Quo vadis, Amerika? 26.02.2012 23:30
Kaum hatten Russland und China ihr Veto gegen die Verurteilung Syriens verkündet,
geriet die
demokratische westliche Werte-Welt, NATO- und arabische
Quisling-Golfstaaten in Aufruhr. Alle reagieren ungewöhnlich fassungslos. Die
USA antworten mit der Schließung ihrer Botschaft in Damaskus; Frankreich ruft
seinen Botschafter zurück, andere EU-Staaten folgen, Deutschlands
Außenministerdarsteller Guido Westerwelle zitiert den syrischen Botschafter ins
Auswärtige Amt. Merkel erwägt die totale Schließung der diplomatischen
Vertretung. Die von den reaktionärsten Regimes weltweit angeführten Golfstaaten,
an der Spitze Saudi-Arabien und Katar [dort ist eine gigantische Militärbasis
der US-Armee beheimatet], Untertanen und Befehlsempfänger Amerikas, schließen
ihre diplomatischen Vertretungen und beordern ihre Diplomaten demonstrativ zurück.
Ja sogar Tunesien schließt seine
Botschaft in Damaskus. Und alle drohen mit noch schärferen
Sanktionen. Verhandlungen, um diplomatische Problemlösungen zu finden,
sind fehl am Platz und sind nicht gefragt. Die Wertegesellschaft ermächtigt
sich selbst, in den inneren Angelegenheiten des Landes mitzumischen. Zu guter
Letzt sitzen heute alle Staaten, die
Syrien nicht gut gesonnen sind in Tunesien zusammen, um dort schlimme Sachen
gegen das Land zu beschließen.
Alle
Regierungen der westlichen Welt, die USA inklusive ihres kriegslüsternen Klientelstaates
Israel, Europa sowie die meisten arabischen Staaten gerieten außer Rand und Band,
verloren die Fassung und fielen mit ihren beleidigenden Äußerungen gegenüber Rußland
und China aus dem Rahmen. Die Medien, ob Tageszeitungen, Zeitschriften oder
TV-Sender, staatliche wie private, westliche wie arabische, stimmen dasselbe
Lügenlied an, angeführt vom TV-Sender Al Jazeera, US-Sprachrohr in Katar - dieser galt einmal als seriös, hat
inzwischen jedoch eine 180° Umwandlung erfahren - und von Al Arabia des Despoten Abdullah in
Saudia, einer Marionette Amerikas. Ein Schreiberling des ›Bonner Generalanzeigers‹
drückte sich in seinem Kommentar so aus: »Eine Resolution gegen das das ›Menschenrecht absichtvoll mißachtenden
Regime‹ in Syrien sollte
verabschiedet werde«. Claus Kleber vom ZDF tischte uns am 7. Februar 2012 im ›heute journal‹ den Bericht eines BBC- Korrespondenten auf, dessen Bilder er
übernahm, den Bericht jedoch mit einer herzerweichenden Lügengeschichte über
den Tod eines durch Assads Raketen getöteten siebenjährigen Mädchens ergänzte.
Das ist keine seriöse Berichterstattung, sondern übelste Propaganda. Damit
sollen die Gefühle der Zuschauer manipuliert und aufgewühlt werden. Solche Art
Geschichten liest und beobachtet man fast in allen Medien. Jürgen Todenhöfer war kürzlich lange in Syrien, hatte
überall Zutritt und wurde von Assad empfangen. Er sagt, jede zweite
Berichterstattung in den westlichen Medien ist absolut falsch und der Rest mit
Vorsicht zu genießen. Karin Leukefeld berichtet ständig aus Syrien und stimmt
mit Todenhöfer überein. Am Tag der Abstimmung über die Resolution gegen Syrien war
die Rede auf Seiten der syrischen Opposition von mehreren Hundert durch das
Assad Regime getöteter Menschen. Nach der Abstimmung wurden diese Zahlen um das
Zehnfache nach unten korrigiert. Auf westlicher Seite verloren die Politiker
nach dem Veto Rußlands und Chinas ihre Beherrschung und wurden gegenüber den Vertretern beider Staaten
ausfallend. Das ›politische
Traumpaar Merkel und Sarkozy‹ war
nicht nur ›geschockt‹, sondern sogar ›entsetzt‹. Wo war
ihr Entsetzen über die Toten im Irak, oder beim Massaker der Israelis in Gaza,
oder bei den über 50000 Toten in Libyen? Die Liste ist lang.
