Nicht nur der Terror scheint für uns programmiert zu sein: auch das Chaos

politonline d.a. »Chaos als Plan« lautet der Titel eines Artikels 1 von Knut Mellenthin, aus dem wir im folgenden einige Auszüge bringen, da dieser einen äusserst guten Einblick in die von Washingtons Neokonservativen im Anschluss an den 11. 9. entwickelte Vorstellung der Notwendigkeit eines »vierten Weltkriegs«, der sich gegen die islamischen Länder des Nahen und Mittleren Ostens richten sollte, vermittelt. Ein solcher würde die gesamte Region restlos in Flammen aufgehen lassen. Gleichzeitig wird ein Mass an Zynismus offenbar, der eine beispiellose Verachtung der betroffenen Bevölkerungen erkennen lässt. Zweifelsohne wäre es erste Pflicht des Menschenrechtsrats in Genf, hier zu intervenieren, bislang jedoch war nichts dergleichen zu verzeichnen. Die Folgerung, dass die Mitglieder der von uns immer wieder zitierten Trilateralen Kommission, des Councils on Foreign Relations und der Bilderberger sowohl mit diesen »Weltkriegsplänen« als auch der jetzigen Absicht Washingtons, den Iran anzugreifen, vollumfänglich vertraut sein dürften, ist kaum von der Hand zu weisen. Auch wenn Deutschland, Frankreich und Grossbritannien letztes Jahr ein deutliches Signal an Washington gesandt hatten, dass sie eine militärische Lösung des Irankonflikts ausdrücklich ablehnen, so hat sich hier inzwischen offenbar ein Wandel in der Einstellung vollzogen, denn nichts deutet darauf hin, dass die EU etwas unternähme, was den neuerlichen, im Verbund mit der Androhung eines Krieges gegen den Iran von der Bush-Administration feilgebotenen Lügen den Boden entziehen könnte. Und schon möchte Bush gemeinsam mit dem britischen Premierminister Gordon Brown schärfere Sanktionen gegen den Iran vorantreiben. So heisst es bei Mellenthin: »Die Parole des Kriegs gegen den Terrorismus ermöglicht breiteste internationale Konsensbildung und erlaubt kaum noch einem Staat, sich davon fernzuhalten oder gar kritische Einwände, die über taktische Detailfragen der Umsetzung hinausgehen, zu erheben.« Insofern fragt man sich, wie Bundesrätin Calmy-Rey der Auffassung sein kann, dass die Schweiz »eine unabhängige und deshalb wichtige Position in der UNO einnimmt«; es erweist sich doch immer wieder gleichbleibend, dass es allein der Sicherheitsrat ist, der sich jegliche Entscheidung zu Krieg oder Frieden vorbehält. Ein wirklicher Einfluss anderer Staaten auf vom Sicherheitsrat getroffene Entscheidungen kann allenfalls dann eintreten, wenn das Ende des US-Imperialismus eingeläutet wird.

