Noch nicht am Ziel

d.a. Die Europäische Union rechnet inzwischen nicht mehr mit einem raschen Sturz des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad;

darin waren sich die EU-Aussenminister, die am 7. 9. in Paphos auf Zypern zusammengetroffen waren, einig. Was sie indessen jetzt zu Recht beschäftigt, ist die katastrophale humanitäre Lage, die durch den vom Westen entfachten Krieg entstanden ist. Der deutsche Aussenminister Guido Westerwelle macht sich plötzlich grosse Sorgen  - zu spät, allerdings -  dass sich die gewaltige Flüchtlingswelle zu einer Gefahr für die Sicherheit der ganzen Region und so zu einem wirklichen Flächenbrand auswachsen könnte. Dessen ungeachtet denkt der luxemburgische Aussenminister Jean Asselborn offenbar über neue Sanktionsmöglichkeiten nach, die er in die »wahrhaft mitfühlenden Worte« kleidet: »Es ist noch Luft nach oben drin. Ich glaube, dass wir das vorbereiten sollten, um im Oktober darüber zu befinden«, was mitnichten auf ein Nachlassen der Bestrebung hindeutet, den Abgang Assads mit aller Macht zu erzwingen.

darin waren sich die EU-Aussenminister, die am 7. 9. in Paphos auf Zypern zusammengetroffen waren, einig. Was sie indessen jetzt zu Recht beschäftigt, ist die katastrophale humanitäre Lage, die durch den vom Westen entfachten Krieg entstanden ist. Der deutsche Aussenminister Guido Westerwelle macht sich plötzlich grosse Sorgen  - zu spät, allerdings -  dass sich die gewaltige Flüchtlingswelle zu einer Gefahr für die Sicherheit der ganzen Region und so zu einem wirklichen Flächenbrand auswachsen könnte. Dessen ungeachtet denkt der luxemburgische Aussenminister Jean Asselborn offenbar über neue Sanktionsmöglichkeiten nach, die er in die »wahrhaft mitfühlenden Worte« kleidet: »Es ist noch Luft nach oben drin. Ich glaube, dass wir das vorbereiten sollten, um im Oktober darüber zu befinden«, was mitnichten auf ein Nachlassen der Bestrebung hindeutet, den Abgang Assads mit aller Macht zu erzwingen.

Selbstredend sichert die EU in gewohnter Weise zu, sich in den nächsten Wochen und Monaten auf die humanitäre Hilfe zu konzentrieren; sie will vor allem den Ländern wie der Türkei, Jordanien und dem Libanon, die mit der Flüchtlingsfrage konfrontiert sind, massiv beistehen. Wie grosszügig: Man lässt es zu, dass die USA und Grossbritannien nebst allen Handlangern diesen mörderischen Krieg entfesseln und bürdet dann  - wie immer wieder praktiziert -  den mehrheitlich untilgbar verschuldeten und mit Riesenproblemen konfrontierten Bürgern die Folgen auf. Da bin ich doch versklavt. Darüber hinaus dürfte dies allen Kriegsgurgeln die unausgesprochene Zusicherung vermitteln, dass jeder weitere Krieg vom Zaun gebrochen werden kann, da Brüssel jeweils bereitsteht, um seine Bevölkerung finanziell für die Schäden mit haftbar zu machen.


Schlag gegen Syrien - Ziel: Rußland   

Wie aus einem mit Professor Andrej Fursow, dem Leiter des Zentrums für Rußland-Forschung an der Moskauer Geisteswissenschaftlichen Universität und Mitglied der Internationalen Akademie der Wissenschaften in München, geführten Gespräch hervorgeht, ist der Angriff auf Syrien auch gegen Rußland gerichtet ist.

