Rußland.
Warum Rußland vor allen
anderen Dingen? Die
zu erwartende Weltsystemkrise hebt die Bedeutung der Kontrolle über die
Ressourcen ins Unermeßliche. Die Bedeutung wird
unter den Bedingungen der prognostizierten geoklimatischen und geophysischen
Katastrophe noch potenziert. Ich rede jetzt nicht von der mythologischen ›globalen
Erwärmung‹, sondern vom durchaus prosaischen Abklingen des
Golfstroms, der Umstellung der Nahrungsketten in den Weltozeanen [das passiert
einmal in 11,5 bis 12,5 Jahrtausenden]. Das sind Umbrüche eines planetaren
Ausmaßes, die ungefähr zum Beginn des 20. Jahrhunderts einsetzten und etwa im
ersten Drittel des 22. Jahrhunderts abgeschlossen sein werden. Unter solchen
Krisenbedingungen - und in der Welt nach
einer solchen Krise - ist die einzige stabile und Ressourcen
aufweisende Region das nördliche Eurasien, also hauptsächlich das geographische
Gebiet Rußlands. Das macht unser Territorium zur wichtigsten geohistorischen
Beute des 21. Jahrhunderts und der darauf folgenden Jahrhunderte. Die bekannten
Russophoben Brzezinski, Albright und andere im Westen haben mehrfach ausgesagt:
es sei ungerecht, daß Rußland über ein solches Territorium und solche
Ressourcen verfügt. Das solle der Weltgemeinschaft gehören - das heißt, den
atlantischen Eliten, die in Logen, Clubs, Kommissionen, Orden und
außerordentlichen Strukturen organisiert sind.
Allerdings
braucht es dazu, die Kontrolle über das nördliche Eurasien zu gewinnen, ein
Aufmarschgebiet - Zentralasien. Die Amerikaner sind auch bereits vor Ort, doch
vom durch sie kontrollierten Nahen Osten sind sie eben noch durch Syrien und
den Iran von Zentralasien getrennt. Hier reißt die Zündschnur, die man in
Nordafrika angesteckt hat ab und erlischt. Ohne die Vernichtung dieser beiden Länder
können die Atlantisten den Kampf ums nördliche Eurasien nicht angehen.
Sie betrachten Rußland als Rohstoffquelle, China als Quelle für Arbeitskraft,
das heißt, als etwas eigentlich Sekundäres. Und wenn sich dieses Sekundäre
ihren Plänen entgegenstellt, macht sie das so ziemlich verrückt. Die Lösung der
russischen und chinesischen Frage wird vom Westen gerade eben mit Hilfe des
Islams, der Araber, angegangen. Egal, ob das nun in Form des gesteuerten Chaos
einer neuen arabischen Eroberung oder eines Kriegs zwischen Kalifat und
Ungläubigen passiert. Dabei werden die Angelsachsen, getreu ihrer Tradition,
größere Staaten und Völker gegeneinander aufzuhetzen, diese zu schwächen oder
gar zu vernichten [zweimal im Verlauf des 20. Jahrhunderts wurden Rußland und
Deutschland gegeneinander gehetzt], sich allerdings auch bemühen, den Islam
auszuschalten. Das passiert durch dessen maximale Radikalisierung mit dem
Wahhabismus, den Entzug seiner inneren wirtschaftlichen und demographischen
Kraft im Verlauf der eurasischen Kriege, wonach die islamische Welt später in
eine Art neo-traditionelles Ghetto verwandelt werden wird, das keine eigenen
Ressourcen und Technologien besitzt. Diejenigen, die in ihrer Kindheit ›Dungeons & Dragons‹ gespielt haben, erinnern sich wahrscheinlich
an die Variante einer ›Welt der schwarzen Sonne‹. Die Globalisten werden versuchen, die islamische Welt in eine
Menge kleiner Einheiten zu zerschlagen, mit denen private Militärfirmen oder
Konzernsöldner leicht zu Rande kommen, die Reste von Ressourcen aus ihnen
herauspressen und sie anschließend auf der Müllhalde der Geschichte entsorgen.
