Harte Kritik an Anti-Atom-Bewegung und Ökodiktatur 05.06.2011 23:58
Der hastige Atomausstieg der deutschen Regierung stößt international und zunehmend auch im Inland auf Widerstand.
Am 23. Mai
warnte der Chef der Internationalen Energieagentur (IEA), Nobuo Tanaka, in einem
Interview mit der Financial Times
Deutschland, der deutsche Alleingang beim Ausstieg aus der Kernenergie
stelle eine Gefahr für die Versorgungssicherheit in ganz Europa dar: »Es geht
nicht um ein deutsches, es geht um ein europäisches Problem.« Die Energiepolitik in Europa müsse
gemeinschaftlich entschieden werden, sonst würden »Nachhaltigkeit und
Versorgungssicherheit in ganz Europa geopfert.« Auf dem G-8-Gipfel in Deauville vom 26. 5. 11 weigerten sich die
anderen sieben Regierungen, auf die von Bundeskanzlerin Angela Merkel
angestrebte ›Energiewende‹ einzugehen. Als Reaktion auf den
Unfall von Fukushima einigte man sich nur auf häufigere Sicherheitsüberprüfungen
von Kernkraftwerken. Außer in Deutschland will man jedoch keine außer Betrieb
nehmen. In der BRD warnten die vier großen KKW-Betreiber RWE, E.ON, Vattenfall
und EnBW, daß es große Stromausfälle geben könne, wenn die Regierung den
geplanten Atomausstieg umsetze und versuche, das Land völlig auf erneuerbare
Energien umzustellen. Indirekt befaßte sich auch das TAB, das ›Büro für Technikfolgenabschätzung‹, mit dem Thema, als es dem
Bundestagsausschuß für Forschung und Bildung eine Studie vorlegte, der zufolge
ein Stromausfall von mehr als 2 Wochen Deutschland
und seine Industrie zum völligen Zusammenbruch brächte.
Ein
massiver Angriff auf die Pläne des WBGU - des ›Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale
Umweltveränderungen‹ - für die
sogenannte ökologische ›Große Transformation‹ erschien am 27. 5. 11 in der Welt. Der Kommentar von Fritz
Vahrenholt, Leiter der Sparte für erneuerbare Energien bei RWE INNOGY, trug die
Überschrift ›Wir rutschen Hals über
Kopf in die Ökodiktatur‹. Er
verurteilt die Ziele des WBGU als jakobinisch und undemokratisch. Sie ließen
sich auf demokratischem Wege niemals erreichen. »Folgerichtig stellt der WBGU
offen heraus, daß die Dekarbonisierung der Gesellschaft nur durch die Beschränkung
der Demokratie erreicht werden kann - national wie international.
International fordert der WBGU einen ›Weltsicherheitsrat‹ für Nachhaltigkeit. Die für
Deutschland vorgeschlagene ›Zukunftskammer‹ wird ausdrücklich nicht demokratisch
besetzt und würde die Befugnisse des Parlaments begrenzen.« Vahrenholt schreibt ferner: »Der
Preis für den utopischen Klima-Jakobinismus des WBGU ist zu hoch. Demokratische
Institutionen, die Freiheit der Lebensführung und das Recht auf materiellen
Wohlstand dürfen ihm nicht geopfert werden. .... Dabei mehren sich ohnehin die
Zeichen, daß das Antriebsmoment für die ›Große
Transformation‹ erlahmen wird, da
die Klimaerwärmung seit 12 Jahren zum Stillstand gekommen ist und sich
die wissenschaftlichen Stimmen (außerhalb des WGBU und des Potsdam-Instituts)
mehren, daß wir vor einer langjährigen Abkühlungsphase des Klimas stehen.«
Am 28. 5.
veröffentlichten die Betriebsräte der deutschen Kernkraftwerke einen Aufruf an
die Bundesregierung, ihren übereilten Ausstieg aus der Kernenergie
zurückzufahren. Es gehe dabei um 30.000 Arbeitsplätze in ihrem Sektor und
weitere 90.000 in Zulieferbetrieben. »Wir sind hier in Deutschland, nicht in
Japan«, schreiben sie. »Wir
haben dazu beigetragen, daß unser Industrieland immer genügend bezahlbare
Energie hatte, unstrittig eine wichtige Grundlage für die positive Entwicklung
unseres Landes in den letzten Jahrzehnten.« 1
Ein wenig
verheißungsvolles Bild zeichnet Klaus Peter Krause 2:
»Stromausfälle
kennen die Menschen in Deutschland bisher nur aus Nachrichten von anderen
Ländern. Das wird sich ändern. Stromausfälle stehen auch hierzulande bevor, als
Eigenerlebnis zuhause (beim Kühl- und Tiefkühlschrank, beim Kochen am
Elektroherd, beim Staubsaugen, Geschirrspülen, Wäschewaschen, Heizen, Surfen im
Internet, Fernsehen) und außerhalb der Wohnung am Arbeitsplatz, im Bahnverkehr,
in der Wasserversorgung, in der Verkehrsregelung, in den Kühlhäusern, bei den
Geldautomaten. Ohne Strom geht heute fast nichts mehr. Solche Eigenerlebnisse
werden Erweckungserlebnisse sein: ›So
haben wir das Umsteigen auf ›die
Erneuerbaren‹ aber nicht gewollt.‹
Stromausfälle:
die unausweichliche Folge jener Politik,
- die den
Strombedarf einer hochentwickelten Industrienation mehr und mehr (und eines
Tages nur) mit Windkraft und Sonnenschein auf Fotovoltaik-Dächer decken zu
können glaubt,
- die angstschürend
und wider besseres Wissen ihre Stromerzeugung aus Kernkraft aufgibt,
- die
wegen des CO2-Ausstoßes
letztlich auch die Kohle- und Gaskraftwerke durch ›die Erneuerbaren‹ ersetzen
will,
- die
dieses technisch-anthropogene CO2
unbewiesen als ›Treibhausgas‹ verteufelt und
- die das
diktatorische Vermeiden dieses CO2
den Menschen als Klimaschutz vorgaukelt.