Auf die Frage, wodurch das kleine Syrien dem mächtigen Westen die Suppe versalzen hat, erklärt Fursow: Einfach durch alles. Gehen wir der Reihe nach - vom Kleinen zum Großen, vom Regionalen zum Globalen. Bei der Konstellation im Nahen Osten allgemein und im Kampf der Amerikaner und der sunnitischen Monarchien (Saudi-Arabien und Katar) gegen den schiitischen Iran ist Syrien nicht einfach nur ein Verbündeter Teherans, sondern Glied einer Kette, die den Iran mit den schiitischen Gruppierungen in der arabischen Welt verbindet. Ohne ein solches Verbindungsglied würde der Einfluß des Irans in der arabischen Welt wesentlich geringer sein. Ich will nicht einmal davon sprechen, daß eine Erdölpipeline aus dem Iran durch Syrien verläuft. Ohne die Lösung der syrischen Frage können die Angelsachsen, d.h. die Briten und die Amerikaner, sich nicht an den Iran wagen. Das syrische Regime ist faktisch das einzige starke weltliche Regime in der arabischen Welt. Daß es stark ist, stört die Atlantisten mit ihren Plänen zum Umbau des Nahen Ostens und der gesamten Welt. Daß es ein weltliches und dabei wirtschaftlich erfolgreiches Land ist, stört die Führung Saudi-Arabiens und Katars. Im südlichen Mittelmeerraum sind Erdgasvorkommen festgestellt worden - sowohl auf Seegebiet, als auch an Land auf syrischem Territorium (Kara). Wie groß diese Vorkommen sind, ist schwer zu sagen, aber es gibt sie. Katar exportiert verflüssigtes Erdgas mit Hilfe einer Tankerflotte. Bricht das Assad-Regime zusammen, so bekommt Katar die Möglichkeit, den blauen Brennstoff direkt über das syrische Territorium an die Küste des Mittelmeers zu transportieren. Dies würde sein Exportvolumen mindestens verdoppeln und gleichzeitig den Export aus dem Iran behindern. Das Erstarken Katars auf dem Markt für Erdgas schwächt die Position Rußlands. Wenn es den Amerikanern gleichzeitig gelingt, Kontrolle über das algerische Erdgas zu gewinnen, so sieht das schon nach einer Blockade des Erdgasexports für Rußland aus. Das heißt, die wirtschaftlichen Interessen Katars fallen mit den geopolitischen Interessen der USA zusammen und mit ihrem Bemühen, Rußland maximal zu schwächen, denn Rußland soll nicht wieder erstarken.

Der Große Nahe Osten mit dem darin ablaufenden gesteuerten Chaos trennt China von den benötigten Quellen für Erdöl und Erdgas ab, gleichzeitig wird ein Bruch zwischen dem chinesischen und dem westeuropäischen Teil Eurasiens gelegt. Die Kontrolle über das Öl und Gas aus dem Nahen Osten bedeutet in erster Linie die Kontrolle der USA über Europa, speziell Westeuropa, was der Schwächung Rußlands und seiner Positionen durchaus zuträglich wäre. Und wenn Europa das eines Tages mißfallen sollte, so kann man auch dort ein paar arabisch-afrikanische Unruhen vom Zaun brechen – und zwar so, daß die satten Bürger wünschten, es wäre wieder vorbei. Diese Logik [obwohl nicht nur diese allein] bestimmt den Drang der nordatlantischen Elite nach Osten: Tunesien, Ägypten, Libyen. Nun sind sie bei Syrien angekommen. Allerdings sind die Atlantisten auf diesem syrischen Flecken Erde mit einer anderen globalen Macht aneinander geraten, die sich mit ihnen in wirtschaftlicher und sogar militärischer Hinsicht messen kann, aber eine vollkommen andere Zivilisation darstellt.

Was China mit seinem Drang nach Westen betrifft, so ist dieser eine Art Kreuzzug um die Ressourcen. Pakistan befindet sich schon unter Chinas Einfluß. Mit den Taliban Afghanistans   pflegen die Chinesen schon lange Beziehungen. Auch der Iran ist Verbündeter, wenn auch ein sehr spezieller. Der Süden des Iraks wird de facto bereits von den schiitischen Verbündeten des Irans kontrolliert. Geostrategisch und auch geoökonomisch gesehen dringt China hier nicht nur bis an die Küste des Indischen Ozeans, sondern, so gesehen, auch bis zum Atlantik vor [nämlich an die syrische Mittelmeerküste]. Objektiv gesprochen sind die westlichen Kreuzritter in Syrien an die Chinesische Mauer gestoßen. Erstmals ist die englisch-amerikanisch-jüdische Elite, die sich innerhalb der letzten Jahrhunderte herangebildet hat und zu einer organisationellen historischen Errungenschaft des Westens geworden ist, hier auf einen globalen Gegner eines nicht-westlichen Typs gestoßen [denn auch die Führungsspitze der UdSSR war die Umsetzung eines linken Projekts des Westens, einer jakobinischen Moderne]. Außerdem steht dem europäischen Segment der westlichen Elite, woher diese ja auch die historische Erfahrung bezieht, das nicht minder alte, vielleicht sogar noch ältere chinesische Segment gegenüber, das ebenso sehr auf das Materielle, den Handel und Geld ausgerichtet ist; dabei aber auch noch sehr abenteuerlustig, denn die Chinesen haben ja auch ihre eigenes, globales kriminelles System.

