DIE UMWELT-KILLER
d.a. Kein Tag ohne Klimahysterie; kein Tag ohne haltlose, unfundierte Übertreibungen! So heisst es bei der hinsichtlich der für uns aufbereiteten Weisungen führenden UNO-Institution IPCC, dem Intergovernmental Panel on Climate Change, längst unisono, dass das Klima den Weltfrieden gefährdet..... mehr...
ARTIKEL
Atommülldeponie Afrika - Von Vladislav Marjanovic09.11.2008 11:15
Der folgende Text erschien vor mehr als zwei Jahren im Februar 2006 in der Zeitschrift »Gorleben Rundschau«. Seitdem hat sich aber nichts zum Besseren verändert. Im Gegenteil, die Situation in den betroffenen Ländern, allen voran Somalia, ist noch schlimmer geworden. Somalier berichten, dass 40 % ihrer Bevölkerung an Krebs leiden. Deshalb ist es unerlässlich, diese Fakten erneut zu veröffentlichen.
Die gegenwärtige Finanzkrise, die in aller
Munde ist und die Welt in Atem hält, und die Situation in Afrika haben
gemeinsame Wurzeln. Beide sind Ausdruck einer Unmenschlichkeit, die unser
Planet nicht länger ertragen kann. Der bekannte Theologe und «Anwalt der Armen»,
Leonardo Boff, der in der Woche vom 6. 10. 08 die Schweiz besuchte, hat in
einem Interview geäussert: «Ein grosser Teil der Menschheit weiss, dass unsere
Welt nicht auf dem immer gleichen Weg weitergehen kann. [...] Wir leben in
einer Zeit der tiefen Krise unserer Paradigmen. Die herkömmliche Weise, unsere
Welt zu verstehen, hat längst ihren Sinn verloren. Doch gleichzeitig ist die
andere Welt noch nicht gänzlich geboren. Damit dieser Prozess vorangehen kann,
müssen wir zu unseren irdischen Wurzeln zurückkehren.» Und er zitiert einen
Kollegen mit den Worten: «Nur wenn wir uns als Brüder und Schwestern die Hände
reichen, können wir besser leben.» Und dann folgt der Hinweis auf die Substanz
mitmenschlichen Denkens, ein neues Bild vom Menschen, «der immer frei für die
anderen sein muss, sich solidarisch mit den Leidenden zeigen muss und zusammen
mit anderen Gutwilligen eine gerechtere und geschwisterliche Gesellschaft
aufbauen kann.» Afrika gelingt noch immer kein echter wirtschaftlicher
Aufschwung. Innere politische Krisen, die oft von aussen geschürt werden, und
die hohen Schulden sind die beiden Fussfesseln, die es an seine Armut binden.
Daher ist Afrika den neuen Herren der Welt vollkommen ausgeliefert und von
ihnen, wie früher von den Kolonialherren, abhängig, man könnte fast sagen,
kolonialisiert. Nun, im Vergleich zu den früheren Kolonialherren, die in ihren
Kolonien doch wenigstens eine dürftige Infrastruktur aufgebaut haben, zeigen
die neuen Herren der Welt kein Interesse daran. Sie sind nur noch mit der
Ausbeutung der Rohstoffe und mit den grösstmöglichen Gewinnen, die sie in
kürzester Zeit aus ihren Geschäften erzielen können, beschäftigt.
Eines dieser Geschäfte ist der Export von
Atommüll. Mit diesem Geschäft und seinen Auswirkungen auf die Entwicklung
Afrikas werden wir uns jetzt beschäftigen. Es war wie ein Donnerschlag aus
heiterem Himmel. Kaum zwei Wochen nach dem Inkrafttreten des Kyoto-Protokolls
über die Dämpfung des Treibhauseffekts und kurz vor dem Welttag des
Zivilschutzes veröffentlichte das Unep, das Umweltschutzprogramm der Vereinten
Nationen, seinen Bericht über die Folgen der Tsunami-Katastrophe am 26.
Dezember 2004. Die etwa 100 Minister für Umweltschutz, die in Nairobi vom 21.
bis zum 25. Februar 2005 an der 23. Sitzung des Vorstandes des
Weltministerforums für die Umwelt des Unep teilnahmen, mussten am 22. Februar
2005 aus dem Mund seines Vorsitzenden Klaus Töpfer eine besorgniserregende
Information hören: Der Tsunami habe an der Küste Somalias nicht nur
gewöhnlichen, sondern auch nuklearen Abfall angeschwemmt. Viele Leute in den
vom Tsunami betroffenen Gebieten leiden unter ungewöhnlichen
Gesundheitsproblemen. Es handelt sich, laut dem Unep-Bericht, um akute
Infektionen der Atemwege, Magenblutungen, atypische «chemische» Reaktionen der
Haut und plötzliche Todesfälle.
