Gewinn und Gewinnverteilung - Von Ulrich Schlüer 30.01.2012 00:32
Die Nationalbank kündigt für 2011 einen Gewinn von 13 Milliarden Franken an. 2010 hatte sie noch 21 Milliarden Verlust eingefahren.
Der
Verlust von 2010 resultierte aus dem Traum, die Schweiz könne den Euro retten,
wenn sie an einem Franken-Kurs von Fr. 1.43 gegenüber dem Euro festhalte.
Dieses «Festhalten» kostete sie 140 Milliarden – für schwindsüchtige Euro, die
ihr enorme Verluste bescherten.
Gefährdetes Fundament
Vor etwas
mehr als zehn Jahren präsentierten Bundesrat und Nationalbank die Idee, die
Schweizerische Notenbank besitze «überflüssiges Gold». Und rasch wurden 1‘300
Tonnen «über-flüssiges Gold» verkauft – zu einem lächerlichem Tiefstpreis,
nämlich zu rund 16‘000 Franken pro Kilo. Heute liegt der Preis nahe der
50‘000-Franken-Grenze. Den Erlös erhielten zu zwei Dritteln die Kantone, zu
einem Drittel der Bund. Den Empfängern gefiel das reiche Manna. Werthaltiges
gering schätzend und auf ständige Gewinne spekulierend, verlangen sie seither
eine jährliche Überschuss-Beteiligung. Seit der Banken- und der
Überschuldungskrise weiss heute allerdings selbst die Nationalbank: Von
«überflüssigen Goldreserven» zu sprechen ist fahrlässig und zeugt von fehlender Weitsicht. Heute wäre man
überglücklich, die 1‘300 viel zu billig verschacherten Tonnen Gold wären noch
im Besitz der Nationalbank.
Gewinn-Ausschüttung
Der
Nationalbankgewinn des Jahres 2011 resultiert vor allem aus der Wertsteigerung
des Nationalbank-Goldes. Dieser (beträchtliche) Teil
des Gewinns ist indessen reiner Buchgewinn. Auch im letzten Jahrzehnt
erzielte die Nationalbank Gewinne fast ausschliesslich aus der Höherbewertung
ihrer Goldreserven. Es waren reine Buchgewinne. Um diese Buchgewinne an Bund
und Kantone ausschütten zu können, mussten sie verflüssigt werden, wozu
insgesamt weitere 260 Tonnen Gold verkauft werden mussten. Heute besitzt die
Nationalbank noch 1‘040 Tonnen.
Abgesehen
davon, dass «Gewinnausschüttungen» (insbesondere nach dem schweren Verlustjahr
2010) in einer von Währungsturbulenzen, von Schwindsucht bei Weltwährungen wie
Dollar und Euro gezeichneten krisenhaften Gegenwart ohnehin fragwürdig sind, so
darf es ganz sicher nie wieder geschehen, dass die Nationalbank
weiteres Gold von den ihr noch verbliebenen, klar zu geringen Goldreserven verkaufen
muss, nur um Buchgewinne zu verflüssigen.
Wer die
Überschuldungskrise in den Euro-Ländern und den USA verfolgt, weiss genau:
Vorsicht, sorgfältige Reservehaltung ist das Gebot der Stunde. Die Nationalbank
sollte, anstatt sich in Fremdwährungen zu verspekulieren, ihre Goldreserven
tendenziell wieder vergrössern. Wenn die Überschuldung ins Bodenlose fällt,
können genügend werthaltige Reserven das Land und seine Bewohner vor dem
Schlimmsten, zum Beispiel vor galoppierender Inflation bewahren.
Gold-Initiative
Pro
memoria: Hätte die Nationalbank in den letzten gut 10 Jahren kein angeblich
«überflüssiges Gold» leichtfertig verhökert, dann betrüge ihr Buchgewinn allein
aus dem Goldpreis-Anstieg 2011 12½ Milliarden statt der heute ausgewiesenen 5
Milliarden. Was zur Unzeit verschleudert wurde, fehlt unwiederbringlich. Allein
die Gold-Initiative «Rettet unser Schweizer Gold» kann der Goldpolitik von Bund
und Nationalbank die notwendige, auf den Schutz des Volksvermögens
ausgerichtete Wendung geben. Die Unterschriftensammlung läuft. Volk und
Steuerzahler können Einfluss nehmen. [1]
Der Euro bleibt unter
Druck - Alles nur Spekulanten?