Der Krieg gegen den Terrorismus bildet sozusagen das Modell für weltweite Militäreinsätze.  »Eliot Cohen«, schreibt Mellenthin, »war vermutlich der erste, der mit seinem Leitartikel im Wall Street Journal vom 30. Oktober 2001 den Begriff »World War IV« ins Spiel brachte. »Vierter« deshalb, weil die Neocons den gewonnenen Kalten Krieg gegen die Sowjetunion als Nummer drei in der Reihe der Weltkriege mitzählen. In seinem Leitartikel stellte Cohen klar: ‚Der Feind in diesem Krieg ist nicht der Terrorismus, sondern der militante Islam’. Cohen empfahl nach der inzwischen erfolgten militärischen Besetzung Afghanistans den Sturz der iranischen Regierung als nächstes  Etappenziel. Davon versprach sich der Autor ‚entscheidende Signalwirkung’ auf die gesamte moslemische Welt.« Alle diese Pläne sind  öffentlich, von einer so gern angetönten Verschwörung kann nicht die Rede sein. Hingegen unterliegt die Art und Weise, wie die USA den militanten Islam je nach Erfordernis weiterhin fördert, im Prinzip der Geheimhaltung, so dass es jeweils einiger Recherchen bedarf, um diese aus dem Dunkel ans Licht des Tages zu befördern, worum sich insbesondere der in Ottawa lehrende Michel Chossudovsky bemüht hat 2. Dieser legt ferner dar, dass die Bush-Administration zugegeben hat, dass im vergangenen Jahr Geheimaktionen mit aggressiver Tendenz gegen den Iran und Syrien angewendet wurden. Das erklärte Ziel war, die Wirtschafts- und Währungssysteme der Länder zu ruinieren. Dazu gehörte, der iranischen Opposition und den Dissidenten Undercover-Hilfe zukommen zu lassen. Regimewechsel und offener Krieg sind immer noch Bestandteil der Planung der Bush-Administration. Einsätze, die einen festen Bestandteil der von der USA finanzierten Militäreinsätze gegen den Iran, Syrien und Libanon darstellen, sind mit den Kriegsplänen Israels und der NATO eng koordiniert. Im Zusammenhang mit dem Iran haben die US-Geheimdienste die in Pakistan angesiedelte Terrorgruppe Jundullah, Gotteskrieger, unterstützt, die innerhalb des Irans Terroranschläge verübt hat. Diese hat für den Tod oder die Entführung von mehr als einem Dutzend iranischer Soldaten und Beamten die Verantwortung übernommen. Ihr Führer Abd el Malik befehligt eine Truppe von mehreren hundert Guerillakämpfern, die Angriffe über die iranische Grenze hinweg ausführen: auf iranische Militäroffiziere oder iranische Geheimdienstmitarbeiter, die sie entführen und bei laufender Kamera hinrichten.    

»Gleichzeitig«, so Mellenthin, »verschärfen die USA und die EU gemeinsam die Konfrontation mit dem Iran und steuern auf einen weiteren kriegerischen Konflikt noch während der Ende 2008 auslaufenden Amtszeit von Präsident Bush zu.« Wie Le Monde  am 31.8.07 schrieb, erwägt Frankreich im Atomstreit mit Teheran auch ausserhalb der Vereinten Nationen Sanktionen gegen den Iran. Sarkozy hält den Atomkonflikt mit dem Iran für den gefährlichsten Konflikt dieser Tage. Womit er nicht Unrecht hat, dies jedoch ausschliesslich auf Grund der Tatsache, dass die Auseinandersetzung mit diesem Land nach Massgabe angeheizt wird. Dem Iran, so Sarkozy, müssten sich verschärfende Sanktionen auferlegt werden, wenn es seine Verpflichtungen nicht einhalte. Sollte, so Sarkozy ferner, der Iran einlenken, müsste die Staatengemeinschaft dagegen zur Öffnung bereit sein. Nur so könne man einer »katastrophalen Wahl« entgehen: »der iranischen Bombe oder der Bombardierung des Irans«. Angesichts solcher Verhaltensweise kann sich jeder ein Bild davon machen, wie die Mentalität dieser »Kesseltreiber« beschaffen sein muss, die uns regieren. Sarkozy betonte: Ein Iran mit einer Atombombe ist für mich inakzeptabel. Das sagt er öffentlich - und die Presse wiederholt es selbstverständlich ohne darauf einzugehen, dass es längst bekannt ist, dass es mindestens noch ein Jahrzehnt, eher sogar 15 Jahre dauern würde, bis der Iran eine solche bauen könnte, was selbst die CIA eingeräumt hat. Damit zielt Sarkozys Vorwurf ins Leere. Die Bestrebungen dürften insgesamt dahin gehen, den Iran zu einer unterworfenen Nation zu machen, die freiwillig auf die Nutzung der Kernenergie verzichtet. Selbst das iranische Regime - das, käme es der USA und ihren Verbündeten entgegen, sicherlich höchst willkommen wäre - kann kaum ein Grund für die Angriffsdrohungen gegen das Land sein. Wie im Irak dürfte es auch hier ausschliesslich ums Öl gehen: immerhin besitzt der Iran ein Zehntel der gesamten Ölreserven und ein Sechstel der Erdgasreserven dieses Globus. Als weiterer Kriegsgrund wird seit einigen Monaten die Behauptung aufgebaut, Irans politische Führung sei unmittelbar an der Tötung amerikanischer Soldaten beteiligt. Die US-Regierung zieht damit die Konsequenz aus der Tatsache, dass die angeblichen, aber gänzlich unbewiesenen Atomwaffenpläne Irans von der Mehrheit der US-Bevölkerung nicht mehr als glaubwürdiges Motiv für ein neues militärisches Abenteuer akzeptiert wird. Hingegen ruft die Behauptung »Die Iraner töten unsere Jungs« starke Emotionen hervor. 

