Der Steuerstreit wirbelt noch immer eine Menge Staub auf

Insofern hielten wir es nicht für unangebracht, dem vormaligen deutschen Vizekanzler einen kurzen Kommentar ins Haus zu schicken.


Sehr geehrter Herr Müntefering,
 
Sie mögen die nachfolgenden Zeilen zur Kenntnis nehmen oder nicht, sie stehen jedenfalls für alle lesbar im Internet und gehen darüber hinaus an Hunderte von e-mail-Adressaten in der Schweiz und in Deutschland.
 
Es ist einem Zufall zu verdanken, daß ich im Zusammenhang mit dem Steuerstreit zwischen der BRD, Liechtenstein und der Schweiz Ihren Ausspruch »Früher hätte man dort Soldaten hingeschickt. Aber das geht heute nicht mehr« las. Dieser stellt in meinen Augen eine einmalige Entgleisung dar, die ihresgleichen an Anmaßung sucht. Ich erkenne in diesen Worten ferner eine unbeschreibliche Arroganz, die nicht wenige mit einer immensen menschlichen Dummheit gleichsetzen.
 
Nun ja, die Möglichkeit, Soldaten zu entsenden, bestand. Die andere Variante, daß dem Volk die Möglichkeit blieb, den Herrscher zu enthaupten, existierte allerdings gleichzeitg. Die Mißachtung des Souveräns durfte so auch Karl I. von England auskosten, dessen Bestreben, seine Macht unter Umgehung des Parlaments zu mehren, ihn recht früh aufs Schafott brachte. Bedenklich, zieht man die sich in diversen EU-Ländern sowie in der USA anbahnenden Unruhen näher in Betracht.
 
Die Regierenden insgesamt scheinen eine Elefantenhaut ihr eigen zu nennen, die sie daran hindert, wahrzunehmen, mit welcher Verachtung, Resignation und tiefer Abscheu die Bevölkerung den unsäglichen Pfusch, der ihr auf der politischen Bühne ohne Unterlaß bereitet wird, betrachtet.
 
Mit wenig freundlichen Grüßen und ohne Hochachtung
Doris Auerbach