Nachdem
Rating-Agenturen mehreren Euro-Staaten – darunter auch dem wichtigen Frankreich
– schlechtere Bewertungen ausgestellt haben, nachdem allein das in seinen
Schulden schlingernde Italien für 2012 einen Umschuldungsbedarf von rund 300
Milliarden Euro angemeldet hat, nachdem sich die USA der von der Französin
Christine Lagarde für die Euro-Rettung vorgesehenen Erhöhung der
Währungsfonds-Mittel um 600 Milliarden Dollar verweigert hat, verstärkt sich
der Druck auf den Euro einmal mehr. Erstmals seit September 2011 nähert sich
der Euro-Kurs dramatisch dem ominösen Grenzwert-Kurs von Fr. 1.20, dessen
Unterschreitung die Schweizerische Nationalbank zu Interventionen – also zu
Euro-Aufkäufen allenfalls in beträchtlichem Umfang – veranlassen würde. Die
Medien sind angesichts solch bedrohlicher Entwicklung mit Schuldzuweisungen rasch
zur Stelle: «Die Spekulanten» würden den Franken und die Schweizerische
Nationalbank «testen», behaupten sie fast unisono. Trifft diese Behauptung zu?
Pensionskassen sind
die grössten Anleger
Die
Schuldzuweisung an Spekulanten ist höchstens teilweise gerechtfertigt. Zu den
bedeutendsten Anlegern insbesondere in Staatspapiere gehören nämlich seit
Jahren die grossen Pensionskassen verschiedener Länder – die kaum pauschal als
«Spekulanten» abgetan werden können.
Das
deutsche Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» hat am 12. Dezember 2011 den
Anlagechef einer Pensionskasse porträtiert, der nicht weniger als 300
Milliarden Euro Pensionskassengelder in den Finanzmärkten anzulegen hat und der
mit seinen Anlagegeldern bis vor kurzem vor allem in jahrelang als besonders
solide, aus Schweizer Sicht konstant als «mündelsicher» eingestuften Euro-Staatspapieren
engagiert war. Angesichts der sich im Euro-Raum gefährlich zuspitzenden
Überschuldungskrise hat sich dieser über 300 Milliarden € Anlagegelder
verfügende, sich Tausenden von «seiner» Pensionskasse angeschlossenen
Arbeitnehmern verpflichtet fühlende Anlagechef gegen Ende 2011 entschlossen,
aus Euro-Staatspapieren vollumfänglich auszusteigen.
Folgenreiche
Entscheidung
Sein
Schritt konnte nicht unbemerkt bleiben – er ist den seiner Kasse
angeschlossenen, für ihren Lebensabend zum Zwangssparen angehaltenen
Mitgliedern über sein Handeln schliesslich Rechenschaft schuldig. Sein
Entscheid – wohl überlegt und nach sorgfältiger Lagebeurteilung in voller
Verantwortung seinen Kassenmitgliedern gegenüber getroffen – fand Beachtung und
beeinflusste das Anlageverhalten anderer markant. Der Entscheid wurde – nicht
zu Unrecht – als Vertrauensentzug gegenüber dem Euro und der EU
gewertet. Der Entscheid fand Nachahmer – bei grösseren wie kleineren Anlegern
und beeinflusste auch den Kurs dieser
Euro-Staatspapiere markant. Das Vertrauen in die Europa zunehmend zerreissende
Kunstwährung Euro wurde einmal mehr erschüttert.
