Die Ausbeutung, weitgehend gleichbleibend

Von den hohen Preisen, die Käufer für Luxusprodukte von Prada und Samsonite zahlen, kommt nichts bei den Arbeitern und Arbeiterinnen des türkischen Zuliefererbetriebes DESA an.

In den Fabriken in Düzce, Sefaköy und Corlu arbeiten sie unter unzumutbaren Bedingungen wie 36-Stunden-Schichten und Niedrigstlöhnen. Um sich dagegen zu wehren, wollten sich Hunderte von ihnen im April letzten Jahres der türkischen Gewerkschaft für die Lederarbeiter, Deri Is, anschließen. Eine internationale Protestaktion bewegte die DESA Geschäftsführung zwar dazu, sich auf Verhandlungen mit der Gewerkschaft einzulassen, denen jedoch kein Erfolg beschieden war. Weder wurde die Gewerkschaft zugelassen, noch erhielten die Entlassenen ihre Stelle zurück. Sie protestieren nun unermüdlich vor der Fabrik. Mittlerweile hat ein türkisches Gericht bestätigt, dass die Entlassungen rechtswidrig waren, doch die Luxushersteller haben bis heute nicht angemessen reagiert. Es ist gut wissen, welche Marken zu welchen Bedingungen produziert werden, da dann jeder von uns dann die Wahl hat. Themen dieser Art scheinen bei den Gesprächen, bei denen es um den Beitritt der Türkei zur EU geht, nicht vertreten zu sein.
 
Was die Konzernmedien verschweigen
Am Samstag, den 14. 3., wird dem Venezolaner José Abreu und Präsident Hugo Chávez in Berlin der »Blue Planet Award 2008« der Stiftung »ethecon« verliehen 1. José Abreu hat unter dem Namen »El Sistema« seit 1975 ein weltweit einzigartiges und aufsehenerregendes Programm gegen Armut, Drogen, Verwahrlosung und Kriminalität in Gang gesetzt: Mit einer Ausbildung an einem Musikinstrument werden die Kinder Venezuelas aus dem Elend herausgeholt. 29 Millionen € stellt Chávez jährlich für dieses Projekt zur Verfügung; inzwischen lernen 250.000 Kinder in Venezuela auf einem Instrument zu spielen. Und das in einem Land, in dem das durchschnittliche Jahreseinkommen bei 3.100 € liegt. »ethecon« verleiht seit 2006 jährlich zwei internationale Preise. Neben dem »Blue Planet Award« werden mit dem »Black Planet Award« Menschen angeprangert, die in hohem Masse für den Ruin und die Zerstörung des Blauen Planeten verantwortlich sind. Letzterer geht nach Mitteilung von »ethecon« für das Jahr 2008 an Erik Prince »und sein Management des Killer-Konzerns Blackwater (USA), der seit wenigen Tagen XE heißt«. Die Laudatio hält Prof. Jürgen Rochlitz im Rahmen der Veranstaltung, die am 14. März 2009, 14.00 Uhr, im Großen Saal Pfefferwerk, Schönhauser Allee 176, in Berlin  beginnt. Man darf vermuten, dass die Abänderung des Blackwater-Namens aus Gründen erfolgt ist, die ihre Tätigkeit im Irak nicht länger ins Rampenlicht stellt. So hatte beispielsweise Nuri al-Maliki, der heutige Ministerpräsident des Iraks, am 16. 7. 2007 erklärt, er werde Blackwater wegen der »kaltblütigen Morde« am Nisur-Platz die Lizenz entziehen, die Todesschützen müssten sich vor irakischen Gerichten verantworten.
 
Mordechai Vanunu will den Friedensnobelpreis 2009 nicht.
Man könnte zwar argumentieren, dass bei den bislang nominierten rund 200 Persönlichkeiten die Chancen ohnehin nicht groß wären, doch ist es offenbar nicht so, dass hier einer  unerreichbare Trauben für zu sauer hält 2. Vanunu schrieb dem »lieben Nobelpreiskomitee«, er könne nicht »Teil einer Liste von Preisträgern sein, zu denen auch Shimon Peres gehört«. Was er wolle, sei »Freiheit und nichts als Freiheit«, denn Vanunu lebt in Israel unter Hausarrest und polarisiert in Israel wie kaum ein zweiter Staatsbürger. Für die Mehrheit, die staatstreuen Israelis, ist er der übelste Volksverräter, für eine Minderheit nicht weniger als ein Friedensheld. Wie bekannt, war Vanunu, der die geheimen Atomrüstungspläne Israels offengelegt hatte, von Mossad-Agenten unter einem Vorwand nach Rom gelockt, dort gekidnappt, nach Israel verschleppt und wegen Landesverrats und Spionage zu 18 Jahren Haft verurteilt worden. Dies alles war unter der Regierung des späteren  Friedensnobelpreisträgers Peres geschehen. Frei ist Vanunu auch heute nicht. Erst 2007 musste er wegen illegalen Kontakts zu Ausländern wieder für ein halbes Jahr ins Gefängnis. Sein Zorn ist wohl verständlich.
 