Schon hat sich die Dresdner Bank als dritte deutsche Grossbank auf direkten Druck aus Washington hin dem Iran-Boykott der Vereinigten Staaten angeschlossen, wodurch sich die Wirtschaftsbeziehungen der BRD mit dem Iran erneut verschlechtern. Den gleichen Schritt vollzog die Deutsche Bank im Juli. Wie German Foreign Policy 3 am 11.9. berichtete, »droht Teheran nun, deutsche Firmen nicht länger bevorzugt zu behandeln und stattdessen mit Beijing und südeuropäischen Konkurrenten Berlins zu kooperieren. Deutsche Regierungsberater verlangen daher, den Aussendruck auf Teheran nicht weiter zu steigern und stattdessen einen inneren Machtwechsel ohne kriegerische Mittel anzustreben.« Was mit Sicherheit im Sinn aller diesbezüglich noch normal denkender Bürger ist. Die Wirklichkeit sieht anders aus: »Die Vereinigten Staaten haben ihren Druck auf Teheran in den vergangenen Wochen deutlich gesteigert. Washington hat neue Wirtschaftssanktionen beschlossen und stellt zweistellige Millionenbeträge für subversive Tätigkeiten im Iran bereit. Demnach stehen dieses Jahr 36 Millionen $ für entsprechende US-Rundfunk- und Fernsehprogramme zur Verfügung, die in iranischer Sprache empfangen werden können; 20 Millionen $ werden als Unterstützung iranischer Bürgerrechtler deklariert und zur Stärkung der Opposition ins Land geschleust. Anhaltende Sezessions-Unruhen im Südwesten (Chusistan) und Nordwesten (Kurdistan) können Angaben der Teheraner Regierung zufolge auf Unterstützung aus der USA bauen. Bereits im August hatte Washington angekündigt, Saudiarabien und Ägypten, beide Staaten sind Rivalen des Irans, mit Waffen im Wert von 30 Milliarden $ aufzurüsten.  Jetzt folgte die Mitteilung, die US-Army werde auf irakischem Territorium unmittelbar an der Grenze zum Iran einen US-Militärstützpunkt errichten. Wie sogenannte Sicherheitsexperten an die Medien streuen, habe die Armee Pläne zur »Ausschaltung des gesamten iranischen Militärs« entwickelt - mit massiven Luftschlägen gegen mehr als 1.200 Ziele.« Wäre, wie die Medien dies so gerne wiederholen, Angela Merkel in der Tat die mächtigste Frau der Welt, wäre es undenkbar, dass die USA in Deutschland einen derartigen Druck aufbauen könnte. Somit ist auch letztere Behauptung als nicht viel mehr als das uns vielfach gebotene Pressegeschwätz zu werten. Und es bestätigt die Worte von Zbigniew Brzezinski: Nicht zugelassen werden darf die Entwicklung der EU zu einer selbständigen europäischen Weltmacht. Desgleichen: die BRD als Stütze der US-Politik in der EU darf sich nicht in eine Weltmacht verwandeln. Wie also kommt das englische Institut für Strategische Studien (IISS) dazu, in seinem soeben vorgelegten Strategiebericht zu Al Kaida zu vermerken, dass sich Merkel international als «starke Führungsperson» positioniert habe? 

