Krieg gegen den Iran: Es geht um Massenmord und nicht um Atombomben - Von Kurt Nimmo

»John Bolton«, schreibt Kurt Nimmo, »möchte, daß Sie glauben, ein Angriff auf Irans Nuklearanlagen wäre eine chirurgische Operation,

bei der nur wenige Zivilisten sterben werden.« Auf die Frage, »wenn es also einen militärischen Angriff durch uns oder durch Israel gibt, denken Sie nicht, daß es dann auch irgendwelche zivilen Opfer geben würde?« antwortete er allerdings: »Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Dinge könnten schiefgehen.« Wenn Sie denken, daß Israel oder die Vereinigten Staaten die iranische Nuklearanlage Buschehr einfach nur wie in einem Hollywood Film bombardieren würden, sind Sie extrem naiv: das Militär wird die ganze (militärische und zivile) Infrastruktur des Landes zerstören, genauso, wie man dies 2003 im Irak tat. Eine Studie von Anthony Cordesman vom Center for Strategic and International Studies - die im November 2007 überarbeitet wurde - listet zahlreiche zu bombardierende Orte auf, die sich überall über den Iran verteilt befinden. Diese erstrecken sich von Gachin und Buschehr im Süden bis hin zu Lashkar A’bad und Teheran, der  bevölkerungsreichen Metropole im Norden. Bei dem von Cordesman entworfenen Szenario geht es nicht nur um die Ausschaltung von Reaktoren durch die USA oder Israel (oder durch beide), sondern auch um Uranverarbeitungsanlagen, Forschungseinrichtungen und sogar Uranminen. Es wird spekuliert, daß ein Angriff auf den Iran dem Angriff Israels auf den Osirak-Reaktor im Jahre 1981 ähnlich sein wird. Tatsache ist, daß Irans gemäß dem Atomsperrvertrag völlig legales Nuklearprogramm nur der Vorwand für einen größeren und unheilvolleren Plan ist, den Iran - genauso wie es beim Irak der Fall war - in die Steinzeit zurückzubomben. John Bolton ist ein Neocon, ein Lügner und ein Kanaille. Er ist sich völlig im klaren darüber, daß ein Angriff auf den Irak Völkermord sein wird. Er begrüßt eine solche Politik institutionellen Serienmords. Er versteht, daß es kontraproduktiv ist, die Wahrheit zuzugeben, nämlich daß es bei einem drohenden Angriff auf den Iran nicht um Nuklearwaffen geht, sondern sich dabei um die Fortsetzung der Politik der Neocons der Dezimierung der Muslime im Nahen Osten (und Zentralasien) handelt 1.
 
Indessen weist der ehemalige US-Offizier und UN-Waffeninspekteur Scott Ritter alle Spekulationen über ein bestehendes Atomwaffenprogramm des Irans zurück: Der iranische TV-Sender Press TV hat Scott Ritter zum Atomprogramm des Irans und zur Position des Westens zu diesem Programm interviewt 2:
 
Herr Ritter, wir freuen uns, Sie hier zu haben. Lassen Sie uns mit einer Frage anfangen, die wir die Schlüsselfrage nennen möchten. Können Sie unseren Zuschauern als ehemaliger UN-Waffeninspekteur sagen, wer David Albright wirklich ist.
[Der selbsternannte Waffeninspekteur David Albright vermutet, der Iran könne sich pakistanische Pläne für den Bau von Atomsprengköpfen verschafft haben.]  

 
Scott Ritter: Nun, David Albright ist ein Physiker, der sich als Wissenschaftler mit dem
Problem der Nichtverbreitung von Kernwaffen befasst. Er unterhält sehr enge Beziehungen
zu bestimmten Personen in der International Atomic Energy Agency / IAEA und zu Kreisen in der USA, in Israel und in Europa, die sich ebenfalls mit der Nichtverbreitung von Kernwaffen beschäftigen. Albright ist der (Gründer und) Kopf eines Think Tanks (des Institute for Science and International Security / ISIS, der das Problem der Nichtverbreitung von Kernwaffen untersucht und sich in den beiden letzten Jahren vor allem auf der Nichtweitergabe von Kernwaffen an den Iran konzentriert hat. Ich denke, es ist wichtig, das zu wissen, weil er deshalb nicht als unvoreingenommener Beobachter und Kommentator angesehen werden kann. Seine Kommentare und Analysen sind eher von den Meinungen seiner Kontaktleute und Verbindungen als von eigenen Erfahrungen aus erster Hand geprägt.
Er selbst hat keine persönlichen beruflichen Erfahrungen zu dem Problem der  Nichtverbreitung von Kernwaffen. Er ist nur ein Berichterstatter und Kommentator, der sich auf die Informationen anderer Leute verlässt, die er bündelt und weitergibt.
 