Der Westen wird nur über Punkte mit Ressourcenkonzentration Kontrolle ausüben [heute zum Beispiel schon Realität,
über die fast 1.800 km lange Mittelmeerküste Libyens]; das andere gibt man den Stämmen,
Clans und kriminellen Syndikaten zur freien Verfügung, von denen jeder sein
Stück und Stückchen kontrollieren wird. Zu solchen ›Stückchen‹ können auch Teile von Saudi-Arabien, Pakistan [Abtrennung von
Belutschistan] und der Iran werden - ein islamisches Mosaik. Gleichzeitig
braucht der Westen Aufseher in der Region, und diese Rolle kann durchaus zu
Groß-Kurdistan passen. Ein einziger Staat, dem es gestattet sein wird, groß zu
sein. Auf dem Gebiet Groß-Kurdistans, sollte dieses einmal geschaffen werden,
werden sich die Quellen aller größeren Flüsse der Region befinden. Das
bedeutet, daß in der kommenden, an Wasser armen Epoche und folglich einer
Epoche von Kriegen um das Wasser als Ressource, die wichtigsten Hebel des
Einflusses auf die Region in den Händen des uralten Volks der Kurden sein
werden - wie zu Zeiten des Assyrischen Reichs. Kurdistan könnte zum wichtigsten
Wachhund der Region
werden und in dieser Rolle Israel ablösen.
Was sollte Rußland denn in der dramatischen Situation, die sich
um Syrien aufbaut, unternehmen? Das,
was Rußland bereits tut: nämlich Syrien unterstützen und es nicht zulassen, daß
man es zerdrückt. Wir haben bereits Einheiten der Kriegsmarine entsandt, kein
großes Kontingent, aber besser als gar nichts. Und wenn man schon Krieg führt,
tut man das besser nicht durch Quantität, sondern durch Können. Weiter: am 7.
Juni gab es Raketentests zweier ballistischer Interkontinentalraketen: eines ›Topol‹ [das haben wir bestätigt] und einer ›Bulawa‹ [das haben wir nicht bestätigt, aber
die Amerikaner bestehen zumindest darauf, daß es einen solchen Start gegeben
hat]. Das ist ein gewisses Zeichen. Denn Rußland ist trotz aller
Militärreformen noch immer eine Nuklearmacht, und wir sind es, und nicht so
sehr die Chinesen, die von den Amerikanern immer schon als Hauptfeind gesehen
wurden, was sie auch weiterhin tun werden. Unsere Diplomaten tun ihre Arbeit.
Es hat mir gefallen, wie Witali Tschurkin mit dem Botschafter von Katar
gesprochen hat; ich stelle mit einiger Genugtuung die Ohnmacht in der Bosheit
der Madame Clinton und einiger niederer Offizieller des State Departments fest,
die sie gegen unsere Führung demonstrieren. Es ist zu begrüßen, daß die
syrische Luftabwehr bereits 18 Einheiten unserer ›Buk-M2‹-Raketensysteme und 36 Einheiten unserer Luftabwehrraketen-Systeme
vom Typ ›Panzir S1‹ erhalten hat; dazu
stehen Lieferungen von ›S-300-Systemen‹ und ›Mi-25-Hubschraubern‹ aus. Ich
rechne sehr mit dem Selbsterhaltungstrieb der russischen Führung und damit, daß sie aus den tragischen Schicksalen Miloševi?s,
Saddam Husseins und Gaddafis die richtigen Schlüsse gezogen hat. Diese haben
dem Westen einmal vertraut und das mit ihrem Leben bezahlt.