»Ein weiterer wichtiger Theoretiker des »vierten Weltkriegs«, so Mellenthin ferner, »ist Norman Podhoretz, ein in den sechziger Jahren zum Propagandisten eines aggressiven Imperialismus konvertierter ehemaliger Linker. In der Februarausgabe 2002 der von ihm jahrzehntelang geleiteten Zeitschrift Commentary erläuterte Podhoretz »How to Win World War IV«, wie man den vierten Weltkrieg gewinnt und gegen wen er geführt werden muß. Wie Cohen vertrat auch Podhoretz von Anfang an völlig offen und explizit, daß der Gegner nicht der Terrorismus, sondern die islamische Welt sei. Noch vor dem Beginn des Überfalls auf den Irak am 2. März 2003 wurde eine neue »Dominotheorie« der Neocons in die Welt gesetzt. [...] Diese behauptete, die »Befreiung« des Iraks würde einen riesigen Motivationsschub für die iranische Opposition darstellen und innerhalb kürzester Zeit den Sturz der Mullah-Diktatur herbeiführen. Danach könnte sich auch die syrische Regierung, eingekeilt zwischen Israel und prowestlichen Gesellschaften in Jordanien, Irak und Iran, nicht mehr lange behaupten. Als nächstes sollte dieser Theorie zufolge auch die Herrschaft der Saudis zusammenbrechen, zumal die Besetzung des Iraks, der mit das größte Ölvorkommen der Welt besitzt, die wirtschaftliche Bedeutung des saudiarabischen Öls verringern würde. Ein Nebeneffekt würde sein, daß die Palästinenser fast jede internationale Unterstützung verlieren würden. Die USA müßte kaum mehr tun, als die Oppositionsbewegungen im arabischen Raum schnell und großzügig zu unterstützen, behaupteten damals die Neocons.« 

Immerhin ist zu verzeichnen, dass wenigstens einigen dieser Pläne ein Misserfolg beschert wurde: Wie Mellenthin ausführt, war »die anfangs von der US-Regierung gefeierte »Tulpenrevolution« in Kirgisien (April 2005) nicht wunschgemäß verlaufen. Einen Monat später scheiterte der von den USA unterstützte Versuch einer »Revolution« in Usbekistan und führte zu einer teilweisen Abkehr des autoritären usbekischen Regimes vom Westen. In Ägypten gab die US-Regierung ihre Taktik, sich im Vorfeld der Präsidentenwahlen vom September 2005 als Beschützerin der unterdrückten Opposition darzustellen, sehr schnell und kläglich wieder auf. Die lautstark angekündigte amerikanisch-europäische Kampagne, bei der Wahl im Jahre 2006 den als »letzten Diktator Europas« beschimpften belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko zu stürzen, endete mit einem totalen Reinfall. Ebenfalls zu Grabe getragen werden mußte spätestens im Sommer 2005 die von Präsident George W. Bush ein Jahr zuvor feierlich ausposaunte »Greater Middle East Initiative«, mit der die moslemischen Völker des Nahen und Mittleren Ostens für die US-amerikanische Eroberungspolitik korrumpiert werden sollten. Von den damals verkündeten Parolen und Zielen ist buchstäblich kein Stück übriggeblieben. Sie gingen in dem Abschreckungseffekt, der von der westlichen Besatzungsrealität im Irak und zunehmend auch in Afghanistan ausgeht, unter.« 