Warum
eigentlich die ganze Aufregung? Man behauptet, Rußland und China hätten sich
isoliert; ehrlicher ist vielleicht: man droht ihnen, sie zu isolieren. Der USA
steht ihre geheuchelte Aufregung schlecht zu Gesicht. Stimmen sie doch regelmäßig
gegen jede Resolution des UNO-Sicherheitsrats, die Israel für seine
völkerrechtswidrigen und menschenverachtenden Untaten in Palästina verurteilen
würde: ob Siedlungspolitik, bauliche Veränderungen in Jerusalem, Enteignungen,
Plantagen- und Feldrodungen, Hauszerstörungen, den Einsatz von Phosphorbomben, F16-Bomber-Einsätze
gegen die Zivilbevölkerung, außergerichtliche Exekutionen ….. Stimmte die USA
einmal für eine UNO-Resolution wie z. B. für die am 11. Dezember 1948
verabschiedete Resolution 194, die das Rückkehrrecht der Flüchtlinge betraf, dann
scherte sich Israel einen Dreck um deren Beachtung. Die einzige Resolution, die
Israel akzeptierte, war die Teilungsresolution 181 vom November 1947, weil sie
den Zionisten mehr als das halbe Palästina auf dem Silbertablett präsentierte.
Auch dies war nur ein taktischer Schachzug Ben Gurions, um sich nach und nach das
ganze Land völkerrechtswidrig unter den Nagel zu reißen. Auch seine Nachfolger
arbeiten bis heute nach dem gleichen Muster und säubern Palästina von ihrer
einheimischen Bevölkerung. Gegen Israel permanente Verstöße gegen Völkerrecht
und Menschenrechte haben sich zwar einige europäische Länder hin und wieder der
Stimme enthalten, aber ernsthaft verhindern konnten und wollten sie Israels
verbrecherische Politik nicht.
Die
Resolution gegen Jugoslawien hatte ein Embargo zum Ziel und anschließend
bombardierte man das Land hemmungslos. Bei Libyen handelte es sich um die Einrichtung
einer Flugverbotszone zum angeblichen Schutz der Zivilbevölkerung,
wobei das Nato- Bombardement etwa 50.000 Menschenleben kostete und die
Infrastruktur des Landes völlig zerstört hat. Den Irak überfiel man ganz einfach.
Dort wurden über eine Million Menschenleben ausgelöscht und das Land in die
Steinzeit zurückgebombt. In Afghanistan zerstörte man das Land demoliert, weil
die westliche Welt dort die Demokratie und die Frauenrechte etablieren wollte!
Und nun soll nach Ansicht der NATO Syrien dran glauben, weil dort die ›Menschenrechte absichtsvoll mißachtet
werden‹. Indessen werden die
Menschenrechte in Saudi-Arabien, Bahrein und in den kleinen Golfstaaten mit
Füßen getreten. Dies interessiert die USA und ihre westlichen Verbündeten
natürlich nicht, da es sich bei diesen Despoten um ›gute‹, sprich westliche,
handelt. Wenn es ihnen um Demokratie und Menschenrechte ginge, wieso und warum
versucht dann der Westen, sprich USA, den demokratischen Wandel in Ägypten zu
verwässern und zu vereiteln?
Syrien akzeptierte
eine Untersuchungs- und Beobachter-Kommission der arabischen Liga und ließ
diese ins Land. Es wurde auch beschlossen, eine zweite Kommission mit noch mehr
Beobachtern nach Syrien zu schicken. Syrien stimmte auch dieses Mal zu. Aber
nachdem der Bericht der ersten Kommission objektiv und neutral ausfiel und von
brutalen bewaffneten Gruppen sprach, paßte dies weder Saudi-Arabien
noch den anderen US-Marionetten am persischen Golf, woraufhin sie ihre
Beobachter aus der Kommission zurückzogen. Der Kommissionsbericht darf bis heute nicht
veröffentlicht werden.