Wir
leben in einem Zeitalter des Kriegs, welches mit der NATO-Aggression gegen
Jugoslawien begonnen hat; und dieser tritt inzwischen mit denselben
NATO-Stiefeln gegen die Pforten Syriens. In solchen Zeiten muß man den
Leitlinien von Kriegszeiten gemäß handeln. Noch nie ist es jemandem gelungen,
einen äußeren Feind zu besiegen oder ihm auch nur zu widerstehen, ohne
gleichzeitig oder vorher die ›Fünfte Kolonne‹ unter Kontrolle gebracht zu haben; selbstverständlich legal, nur
legal. Und schlußendlich bedarf es eines internationalen politischen und
militärischen Bündnisses, das in der Lage wäre, den Aggressor zu bändigen und
Sicherheit oder wenigstens eine Atempause von 8-10 Jahren zu erzielen. In
dieser Zeit kann es Rußland schaffen, sich aufzuraffen und sich auf den Großen
Krieg des 21. Jahrhunderts vorzubereiten - auf die letzte große Jagd der Epoche
des Kapitalismus, die höchstwahrscheinlich leider unvermeidbar ist. Sich darauf
vorbereiten und dabei bestehen.
Was sind die Lehren aus
Libyen und Syrien für Rußland? Zuallererst:
vertraue niemals, unter keinen Umständen, der westlichen Führung. Sie
wird uns immer als Hauptfeind betrachten, und zum Zeitpunkt unserer maximalen
Schwäche, auf die sie selbst hinarbeitet, unerbittlich zuschlagen und
versuchen, die ›russische Frage‹ zu klären. Leonid Schebarschin sagte einmal: »Der Westen will von Rußland nur eines: daß es Rußland nicht mehr
gibt.« Wie man die Schwachen beseitigt, haben wir am Beispiel Libyens
erlebt. Wie man sich die Zähne an den stärkeren ausbeißt, sehen wir am Beispiel
Syriens. Das zweite: die libysche und syrische Variante der NATO-Aggression
demonstrieren, wie sich die Ereignisse bei uns im Falle von militärischen
Handlungen entwickeln werden: Der Krieg wird durch Söldner geführt, vor allem
durch Araber, aber auch durch private Militärfirmen. Nach syrischem Muster wird man
versuchen, den Kaukasus und die Wolgaregion zu destabilisieren: man besetzt eine
Stadt oder einen Teil davon, danach folgen Massaker, was zur Anrufung der ›Weltöffentlichkeit‹ führt, die auf Sanktionen, Kontrolle und Stützpunkte
drängen wird [einen solchen haben wir bereits im Hinterland, nämlich die
NATO-Nachschubbasis in Uljanowsk]. Das dritte: bei aller entscheidenden Rolle
des äußeren Faktors spielt bei der Situation in Syrien der Zustand des ›Objekts‹, auf das dieser Faktor gerichtet ist,
eine äußerst bedeutsame Rolle: ein ineffizientes Regierungssystem, Korruption
und so weiter, was alles in allem eine Angriffsfläche bietet. In dieser
Hinsicht ist Rußland auch sehr verwundbar: wir haben eine genauso ineffiziente
Führung, Korruption, eine kriminalisierte Wirtschaft, eine enge Verflechtung
unserer Wirtschaftsgrößen mit der Weltwirtschaft - folglich also auch eine Schicht pro-westlicher
Compradores - dabei ein niedriges
professionelles und moralisches Niveau der Oberschicht, das Vorherrschen von
Interessen einzelner Clans über den Interessen des Landes. Vom Zerfall der
Armee, der geistlichen und moralischen Krise ganz zu schweigen, ebenso von der ›Abnutzung‹ des Humanpotentials eines bedeutenden
Teils der Bevölkerung.
Quellen: http://apxwn.blogspot.co.at/2012/08/schlag-gegen-syrien-ziel-russland.html 15. 8. 12 KP.ru,
Autor: Jewgenij Tschernych http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=1048 - leicht gekürzt - Zeit-Fragen 2012 Nr.37 vom 3.9.2012
Schlag gegen Syrien
– Ziel: Russland Alle
Hervorhebungen durch politonline Siehe auch
›Alle Macht an Brüssel - Von
Russland keine Rede‹ auf http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=1989
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