Fest steht, dass der Krieg gegen den Terrorismus dazu dient, um jedes von Seiten Washingtons angestrebtes Eingreifen, gleich an welchem Ort der Welt, zu legitimieren. Er erlaubt es der USA ferner, ihre Militäraktionen als Selbstverteidigung resp. als notwendige präventive Massnahmen zu tarnen. Es scheint, als ermögliche diese »Bandbreite«, auch die abwegigsten Vorstellungen zu äussern. So hat der Kongressabgeordnete Thomas Tancredo, der für den Posten des US-Präsidenten bei den kommenden Wahlen kandidieren wird (!), Anfang August in einem Interview in Iowa hinsichtlich eines möglichen nuklearen Anschlags von Al Kaida in der USA seinen Standpunkt bekräftigt, dass die USA zwecks Abschreckung damit drohen müsste, im Gegenzug die dem Islam heiligen Städte Mekka und Medina mit Atomwaffen auszulöschen. Was immer die mit Regierungsgeschäften der USA betrauten  Politiker denken mögen, ihre Sichtweite reicht ganz offensichtlich nicht aus, um zu erkennen, dass eine derartige Äusserung bei dem bereits jetzt vorhandenen Hass der Afghanen und Iraker auf die Besatzer absolut kontraproduktiv wirken muss. Im übrigen ist die praktischerweise von allen für alles sozusagen unbesehen verantwortlich gemachte Al Kaida längst als Mythos enttarnt, auch wenn man das auf Regierungsebene nicht wahrhaben möchte. Naturgemäss ist daher pünktlich zum Jahrestag des 11. Septembers eine neue mutmassliche Videobotschaft von Al Kaida-Anführer Osama Bin Laden aufgetaucht, in der die Attentäter des Anschlags als Helden bezeichnet werden. Mit anderen Worten: so recht zum Aufstacheln von Rachegedanken geeignet. Und natürlich auch die Gelegenheit, den Amerikanern weiszumachen, dass Al Kaida sechs Jahre nach den Anschlägen wieder stark genug sei, um neuerliche Attentate zu verüben, obwohl die Mehrheit der US-Bürger auch davon nicht mehr zu überzeugen ist, da sie den 11.9. inzwischen als ‚hausgemacht’ betrachtet. Es war die auf islamistische Internetseiten spezialisierte US-Gruppe IntelCenter, die auf das Video aufmerksam machte, wozu Rainer Rupp von der Jungen Welt 4 absolut wissenswerte Details vermittelt: »Der amerikanische Computerexperte Neal Krawetz hat auf der »BlackHat-Konferenz« für Computersicherheit, die bis zum 4.8. in Las Vegas stattfand, Beweise dafür vorgelegt, daß sogenannte Al Qaida-Videos in der Regel digital manipuliert wurden. Urheber sei die Firma IntelCenter, die dem Pentagon nahesteht und für die Herausgabe der Videobänder verantwortlich zeichnet. Mit der von Krawetz vorgestellten neuen Technologie läßt sich zurückverfolgen, wann und mit welcher Kamera ein digitales Bild aufgenommen wurde, ebenso wann und wie es mit welchem Bildbearbeitungsprogramm geändert wurde. Seinen Coup präsentierte Krawetz bei der Analyse eines Videos von 2006, auf dem Bin Laden-Stellvertreter Aiman Al Zawahiri gezeigt wird. Neben anderen Manipulationen konnte Krawetz nachweisen, daß dem Video sowohl das As-Sa­hab-Logo der angeblichen Medienabteilung von Al Qaida als auch das Logo von IntelCenter zu genau der gleichen Zeit beigefügt wurden. IntelCenter ist eine auf die Überwachung von Videos und Bandaufnahmen mit »terroristischem« Hintergrund im Internet spezialisierte Privatfirma für nachrichtendienstliche »Dienstleistungen«. Das Unternehmen arbeitet dabei in engem Schulterschluß mit dem Pentagon, sein Personal besteht vorwiegend aus ehemaligen Mitarbeitern des US-Militärgeheimdienstes, weshalb es auch als »zivile« Frontorganisation des Pentagons betrachtet werden kann. In der Vergangenheit trat IntelCenter immer wieder als Mittler zwischen der angeblichen »Medienabteilung von Al Qaida« und der westlichen Presse auf. Auch für die Veröffentlichung des jüngsten »Bin Laden-Videos« war IntelCenter verantwortlich. Die Aufnahmen des Bandes stammten allerdings aus dem Jahr 2001 und waren mit neuem Text versehen worden. Bereits zweimal habe IntelCenter in den letzten fünf Jahren dieses Video zurechtgeschnitten und als neue Botschaft von Bin Laden präsentiert, belegte die US-Antikriegsgruppe »Prison Planet«, die die Aktivitäten der Firma verfolgt, bereits im Oktober 2006. Die Tatsache aber, daß das As-Sahab-Logo von Al Qaida zur gleichen Zeit wie das Firmenlogo von IntelCenter dem Al-Zawahiri-Video beigefügt wurde, beweist, daß IntelCenter die Videos zumindest manipuliert, wenn nicht sogar produziert hat.« Woraus erneut erkenntlich wird, mit welch beispielloser Unverfrorenheit wir jeweils verdummt werden. Was die Panikmache als solche betrifft, so hiess es in der USA Mitte Juli hinsichtlich der Bedrohungslage des Landes, dass das Terrornetzwerk Al Kaida nach Einschätzung der amerikanischen Geheimdienste seine Kontakte im Irak dazu nutzen werde,  die USA anzugreifen. Und Anfang November letzten Jahres wurde uns erklärt, Al Kaida plane Anschläge zur Hauptreisezeit um die Weihnachtsfeiertage in Europa. Generalbundesanwältin Monika Harms liess sich damals die Gelegenheit zu dem, was man nur als Einschüchterung resp. Angsterzeugung interpretieren kann, selbstverständlich nicht nehmen. Sie meinte, dass sich die Deutschen bislang weitgehend sicher fühlten. Die Ruhe in Deutschland aber könne trügerisch sein. Auch sie scheint nicht gewillt, auszusprechen, dass der in Afghanistan und im Irak von der Besatzung verbreitete Terror notgedrungen Terror erzeugen muss. 

