Die Destabilisierung Syriens und die Ausweitung des Kriegs im mittleren Osten - Von Michel Chossudovsky 03.07.2011 22:44
Was sich in Syrien abspielt, ist ein bewaffneter Aufstand, der von ausländischen Mächten verdeckt unterstützt wird, u. a. von der USA, der Türkei und Israel.
Bewaffnete
Aufständische, die zu islamistischen Organisationen gehören, sind über die
Grenzen Syriens mit der Türkei, mit dem Libanon und mit Jordanien eingesickert.
Das US-Außenministerium hat bestätigt, daß es den Aufstand unterstützt. Die USA
baut ihre Kontakte zu Syrern, die
auf einen Regimewechsel in ihrem Land hinarbeiten, aus. Das hat Victoria Nuland, eine
Mitarbeiterin des US-Außenministeriums, zugegeben. »Wir haben Kontakte
zu Syrern, die einen Wechsel herbeiführen wollen, im In- und Ausland geknüpft«,
sagte sie. Nuland hat auch bestätigt, daß Barack Obama den syrischen
Präsidenten Baschar Assad angerufen und ihn aufgefordert hat, Reformen
einzuleiten oder die Macht abzugeben. 1
Die
Destabilisierung der Souveränität Syriens und des Libanons wird seit mindestens
zehn
Jahren von dem aus der USA, der NATO und Israel bestehenden Militärbündnis
geplant. Die Aktion gegen Syrien ist Teil eines ›militärischen Fahrplans‹,
einer Folge von Militäroperationen. Nach
Aussage des ehemaligen NATO-Kommandeurs General Wesley Clark hat das Pentagon
den Irak, Libyen, Syrien und den Libanon als Zielländer für Interventionen der
USA und der NATO vorgesehen. »[Die] auf 5 Jahre angelegte Kampagne [umfasst] ….
insgesamt sieben Staaten: Erst den Irak, dann Syrien, den Libanon, Libyen, den
Iran, Somalia und den Sudan.« [Aussage eines Pentagon-Offiziellen, zitiert nach
General Wesley Clark]. In seinem Buch ›Winning
Modern Wars‹ schreibt Clark auf Seite
130: »Als
ich im November 2001 wieder einmal im Pentagon war, hatte einer der höheren Stabsoffiziere
Zeit für ein Gespräch. Er erzählte, daß es bald zum Krieg gegen den Irak kommen
werde, es sei aber noch mehr geplant. Der Irak-Krieg werde nur Teil einer 5jährigen
Kampagne gegen insgesamt sieben Länder sein; mit dem Irak werde begonnen, dann
sollten Syrien, der Libanon, Libyen, der Iran, Somalia und der Sudan folgen. Er
klang aufgebracht, fast so, als könnte er das Gesagte selbst nicht glauben. Ich
beendete das Gespräch, weil ich solche Dinge nicht hören wollte. Ich wollte auch
nicht, daß es dazu kommt. .... An diesem Nachmittag verließ ich das Pentagon sehr betroffen.« Ziel
ist es, den syrischen Staat zu destabilisieren und mit der verdeckten
Unterstützung eines bewaffneten Aufstands durch islamistische Milizen einen ›Regimewechsel‹ herbeizuführen.