War dieser Herr Albright oder Dr. Albright, wie er sich nennt, jemals Chefwaffeninspekteur der UNO wie Sie selbst?
Nein. David Albright wurde von der IAEA zusammen mit anderen Wissenschaftlern nach der Flucht von Saddam Husseins Schwiegersohn Hussain eingeladen, bei der Sichtung von Millionen Seiten entdeckter Dokumente zu helfen. Die IAEA und die United Nations Special Commission baten die Wissenschaftler, bei der Durchsicht dieser Materialien zu helfen; man wollte schnell feststellen, was davon relevant und was nicht relevant war. Albright war anfangs daran beteiligt, er ist aber kein ausgebildeter Waffeninspekteur und wurde auch niemals als solcher anerkannt. Er war nur Gast bei dieser einzigen Inspektion, um bei der Sichtung des Materials zu helfen.
 
Nur Gast, nach Ihren Worten ziemlich voreingenommen und , wie aus einem Ihrer Artikel hervorgeht, ein ungeübter Atomwaffen-Inspekteur; trotzdem ist es ihm im letzten Jahrzehnt gelungen, sich einen guten Ruf als Analytiker von Atomproblemen zu verschaffen. Was motiviert ihn eigentlich dazu?
Nur er selbst kann diese Frage beantworten. Ich denke, es ist klar, dass er kein unvoreingenommener Kommentator ist. Er ist jemand, der eine bestimmte Absicht verfolgt. Er ist nicht jemand, der die Tatsachen auf dem Tisch ausbreitet und Sie aus diesen Tatsachen Ihre eigenen Schlüsse ziehen lässt. Er ist offensichtlich eine Person, die gegen den Iran voreingenommen ist. Es hat über dieses Land eine vorgefasste Meinung und sieht die Schuld immer beim Iran; deshalb interpretiert er jeden Fetzen Information aus dem Iran als Beweis für dessen Fehlverhalten. Damit verfolgt er den Zweck, seinen eigenen Namen und den Namen seiner Organisation möglichst oft ins Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit zu rücken.
 
Auch mit Informationen, die nicht zutreffen?
Sie müssen verstehen, dass immer dann, wenn es um den Iran geht - genau wie damals beim Irak - die Wahrheit nicht gefragt ist. Es geht nur darum, die Öffentlichkeit durch die Medien zu konditionieren, und die Medien benutzen Personen wie David Albright und andere, um eine Hetze in Gang zu setzen und einen Mythos des Fehlverhaltens zu kreieren, in dem die tatsächliche Situation keine Rolle spielt. Sie verbreiten vorgefasste Meinungen, hinter denen sich böse Absichten verbergen, und darauf ist David Albright spezialisiert; es geht ihm nicht um Fakten über das Atomprogramm des Irans, sondern um die Verbreitung vorgefassten Meinungen, die im Westen, in den USA und anderswo, über die (angeblich) bösen Absichten des Irans bestehen. Da stören Tatsachen nur. Albrights Analysen basieren nicht auf Fakten, sondern nur auf Glaubenssätzen. Wir sollen einfach nur glauben, dass David Albright und andere es gut meinen, wenn sie ihre Analysen verbreiten, die sich immer wieder als unvollständig und häufig als unzutreffend erwiesen haben.
 
Herr Ritter, wir haben nur eine begrenzte Zeit, ich möchte Ihnen aber gern noch folgende Frage stellen: Albrights jüngste Kommentare zu den atomaren Fähigkeiten des Irans und ihre Verbreitung durch einige Nachrichten-Medien haben viele Emotionen gegen den Iran geweckt. Warum wird er in Anbetracht seiner beschränkten Kompetenz, die sicher nicht  schwer herauszufinden wäre, so häufig zitiert, und warum traut man seinen Informationen überhaupt?
Nun, vor allem ist er sehr redegewandt. Im Endeffekt spielt David Albright die Rolle des Sachverständigen sehr gut. Er versteht es, gut zu formulieren. Er ist mit der Fachterminologie vertraut und liefert den Reportern gute Zitate für ihre Artikel; ausserdem wirkt er im Fernsehen sehr glaubwürdig. Es geht immer mehr um die Art der Darstellung als um die Substanz; so ist das leider, wenn sich die westlichen Mainstream-Medien mit dem Iran und seinem Atomprogramm befassen. Es geht auch nicht um die Wirklichkeit. Es geht nur um Vorstellungen, und der Westen ist nun einmal voreingenommen; hier wird nur Negatives über den Iran akzeptiert und alles zurückgewiesen, was den Iran in einem positiven Licht erscheinen lässt. Und David Albright ist sehr gut darin, ein sehr negativen Bild vom Iran zu malen.
 
Noch eine letzte Frage: Als sich Albright über die Kernforschungs-Aktivitäten Syriens und des Iraks aufgeregt hat, wurden deren Reaktoren von Israel angegriffen und bombardiert und jetzt schreibt er über den Iran. Was, meinen Sie, kommt dabei daraus?
Ich hoffe, dass es nicht wieder eine Militäraktion ist. Das Ergebnis müsste eigentlich ein anderes sein, denn im Iran handelt es sich um ein ganz anderes Programm. Der Iran hat das Recht auf seiner Seite. Für den Iran sprechen die Tatsachen, und deshalb glaube ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht an eine Militäraktion gegen den Iran. Ich denke, die Wahrheit über das Atomprogramm des Irans wird über die Märchen siegen, die Albright und andere darüber verbreiten.
 
