Afghanistan - Aus der Welt der Geheimdienste

politonline d.a. Dem Artikel von Daniel Neun seien die von uns schon früher zitierten Worte von Oberstleutnant Charlie Mayo, dem Sprecher des britischen Militärs, vorangestellt. Dieser bestätigte im Mai 2007 den Standpunkt, dass die NATO-Truppen in keiner Weise gegen den Drogenanbau vorgehen. »Sie müssen verstehen, dass wir hier sind, um die Taliban zu töten, nicht um ihren Schlafmohn umzupflügen.« [1] Die Zahlen der fortgesetzten Massaker an den Taliban sprechen für sich; so wurden allein am 13. 5. 08 bei einwöchigen Kämpfen in der südafghanischen Provinz Helmand laut Regierungsangaben mehr als 150 radikalislamische Aufständische getötet.

Jürgen Rose schreibt [2], »dass der CDU-Abgeordnete Willy Wimmer berichtete, dass der afghanische Präsident Hamid Karzai ihm gegenüber erwähnt habe, dass die Amerikaner vor drei Jahren Frieden in Afghanistan haben können hätten, aber dies nicht wollten. Insofern ergibt auch die Erklärung britischer Offiziere in Berlin, man gedenke noch für die nächsten 40 Jahre am Hindukusch zu bleiben, durchaus Sinn. Ein Blick auf die Karte Afghanistans lässt nämlich den Blick auf das Panjir-Tal nordöstlich von Kabul und weiter auf den südlich des Amu Darya verlaufenden Wakhan-Korridor fallen, der im äussersten Nordosten Afghanistans praktischerweise an China grenzt. Über diese Route liesse sich ein zukünftiger anti-kommunistischer Guerillakrieg lamaistischer Gotteskrieger in Tibet logistisch unauffällig unterstützen. Bewerkstelligen kann dies freilich nur, wer in Afghanistan über Garnisonen und Stützpunkte verfügt. Um hier kein Missverständnis aufkeimen zu lassen: Dies ist kein Plädoyer zugunsten der Unterdrückung des tibetischen Volkes durch chinesische Diktatoren, sondern vielmehr ein Plädoyer gegen den Missbrauch legitimer Freiheitsbestrebungen für schmutzige imperialistische Interessen im gegenwärtigen Globalisierungskrieg.«  
 
Daniel Neun - UN-Ermittler: Geheimdienste steuern Massaker in Afghanistan, ISAF sieht zu   
Konzernpresse und NATO vertuschen Todesschwadronen in Afghanistan. Kabul: Seit der UNO-Sonderermittler für illegale und willkürliche Hinrichtungen, Professor Philip Alston, am 15. 5. 08 die Existenz durch »ausländische Geheimdienste« gesteuerte Todesschwadronen in Afghanistan auffliegen liess, herrscht in der deutschen Presse Schweigen. Geheime Razzien, völlig gesetzloses Operieren, Morde an Unschuldigen, all das unter Beteiligung von US-Militärs und wahrscheinlich auch deutschen Spezialeinheiten: es herrscht Nachrichtensperre in Deutschland, welches eine von 4 Besatzungszonen im seit 6 Jahren vom »Westen« besetzten Land kontrolliert. UNO-Ermittler Alston hatte auch die typische Reaktion der von US-Militärs kommandierten NATO (ISAF) benannt: von solchen Razzien sei nichts bekannt, man werde dem nachgehen, oder: man könne nichts unternehmen.
 
Afghanische Todesschwadronen unter dem Kommando ausländischer Agenten
Professor Alston legte am Ende seiner 12-tägigen Mission in der afghanischen Haupstadt Kabul folgendes dar: »Es gab eine grosse Zahl Razzien, für die offenbar kein Staat oder Militär die Verantwortung übernehmen wollte. Ich habe mit einer grossen Zahl an Personen bezüglich der Operationen ausländischer Geheimdiensteinheiten gesprochen. Ich will sie nicht beim Namen nennen, aber sie sind auf der höchsten Ebene in den entscheidenden Stellen. Diese Streitkräfte operieren unter etwas, das wie Straffreiheit aussieht.« Alston sagte, er wisse mindestens von drei kürzlich durchgeführten Operationen der Todesschwadronen, wovon eine direkt von einer US-Militärbasis für Sondereinheiten in Kandahar aus geführt wurde. Dabei wurden zwei Brüder ermordet. Die afghanischen Regierungsbehörden gaben nachher zu, dass keine der drei Operationen irgendetwas mit den Taliban zu tun hatte. Keine NATO-Armee übernahm die Verantwortung für diese Militäraktionen in ihrer Besatzungszone.
 