Die chinesische Mafia. so die Frage, ist wahrscheinlich noch etwas heftiger als die italienische…... 
Ja, und die chinesischen Goldreserven als bedrohliche Finanzwaffe wollen wir gar nicht erst erwähnen. Peking versteht sehr wohl, daß Syrien lediglich ein Wegpunkt in der Hauptstoßrichtung der Nordatlantiker ist - und Ziel ist es, China fallen zu sehen, es in die Schranken seiner eigenen Landesgrenzen zu verweisen, es von den Rohstoffquellen abzutrennen und technologisch zu ersticken. Deswegen haben wir es mit einer solch harten Position Chinas zu Syrien in der UNO zu tun. Rußland und China bewirken daher den rasenden Zorn der Nordatlantiker - es genügt, sich ein paar Mal Frau Clinton anzuhören und sich ihre Mimik zu betrachten. Ferner gilt es zu berücksichtigen, daß die Amerikaner bis zu 60 % ihrer Militärmacht in den Stillen Ozean, den ostpazifischen Raum umgruppieren und sich so auf Auseinandersetzungen mit China vorbereiten. Die Ergebnisse des NATO-Gipfels in Chicago am 20. und 21. Mai 2012 haben folgendes gezeigt: im direkten Sinne werden weder die USA, noch die NATO den Nahen Osten oder Afghanistan wirklich verlassen. Allerdings müssen sie dort im bisherigen Sinne heraus, das Führungsmodell dort wird dann ein anderes. Und das ganz einfach deswegen, damit der Platz nicht von den Konkurrenten besetzt wird, nämlich von der EU und vor allen Dingen von China. Das ist der Sinn hinter diesem neuen Modell der Steuerung der Region: gesteuertes Chaos. Einen besseren Kandidaten dafür, dieses Modell zu implementieren und aufrecht zu erhalten als die Islamisten, die Kettenhunde der Globalisierung auf amerikanisch, kann man sich gar nicht vorstellen. Und nun sehen wir, wie im Nahen Osten - speziell im Schlüsselland Ägypten - als Ergebnis des sogenannten Arabischen Frühlings gerade die Islamisten an die Macht kommen. Besser gesagt: sie sind es, denen man den Weg freimacht. Allerdings haben die Angelsachsen auf diesem Weg zwei Länder als Stolpersteine angetroffen, zwei Länder, in denen die Islamisten entweder nicht stark oder nicht aktiv waren. Das sind Libyen und Syrien. Libyen ist bereits durch die barbarische NATO-Aggression vernichtet worden, Syrien wird heute belagert. Syriens Armee kämpft gegen den internationalen Terrorismus, der, wie es sich für ihn auch geziemt, von den Strippenziehern der englisch-amerikanischen Spitze gesteuert wird.