Desinformation durch
die Medien
Obwohl die
westlichen Medien darüber informiert sind, daß es sich um einen bewaffneten
Aufstand
handelt, berichten sie das nicht. Wenn sie die Fakten anerkennen und
analysieren
würden,
könnten wir die gegenwärtigen Ereignisse ganz anders einschätzen. Stattdessen
melden sie immer wieder, daß die Streitkräfte und die Polizei Syriens immer
mehr friedlich protestierende Zivilisten rücksichtslos umbringen. Syrischen
Pressemeldungen zufolge gab es jedoch von Beginn der Protestbewegung an
Schusswechsel zwischen bewaffneten Aufständischen und der Polizei, mit
Verlusten auf beiden Seiten. Der Aufstand begann Mitte März in der Grenzstadt
Daraa, 10 km von der jordanischen Grenze entfernt. Die am 18. März in Daara
beginnenden ›Proteste‹ wiesen alle Merkmale eines
inszenierten Ereignisses auf und wurden höchstwahrscheinlich durch vom Mossad und/oder
von westlichen Geheimdiensten instrumentalisierte islamistische Terroristen
ausgelöst. Nach syrischen Regierungsquellen spielten dabei radikale
salafitische Gruppen, die von Israel unterstützt werden, eine wichtige Rolle. 2 In anderen Berichten wird
auf die Rolle Saudi-Arabiens bei der Finanzierung der Protestbewegung
hingewiesen. Was sich in Daara in den auf die auslösenden Zusammenstöße am 17.
und 18. März folgenden Wochen entwickelte, ist die Konfrontation zwischen der
Polizei und den Streitkräften Syriens auf der einen und Gruppen von bewaffneten
Terroristen und Scharfschützen, die in die Potestbewegung eingesickert sind,
auf der anderen Seite. Schon in den ersten Berichten aus Syrien wurde deutlich,
daß viele der Protestierenden keine friedlichen Demonstranten, sondern
eingeschleuste Terroristen waren, die vorsätzlich mordeten und Brände legten.
Die Überschrift eines Berichtes in einer israelischen Zeitung faßt zusammen,
was geschah: ›Syrien - Sieben
Polizisten getötet, Gebäude von Protestierenden in Brand gesetzt‹. 3
Die Rolle der Türkei
Das
Zentrum des Aufstands hat sich jetzt in die kleine Grenzstadt Jisr al-Shughour
verlagert,
die 10 km
von der türkischen Grenze entfernt ist. Über die türkische Grenze sind
bewaffnete Provokateure nach Jisr al-Shughour gekommen, ein Städtchen, das
44.000 Einwohnern hat. Nach Berichten haben daraufhin Mitglieder der Muslimbruderschaft
4 im Nordwesten Syriens zu
den Waffen gegriffen. Es gibt Anzeichen dafür, daß der Geheimdienst und das
Militär der Türkei dieses Einsickern unterstützen. Es gab keine Massenproteste
von Zivilisten in Jisr al-Shughour. Die örtliche Bevölkerung geriet aber ins
Kreuzfeuer. Die Kämpfe zwischen bewaffneten Rebellen und Regierungstruppen
haben eine Flüchtlingswelle ausgelöst, die ins Zentrum der Aufmerksamkeit der
Medien gerückt ist. Im Gegensatz dazu gab es in Syriens Hauptstadt Damaskus, in
der sich die Zentralen der sozialen Bewegungen befinden, (friedliche) Massenversammlungen, die eher
Unterstützung für als Opposition gegen die Regierung ausdrückten. Präsident
Baschar al Assad wird häufig mit den Präsidenten Ben Ali von Tunesien und Hosni
Mubarak von Ägypten verglichen. Die Mainstream-Medien versäumen es jedoch,
dabei zu erwähnen, daß der syrische Präsident Al Assad trotz seines autoritären Regimes
eine populäre Figur ist, die von großen Teilen der syrischen Bevölkerung
unterstützt wird. Daß sich am 29. März an einer großen Kundgebung in Damaskus
nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters › mehrere zehntausend
Anhänger‹ des Präsidenten Al Assad beteiligten,
fand in den westlichen Medien kaum Erwähnung. Stattdessen verkauften sie ihren
Lesern und Zuschauern unter Verdrehung der Tatsachen Bilder und Videos von
mehreren Pro-Regierungs-Demos als Belege für Massenproteste gegen den syrischen
Präsidenten und seine Regierung. Am 15. Juni bewegte sich ein Zug von Tausenden
von Menschen und mehreren Kilometern Länge mit einer 2,3 km langen syrischen
Fahne entlang einer großen Autostraße in Damaskus. Die westlichen Medien
berichteten zwar über diese Demonstration, spielten sie aber als irrelevant
herunter. Das syrische Regime ist zwar nicht demokratisch, die Militärallianz
zwischen der USA, der NATO und Israel beabsichtigt aber keineswegs, die
Demokratie in Syrien zu fördern. Das Gegenteil ist der Fall. Washington
will nur ein Marionettenregime installieren.
