Parlamentarische Gruppe Schweiz-Israel

In Ergänzung zu den Schreiben von Anita Nideröst und Walter Guler zum Thema der Beeinflussung der Medien, um kritische Stimmen zur Israelpolitik zu verhindern, siehe http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=1255, ging ein weiteres Schreiben an Nationalrat Christian Waber:

Sehr geehrter Herr Nationalrat Waber,
 
wie dem Beitrag von Valentin J. Oehen im »Schweizer Demokrat« Nr. 6/2006 zu entnehmen ist, soll die von Ihnen zu gründende Gruppe »Schweiz-Israel« dafür sorgen, dass kritische Stimmen zur israelischen Politik auch in der Schweiz unterdrückt werden. »Angeblich sei ein Gegengewicht zur veröffentlichten Meinung zur israelischen Politik zu schaffen«.
 
Meine Stellungnahme zu einem Vorhaben dieser Art basiert auf Ihren zu diesem Zweck ins Feld geführten und von Oehen festgehaltenen Begründungen, die auch auf http://www.politonline.ch/?content=news&newsid=1239 einsehbar sind. Was mir hier insbesondere ins Auge sticht, ist dieses »auch« - welches das in den westlichen Medien schon seit geraumer Zeit zu verzeichnende, immer stärker werdende Bestreben, die Meinung der Bürger zu kanalisieren, stützt. Hierfür wäre einem grossen Teil der Tagespresse generell schon lange ein dick gewundener Kranz aus, sagen wir einmal etwas überspitzt, Stacheldraht zu flechten. »Man wolle«, heisst es, »bei den Medien vorstellig werden, um einzelne Vorfälle ins richtige Licht zu rücken.« Das, Herr Waber, kann ich nur als einen fundamentalen Angriff auf die Urteils- und Denkfähigkeit werten.
 
Man kann nur hoffen, dass Ihr Briefkasten inzwischen von Protestschreiben überquillt. Was mich regelrecht empört, ist der Fakt, dass Sie Ihre Sicht der Dinge mit religiösen Motiven zu untermauern suchen. Ich denke, es dürfte inzwischen universell begriffen worden sein, dass religiöse Weissagungen, gleich welcher Religion sie entstammen, noch nie beweisbar waren und dies auch nie sein werden. Sie zur Basis von Rechtfertigungen politischen Vorgehens resp. von damit verbundenen Entscheidungen machen zu wollen, bedeutet für mich ein Rückfall ins Mittelalter.
 
Ihre eigene Einstellung zu Israel nehme ich hier aus, da ich persönliche Auffassungen durchaus zu respektieren gewillt bin. Es geht jedoch nicht an, zu versuchen, einen Zustand herbeiführen zu wollen, in dem biblische Weissagungen dem Bürger sozusagen als verpflichtender Glaubenssatz zu oktroyieren wären. Dazu gehört für mich die von Ihnen vertretene Aussage, dass die Juden das auserwählte Volk Gottes seien. Ich habe nicht das Geringste dagegen, wenn Sie und andere das so sehen möchten, das steht selbstredend jedermann frei. Wo ich Ihnen allerdings nicht zu folgen vermag, ist der Schritt, dies in die Behauptung münden zu lassen, dass dies die Wahrheit sei. Als solche kann ich sie keinesfalls betrachten. Man kann dies, wenn man möchte, lediglich glauben, immer mit dem Zusatz, auf persönliche Weise und nicht als Zwang für die Allgemeinheit. Von daher gesehen weise ich auch Ihre Darlegung, dass Israel der manifeste Beweis dafür sei, dass ein Plan Gottes in Erfüllung gehe, zurück. Ich bin katholisch aufgewachsen und mit Glaubensfragen durchaus vertraut.
  
Die Vorstellung, in unserem neuen Jahrhundert, das bereits mit Verderben bringenden Lügen und den dadurch im Irak und in Afghanistan entfachten Infernos auf die unmenschlichste Art und Weise eingesetzt hat, biblische Aussagen zur Grundlage für die Steuerung der Meinungsfreiheit oder gar des politischen Geschehens heranziehen zu wollen, mutet mich geradezu grotesk an. Haben die Völker nicht schon genug Blutvergiessen durchlitten, nur weil sich jeweils eine Handvoll von Klerikern das Recht anmasste, im Namen Gottes zu verordnen, was zu glauben ist? Halten Sie sich einmal die für meine Begriffe hochgradige Abartigkeit der Gehirne vor Augen, die diejenigen ausgezeichnet haben musste, die die Inquisition mit all ihren grauenerregenden Auswüchsen im Namen Gottes heraufbeschworen. Mit zahllosen Scheiterhaufen quer durch Europa! Wollen wir neue Glaubenskriege entfachen?
 