Entlang der Küste gelagerter Atommüll
Für viele Teilnehmer waren die Angaben des
Unep-Berichtes unerhört. Nicht aber für das Unep. Auf Seite 134 des Berichtes,
dessen offizieller Titel auf deutsch «Nach dem Tsunami - Erste
Umwelteinschätzungen» lautet, ist zu lesen, dass Somalia eines von vielen
unterentwickelten Ländern ist, das seit den achtziger Jahren unzählige
Schiffsladungen von Atommüll und anderen schädlichen Abfällen bekam und sie
entlang der Küste lagerte. Aufgezählt wurden unter anderem Uran,
Cadmium, Blei und Quecksilber. Es fehlten natürlich nicht die Rügen für die
nicht näher genannten Schuldigen: Es sei eine Verletzung der internationalen
Verträge über den Export solcher Abfälle nach Somalia, und es sei ethisch
fragwürdig, ob man solche Verträge mit einem durch einen Bürgerkrieg
erschütterten Land abschliessen dürfe. Der Zorn des Unep scheint
gerechtfertigt. Die Frage aber bleibt: Falls es seit den achtziger Jahren zu
solchen Fällen gekommen ist, warum hat das Unep nicht früher energische
Massnahmen dagegen ergriffen? Da es sich um einen Zeitraum von fast 25
Jahren handelt, ist es möglich, dass das Unep davon nichts wusste? «Es ist
unmöglich, mit den Unep-Leuten, deren Stab in Nairobi ist, zu reden. Ihre
Kommentare sind: Wir wissen nichts davon, wir werden uns damit später
beschäftigen», beklagten sich die Behörden des somalischen Bezirkskreises El
Dehere. Laut dem italienischen Journalisten Massimo Alberizzi wurden sowohl bei
der Uno als auch bei der EU zahlreiche Beschwerden über die Folgen für Menschen
und Umwelt durch die unachtsame Lagerung von nuklearen und toxischen Abfällen
in Somalia eingereicht. Niemand hat sich dort bisher gerührt.
Wenn schon nicht wegen der Beschwerden aus
einem armen, zerfallenen afrikanischen Staat, warum schloss man die Augen vor
der Tatsache, dass gerade in den achtziger Jahren zahlreiche Industriestaaten
den Regierungen armer Länder riesige Summen für die Lagerung ihres Atommülls
boten? Von den afrikanischen Staaten wurden damals neben Somalia auch
Guinea-Bissau, Nigeria und Namibia zu diesem Zweck bevorzugt. Erst nach dem
Skandal um das syrische Schiff «Zenobia», das 1988 etwa 20 000 Tonnen nuklearen
Abfall transportierte und monatelang einen Hafen suchte, um seine Ladung
löschen zu können, meldeten sich endlich die Vereinten Nationen zu Wort. 1989
wurde auf eine Uno-Initiative die Basler Konvention über die Kontrolle der Wege
der nuklearen Abfälle ausgerufen. Die Umweltschützer protestierten. Laut ihnen
bedeutete die Kontrolle der Wege des Atommülls nicht die Verhinderung seiner
Verschiffung in die dritte Welt. Das geschah erst 1995, als die Basler
Konvention einen Zusatz bekam, wodurch den Mitgliedstaaten der Organisation für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, besser bekannt als OECD,
verboten wurde, gefährliche Abfälle in Nicht-OECD-Staaten zu exportieren.
Dieses Verbot stiess aber auf das Missfallen der USA. Washington weigerte sich,
den Zusatzartikel der Basler Konvention zu unterzeichnen. Was andere
Abfallproduzenten betrifft, so fanden sie Umwege, um ihren nuklearen Müll
loszuwerden. Die Firma ODM aus Lugano hatte sogar im Internet die besten
Stellen für die Lagerung nuklearer Abfälle aufgezeichnet. Das durch Bürgerkrieg
zerfallene Somalia wurde bevorzugt. Angeblich habe Giorgio Comerio, der
Direktor der Firma ODM, einem gewissen Ali Mali eine Million US-Dollar
angeboten, um diese Abfälle im Nordosten Somalias zu lagern. Ilaria Alpi und
Miran Hrovatin, zwei italienische Fernsehjournalisten, versuchten, mehr über
solche Geschäfte zu erfahren. Sie kamen am 18. März 1994 in die somalische
Stadt Bosasso, interviewten einen örtlichen Beamten, und am 20. März desselben
Jahres, nur einige Stunden, bevor sie ihren telefonisch angekündigten Bericht
an den italienischen Sender RAI überspielen konnten, wurden sie in Mogadischu
auf offener Strasse von einem Killerkommando getötet.
Westen verdient Milliarden
Für Massimo Alberizzi und seinen Kollegen
vom «Corriere della Sera» gibt es keinen Zweifel: Der Handel mit den nuklearen
und anderen gefährlichen Abfällen, die vorwiegend in Somalia landen, befindet
sich in den Händen des organisierten Verbrechens. Darin scheinen aber auch
höhere Interessen verwickelt zu sein. Massimo Scalia, der Vorsitzende einer Untersuchungskommission
des italienischen Parlaments, sagte der Agentur Inter Press Service, dass
Italien allein am Handel mit Atommüll jährlich sieben Milliarden US-$ verdiene.