Stete Stromversorgung
durch Sonne und Wind ist illusorisch: Da der Wind unstetig weht, die Generatoren bei
Windstärken unter 3 m/s überhaupt keinen Strom erzeugen und bei
zu starkem Wind sofort abgestellt werden müssen, erreichen
Windkraftanlagen im Jahresdurchschnitt allenfalls 20 % ihrer Nennleistung, auf
See nur bis zu 30 %. In Deutschland treiben inzwischen (Stand vom 31. Dezember
2010) 21 607 Anlagen mit einer Nennleistung von über 27 214 MW ihr
kostspieliges Unwesen. Für deren fehlende Leistung von
durchschnittlich 80 % müssen stets herkömmliche, mit Kohle, Gas,
Kernenergie oder Wasser betriebene Kraftwerke bereitstehen, um die Fehlmengen
sofort zu liefern (›Schattenkraftwerke‹). Diese müssen häufig außerhalb ihres
günstigen Wirkungsgradbereiches gefahren werden, weil der Windstromanteil
schwankt, aber die Stabilität des Stromnetzes erhalten bleiben muß. Und auf die
Sonne ist in unseren Breiten ebenfalls kein Verlaß. Tagsüber scheint sie mal und
mal nicht, im Winter ohnehin schwächer, und nächtlichen Sonnenschein werden die
Menschen ebenso wenig hinbekommen, wie sie das ›Klima schützen‹ können.
Ohne diese ›Schattenkraftwerke‹ ist eine stetige und verläßliche
Stromversorgung durch Wind und Sonne mit den benötigten Mengen wie bisher zu
jeder Tages- und Nachtzeit illusorisch.
Die stabile Netzspannung ist in
Gefahr
Je mehr
Wind- und Photovoltaik-Strom, desto instabiler die Netzspannung. Früher war die
Verteilung des Stroms vergleichsweise einfach. Produziert wurde er fast nur von
den Versorgern und überwiegend in Großkraftwerken. Das war stromtechnisch
vergleichsweise einfach zu steuern. Aber mit dem Ausbau des ›erneuerbaren‹ Wind- und Photovoltaikstroms schwankt die Produktion: abhängig
von Wetter und Tageszeit. Zudem wird der Strom dezentral produziert und ist so
nur schwer zu kalkulieren. Selbst Privathaushalte speisen Elektrizität, die sie
von Solardächern gewonnen haben, ins Netz ein. Die Versorgung ist daher nur
schwer zu steuern, die Stromspannung nur schwer für die nötigen 50 Hz zu
stabilisieren. Stromausfälle sind damit gleichsam programmiert, als seien sie ein
festes, noch aber verheimlichtes Programm. Die deutschen Stromerzeuger und
Hunderte Kommunalversorger müssen ihre Netze im nächsten Jahrzehnt gegen die
künstlich herbeigeführte Instabilität sichern. Der wetterwendische und
dezentral erzeugte Wind- und Fotovoltaik-Strom treibt das Land also auch in
einen riesigen Umbau des Stromnetzes, was den Strom zusätzlich verteuert.
Deutschland soll mit einem zusätzlichen und technisch neuen Stromleitungsnetz (›smart grids‹) überzogen werden, tausende von Kilometern lang. Dafür sind Milliardeninvestitionen
nötig, um zur einstigen Netzstabilität zurückzufinden. Aber Planung,
Durchsetzung gegen Bürger-Widerstand und Bau dauern viele, viele Jahre, von
der zusätzlichen Landschaftszerstörung ganz abgesehen. Bis dahin werden
sich Bürger und Unternehmen in Deutschland auf Stromausfälle einstellen müssen.
Auf dem Weg in die
Verarmung
Wer ein
hochindustrialisiertes und in allem stromabhängiges Land in eine solche Gefahr
bringt, führt es in die Deindustrialisierung. Wie schon
politisch, hat Deutschland dann auch wirtschaftlich nicht mehr viel zu melden.
Deutschland begibt sich in schleichende Verarmung und zieht seine Bewohner
dabei mit. Auf andere Weise hat die politische Führung Deutschlands diesen Weg
ebenfalls schon beschritten: so durch ihre Politik der staatlichen
Überschuldung, durch Deutschlands Selbstentmachtung innerhalb der Europäischen
Union, seine sklavische Euro-Politik in der EU-Währungsunion, sein Mitwirken am
Ausschalten der Maastricht-Stabilitätskriterien und das Retten unsolider
Euro-Staaten als Hauptzahler mit dem Steuergeld seiner Bürger.
1 Strategic Alert, Jahrgang 25, Nr.
22 vom 1. Juni 2011
2 Quelle: Dr. Peter Krause ›Stromausfälle hautnah‹
auszugsweise;
alle Hervorhebungen durch politonline
http://kpkrause.de/?p=1427#more-1427 30. 5. 2011 und
http://ef-magazin.de/2011/06/01/3015-energiewende-teil-2-stromausfaelle-hautnah
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