Die syrischen Rebellen haben moderne Präzisionswaffen, Panzerabwehrwaffen, Wärmesichtgeräte, beste Scharfschützengewehre und vieles andere, vor allen Dingen aus türkischer Produktion. Ist das nicht ein wenig fett für Deserteure und Flüchtlinge? Doch das wichtigste ist die Organisation der bewaffneten Auseinandersetzungen. Seit Ende Juni hat sich die Situation in Syrien grundlegend gewandelt. Assad hat es nun mit einer hochqualifizierten Stabskultur der Planer hinter den militärischen Diversionen zu tun, zu der Deserteure vom Rang Hauptmann bis Major gar nicht in der Lage sind. Von der Zermürbung und Ermattung der syrischen Armee sind die Aufständischen zur Taktik massiver Angriffe übergegangen, hinter denen offenbar ein Kontingent von 25 – 30.000 Mann steht. Die bewaffneten Kämpfer sind Abkömmlinge aus Libyen, Tunesien, Afghanistan und anderen islamischen Ländern. Sie nach Syrien zu werfen löst übrigens für den Westen und die sunnitischen Monarchien ein wichtiges Problem. Denn dieser Brennstoff muß ja irgendwo und irgendwie beschäftigt werden. Arbeiten werden diese Jungs nicht, und ein verrückt gewordener Hund könnte auch seinen Herrn beißen. Zusammen mit den professionellen Söldnern und den internationalen Terroristen kämpfen auch weiterhin Teile von syrischen kriminellen Clans gegen die Regierungstruppen; sie morden ihre eigenen Nachbarn und lasten die Verbrechen dann dem Assad-Regime an. Die Situation in Syrien hat eine Tatsache glasklar herausgestellt: der internationale Terrorismus, gegen den die USA angeblich kämpfen, ist in Wahrheit ihre Waffe, von ihnen selbst geschaffen. In Libyen hat Al-Kaida die von den Atlantisten gestellten Aufgaben erledigt. Nach Syrien werden die bewaffneten Kämpfer durch den Islamisten Abd al-Hakim Balhadsch eingeschleust, der seinerzeit das Kommando über die libyschen Aufständischen hatte. Er ist der einflußreichste Militär in Tripoli und ist bereits seit langer Zeit mit Al-Kaida verbandelt. Al-Kaida ist ein sehr bequemes Instrument für die amerikanischen und britischen Geheimdienste. Wenn es sein muß, kann man sie die eigenen Twin-Towers sprengen lassen und die Schuld der Organisation Bin Ladens zuschieben. Und wenn es sein muß, kann man sich mit dieser Organisation in Ekstase vereinen und gegen Gaddafi oder Assad vorgehen. Jetzt ist die Al-Kaida wieder gut; wie unser Protopope Awwakum einst sagte, »gestern noch ein Hurensohn, und heute schon ein Priester«. Sie sollen aufhören, uns Unsinn zu erzählen: Die Syrer kämpfen nicht gegen die Syrer, sondern gegen die angelsächsische Elite, welche mit den Händen internationaler Terroristen Krieg führt. Deren Vorgehen in Syrien gleicht zum Beispiel den Todesschwadronen des John Negroponte in Guatemala. Die Freunde Syriens[die früheren Freunde Jugoslawiens, des Iraks, Libyenssind selbst die hauptsächliche internationale Terrormacht. Ich hoffe sehr, daß sie und ihre Handlanger [auch die aus Den Haag] letztendlich ihr Nürnberg erwartet. Viele auch im Westen beschreiben die Ähnlichkeit zwischen dem Überfall auf den Irak durch Bush jr. mit Hitlers Überfall auf Polen, die Niederlande und Frankreich. Die Frage ist nur: wird Syrien die letzte Linie vor einem neuen, nun schon nicht mehr einem Welt-, sondern einem globalen Krieg werden. Früher oder später wird die Kriminalisierung der Politik der westlichen Führung nämlich genau dazu führen.