Ist es
gerechtfertigt, diesen Anlagechef, der 300 Milliarden Pensionsgelder so sicher
wie irgendwie möglich anzulegen hat, als «Spekulanten» zu verurteilen? Es gibt
politische Stimmen sowohl in Brüssel als auch in den von der Überschuldung
besonders gebeutelten Euro-Staaten, die verlangen wollen, dass wenigstens die
staatlichen Pensionskassen, jene der Staatsangestellten also, gezwungen
werden sollten, ihre Anlagen in Euro-Staatsanleihen auf
jeden Fall aufrecht zu erhalten. Angenommen, diese Forderung setzt sich
durch – wer trägt dann die Folgen, wenn der Euro eine weitere massive
Entwertung erfährt oder gar kollabiert? Müssten jene Zehntausende, die solchen
an Euro-Staatspapiere gefesselten Kassen zwangsweise angeschlossen sind, den
eintretenden Schaden einfach selber tragen? Oder müssten die ohnehin
rettungslos überschuldeten Staaten für die Renten dieser an schlechte Anlagen
geketteten Kassen garantieren? Woher nähmen diese Staaten das Geld, um die
Haftung für ausfallende Renten überhaupt wahrnehmen zu können? Wäre ihnen im
Dienst einer solcher Haftung zu gestatten, den Euro bewusst zu inflationieren:
diese Kunstwährung also derart zu entwerten, dass schliesslich eine Übernahme
der Rentenpflicht zwar möglich würde, die auszuzahlenden Renten dann aber
wertmässig völlig ausgehöhlt wären?
Verantwortung und
Spekulation
Nein! Der
Pensionskassen-Anlagechef, der dem Werterhalt der ihm anvertrauten
Pensionsgelder höchste Priorität beimisst, kann gewiss nicht als Spekulant
abqualifiziert werden. Sicher gibt es Finanzhaie, die mit der Überschuldung der
Staaten und dem daraus resultierenden, ins Uferlose wuchernden Kreditbedarf
spekulative Operationen abwickeln. Die Überschuldung der Staaten, sowohl der
USA als auch einer dramatisch zunehmenden Zahl von Euro-Staaten, ist indessen
nicht das Werk von Spekulanten. Die Überschuldung des Euro-Raums resultiert
daraus, dass weniger leistungsfähige und auch weniger leistungsbereite
EU-Südstaaten (Griechenland, Italien, Spanien, Portugal und bedrohlicherweise
auch Frankreich) durch Einbindung in die Einheits-Kunstwährung Euro mit der
absurden Begleiterscheinung gleicher Kreditzinsen für alle Euro-Länder
plötzlich zu gleich günstigen – in Wahrheit aber marktverzerrenden –
Bedingungen wie der Exportweltmeister Deutschland Kredit erhielten. Mit der
voraussehbaren Reaktion, dass sich diese Staaten im Vergleich zur Vor-Euro-Zeit
für vermeintlich gleiche Kreditlasten doppelt oder dreimal so gravierend
verschuldet haben. Sie sahen sich schlicht und einfach im Paradies und
glaubten, sich im Rahmen des Euros plötzlich alles leisten zu können.
Solches
haben nicht Spekulanten, solches haben die Politiker verschuldet, die sich über
die grundlegenden Gesetze der Ökonomie mit der von ihnen geschaffenen
Einheits-Kunstwährung Euro hinwegsetzen zu können glaubten. Die Zeit ist
überreif, um die wahrhaft Schuldigen an der Euro-Krise endlich zu
identifizieren. Nicht die Spekulanten, die Politiker sind schuldig. [2]
Strategisches Denken
Kein Land
der Welt ist höher verschuldet als die USA. Wer die Dinge bei ihrem
zutreffenden Namen nennt, bezeichnet die USA heute als «Pleite-Kandidat». Bei
Gesamteinnahmen von 2.174.- Mrd. $ (2.174.000.000.000.-) verzeichnet die USA 2011
ein Haushaltsdefizit von 1.101.- Mrd. $. Washingtons Gesamtverschuldung beträgt
heute 103 % des US-Bruttoinlandprodukts (BIP). Mit anderen Worten: Die Schulden
sind höher als der gesamte Jahres-Wirtschaftsertrag sämtlicher Firmen und
Privaten der USA.
