Ein gnadenloser Krieg - Von Karin Leukefeld

In den ersten Augusttagen 2007 jährte sich zum 25. Mal die Belagerung und Zerstörung der libanesischen Hauptstadt Beirut durch israelische Truppen. Der sogenannte Sommerkrieg 2006 weckte bei Libanesen und Palästinensern traumatische Erinnerungen. Nur wenige Libanesen und kaum einer der 40?0000 palästinensischen Flüchtlinge im Libanon glauben daran, daß Frieden mit dem gnadenlosen Nachbarn Israel jemals möglich sein wird. »Frieden für Galiläa« nannte die israelische Regierung ihren Krieg gegen Libanon vor 25 Jahren. Die Invasion der israelischen Streitkräfte (IDF) begann am 6. Juni 1982. Ziel war die Vertreibung der PLO sowie der syrischen Truppen, die seit 1976 im Auftrag der Arabischen Liga im Libanon den Bürgerkrieg stoppen sollten. Die IDF hatte leichtes Spiel, die libanesische Armee wehrte sich nicht, und die syrische Armee stimmte schon am 11. Juni einem Waffenstillstand zu. Drei Tage später stand die IDF vor Beirut. Die Belagerung der Stadt begann am 1. Juli und dauerte 70 Tage. Strom und Wasser wurden abgestellt, israelische Marine und Artillerie starteten ein Dauerbombardement. Beirut, das »Juwel des Mittelmeers«, das »Paris des Mittleren Ostens« wurde systematisch zerstört.

Am 1. August besetzte die IDF den Beiruter Flughafen, am nächsten Tag rückten israelische Truppen vom Osten der Stadt über die »Grüne Linie« in Richtung des PLO-Hauptquartiers nahe des Stadions in Westbeirut vor. Am 4. August startete die IDF Angriffe von vier Seiten, wobei sie von der Luftwaffe unterstützt wurde. Erst am 13. August kam ein Waffenstillstand zustande. Die Belagerung von Beirut - nicht die Besatzung - endete am 21. August. Die PLO-Führung wurde in den folgenden Tagen unter dem Schutz einer multinationalen Marinestreitmacht nach Tunis evakuiert.

Die Belagerung Beiruts kostete 30’000 Zivilisten das Leben, bis zu 40’000 Menschen wurden verstümmelt, eine halbe Million Beiruter floh aus der Stadt, die zu 30 % zerstört worden war. Streubomben, Benzinbomben, Phosphorbomben, Napalm und in Spielzeug versteckte Sprengladungen - schon vor 25 Jahren war das israelische Waffenarsenal von den westlichen Verbündeten, speziell der USA, gut bestückt worden. Bashir Gemayel, dessen Phalangistenmiliz die IDF unterstützt hatte, wurde mit einer knappen Stimmenmehrheit zum Präsidenten gewählt, die muslimischen Abgeordneten boykottierten die Wahl. Zwei Tage später wurde Gemayel mit 25 seiner Gefolgsleute bei einem Bombenanschlag auf sein Hauptquartier getötet, die Phalangisten ermordeten wenige Tage später in den palästinensischen Flüchtlingslagern Sabra und Schatila bis zu 3000 Kinder, Frauen und Männer. Die Truppen der IDF, damals von Ariel Scharon befehligt, sahen dem Geschehen zu. 

Quelle: http://www.jungewelt.de/2007/08-04/044.php