Besuch aus den Niederlanden

Geert Wilders, der auf Einladung von René Stadtkewitz am 2. Oktober nach Berlin kam, erzeugte die üblichen Proteste,

die man bei Reden von national gesinnten Politikern, die von der Presse gemeinhin als Rechtspopulisten abgetan werden, erwarten kann. Wilders sprach vor mehreren Hundert Zuhörern. Seiner Einschätzung nach breitet sich der Islam durch die Einwanderung aus, während der Westen keine Strategie hat, wie damit umzugehen sei. Zugleich stellte sich  Wilders an die Seite von Thilo Sarrazin. Die Debatte um dessen umstrittene Thesen zur Integration sei Ausdruck dafür, dass «Deutschland mit sich ins Reine komme», erklärte Wilders. Polizeiangaben zufolge nahmen insgesamt rund 120 Demonstranten an den Protesten teil, es ist jedoch alles friedlich verlaufen ….  Stadtkewitz, der mehr als 10 Jahre lang ein Mann der CDU war und auf Grund der Einladung an Wilders aus der CDU-Fraktion des Abgeordnetenhauses ausgeschlossen wurde, ist der Auffassung, »dass heute viele in der CDU nicht mehr wissen, was deutsche Interessen sind. Unter Angela Merkel ist die CDU in eine diffuse Mitte gedriftet. Leute wie der Mann aus dem bürgerlichen Pankow erleben das als Verlust der politischen Heimat.« Stadtkewitz hat daraus die schärfste denkbare Konsequenz gezogen: Er will eine neue Partei, die Freiheitspartei, gründen. Während man auf den Schildern der Demonstranten das Übliche las, so etwa »Berlin gegen Nazis« oder »Sofortige Auflösung aller faschistischen und rassistischen Organisationen«, brachte die Berliner Morgenpost einen Bericht, der einen unmittelbar an die von Sarrazin geschilderten Verhältnisse denken lässt, die sich aber offenbar keiner der Demonstrierenden vor Augen hält:
 
Wie Araber und Türken deutsche Schüler mobben
Die Zustände an Berlins Problemschulen standen am Sonntag, 3. 10., im Mittelpunkt einer Gewerkschaftstagung. Dabei wurden haasträubende Dinge geschildert. Wo ausländische Schüler in der Überzahl sind, steht Mobbing auf der Tagesordnung. Mit dem brisanten Thema der Deutschenfeindlichkeit an Berliner Schulen hat sich die Bildungsgewerkschaft GEW im Rahmen einer eintägigen Fachtagung in Berlin befasst. Anlass der Debatte ist ein Artikel in der GEW-Zeitschrift blz vom November 2009, worin berichtet wurde, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund in manchen Schulen, in denen sie die Mehrheit bilden, durch deutschenfeindliche Äußerungen und Mobbing von deutschen Mitschülern auffallen.
 
Wie der Alltag an Schulen in Brennpunktkiezen aussieht, berichtete Mechthild Unverzagt, Lehrerin an der Otto-Hahn-Gesamtschule in Nord-Neukölln: Die Ghettoisierung sei in den vergangenen Jahren stark vorangeschritten. Familien, die es sich leisten könnten und aus besseren Bildungsschichten kämen, hätten den Kiez bereits verlassen. In der Schule lernten zu 80 % Kinder nicht deutscher Herkunftssprache, die oft türkisch- oder arabischstämmig seien. Insgesamt kämen die Schüler eher aus bildungsfernen Schichten. Das treffe auch auf die wenigen Kinder deutscher Herkunftssprache zu. Tonangebend seien die arabisch- und türkischstämmigen Schüler, schon allein deshalb, weil sie die Mehrheit bildeten. »Wenn es in der Schule Unterricht gibt, erleben diese Schüler Mißerfolge, also tun sie alles, um diesen Unterricht nicht anfangen zu lassen«, so Unverzagt. Der Boykott des Unterrichts und die Respektlosigkeit gegenüber den Erwachsenen bringen den Schülern Punkte in ihrer Gruppe. Mit ihrem Verhalten, so die Einschätzung der Lehrerin, würden sie ihr Selbstwertgefühl stärken. Unterricht sei das, was diese Schüler am wenigsten wollten. Ein  strebsamer türkischstämmiger Schüler sei von seinen Schulkameraden als homosexuell diffamiert worden, dies wegen seiner Leistungsbereitschaft. Wer Leistung bringen will, wird fertig gemacht: »Grundsätzlich wird alles gemobbt, was anders ist«, sagte Unverzagt. Vor allem leistungswillige Schüler würden diskriminiert. Dabei spiele es keine Rolle, ob es sich um einen Schüler deutscher oder nicht deutscher Herkunft handle. Allerdings gebe es auch eine gewisse Deutschenfeindlichkeit, räumte Unverzagt ein. Die deutschen Schüler hätten alle Qualitäten von Opfern: Sie kämen zumeist aus zerrütteten Familien und seien in der Minderheit. Aus Angst vor Übergriffen durch andere Schüler versuchten sie, sich unsichtbar zu machen. Der ehemalige Kreuzberger Schüler Salahdin Said bestätigte, dass einige deutsche Schüler zu kurz kämen; meistens werde in den Pausen Arabisch gesprochen. Die Lehrer müssten durchsetzen, dass Deutsch gesprochen wird, meinte er. Zudem sollten die Pädagogen klare Regeln aufstellen. [1]
 
 
1 Berliner Morgenpost vom 4. Oktober 2010 07:59 - Wie Araber und Türken deutsche Schüler mobben - Von Tanja Kotlorz