Allein im Jahr 2001 wurden 600 000 Tonnen nuklearer Abfall nach Afrika
verschifft. Dabei war Somalia nicht das einzige Ziel. Auch Zaire, Malawi,
Eritrea, Algerien und Mosambik waren dafür vorgesehen. In Anbetracht des
Ausmasses der illegalen Verschiffung von Atommüll aus Europa versuchte das Unep
zu handeln. Moustapha Tolba, damals Exekutivdirektor des Unep, protestierte
bereits im September 1992 bei der italienischen und der schweizerischen
Regierung und verlangte, den Export von nuklearem Müll nach Afrika zu beenden.
Die Schweiz reagierte höflich: Man wolle diese Bitte überprüfen. Italien aber
wies die Anschuldigungen scharf zurück. Der damalige italienische
Umweltminister Carlo Ripa de Meana behauptete, kein italienisches Unternehmen
sei an solchen Geschäften beteiligt. Dabei blieb es. Die Geschäfte mit dem
nuklearen Müll liefen inzwischen in grossem Stil weiter. Aus Somalia kamen
Hinweise, dass das radioaktive Mülldepot unweit des Ortes Obbia nicht von
somalischen Milizen, sondern von «fremden Soldaten» bewacht werde. Laut einer
vertraulichen Quelle haben Franzosen und Amerikaner bereits in den achtziger
Jahren grünes Licht für den Bau eines Lagers für Atommüll in dieser Gegend
gegeben. Auch der somalische Warlord General Morgan, der im Süden Somalias
operiert, behauptet, dass mehrere ausländische Vertreter ihn in Nairobi besucht
hätten, um seine Genehmigung für die Deponierung nuklearer Abfälle zu kaufen,
was er, wie er sagte, abgelehnt habe.
Das Schweigen der Unep
Die Vertreter der Atomlobby übten aber
weiter Druck aus. Laut einigen Behauptungen waren es sie, die die rasche
Beendigung der Friedensgespräche zwischen den somalischen Bürgerkriegsparteien verhinderten.
Unter diesem Druck befand sich auch das Unep. Johannes und Germana von Dohnany
behaupten in ihrem 2002 erschienenen Buch «Schmutzige Geschäfte und Heiliger
Krieg.Al-Qaida in Europa», dass das Unep von den Finanzmitteln, die die
Mitgliedstaaten im zweijährigen Rhythmus bereitstellen, abhängig sei. Daher
wäre es, laut ihnen, zu riskant, offen gegen die Industrieländer, die ihre
wichtigsten Geldgeber sind, aufzutreten. Diese Feststellung ist schwer zu
bestreiten. Zwar hat das Unep seine Haltung zur illegalen Lagerung von
radioaktivem Müll in Somalia nach der Tsunami-Katastrophe vom 26. Dezember 2006
insofern geändert, als sein Bericht auf die Bedrohung des ökologischen
Gleichgewichts und die Gefährdung der Menschen durch sorglose Aufbewahrung von Atommüll
deutlicher als früher hingewiesen hat. Tatsächlich beschäftigt sich der
Unep-Bericht ausführlich mit verschiedenen Aspekten der Auswirkungen besonders
des an Land gespülten Mülls auf die Mangrovenwälder an der Küste, die
Korallenriffe, die Fischerei und das Grundwasser. Hingegen werden die Schäden,
die Menschen dadurch bereits erlitten haben- manche sind daran gestorben - nur
flüchtig erwähnt. Die Verfasser beklagen sich übrigens, dass es ihnen nicht
möglich war, die Lage an Ort und Stelle zu untersuchen. Indirekt ist das auch
die Rechtfertigung für die harmlosen Schlussfolgerungen des Unep-Berichtes, die
sich praktisch nur mit den Umweltschäden und der Auswirkung der Klimaerwärmung
auf die biologische Vielfalt Somalias beschäftigen. Was aber mit den Menschen,
die Opfer einer gewissenlosen, rein gewinnorientierten Handelstätigkeit
geworden sind, geschehen soll, darüber schweigt der Unep-Bericht. Von einer
Verurteilung der Drahtzieher, die gewissenlos Menschen opfern und dabei sind,
heute ein Land, morgen vielleicht einen ganzen Kontinent in eine radioaktive
Mülldeponie zu verwandeln, ist schon gar nicht die Rede.
Aber was soll’s, wenn der Preis für die
Lagerung von gefährlichem Müll in Europa 250 US-$ pro Tonne kostet, während man
in Afrika für dieselbe Menge nur 2½ US-Dollar zu zahlen braucht? Das ist
übrigens aus dem Unep-Bericht zu entnehmen.