Die Rechnung lautet, daß nach dem Weggang Assads sein Regime zusammenbricht. Ob diese Rechnung so aufgeht, ist eine andere Frage. Hier ist etwas anderes wichtig: die westliche Elite hat nach dem Mord an Gaddafi offen und unverhohlen den Weg der physischen Vernichtung solcher Führer, die ihren Plänen entgegenstehen, eingeschlagen; das heißt: den Weg des Terrors. Und während man gegen Miloševi? und Saddam Hussein noch farce-artige Gerichtsprozesse veranstaltete, so wurde Gaddafi auf völlig banditische, konkrete Weise einfach nur umgebracht, und dabei blieb das Wow! nicht einmal mehr im Halse stecken. Was war allein die Szene im vorigen Mai im Weißen Haus wert, als die Führung der USA sich offen vor den Fernsehschirmen versammelte, um der Tötung von Bin Laden zuzusehen. Wie vertiert und moralisch degeneriert muß man sein, um sich wie der mittelalterliche Pöbel Morde zu Gemüte zu führen und dazu mit der Zunge zu schnalzen! Die westliche Führung legt das Verhalten einer globalen Verbrecherorganisation an den Tag und verheimlicht dies nicht einmal. Das Prinzip ist: Du bist schon allein deswegen schuld, weil ich Hunger habe. So hat der vorige proamerikanische Präsident Frankreichs, Sarkozy, den syrischen Christen [etwa 10 % der Bevölkerung Syriens] ja auch direkt gedroht, daß sie - sollten sie weiterhin Assad unterstützen - Opfer von Anschlägen würden. Und das passiert ja auch bereits. Man mordet dabei aber nicht nur Christen, sondern auch Drusen, Alawiten, Mitglieder der seit 1963 regierenden Baath-Partei. Doch das große Morden wird erst noch beginnen, wenn es dem Westen gelingt, das Assad-Regime zu stürzen, was allerdings erst im Falle einer ausländischen Militärintervention möglich wird.

Denken Sie, daß der Westen so weit gehen wird? 
Diese Frage stellt man besser der globalen Verbrecherorganisation, die ihre Aktien in Washington, New York, London und Brüssel hat. Man kann deswegen eher davon ausgehen, daß der derzeitige Krieg so weitergeht; bei diesem wird sich der Westen darum bemühen, Syrien durch die Hände der Söldner zu zerdrücken, indem die Taktiken der Zerrüttung und massiver Angriffe kombiniert werden und die physische Vernichtung Assads gezielt versucht wird. Die USA und Großbritannien haben viel zu viel in die Vernichtung des syrischen Regimes investiert und können nur in einem Fall zurück, wenn der Preis für einen Sieg zu hoch wird.

Haben sie denn tatsächlich soviel investiert? 
Ja. Sowohl im finanziellen, als auch im organisatorischen Sinn. 2006 startete das Programm Demokratie in Syrien, das Geldmittel für Projekte in der Gesamtsumme von 5 Millionen $ beinhaltete. 2009 bekam der Rat für Demokratie vom State Department 6,3 Millionen $ für das mit Syrien zusammenhängende Programm Initiative zur Festigung der Zivilgesellschaft [offenbar meinen die Angelsachsen, daß eine Zivilgesellschaft aufgebaut wird, wenn durch die Hände von Söldnern syrische Kinder und Frauen ermordet werden]; diese Geldmittel verteilte der Rat unter den Demokratisatoren derjenigen Länder, welche von der USA geschwächt werden sollten. Das Syrian Business Forum verwaltet zum Beispiel ein Budget von mindestens 300 Millionen $. Die Hälfte dieser Mittel gilt der Finanzierung der sogenannten Freien Syrischen Armee. Eine aktive Rolle bei der Finanzierung der Anti-Assad-Kräfte spielen Saudi-Arabien und Katar, welche diesbezüglich ein Geheimabkommen unterzeichnet haben. Die Positionen der Saudis und des Premierministers von Katar, Scheich Hamad ben Dschassem Al Thani, sind deutliche Zeugnisse für die Allianz zwischen dem Westen und den Salafiten. Es war in Katar, wo gestellte Szenen von angeblichen Kämpfen in Tripoli und Damaskus gedreht wurden, als es diese Kämpfe noch gar nicht gab. Der Emir bezahlte den Sturm von Tripoli und entsandte dazu eine arabische Mischpoke von 6.000 Mann, welche Militäruniformen von Katar trugen. Übrigens war es auch Ben Dschassem, der die Handgreiflichkeiten gegen den russischen Botschafter Titorenko im Katar angeordnet hat. Syrien ist unser [Rußlands] einziger Alliierter in der arabischen Welt. Mit Syriens Fall verlieren wir endgültig all unsere Positionen in der Region. Aber es geht nicht nur um die arabische Welt. Rußland kann sehr leicht komplett in der historischen Versenkung verschwinden. Nach Syrien und dem Iran [denn daß die Atlantisten nach Syrien den Iran überfallen, ist sehr wahrscheinlich; die Analytiker bringen sogar bereits den Namen der Militäroperation, welche durch einen amerikanisch-israelischen Schlag gegen die Hisbollah beginnen soll: Das Große Gewitter] kommen wahrscheinlich auch wir an die Reihe. Man kann also sagen: man schlägt Syrien [und den Iran], gezielt wird aber letztlich auf Rußland. Die Vorbereitungen laufen bereits in allen Richtungen: die Lage im Nahen Osten, der Raketenschild, die NATO-Osterweiterung und so weiter. Wenn die derzeitigen Regimes in Damaskus und Teheran fallen, so wird sich die ganze Zone des von den Atlantisten gesteuerten Chaos von Mauretanien und dem Maghreb bis nach Kirgisien und dem Kaschmir erstrecken. Der Bogen der Instabilität wird sich wie ein Keil gegen das zentrale Eurasien vorschieben, von wo aus die Atlantisten Rußland und China schon direkt bedrohen. Vor allem aber Rußland.