Zugegeben,
das Regime in Syrien hat am Anfang wirkliche Reformen zu langsam umgesetzt. Und
so wurden Oppositionelle im Ausland von den Geheimdiensten vorbereitet und mit
Geld und Waffen ausgerüstet, um das Regime zu destabilisieren. Jegliche
Verhandlungen werden abgelehnt, auch wenn inzwischen umfassende
Reformenvorschläge auf dem Tisch liegen. Den bezahlten Gewaltgruppen liegt das
Wohl ihres Landes nicht am Herzen. Sie wollen den Umsturz, damit, wie im Irak,
eine im Interesse USrael handelnde US-Quisling-Regierung das Ruder übernehmen
soll. Das muß mit allen Mitteln verhindert werden.
Ist es
nicht so, daß, wenn Syrien fällt, als nächstes der Iran auf der
zionisitisch-amerikanischen Abschußliste stehen würde? Denn der Versuch, den Iran
anzugreifen, ist so alt wie Methusalem. Das Verhältnis zwischen der USA und dem
Iran ist seit 1953, als die CIA die demokratisch gewählte Regierung des
Ministerpräsidenten Mossadeqh stürzte, eingebrochen.
Danach kam 1979 die Geiselnahme in der US-Botschaft mit ihrer mißglückten
Befreiungsaktion, die sogenannte Iran-Contra-Affäre. Hinzu kommt, daß die
Amerikaner auf der Seite Saddam Husseins gegen den Iran standen und diesen in
seinem achtjährigen Krieg mit Chemiewaffen ausrüsteten,
was einen langen Schatten auf ihre Beziehungen zum Iran wirft. 2002 setzte George
W. Bush Teheran auf die ›Achse des
Bösen‹, wohin in Wirklichkeit die
USA und Israel gehören. Der Iran hat seit über 200 Jahren kein einziges Land
angegriffen. Israel und die USA tun dies fast jährlich. Das Verlangen des
Irans, USA-Garantien zu erhalten, um nicht angegriffen zu werden - was zu beiderseitigem Gewinn und
Zufriedenheit führen würde - wird stets
abgelehnt. Um einen Angriff zu legitimieren, hat die USA ihren Handlanger, den
Japaner Yukiya Amano, angewiesen, einen manipulierten Bericht über das
iranische Nuklearprogramm zu liefern. Er tat es jetzt auch mit Nachschlag, noch
bevor ihm der Bericht der IAEA-Delegation vorlag. Amano verlangt mehr als was
ihm zusteht. Mit Recht werden seine Gelüste vom Iran abgelehnt. Denn
solch unbegrenzte Inspektionsrechte, wie Amano sie fordert, dienen dem
Ausspionieren potentieller Angriffsziele, wie wir das im Irak erlebt
haben. Der Iran weiß um die Absichten des im Absinken befindlichen
US-Imperiums; und es sind nicht etwa die angeblichen iranischen Atombomben, die
die USA und Israel beunruhigen. In erster Linie wollen sie einen Regimewechsel.
Vielleicht, denken die US-Imperialisten, gelingt es doch, ein Regime wie zu
Zeiten des Schahs Reza Pahlawi auf dem Pfauenthron zu installieren. Noch wichtigere Gründe sind das Öl- und
Gasgeschäft sowie geostrategische und machtpolitische Interessen, die mit dem
gegenwärtigen Regime nicht zu machen sind. Der Westen weiß, daß der
Revolutionsführer Ajatollah Ali Khamenei und Präsident Mahmud Ahmadinedschad
Atomwaffen aus religiösen Gründen strikt ablehnen, was von USrael stets überhört
und ignoriert wird, da sie Probleme mit einem Streiter für Unabhängigkeit in
der Region haben. Die Vorbereitungen für einen Angriffskrieg gegen den Iran
sind ein offenes Geheimnis. Propagandistisch werden sie von den
westlichen Medien vorbereitet. Laut einer Umfrage von ›n-tv‹ vom 9. 2. befürworten 44 % der US-Amerikaner die Bombardierung
des Irans. Diese Menschen jenseits des Atlantiks scheinen nichts dazugelernt zu
haben, auch nicht die kriegslüsterne Politikerklasse der USA, trotz Zigtausender gefallener US-Soldaten, einem Mehrfachen an
Kriegsverletzten, durch uranangereicherte Waffen Verseuchte, durch den
Krieg Mentalgeschädigte und Drogenabhängige. Wie kann also die USA nach Abu
Ghraib, Guantánamo, Koranverbrennungen, etc., anderen Menschen und Ländern noch
auf gleicher Augenhöhe begegnen? Ein Demokratie-Exporteur, wie dies die USA stets
angibt, ist sie wahrhaftig nicht. Der Iran ist sich der Bedrohung durch die USA
und deren aggressivem Schützling Israel bewußt und arbeitet darauf hin, dieser
existentiellen Bedrohung zu begegnen. Auch Syrien weiß um diese Gefahr. Die
Standhaftigkeit Syriens und seines Verbündeten Iran beunruhigt den Westen und
die arabischen Quislinge. Sie würden lieber ein nach Glaubensbekenntnis,
Gesichts- und Hautfarbe, Überzeugung, Meinung und Einstellung, Stammes- und
Sippenzugehörigkeit geteiltes Syrien sehen. Danach könnte Israel den Todfeind
Hisbollah ohne Rückendeckung aus Syrien im Nu vernichten. Der israelische
Hegemon wäre dann der absolute Alleinherrscher im Nahen Osten.