Das Geschehen in Israel basiert meiner Auffassung zufolge auf rein menschlichen Strategien und ist gerade für diejenigen, deren Heimat dieses Land - will man bei der christlichen Zeitrechnung einsetzen - seit rund zweitausend Jahren war und noch ist, mit unsäglichem Leid verbunden. Die Grausamkeiten, die sich dort insgesamt ereignet haben und sich noch immer abspielen, können unmöglich Gottes Wille sein. Wer immer dies einer göttlichen Fügung zuschreibt, verleiht Gott eine erbärmliche, rachsüchtige, mit allen menschlichen Schwächen ausgestattete Natur, was in meinen Augen einer infantilen, mit einer ungeheuren Anmassung verbundenen Ernniedrigung der göttlichen Essenz gleichkommt. Wie wollen Sie ferner beweisen, dass Gott keine Vermischung von Juden mit anderen Völkern zulässt? Das kann ja wohl nicht Ihr Ernst sein. Soll etwa der Verstand überhaupt nicht mehr zum Zuge kommen? Überlegen Sie doch einmal, in welchem Ausmass in den zurückliegenden Jahrhunderten - und das sehe ich als unendlich positiv - Heiraten zwischen den sogenannten christlichen Konfessionsangehörigen und den Juden stattfanden. Daher gibt es auch jüdische, protestantische und katholische Auerbachs.
 
Ihre Begründungen erfüllen mich mit Schrecken, da sie für mich von Intoleranz, Ausgrenzung und einem  nicht geringen Mass an Machtstreben gekennzeichnet sind. Gehen Sie bitte einmal auf http://palestinethinktank.com/2009/06/15/susan-abulhawa-does-israel-really-have-a-right-to-exist/ und betrachten Sie die furchtbaren Aufnahmen. Wie wollen Sie hier eine Verbindung zu Gott herstellen? Wenn mir erklärt werden soll, dass es sich hier um ein sich im Zuge biblischer Vorhersagen vollziehendes, gottgewolltes Geschehen handeln soll, dann grenzt das für mich an eine Lästerung Gottes.
 
Ich empfehle allen, die sich für die Beteiligung an Ihrer Gruppe entschlossen haben, den Besuch der homepage von Thomas Immanuel Steinberg: http://www.steinbergrecherche.com/ Ferner sind auf www.politonline.ch zahllose Artikel jüdischer Stimmen einsehbar, die Ihnen allen ein Anstoss zum Nachdenken sein sollten.
 
Dazu gehört beispielsweise auch der Artikel - Chabad rabbi: »Destroy their holy sites. Kill men, women and children (and cattle)« By Ami Eden vom 1. Juni 2009 - auf
http://blogs.jta.org/telegraph/article/2009/06/01/1005535/chabad-rabbi-destroy-their-holy-sites-kill. Desgleichen das auf politonline vorgestellte Buch von Wolfgang Eggert »Erst Manhattan - Dann Berlin«  - Messianisten-Netzwerke treiben zum Weltenende.
 
Dieses Schreiben an Sie ist ein offener Brief, der auf Schweizer homepages ins Internet gestellt und darüber hinaus an zahlreiche e-mail-Adressaten geleitet wird.
 
Mit freundlichen Grüssen
Doris Auerbach
 
Siehe auch
http://www.politonline.ch/?content=news&newsid=1254  20. 6. 09
 »Es gibt kein jüdisches Volk« Interview mit dem Historiker Shlomo Sand
 
cc:
BR U. Maurer und Mitglieder Ihrer Gruppe
Schweizer Demokraten
Anita Nideröst und Walter Guler - siehe  http://www.politonline.ch/?content=news&newsid=1255
Hanny Haidvogl http://www.haidvogls-sperberauge.ch/  
Willy Wahl http://seniora.org/index.php
http://www.geistige-landesverteidigung.ch/
www.politonline.ch und weitere