Tiefgreifende
Gewichtsverschiebung
Der im US-Kongress
tobende Streit ums Budget ist in Wahrheit ein Streit um die Position der USA in
der Welt. Die USA veranschlagten ihren Verteidigungs-Etat 2011 auf 768 Mrd. $.
Armee-Ausgaben in dieser Höhe kann sich Washington nicht mehr leisten. Die
Verteidigungskapazität werde, erklärte kürzlich Präsident Obama,
zurückgenommen: Die USA müsste gleichzeitig irgendwo in der Welt bloss noch
einen Krieg führen können; bis anhin zielte die US-Doktrin darauf ab, zwei
Kriege gleichzeitig führen (und gewinnen) zu können. Wie im Irak und
Afghanistan. Zwei Kriege, die – gemessen an den ursprünglichen Kriegszielen –
allerdings verloren gingen. Leidliche Gesichtswahrung beim Rückzug war alles,
was erreicht werden konnte. Die Welt erlebt eine dramatische machtpolitische, und
in deren Gefolge auch wirtschaftliche Gewichtsverlagerung: Weg von der in ihrer
Überschuldung gefangenen Alten Welt – hin zu den aufstrebenden Mächten in
Fernost.
Und die Schweiz?
Eigentlich
kennt die Schweiz die bewährten Verhaltensregeln, die das eigene Überleben in
Unabhängigkeit und Selbstbestimmung auch angesichts weltpolitischer
Erschütterungen am ehesten sichern: Nicht-Einmischung und Nicht-Parteinahme bei
Machtverschiebungen globalen Ausmasses. Zurückhaltung, «Stillesitzen», Offenheit
in den Wirtschaftsbeziehungen: als Land ohne Rohstoffe ist ein Wirtschaftsrückzug
auf sich selbst undenkbar. Sorgfältige Pflege der eigenen Stärken: Der
Stabilität dank direkter Demokratie. Und angesichts der als rettungslos
erscheinenden Überschuldung von EU und USA ist der Erhalt einer soliden,
stabilen Währung als Fundament eigenständiger, unserem Land dienender
Währungspolitik heute unverzichtbar. Und dann müssen vorurteilslose
Lagebeurteilung und strategisches Urteilsvermögen wieder geschärft werden. Vor
etwa zwei Jahren wurde der Chef unserer Armee, Kkdt André Blattmann, von einem Armeegegner
angegangen, von wo in Europa heute überhaupt noch Unruhe ausgehen könne.
Blattmann nannte – Monate vor Ausbruch der grossen Euro-Krise – Athen. Und
erntete seitens der Linken eine wortreiche demonstrative Entrüstung: Es sei
verwerflich, einen «befreundeten EU-Staat» als Unruheherd zu bewerten…… Blattmann
– das weiss heute jedermann – urteilte lagegerecht. Wenn die EU – wie das
derzeit offensichtlich ist – ihre weniger leistungsbereiten Südländer in die
Armut treibt, wird die Zahl der Unruheherde in unserer Umgebung zunehmen.
Politiker brauchen nichts zu beschönigen, dürfen uns keinen Sand in die Augen
streuen und dürfen Augen und Ohren vor tektonischen Verschiebungen im
Machtgefüge der Welt nicht verschliessen. Sie haben – rechtzeitig, also
heute – alle Vorkehrungen zu treffen, damit unserem Land und unserer
Bevölkerung Unruhen erspart bleiben. Dafür - in allererster Linie dafür - sind
sie gewählt worden. [3]
[1] http://www.gesunde-waehrung.ch/downloads/120124-goldstueck.pdf 24. 1. 12
24. 1.
12 Gesunde
Währung, Postfach 23, 8416 Flaach
http://www.gesunde-waehrung.ch/
Für
höhere Goldreserven
Gegen
die uferlose Verschuldung der Staatshaushalte
Gegen
die Geldentwertung auf Kosten der Sparer und Steuerzahler
[2] http://www.schweizerzeit.ch/cms/index.php?page=/News/Alles_nur_Spekulanten-475
27. 1. 12
[3] http://www.armee-volltreffer.ch/infos/-2012/strategisches-denken.html 26. 1. 12
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