Warum Rußland vor allen anderen Dingen? 
Die zu erwartende Weltsystemkrise hebt die Bedeutung der Kontrolle über die Ressourcen ins Unermeßliche. Die Bedeutung wird unter den Bedingungen der prognostizierten geoklimatischen und geophysischen Katastrophe noch potenziert. Ich rede jetzt nicht von der mythologischen globalen Erwärmung, sondern vom durchaus prosaischen Abklingen des Golfstroms, der Umstellung der Nahrungsketten in den Weltozeanen [das passiert einmal in 11,5 bis 12,5 Jahrtausenden]. Das sind Umbrüche eines planetaren Ausmaßes, die ungefähr zum Beginn des 20. Jahrhunderts einsetzten und etwa im ersten Drittel des 22. Jahrhunderts abgeschlossen sein werden. Unter solchen Krisenbedingungen  - und in der Welt nach einer solchen Krise  -  ist die einzige stabile und Ressourcen aufweisende Region das nördliche Eurasien, also hauptsächlich das geographische Gebiet Rußlands. Das macht unser Territorium zur wichtigsten geohistorischen Beute des 21. Jahrhunderts und der darauf folgenden Jahrhunderte. Die bekannten Russophoben Brzezinski, Albright und andere im Westen haben mehrfach ausgesagt: es sei ungerecht, daß Rußland über ein solches Territorium und solche Ressourcen verfügt. Das solle der Weltgemeinschaft gehören - das heißt, den atlantischen Eliten, die in Logen, Clubs, Kommissionen, Orden und außerordentlichen Strukturen organisiert sind.

