USA kolonialisiert Finanzmärkte - Von Ulrich Schlüer

Die US-Steuerbehörde will US-Bürger daran hindern, künftig auch nur Teile ihres Vermögens auf nicht-amerikanischen Banken anzulegen.

US-Kolonialisierung aller Finanzmärkte scheint das Ziel zu sein. Soeben hat der amerikanische Kongress ein neues, einschneidendes Gesetz erlassen. Fortan dürfen Einwohner der USA nur noch auf solchen nicht-amerikanischen Banken Vermögensteile anlegen, welche der US-Steuerbehörde den vollumfänglichen Durchgriff auf alle Daten ihrer US-Kunden vertraglich zusichern. Noch mehr: Alle nicht-amerikanischen Banken, wo immer auf der Welt sie auch stehen, müssen sich, wenn sie US-Kunden behalten wollen, vertraglich verpflichten, Steuerpolizei-Aufgaben für die USA zu übernehmen. Einen ähnlichen Versuch, ausländische Finanzmärkte zu kolonialisieren, hat die Welt bisher nicht gesehen.

USA in der Schuldenfalle
Die Administration Obama, welche diese Kolonialgesetzgebung durchgesetzt hat, nimmt damit offensichtlich in Kauf, dass Banken ausserhalb der USA jegliche Kundenbeziehung zu Amerikanern abbrechen. Die Vermögenden in der USA werden gleichsam ins eigene Land eingesperrt. Welches sind nun die Hintergründe dieser finanzpolitischen Fesselung aller US-Einwohner ans US-Bankensystem?
 
Die Massnahme verrät, in welchem Ausmass die Finanz- und Wirtschaftskraft der USA von der mit normalen Mitteln nicht mehr zu bewältigenden Überschuldungskrise bedroht ist. Dass die USA weltweit am höchsten verschuldet ist, ist zwar nicht neu. Neu aber ist, dass die USA ihre Schuldscheine - gleichsam die Zeugnisse der notorisch negativen US-Zahlungsbilanz -nicht mehr wie bisher zu vergleichsweise niedrigen Zinsen im Ausland absetzen können. China wurde auf diesem Weg zum Hauptgläubiger der USA. Aber China will diese Rolle nicht länger spielen. Es tauscht seine exorbitanten Dollar-Reserven Schritt für Schritt gegen Sachwerte ein: Gegen afrikanische Rohstoff-Minen und die dazugehörigen Verarbeitungsanlagen. Auch Volvo wurde mit Dollar-Reserven erworben. Und China setzt seit Monaten mehr US-Schuldscheine ab, als es neue kauft. Das ist für die USA brandgefährlich. Müssen, um neue Käufer für US-Schuldscheine zu gewinnen, die Zinsen erhöht werden, droht der USA eine Inflations-Explosion. Die USA sitzt rettungslos in der Schuldenfalle.
 
Eine neue Mauer
Diesem Verhängnis scheint Washington entgehen zu wollen, indem es den Amerikanern den Zugang zu ausländischen Banken verbietet. Eine Mauer wird errichtet, die Vermögensabfluss zu verhindern hat. Damit will die USA die Amerikaner zwingen, jene US-Schuldscheine zu kaufen, welche China und weitere ausländische Staaten nicht mehr kaufen. Diese (durch und durch sozialistische!) Zwangs-Gesetzgebung ist ein Alarmzeichen: Mit schwerwiegenden Währungsturbulenzen ist zu rechnen.
 
Absicherung
Wer den eigenen Staat, den eigenen Finanzplatz, das eigene Vermögen aus den Gefahren solcher Turbulenzen heraushalten will, muss eine solide Absicherung ins Auge fassen: Die Absicherung durch Gold. Das gilt für die staatlichen Währungsreserven wie für das private Vermögen. Nur Blinde können die Gefahrenzeichen übersehen, die als Folge der Überschuldung aller Industriestaaten bedrohlich sichtbar werden. 1
 
Anmerkung d.a. Weniger bekannt dürfte sein, dass inzwischen zahlreiche vermögende US-Bürger ihren Pass abgeben, da sie in ihrem Heimatland keine Steuern mehr zahlen wollen. Sie kaufen sich eine neue Staaatsbürgerschaft, z.B. die von Österreich. »Im letzten Jahr ist die Zahl der US-Bürger, die sich ausbürgern lassen wollten, stark angestiegen«, erklärt Jay Krause von der Anwaltskanzlei Withers im Fachblatt Wealth Bulletin. So haben sich staatenlos gewordene Amerikaner auch auf ihre Yachten zurückgezogen und den Kurs auf internationale Gewässer genommen, in der Hoffnung, dadurch nicht in die Fänge der Steuerbehörten zu geraten. Auch wenn die Steuerflucht noch kein Massenproblem darstellt, wird dennoch geschätzt, dass sich die Zahl staatenloser Steuerflüchtlinge auf mehrere Tausend beläuft. Inzwischen gibt es Beraterfirmen, die für die diese eine neue Heimat suchen. »Wir haben laufend mehr Anfragen«, sagt Christian Kälin von Henley Partners in Zürich. Am beliebtesten seien Pässe von karibischen Staaten und westeuropäischen Ländern. Was Österreich betrifft, so ist dies eines der wenigen Länder Europas, wo man sich einen Pass kaufen kann, allerdings, wie es heisst, geht der Preis dafür in die Millionenzahl. 2 Die Jagd auf auf die eigenen Bürger und ihr Schwarzgeld veranlasst inzwischen auch viele Deutsche und Franzosen dazu, in den Kanton Schwyz, nach Genf oder ins Wallis umzuziehen. Es sind diejenigen, die sich sagen, dass sie ihrem ausgelagerten Geld hinterherziehen und sich in der Schweiz niederlassen. Wie die Basler Zeitung am 4. April schrieb, packen zur Zeit jeden Monat 60 vermögende Franzosen ihre Koffer, um den Steuern zu entgehen. »Seit dem letzten Jahr werde ich dauernd von Franzosen kontaktiert, die ihre Konten nicht deklariert haben und sich nun in der Schweiz niederlassen wollen, um den Unannehmlichkeiten in ihrer Heimat zu entgehen«, sagt der Genfer Anwalt Philippe Kenel. Und der Schwyzer Landammann und Finanzdirektor Georg Hess erklärt: »Ich hatte Gespräche mit Deutschen, die nun in Erwägung ziehen, hierher zu ziehen. Einige wirklich Vermögende sind bereits gekommen.« 
 
 
1 Quelle: Schweizerzeit Nr. 7 vom 3. April 2010
http://www.schweizerzeit.ch/frame_aktuell4.htm
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2 Quelle: http://bazonline.ch/wirtschaft/konjunktur/Steuerbehoerde-im-Nacken-Wenn-Superreiche-auf-Yachten-fluechten/story/31999785  20. 8. 09