Die
Medienkampagne dient dem Ziel, Al Assad zu dämonisieren und Syrien als
säkularen
Staat zu
destabilisieren. Das zuletzt genannte Ziel soll durch die verdeckte Unterstützung
verschiedener
islamistischer Organisationen erreicht werden: »Syrien wird von einer autoritären
Oligarchie beherrscht, die mit brutaler Gewalt gegen die Bürger vorgeht ….... Die Unruhen in Syrien haben jedoch sehr
komplexe Ursachen. Sie können nicht nur als aufrichtiges Streben nach Freiheit
und Demokratie angesehen werden. Die USA und die EU versuchen den Aufruhr in
Syrien auszunutzen, um die syrische Führung unter Druck zu setzen und
einzuschüchtern. Aber auch Saudi-Arabien, Israel, Jordanien und das Bündnis vom
14. März haben bei der Inszenierung des bewaffneten Aufstands eine Rolle
gespielt. Die Gewalt in Syrien wurde unter Ausnutzung der inneren Spannungen
von außen in das Land hineingetragen. ….... Nicht nur mit den gewaltsamen
Reaktionen der syrischen Armee, sondern auch mit Lügen und Fälschungen machen
die Medien Stimmung. Die USA und die EU haben bestimmte Elemente
der syrischen Opposition außerdem mit Geld und Waffen versorgt. Geld
ist auch obskuren, wenig renommierten syrischen Oppositionellen im Ausland
zugeflossen, und insgeheim wurden Waffen aus Jordanien und aus dem Libanon nach
Syrien geschmuggelt.« 5
Das Militär- und Geheimdienstabkommen
zwischen Israel und der Türkei
Die
geopolitischen Auswirkungen dieses Prozesses der Destabilisierung sind
weitreichend,
denn die
Türkei ist an der Unterstützung der Rebellen beteiligt. Die türkische Regierung
hat die syrischen Oppositionsgruppen, die den bewaffneten Aufstand
vorantreiben, geduldet, als sie sich noch im Exil in der Türkei befanden. Die
Türkei setzt die Regierung in Damaskus unter Druck, damit sie der Forderung
Washingtons nach einem Regimewechsel nachkommt. Die Türkei hat eine
starke Armee und ist Mitglied der NATO. Außerdem besteht zwischen Israel und
der Türkei schon lange ein Militär- und Geheimdienstabkommen, das
ausdrücklich gegen Syrien gerichtet ist.
......
Eine 1993 vereinbarte Absichtserklärung führte zur Einrichtung eines ›gemeinsamen israelisch-türkischen
Komitees‹ zur Erkennung regionaler
Bedrohungen. Laut dieser Erklärung haben die Türkei und Israel vereinbart, ›bei der Sammlung geheimdienstlicher
Erkenntnisse über Syrien, den Iran und den Irak zusammenzuarbeiten und sich
regelmäßig zu treffen, um Bewertungen zum Terrorismus und zu den militärischen Fähigkeiten
dieser Länder auszutauschen‹ ...... Die Türkei hat der Armee und den
Sicherheitskräften Israels erlaubt, von türkischem Boden aus auf elektronischem
Weg Informationen über Syrien und den Iran zu sammeln. Im Gegenzug war Israel
der Türkei bei der Ausrüstung und Ausbildung von türkischen Sicherheitskräften
behilflich, die im Antiterrorkrieg entlang den Grenzen zu Syrien, dem Irak und
dem Iran eingesetzt werden.