Allerdings braucht es dazu, die Kontrolle über das nördliche Eurasien zu gewinnen, ein Aufmarschgebiet - Zentralasien. Die Amerikaner sind auch bereits vor Ort, doch vom durch sie kontrollierten Nahen Osten sind sie eben noch durch Syrien und den Iran von Zentralasien getrennt. Hier reißt die Zündschnur, die man in Nordafrika angesteckt hat ab und erlischt. Ohne die Vernichtung dieser beiden Länder können die Atlantisten den Kampf ums nördliche Eurasien nicht angehen. Sie betrachten Rußland als Rohstoffquelle, China als Quelle für Arbeitskraft, das heißt, als etwas eigentlich Sekundäres. Und wenn sich dieses Sekundäre ihren Plänen entgegenstellt, macht sie das so ziemlich verrückt. Die Lösung der russischen und chinesischen Frage wird vom Westen gerade eben mit Hilfe des Islams, der Araber, angegangen. Egal, ob das nun in Form des gesteuerten Chaos einer neuen arabischen Eroberung oder eines Kriegs zwischen Kalifat und Ungläubigen passiert. Dabei werden die Angelsachsen, getreu ihrer Tradition, größere Staaten und Völker gegeneinander aufzuhetzen, diese zu schwächen oder gar zu vernichten [zweimal im Verlauf des 20. Jahrhunderts wurden Rußland und Deutschland gegeneinander gehetzt], sich allerdings auch bemühen, den Islam auszuschalten. Das passiert durch dessen maximale Radikalisierung mit dem Wahhabismus, den Entzug seiner inneren wirtschaftlichen und demographischen Kraft im Verlauf der eurasischen Kriege, wonach die islamische Welt später in eine Art neo-traditionelles Ghetto verwandelt werden wird, das keine eigenen Ressourcen und Technologien besitzt. Diejenigen, die in ihrer Kindheit Dungeons & Dragons gespielt haben, erinnern sich wahrscheinlich an die Variante einer Welt der schwarzen Sonne. Die Globalisten werden versuchen, die islamische Welt in eine Menge kleiner Einheiten zu zerschlagen, mit denen private Militärfirmen oder Konzernsöldner leicht zu Rande kommen, die Reste von Ressourcen aus ihnen herauspressen und sie anschließend auf der Müllhalde der Geschichte entsorgen. Der Westen wird nur über Punkte mit Ressourcenkonzentration Kontrolle   ausüben [heute zum Beispiel schon Realität, über die fast 1.800 km lange Mittelmeerküste   Libyens]; das andere gibt man den Stämmen, Clans und kriminellen Syndikaten zur freien Verfügung, von denen jeder sein Stück und Stückchen kontrollieren wird. Zu solchen Stückchen können auch Teile von Saudi-Arabien, Pakistan [Abtrennung von Belutschistan] und der Iran werden - ein islamisches Mosaik. Gleichzeitig braucht der Westen Aufseher in der Region, und diese Rolle kann durchaus zu Groß-Kurdistan passen. Ein einziger Staat, dem es gestattet sein wird, groß zu sein. Auf dem Gebiet Groß-Kurdistans, sollte dieses einmal geschaffen werden, werden sich die Quellen aller größeren Flüsse der Region befinden. Das bedeutet, daß in der kommenden, an Wasser armen Epoche und folglich einer Epoche von Kriegen um das Wasser als Ressource, die wichtigsten Hebel des Einflusses auf die Region in den Händen des uralten Volks der Kurden sein werden - wie zu Zeiten des Assyrischen Reichs. Kurdistan könnte zum wichtigsten Wachhund der Region werden und in dieser Rolle Israel ablösen.

Was sollte Rußland denn in der dramatischen Situation, die sich um Syrien aufbaut, unternehmen?  Das, was Rußland bereits tut: nämlich Syrien unterstützen und es nicht zulassen, daß man es zerdrückt. Wir haben bereits Einheiten der Kriegsmarine entsandt, kein großes Kontingent, aber besser als gar nichts. Und wenn man schon Krieg führt, tut man das besser nicht durch Quantität, sondern durch Können. Weiter: am 7. Juni gab es Raketentests zweier ballistischer Interkontinentalraketen: eines Topol [das haben wir bestätigt] und einer Bulawa [das haben wir nicht bestätigt, aber die Amerikaner bestehen zumindest darauf, daß es einen solchen Start gegeben hat]. Das ist ein gewisses Zeichen. Denn Rußland ist trotz aller Militärreformen noch immer eine Nuklearmacht, und wir sind es, und nicht so sehr die Chinesen, die von den Amerikanern immer schon als Hauptfeind gesehen wurden, was sie auch weiterhin tun werden. Unsere Diplomaten tun ihre Arbeit. Es hat mir gefallen, wie Witali Tschurkin mit dem Botschafter von Katar gesprochen hat; ich stelle mit einiger Genugtuung die Ohnmacht in der Bosheit der Madame Clinton und einiger niederer Offizieller des State Departments fest, die sie gegen unsere Führung demonstrieren. Es ist zu begrüßen, daß die syrische Luftabwehr bereits 18 Einheiten unserer Buk-M2-Raketensysteme und 36 Einheiten unserer Luftabwehrraketen-Systeme vom Typ Panzir S1erhalten hat; dazu stehen Lieferungen von S-300-Systemenund Mi-25-Hubschraubernaus. Ich rechne sehr mit dem Selbsterhaltungstrieb der russischen Führung und damit, daß sie aus den tragischen Schicksalen Miloševi?s, Saddam Husseins und Gaddafis die richtigen Schlüsse gezogen hat. Diese haben dem Westen einmal vertraut und das mit ihrem Leben bezahlt.   