Der folgende Gedankengang Mellenthins zum Krieg gegen den Terrorismus beinhaltet eine weitere erschreckende Vision: Dieser Krieg »hat für seine Betreiber darüber hinaus den Vorteil, daß er nicht irgendwann definitiv feststellbar mit der Niederlage des Gegners enden kann. Hier liegt der Hintergrund für die Äußerungen führender Neokonservativer, der »vierte Weltkrieg« werde mehrere Jahrzehnte lang dauern. In einer von scharfen sozialen Widersprüchen bestimmten Welt kann dieser Krieg per Definition überhaupt niemals zu Ende gehen. Mehr noch: Der Krieg gegen den Terrorismus verschärft das Problem, das er zu bekämpfen vorgibt, und exportiert es in jeden Winkel der Erde. Das Unternehmen funktioniert, empirisch vorhersehbar, nach dem Prinzip der sich selbst erfüllenden Prophezeiung: Überall, wo sich amerikanische Truppen langfristig breitmachen und direkt in die innenpolitischen Konflikte eingreifen, ist deren Radikalisierung und Militarisierung eine fast zwangsläufige Folge.« Damit bliebe das Chaos unser ständiger Begleiter. Da die schon lange propagierte Zerlegung des Iraks in drei Staaten, in einen kurdischen im Norden, einen schiitischen im Süden sowie einen sunnitischen in der Mitte, einschliesslich eines Sonderstatus für das religiös völlig zersplitterte Bagdad, weiterhin diskutiert wird, würde eine Umsetzung dieses Plans das Chaos im Irak ins Unendliche steigern, denn, so Mellenthin, »alle Pläne zur Zerlegung des Iraks sehen angesichts der komplizierten Bevölkerungsstruktur des Landes organisierte Massenumsiedlungen vor, um ethnisch und religiös relativ »reine« Gebiete zu schaffen.« 

Bezüglich des Chaos konstatiert Mellenthin ferner: »Auch im Libanon hat die massive Einmischung der USA - gemeinsam mit Israel und den Europäern, vor allem Frankreich - dazu geführt, daß das Land kaum noch als einheitlicher Staat regierbar ist. Im Gegenteil, es droht nach einer rund fünfzehnjährigen Phase innenpolitischer und wirtschaftlicher Stabilisierung in den Bürgerkrieg der 70er Jahre zurückzufallen. Zentraler Hebel ist auch dort, ähnlich wie im Irak, das Ausnutzen religiöser Widersprüche und ihr gezieltes Anheizen bis zur gewaltsamen Konfrontation. Demselben Muster folgt der US-amerikanische Versuch, die überwiegend sunnitischen Staaten der arabischen Halbinsel gegen den schiitischen Iran in Front zu bringen - und damit zugleich den religiösen Widerspruch in diesen Ländern anzuheizen und auszunutzen. Die Auflösung Saudiarabiens entlang religiöser Konfliktlinien war schon 2002 ein zentrales Thema im neokonservativen Diskurs. Verwiesen wurde dabei darauf, daß ein großer Teil der saudischen Ölquellen in Gebieten mit mehrheitlich schiitischer Bevölkerung liegt. Käme es dort zu Unruhen, könnten diese der USA als Vorwand für eine militärische Besetzung der Ölquellen dienen: so wurde schon damals von neokonservativer Seite offen argumentiert. Auch in Palästina hat die US-amerikanische Politik mit Unterstützung der EU erfolgreich zu einer Spaltung geführt. Die von Israel besetzten Gebiete sind in zwei Teile mit konkurrierenden Führungen zerfallen. Die Macht von Präsident Mahmud Abbas beruht auf kaum mehr als der engen Kooperation mit der US-Regierung, die weiter das Ziel verfolgt, einen palästinensischen Bürgerkrieg zwischen Fatah und Hamas zu provozieren und damit jede Chance auf einen lebensfähigen palästinensischen Staat endgültig zu zerstören.« 