Die
Palästinenser dürfen in diesem Machtpoker nicht fehlen. Wir
Palästinenser sind alle dafür, daß die Querelen zwischen den palästinensischen Gruppen
beigelegt werden. Sowohl die Hamas als auch ihr nahestehende Gruppierungen wollten
mit einer saubereren PLO bzw. Fatahleuten den innerpalästinensischen Streit
beilegen. Denn solange die Handlanger Israels, sprich Mahmoud Abbas, Saeb Erekat,
Yasser Abed Rabbo, Azzam Al-Ahmad, Ahmad, Qurei, Salam Fayyad und andere mehr
noch in Amt und Ehren sind, kann kein Palästinastaat entstehen. Auch
die Hamas wird langsam durch Gelder und ein neues Exil zahnlos gemacht. Erst begannen die Verhandlungen in Mubaraks Ägypten. Die Hamas
war standhaft und widersetzte sich den Verlockungen und Drohungen. Nach
dem unfreiwilligen Abgang von Hosni Mubarak wurden die Verhandlungen wieder
aufgenommen und Abbas war bereit, der Hamas mehr Konzessionen zuzugestehen, da sein Mentor in der Zwischenzeit vor
Gericht gelandet war. Der Durchbruch kam erst, als Abbas die Hoffnung
auf einen angemessenen Verkauf Palästinas endgültig aufgeben müßte. Netanyahu
trotzte Barack Hussein Obama mit der Fortsetzung der Besiedelung, und Avigdor
Lieberman sagte deutlich, daß es noch in 99 Jahren keinen Palästinastaat geben
werde. Erst dann ging dem Architekten des Osloer Diktats, Mahmoud
Abbas, ein Licht auf, daß er und seine Mannen nicht mehr zu retten wären, wenn
er den Streit nicht beilegen würde. Folglich war die Einigung eine populäre
Maßnahme und ein Schachzug, um ihre Köpfe aus der Schlinge zu ziehen. Hinter
den Kulissen begann dann in Amman, Katar und Saudi-Arabien eine vom Weißen Haus
gesteuerte und von Tel Aviv diktierte fieberhafte Tätigkeit.
Zunächst
soll die Hamas neutralisiert werden, heißt die Devise: Abdallah von Jordanien
lud zu israelisch-palästinensischen Zeitvertreibsondierungen nach Amman ein.
Die Hamas wurde mit der Wiedereröffnung ihrer Büros in Amman geködert.
Gleichzeitig wurden sie zwecks Umarmung zwischen Khaled Meshal und Mahmoud
Abbas nach Katar gelockt. Beim Treffen mit Prinz Elefant umarmte Meshal seinen
früheren Kontrahenten Abbas und höre fast nicht mehr auf, ihn abzuknutschen,
was an die ewigen Knutschereien des vergifteten Arafats erinnert. Bei diesem
Treffen verwandelte der Elefant den Hamas-Tiger in Papier, indem er ihm die
Zähne zog und die Lücken mit US-Dollars stopfte und auch nicht zu versprechen
vergaß, wie er das schon einmal kurz nach dem Phosphorüberfall auf Gaza tat,
Gaza wieder aufzubauen. Syrien, das die Hamas einst mit offenen Armen aufnahm
und ihr eine Heimat anbot, als niemand sie haben wollte, wurde von diesen
Islamisten kalt abserviert. Sicherlich bleibt das nicht ohne Folgen für die
Hamas. Das Mindeste dürfte eine Spaltung in den eigenen Reihen sein.
Dr. Izzeddin
Musa, Bonn, den 24. Februar 2012
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