Bereits
unter der Clinton-Regierung hatte sich eine militärische Dreiecksverbindung
zwischen der USA, Israel und der Türkei herausgebildet. Dieser ›Dreierbund‹, der letztlich vom US-Generalstab befehligt wird, integriert und
koordiniert militärische Entscheidungen der drei Staaten, die sich auf die
Großregion Mittlerer Osten beziehen. Er basiert auf den engen militärischen
Beziehungen Israels und der Türkei zur USA und starken bilateralen
militärischen Beziehungen zwischen Tel Aviv und Ankara. ..….. Dieser Dreierbund
wird durch eine 2005 zwischen der NATO und Israel geschlossene Kooperationsvereinbarung
ergänzt, die ›viele Bereiche von
gemeinsamem Interesse wie den Kampf gegen den Terrorismus und gemeinsame
Militärmanöver umfaßt. Diese militärische Zusammenarbeit mit der NATO wird von
israelischen Militärs auch als Mittel angesehen, die Abschreckungsfähigkeit
Israels in Bezug auf potentielle Feinde zu erhöhen, hauptsächlich gegenüber dem
Iran und Syrien.‹ 6
Die verdeckte
Unterstützung der bewaffneten Aufständischen in Syrien durch der Türkei oder
von Jordanien aus wird zweifellos im Rahmen des Militär- und
Geheimdienstabkommens zwischen der Türkei und Israel koordiniert.
An einem gefährlichen
Scheideweg
Israel und
die NATO haben 2005 eine enge militärische Zusammenarbeit vereinbart. Durch
diesen Kooperationsvertrag ist Israel faktisch zum Mitglied der NATO geworden.
Sollte die NATO einen Militäreinsatz gegen Syrien starten, wären wegen dieses Abkommens
höchstwahrscheinlich auch israelische
Truppen daran beteiligt. Auch die Türkei würde ein aktive Rolle dabei spielen. Eine
mit vorgeschobenen humanitären Gründen getarnte Militärintervention der NATO in
Syrien würde zur Ausweitung des von der USA und der NATO geführten Krieges auf
ein riesiges Gebiet führen, das sich von Nordafrika über den Mittleren Osten
bis nach Zentralasien, vom östlichen Mittelmeer über Afghanistan und Pakistan
bis zur Grenze Chinas erstreckt. Sie würde auch einen Prozess der politischen
Destabilisierung im Libanon, in Jordanien und in Palästina hervorrufen und die
Bühne für einen Konflikt mit dem Iran bereiten.
Quelle:
http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_11/LP09811_240611.pdf 24.06.11
Friedenspolitische
Mitteilungen aus der US-Militärregion Kaiserslautern/Ramstein
LP 098/11;
die Übersetzung des Artikels verdanken wir dieser Stelle
http://www.globalresearch.ca/index.php?context=va&aid=25312 17. 6. 11 The
Destabilization of Syria and the Broader Middle East War - By Michel
Chossudovsky
Informationen
zum Autor unter http://de.wikipedia.org/wiki/Michel_Chossudovsky
1
Voice of Russia, 17. Juni 2011
2
http://de.wikipedia.org/wiki/Salafiyya
3
http://www.globalresearch.ca/index.php?context=va&aid=24591 3. 5. 11
»SYRIA:
Who is Behind The Protest Movement? Fabricating a Pretext for a US-NATO ›Humanitarian Intervention‹« by Michel Chossudovsky
4 siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Muslimbr%C3%BCder
5 Zitiert aus ›America's Next War Theater: Syria and Lebanon?‹ Von Mahdi Darius
Nazemroaya auf http://globalresearch.ca/index.php?context=va&aid=25000 10. 6. 2011
6
Siehe Michel Chossudovsky ›Triple Alliance‹: The
US, Turkey, Israel and the War on Lebanon auf http://www.globalresearch.ca/index.php?context=va&aid=2906 6. 8. 2006
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