Fussballwetten und Wettbetrug - Auszug aus einem Dokument der österreichischen Polizei

Nach einer Mitteilung eines bekannten Informanten aus Deutschland, der derzeit namentlich noch nicht genannt werden will, und der seinerseits am 16. 11. 2007 eine Unterredung in München mit einem im illegalen Wettgeschäft tätigen Mitteiler hatte, gäbe es betreffend der aktuellen massiven Wettbetrügereien im Fußball nachfolgende Verknüpfungen nach Österreich bzw. Graz:

a) Wetteinsätze für bereits abgesprochene Spiele werden von einem »Dragan«, der sich auch »Rop« nennt, nach Graz gebracht und von dort auch die Gewinne abgeholt (mehrfach Hunderttausende von Euros, welche in luftdichte, verschweißte Plastikhüllen verpackt sind). Dieser »Dragan« wäre der Verantwortliche für die Einsätze bzw. Wetten im süddeutschen und österreichischen Raum.
b) In Graz werden diese Geschäfte von einem »T. G.«, der der Sohn eines ehemaligen Politikers sein soll und ein online-Wettbüro namens »Running Ball« betreibe, abgewickelt. »G.« bietet online-Wettern hohe Quoten (bis zu 10 %) an. An der Seite des Genannten arbeiten auch zwei Männer mit den jeweiligen Vornamen »Andi« und »Manuel«, die als Erstkontakte mit dem betreffenden Wettbüro auftreten würden.
c) Dieser »T. G.« hätte einen engen Kontakt zu asiatischen Buchmachern, vor allem zu einen, der in Vietnam (Hanoi) sitzen soll. Von den asiatischen Buchmachern bekommt »G.« 5 % Provision. Gewettet werde zum größten Teil mit illegalen asiatischen online-Anbietern.
d) Alle 4-6 Wochen komme ein Asiate aus Vietnam oder einem anderen asiatischen Land und bringe die Gewinne in bar zu »T. G.«.
e) Wegen dieses Kontakts nach Asien wird »T. G.« in Insiderkreisen auch »Tommi Lee« genannt.
f) Die Wetteinsätze bzw. die Gewinne werden aus Süddeutschland von einem »Dragan«, der sich, wie oben angegeben, auch »Rop« nennt, nach Graz gebracht bzw. abgeholt. Dieser Mann ist es auch, der dafür sorgt, daß Fußballer in den verschiedensten europäischen Ligen bestochen und sie für ein bestimmtes Verhalten auf dem Spielfeld bezahlt werden (deutsche Bunds- u. Regionalligen, verschiedene österreichische Ligen, osteuropäische Ligen usw.). Das betreibe er auch im Profi-Tennissport (ATP Liga), wo er einige Beispiele nannte.
g) Seinen finanziellen Anteil bekommt »Dragan« (Rop) in Graz von einem Asiaten in bar ausbezahlt.
h) Von diesem »Dragan« (Rop) werde auch mit »T. G.« die jeweiligen manipulierten bzw. zu manipulierenden Spiele abgesprochen.
i) Bei »T. G.« wettet u.a. auch ein Kroate namens »Mamic«, der bei Dynamo Zagreb im Vorstand maßgeblichen Einfluß (eventuell Präsident oder ähnliches) hätte. Dessen Bruder Zoran Mamic war längere Zeit beim deutschen Bundesligisten Bayer Leverkusen involviert und bereits 2005 in einem Wettbetrugsskandal verwickelt. »Mamic« würde vor allem bei geschobenen Spielen in Österreich auf dem Balkan Geld verdienen. Vor kurzem hätte  »Mamic« aus Zagreb das U21 Länderspiel Kroatien - Griechenland verschoben und dabei bei »T. G.« eine hohe Wettsumme gewonnen.
j) Weiters würde ein Slowene namens »Kosta« (wäre nicht mit dem bereits bekannten Wettbetrüger »Costa« aus Griechenland identisch) als Wetter bei »T. G.« aufgetreten. Dieser »Kosta« manipuliere aus Wettbetrugsgründen u. a. Spiele der slowenischen U-21 Nationalmannschaft.
k) Hinter dem Täterkreis der Manipulierer soll die serbische Volkssängerin »Ceca Raznatotvic« (Anmerkung: Gattin des erschossenen serbischen Paramilitaristen und hochgradig kriminellen Zeljko Raznatovic alias »Arkan«) stehen. Diese übe mit ihren Mittätern Druck auf jene serbischen Fußballer aus, die etwaigen Bestechungsversuchen vorerst widerstehen. Ein derartiger Fall sei der des ehemaligen serbischen Fußballers »Lupoja« von Bayer Leverkusen. Dieser wäre erst durch Intervention von »Ceca« bereit gewesen, den Manipulierern zur Verfügung zu stehen.
 