Auf welche Weise die Konditionierung der Öffentlichkeit durch die Medien erfolgt, ist Thema des folgenden Artikels Infos aus trüber Quelle - Von Knut Mellenthin
Endlich einmal ein Iran-Bericht der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA), mit dem die US-Regierung völlig zufrieden ist! Er enthalte »viele besorgniserregende Dinge«, rühmte Philip Crowley, Sprecher des State Department. Vizepräsident Joseph Biden ging sofort zur praktischen Seite über: »Gemeinsam mit unseren internationalen Partnern arbeiten wir daran sicherzustellen, daß der Iran wirkliche Konsequenzen dafür zu spüren bekommt, daß er sich nicht an die internationalen Abmachungen hält.«  Da konnte das deutsche Echo nicht ausbleiben. »Große Besorgnis« der Bundesregierung verkündete ihr Sprecher Ulrich Wilhelm, von diversen Medien unterstützt (»Der Iran baut an der Atombombe!«, Bild, 19.2.10). »Die fortgesetzte Mißachtung« der Forderungen der USA und der EU durch den Iran zwinge dazu, »den Weg weiterer Sanktionen zu gehen«. Aber wenigstens vor einem deutschen Überraschungsangriff ist Teheran sicher: »Wir schließen eine militärische Lösung aus«, versprach Wilhelm. Offenbar ohne Abstimmung mit Washington und Jerusalem. Der IAEA-Bericht, um den es dabei geht, ist noch nicht einmal veröffentlicht, aber schon im Internet zu finden. Offiziell wird er der Behörde erst bei der nächsten Vorstandssitzung, die Anfang März stattfindet, vorgelegt werden. Aber wie üblich wurden spezielle Highlights des Reports schon vorab durch »gezielte Indiskretionen« weit gestreut. Im Grunde geht es dabei jetzt nur um die folgenden drei Sätze, die im Bericht unter dem Punkt »Mögliche militärische Dimensionen« stehen: »Die Informationen, die der Behörde in Zusammenhang mit diesen ausstehenden Fragen zugänglich sind, sind umfangreich und wurden im Laufe der Zeit von verschiedenartigen Quellen gesammelt. Diese Informationen sind zudem weitgehend in sich stimmig, glaubwürdig hinsichtlich der technischen Details, des Zeitrahmens, in dem diese Aktivitäten stattgefunden haben sollen, und der Personen und Organisationen, die daran beteiligt gewesen sein sollen. Alles zusammengenommen veranlaßt das zu Sorgen über die mögliche Existenz von früheren oder laufenden undeklarierten Aktivitäten hinsichtlich der Entwicklung eines nuklearen Raketensprengkopfes.« Auch wenn diese Sätze jetzt von westlichen Politikern und Medien triumphierend zitiert werden, enthalten sie absolut nichts Neues. Sie geben keinerlei neue Erkenntnisse der IAEA, sondern nur eine veränderte politische Bewertung wieder. Das ist leicht dadurch zu erklären, daß dies der erste Report in der Amtszeit des neuen Generaldirektors der Behörde, des Japaners Jukija Amano, ist. Sein Vorgänger, der Ägypter Mohammad ElBaradei, hatte mehrfach dem westlichen Drängen widerstanden, in seinen Berichten Gerüchte und Vermutungen aufzuwerten. Die erwähnten »Informationen« der IAEA stammen aus geheimdienstlichen Quellen, unter anderem auch vom BND. Hauptbeweisstück ist ein angeblich aus dem Iran geschmuggeltes Laptop, auf dem sich Pläne für einen Nuklearsprengkopf befinden sollen. Die Behörde hat die USA bis jetzt nicht dazu bewegen können, die fraglichen Beweise freizugeben. Der Iran hat vor dem Hintergrund des Rummels um den IAEA-Bericht bekräftigt, daß es nicht an Atomwaffen interessiert ist. »Wir glauben keineswegs an die Atombombe, und wir versuchen nicht, sie zu bekommen«, sagte die höchste Autorität des Landes, Ajatollah Ali Khamenei, am Freitag, 19. 2., im Fernsehen. 
   
 
1http://www.propagandafront.de/krieg-gegen-den-iran-es-geht-um-massenmord-und-nicht-um-atombomben.html  20. 2. 10 Krieg gegen den Iran: Es geht um Massenmord und nicht um Atombomben - Von Kurt Nimmo
2 http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_10/LP05110_190210.pdf
Friedenspolitische Mitteilungen aus der US-Militärregion Kaiserslautern/Ramstein
LP 051/10 – 19.02.10, die die Übersetzung besorgten.
Originalquelle:
http://www.presstv.com/detail.aspx?id=118451  PRESS TV 12. 2. 2010
Ex-UN weapons inspector: Truth about Iran's nuclear issue will prevail over
3 http://www.jungewelt.de/2010/02-20/060.php   20. 2. 10
Infos aus trüber Quelle - Von Knut Mellenthin