Brown und Obama auf Kollisionskurs
Wie Strategic Alert Nr. 11 vom 11.3. 09 berichtet, bringt der Druck des Weissen Hauses, das geheime Bankenwesen des britischen Offshore-Bankenimperiums aufzubrechen, Präsident Obama »auf einen regelrechten Kollisionskurs mit Gordon Brown«, wie im Guardian am 4.3. vermerkt. Die Londoner Tageszeitung zitierte insbesondere einen von Senator Carl Levin in den US-Senat  eingebrachten Antrag, der das Stoppt-den-Mißbrauch-der-Steuerparadiese-Gesetz genannt wird, weil es die Offenlegung und Besteuerung der Einkommen der Offshore-Steuerparadiese erzwingen würde. Als diese Vorlage im Jahr 2006 erstmals eingebracht wurde, hatte Obama es unterstützt. Laut Guardian sei Levins Vorlage »ein ernsthafter Schlag für Jersey und die Cayman Inseln.« Etwa 80 % dieser Inselparadiese stehen unter dem Schutz Großbritanniens, und Brown steht unter enormem Druck von der City und den Offshore-Zentren, das Verlangen der USA aufzuhalten. Selbstverständlich nennt der Guardian in diesem Zusammenhang auch die Schweiz. Dies könnte bei dem für den 2.4.09 in London vorgesehenen G-20 Gipfel zu einem Schlagabtausch zwischen Obama und Brown führen. Was der Guardian hingegen nicht erwähnt, ist der Fakt, dass Brown in seiner Zeit als Finanzminister auf Grund seiner Protektion der britischen Offshore-Zentren, seines Widerstands gegen ein Abschreiben der dort verbuchten Derivate und anderen faulen Schulden und seines Widerstands gegen jegliche Regulierung der Banken in der City of London Minister für Steuerflüchtlinge genannt wurde.
 
Anmerkung politonline d.a. Die Einseitigkeit, mit welcher Forderungen dieser Art vorgebracht werden, geht aus dem Artikel Die Welt der Banken: Lehman Brothers auf http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=1029 hervor. Dieser wirft insbesondere einen Blick auf die Rolle der Banc of Amerika, die als Umschlagplatz von Drogengeldern aus Südamerika für Schattenkriege im mittleren Osten bezeichnet wird. Im übrigen las man noch am 19. 7. 08 in der Basler Zeitung: »Selbst von Seiten der Amerikaner werde nicht in Frage gestellt, dass Offshore-Banking möglich und auch legal sei« und die Frankfurter Allgemeine Zeitung vermerkte, wie wir bereits an anderer Stelle festhielten, in ihrer Ausgabe vom 22. 10. 2008, dass auch die Vereinigten Staaten mit rund 500 Milliarden $ zu einem der bedeutendsten Offshore-Zentren der Welt zählen, ein Fakt, der bei keinem der in ihrer Flut stetig wachsenden Angriffe auf die Schweiz Erwähnung findet.
 
Zum Thema offshore-centres, Steuerbegünstigung und Steuerhinterziehung siehe auch
http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=972  5.7.08 sowie
Konzernmacht im Untergrund - von Werner Rügemer  (Delaware) auf http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=141 sowie http://www.politonline.ch/?content=news&newsid=1134  8.2.09 - EU rüstet gegen Bankkundengeheimnis - Die Schweiz als Erpressungsopfer - Von Ulrich Schlüer  
 
1 Quelle: Neue Rheinische Zeitung vom 25. 2. 09
2 http://www.neues-deutschland.de/artikel/144962.der-verraeter.html  5. 3. 09
Der Verräter - Mordechai Vanunu / Der israelische Atomspion will den Friedensnobelpreis nicht Von Roland Etzel