Zu Punkt a): Eine ähnliche Information erhielt die Polizei bereits vor einigen Wochen von einem in der steirischen Wettszene kundigen Informanten. Laut diesem komme die Gruppe, die für die Manipulationen des Vereins FC Gratkorn (2. österr. Liga) verantwortlich seien, aus Slowenien. Zudem gibt es eine Information der deutsch-norwegischen Wettüberwachungsfirma Betradar, wonach beim verdächtigen Spiel Altach - Pasching vom 18. 4. 2007 die ersten verdächtigen Einsätze in Graz getätigt worden sind. Zu Punkt c) und d): Dieser Modus operandi wurde auch in der gemeinsamen Strafsache betreffend Wettbetrug im Fußball des LKA Hessen  (dabei involviert: Spieler und Trainer des österreichischen Bundesligisten Sk Sturm, Graz, u.a.) aus dem Jahre 2006 von diversen Tätern angewendet. Zu Punkt k): die unter diesem Punkt genannte »Ceca Raznatovic« hatte nachweislich Kontakt zu dem in der ho. causa »Wettbetrug-Sk Sturm Graz« involvierten Bojan Filipovic (Handyauslesung).  Raznatovic führte nach dem gewaltsamen Tod ihres Gatten »Arkan« die Geschäfte des Fußballvereines FC Obilic Beograd (»Arkan« hatte davor den Verein unter Zuhilfenahme dubioser Mittel zu einem serbischen Spitzenclub gemacht) und setzte den ehemaligen serbischen Nationalspieler Dragisa Binic als Direktor des Clubs ein. Zu dieser Zeit spielten auch die ho. causa Verdächtigen Bojan  Filipovic und Dragan Sarac beim FC Obilic. Der genannte Binic gilt beim ho. causa Strafverfahren wie auch im Strafverfahren in  Frankfurt als »graue Eminenz«, der u. a. ebenfalls hinter allen in diesem Verfahren verdächtigen Spiel- Manipulationen steht. Seine persönlichen Kontakte zum inzwischen rechtskräftig in Frankfurt verurteilten Hauptverdächtigen Asiaten Lim und  den ho. causa Verdächtigen ist erwiesen.
 
Hinsichtlich der genannten Firma »Running Ball« (eine Holding mit der Mutterfirma in der Schweiz und Töchterfirmen u. a.  in Graz/Wien und Asien),  wurde in Erfahrung gebracht, daß diese Firma derzeit im Live-Wettengeschäft massiv tätig ist. Die Firma beschäftigt zahllose Mitarbeiter (meist Studenten), die zu gewissen Spielen (oft auch in Ligen der unteren Kategorien) live mit einem Handy anwesend  sein müssen. Sie melden jedes Ereignis  (Ausschluß eines Spielers, Elfmeter usw.) sofort einem Telefonpartner (dieser ist Kunde der Firma), worauf dieser Kunde, der in einem Wettbüro sitzt, sofort auf dieses Ereignis reagieren kann und dementsprechende Live-Wetten platzieren kann, noch bevor die Wettanbieter ihre Quoten darauf einstellen können. Derzeit wird  für manipulierte Spiele in Europa dieses System, das laut Wettüberwacher aus technischen Gründen kaum kontrollierbar ist, mit Vorliebe angewandet. Der Grund liegt im Umstand, daß überhöhte Wetten im Voraus von den Wettüberwachern (Betfair, Betradar) sofort erkennbar sind und das jeweilige Spiel in der Folge aus dem Angebot genommen wird (ausgenommen sind manipulierte Spiele, welche online auf Wettbörsen in Asien - meist illegale Buchmacher - gewettet werden). Wie der Informant aus Deutschland  beim oben angegebenen Treffen in München beobachten konnte, telefonierte sein Mitteiler mit seinem  (Krypto)Handy mehrmals in serbischer Sprache mit einem Teilnehmer, bei dem auf dem Display seines  Handys der Name »Ceca« aufschien. Dies geschah auf Forderung des Informanten, da dieser wissen wollte, wer 1998 Trainer beim FC Obilic Beograd gewesen sei (um den Mitteiler zu testen). Der Teilnehmer am anderen Ende der Leitung (offensichtlich »Ceca«) konnte diese Auskunft prompt erteilen. Auf Grund seiner detaillierten Ausführungen im Wettgeschehen und seiner offenkundigen Millieukenntnisse dürften die Angaben dieses Mitteilers der Wahrheit entsprechen. Er kündigte an, sich in nächster Zeit beim Informanten in Deutschland wieder zu melden. Seinen vollen Namen nannte er dem Informanten nicht. Laut dem deutschen Informanten handelt es sich bei dem genannten  »Dragan« (Rop) offensichtlich um einen ethnischen Slawen, der jedoch bayerischen Dialekt ohne Akzent spricht. Er ist zwischen 28 - 35 Jahre alt und hat ein sehr gepflegtes Äußeres. Er benutzte ein abhörsicheres Kryptohandy für seine Telefonate. Er hätte auch enge Kontakte nach Vietnam und Malaysia. Er wäre auch schon öfters dort gewesen, wie er mehrmals betonte. Bericht vom 23. 8. 08