Eine Todesschwadron, die als »Shaheen« bekannt ist, operiert im Osten Afghanistans, im so oft zitierten afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet, von der Stadt Nangahar aus, welche unter US-Militärkontrolle steht (Anm.: Shaheen bedeutet sowohl im Persischen als auch in Urdu Falke‹. Urdu wird in Pakistan gesprochen. Der Name der pakistanischen Atomraketen lautet Shaheen. Die Black Shaheen ist eine Variante der britisch-französischen Cruise Missile Storm Shadow/SCALP EG, die in die Vereinigten Arabischen Emirate geliefert wird.)
Letztes Jahr war bereits Sondereinheiten der Alliierten in Helmand vorgeworfen worden, sie hätten bei einer »verpfuschten« Militäroperation einem Mann die Kehle aufgeschlitzt. Heute heisst es in Sicherheitskreisen, diese Aktion sei durch eine geheime Spionageeinheit geleitet worden. In Helmand sind die meisten der 7.800 Soldaten der britischen Monarchie stationiert.
 
Berreits zuvor hatte der UNO-Sonderermittelnde folgendes festgestellt: »Es ist absolut inakzeptabel, wenn schwer bewaffnete Personen aus dem Ausland, von schwer bewaffneten afghanischen Streitkräften begleitet, einfach umherziehen und gefährliche Razzien  durchführen, die allzu oft in Tötungen enden, für die niemand die Verantwortung übernimmt.« Eine Quelle aus dem Umfeld der Untersuchung wurde durch die britische Zeitung Independent wie folgt zitiert: Die Todesschwadronen würden direkt durch die US-Militärs eingesetzt. Es hiess, es handle sich dabei um Söldner und Killer, die der US-Auslandsgeheimdienst CIA im Jahre 2001 angeworben habe »um die Taliban zu stürzen«. »Die intelligentesten, schlauesten Typen in diesen Milizen wurden weiterbeschäftigt«, so der westliche Beamte. »Sie wurden trainiert, neu bewaffnet und werden immer noch benutzt«. Die Regierung ihrer Majestät in London liess nun zum Bericht des UNO-Ermittlers verkünden, man »untersuche« die Untersuchung von Alston »genau«. Gleichzeitig dementierte man, dass der eigene Auslandsgeheimdienst MI6 darin verwickelt sein könnte.  Alston warf den Besatzungsmächten, der afghanischen Regierung und den Aufständischen vor, ungehemmt Zivilisten zu ermorden. Den Militärs der ISAF-Führung warf er »undurchsichtige« Manöver vor, um selbst die Angehörigen von Opfern der eigenen Massaker im Unklaren darüber zu lassen, wer diese umgebracht hat. »Der Level von Selbstzufriedenheit als Antwort auf diese Tötungen ist atemberaubend hoch«, so der UNO-Sonderermittler über die ISAF-Militärführung. ISAF-Stabschef ist der deutsche Generalmajor Hans-Lothar Domröse, bis zum 10. Januar Kommandeur der Division Spezielle Operationen (DSO) *, zu der auch das KSK gehört. Alston machte zudem öffentlich, dass die NATO-Kommandeure Akten und Daten nur über ein paar Monate aufbewahren. Die untergeordnete ISAF liess dazu erklären, man tue ja. was man in so einer »komplexen Situation« kann.
 
Schweigen in der deutschen Presse
Ausser in zwei Meldungen auf pr-inside, gab es bezüglich des Berichts über Todesschwadronen im seit 6 Jahren durch die NATO besetzten Afghanistan nur noch einen einzigen Artikel im gesamten deutschsprachigen Raum. In der Frankfurter Rundschau hiess es dazu wörtlich: Alle Konfliktparteien könnten die Zahl der zivilen Opfer reduzieren, »ohne ihre militärische Funktionsfähigkeit zu beeinträchtigen«. »Die Tatsache, dass es einen bewaffneten Konflikt gibt, bedeutet nicht, dass eine grosse Anzahl solcher Tode toleriert werden kann.« Kein Wort über die durch Geheimdienste aus US-Basen heraus gesteuerten Todessschwadronen - unter den Augen von ISAF und NATO.
 