Wir leben in einem Zeitalter des Kriegs, welches mit der NATO-Aggression gegen Jugoslawien begonnen hat; und dieser tritt inzwischen mit denselben NATO-Stiefeln gegen die Pforten Syriens. In solchen Zeiten muß man den Leitlinien von Kriegszeiten gemäß handeln. Noch nie ist es jemandem gelungen, einen äußeren Feind zu besiegen oder ihm auch nur zu widerstehen, ohne gleichzeitig oder vorher die Fünfte Kolonne unter Kontrolle gebracht zu haben; selbstverständlich legal, nur legal. Und schlußendlich bedarf es eines internationalen politischen und militärischen Bündnisses, das in der Lage wäre, den Aggressor zu bändigen und Sicherheit oder wenigstens eine Atempause von 8-10 Jahren zu erzielen. In dieser Zeit kann es Rußland schaffen, sich aufzuraffen und sich auf den Großen Krieg des 21. Jahrhunderts vorzubereiten - auf die letzte große Jagd der Epoche des Kapitalismus, die höchstwahrscheinlich leider unvermeidbar ist. Sich darauf vorbereiten und dabei bestehen. 

Was sind die Lehren aus Libyen und Syrien für Rußland? 
Zuallererst: vertraue niemals, unter keinen Umständen, der westlichen Führung. Sie wird uns immer als Hauptfeind betrachten, und zum Zeitpunkt unserer maximalen Schwäche, auf die sie selbst hinarbeitet, unerbittlich zuschlagen und versuchen, die russische Frage zu klären. Leonid Schebarschin sagte einmal: »Der Westen will von Rußland nur eines: daß es Rußland nicht mehr gibt.« Wie man die Schwachen beseitigt, haben wir am Beispiel Libyens erlebt. Wie man sich die Zähne an den stärkeren ausbeißt, sehen wir am Beispiel Syriens. Das zweite: die libysche und syrische Variante der NATO-Aggression demonstrieren, wie sich die Ereignisse bei uns im Falle von militärischen Handlungen entwickeln werden: Der Krieg wird durch Söldner geführt, vor allem durch Araber, aber auch durch private Militärfirmen. Nach syrischem Muster wird man versuchen, den Kaukasus und die Wolgaregion zu destabilisieren: man besetzt eine Stadt  oder einen Teil davon, danach folgen Massaker, was zur Anrufung der Weltöffentlichkeit führt,   die auf Sanktionen, Kontrolle und Stützpunkte drängen wird [einen solchen haben wir bereits im Hinterland, nämlich die NATO-Nachschubbasis in Uljanowsk]. Das dritte: bei aller entscheidenden Rolle des äußeren Faktors spielt bei der Situation in Syrien der Zustand des Objekts, auf das dieser Faktor gerichtet ist, eine äußerst bedeutsame Rolle: ein ineffizientes Regierungssystem, Korruption und so weiter, was alles in allem eine Angriffsfläche bietet. In dieser Hinsicht ist Rußland auch sehr verwundbar: wir haben eine genauso ineffiziente Führung, Korruption, eine kriminalisierte Wirtschaft, eine enge Verflechtung unserer Wirtschaftsgrößen mit der Weltwirtschaft  - folglich also auch eine Schicht pro-westlicher Compradores -  dabei ein niedriges professionelles und moralisches Niveau der Oberschicht, das Vorherrschen von Interessen einzelner Clans über den Interessen des Landes. Vom Zerfall der Armee, der geistlichen und moralischen Krise ganz zu schweigen, ebenso von der Abnutzung des Humanpotentials eines bedeutenden Teils der Bevölkerung.

 

Quellen: 
http://apxwn.blogspot.co.at/2012/08/schlag-gegen-syrien-ziel-russland.html   15. 8. 12
KP.ru, Autor: Jewgenij Tschernych 

http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=1048  - leicht gekürzt -
Zeit-Fragen  2012   Nr.37 vom 3.9.2012   Schlag gegen Syrien – Ziel: Russland
Alle Hervorhebungen durch politonline 
Siehe auch Alle Macht an Brüssel - Von Russland keine Rede auf
http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=1989