Das deutsche Militär: Eine Kolonialstreitmacht
Der ehemals höchstrangige deutsche Militär, der hochdekorierte frühere Bundeswehr-Generalinspekteur Klaus Naumann, hat unterdessen die Ausdehnung des deutschen ISAF-Mandates auf ganz Afghanistan gefordert. »Die Pflicht endet nicht in bestimmten Regionen«, so Naumann. Deutschland müsse entscheiden, »ob es ein verlässlicher Bündnispartner sein will. Wir können uns nicht hinter unserer Geschichte verstecken.« Naumann hatte im Vorfeld des letzten NATO-Gipfels zusammen mit fünf weiteren ex-Generalstabschefs aus NATO-Ländern den präventiven Atomschlag u.a. aus Gründen der »Energiesicherheit« auch gegen nicht atomar bewaffnete Länder gefordert. Der deutsche Verteidigungsminister - militärisch gesehen ohne Bedeutung, da die NATO seit dem nach dem 11.September 2001 ausgerufenen  »Verteidigungsfall« überall das vollständige Kommando über alle deutschen Truppen hat - gab unterdessen einem »Antrag des Atlantikpaktes« statt. Ab sofort sind deutsche Soldaten auch in Kampfeinsätzen in West-Afghanistan im Einsatz. U.a. sollen sie »das Einsickern bewaffneter Kämpfer über die zentrale Ringstrasse nach Norden und Westen« Afghanistans verhindern. Mit dem »Verhindern eines Einsickerns nach West-Afghanistan« kann in West-Afghanisten nur der Iran gemeint sein. Das heisst: unsere Soldaten sind - mit oder ohne Zustimmung des offenkundig nicht tauglichen deutschen Parlamentes - ab sofort irgendwo an der iranischen Grenze im Kampfeinsatz. Ab dem 1. Juli übernehmen die deutschen Militärs auch die »Schnelle Eingreiftruppe QRF«. Der Verteidigungsminister der BRD, Franz Jung, erklärte am 9.Februar 08: »Niemand denkt - auch in der NATO nicht - an eine Ausweitung unserer Verantwortung im Norden. Wir haben die Verantwortung in der Nordregion, und dabei bleibt es auch.« Und dann: »Was im Herbst ist, kann ich nicht sagen. Jetzt haben wir 3500 Soldatinnen und Soldaten im Mandat, und daran werden wir uns auch halten.« Laut Medienberichten sollen die deutschen Truppen auf 4500 Mann aufgestockt und die deutsche Besatzungszone vom Norden in den Westen ausgedehnt werden, u.a. auf die Provinz Badghis im Westen des Landes, die bislang zum italienischen Kommandobereich gehörte. Eine Diskussion innnerhalb der Deutschen - die den weltweiten Terrorkrieg mit 2-Drittelmehrheit ablehnen und die sofortige Rückkehr aller deutschen Truppen nach Hause fordern - will die CDU/CSU-SPD-Bundesregierung in der Nähe der Bundestagswahl 2009 unbedingt vermeiden. Daher plant die Grosse Koalition eine Verlängerung der ISAF-Vollmacht über unsere Truppen für die NATO in Afghanistan um volle 2 Jahre schon in diesem Sommer. Vorgestern war es nach einem US-Raketenangriff auf pakistanisches Territorium mit 8 Toten zu wütenden Protesten der dortigen Bevölkerung gekommen. Der Präsident Pakistans hat NATO und USA wiederholt vor einer Invasion seines Landes gewarnt.
 
Alle Hervorhebungen durch politonline
Quelle: http://infowars.wordpress.com/ 19. 5. 08 resp.
http://www.radio-utopie.de/2008/05/17/un-ermittler-geheimdienste-steuern-massaker-in-afghanistan-isaf-sieht-zu/ 17. Mai 2008 * Anm.: Vorgesetzter von Domröse ist demnächst US-General David Mckiernan, der General Dan K. McNeill nachfolgt. Dessen Vorgesetzter ist Bantz J.Craddock, Kommandeur von EUCOM und NATO, dessen Vorgesetzter wiederum ist US-Verteidigungsminister Robert Gates, der Dick Cheney unterseht, letzterer George W. Bush. Der Rest ist Geschwafel unwichtiger skrupelloser Zivilisten für unwichtige, völlig verblödete und verkommene Zivilisten, die sich Menschenwürde, Freiheit, Frieden und Verfassung aus den Händen wegstehlen lassen
 
1 http://www.freace.de/artikel/200705/020507a.html  2. 5. 07 Der »Krieg gegen Drogen« und die Wahrheit - Besatzer lassen Drogenbauern in Afghanistan unbehelligt  
2 http://www.zeit-fragen.ch/ausgaben/2008/nr-21-vom-1952008/die-tibetische-fallezbigniew-brzezinski-der-krieg-am-hindukusch-und-der-aufstand-der-tibetischen-moenche/
Zeit-Fragen Nr. 21 vom 19.5.08 - Die tibetische Falle - Zbigniew Brzezinski, der Krieg am Hindukusch und der Aufstand der tibetischen Mönche - Von Jürgen Rose
Dipl.-Päd. Jürgen Rose ist Oberstleutnant der Bundeswehr und aus disziplinarrechtlichen Gründen gezwungen, darauf hinzuweisen, dass er in dem in Zeit-Fragen veröffentlichten Beitrag seine persönlichen Auffassungen vertritt.
Siehe auch http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=777 Zum Thema Todesstrafe, 21. 10. 2007 und http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=549
Blick auf Afghanistan und den dortigen Drogenhandel - Von Doris Auerbach