Was aus dem Grauen, das ihre Nation in die Welt trägt, entsteht, scheint in der USA von vielen noch immer nicht begriffen zu werden. Andernfalls wäre es kaum möglich, dass die »Organisation Family Security Matters, FSM«, eine Organisation, die für die Sicherheit in Familienangelegenheiten steht und Verbindungen zu Cheney, Rumsfeld und Perle besitzt, was allein schon bezeichnend ist, Ungeheuerlichkeiten der nachfolgenden Art fordert: die Ausrufung des Kriegsrechts, die Ernennung Bushs zum Weltdiktator und Präsidenten auf Lebenszeit, die ethnische Säuberung des Iraks von Arabern mittels einen nuklearen Genozids und die Wiederbevölkerung des Wüstenstaats mit Amerikanern 5. »Wenn Sie dachten«, schreibt Paul Joseph Watson, »dass die Neokonservativen mit Stu Bykofskys öffentlicher Herbeisehnung eines neuen 11.9. den Tiefpunkt erreicht hätten, dann liegen Sie falsch.« Die FSM, die grossen Einfluss auf Präsident Bushs Wiederwahl im Jahr 2004 hatte, propagiert eine neue Klasse von Braunhemden, sogenannte »security moms«, welche sich durch blinden Gehorsam gegenüber den Neokonservativen und eine kritiklose Übernahme der hysterischen Terror-Panikmache der Bush-Administration auszeichnen. Auf der website von FSM wird u.a. für eine Invasion des Irans geworben und der Patriot Act als ein unersetzliches Werkzeug bezeichnet, »mit dem uns unser Geheimdienst beschützt.« 

Was das oben zitierte Herbeisehnen eines weiteren 11. 9. betrifft, so hat Mellenthin diesen Gedanken in seinen abschliessenden Worten aufgegriffen: »Nimmt man noch die schon sehr weit vorangeschrittenen Kriegspläne gegen den Iran hinzu, so liegt auf der Hand, daß die derzeitigen militärischen Kapazitäten der USA mit einer Ausweitung des »vierten Weltkriegs« völlig überfordert wären. Andererseits haben die Vereinigten Staaten ihre wirtschaftlichen Möglichkeiten noch längst nicht ausgereizt und auch für eine Verstärkung ihrer Streitkräfte große Reserven. [….] Worauf es freilich ankäme, wäre ein neuer, dem 11. September 2001 vergleichbarer Motivationsschub. Dieser könnte am ehesten von einem ähnlichen »terroristischen« Angriff ausgehen. Die Versuchung für einschlägige amerikanische Stellen, nötigenfalls nachzuhelfen oder selbst Hand anzulegen, muß riesengroß sein.« Man kann nur hoffen, dass die Saat, die in zahlreichen hier wiedergegebenen Gedankengängen abwegigster Natur enthalten ist, nicht auch noch aufgeht. 

 

1 http://www.jungewelt.de/2007/09-11/013.php Knut Mellenthin: Chaos als Plan - Sechs Jahre nach dem 11. September: Mit dem »Krieg gegen den Terrorismus« haben die US-amerikanischen Neokonservativen ein Modell für weltweite Militäreinsätze entwickelt

2 «Islamische Terroristen» - von Uncle Sam unterstützt: «Black Ops» der Bush-Administration gegen den Iran, Libanon und Syrien - von Prof. Michel Chossudovsky, Kanada 1 auf politonline

3 http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/56998 11.09.2007 Aussendruck

4 http://www.jungewelt.de/2007/08-04/053.php 4.8.07  Rainer Rupp: Al-Qaida-Videos made by Pentagon - US-Computerexperte weist Manipulationen an Aufnahmen nach

5 http://infowars.wordpress.com/2007/08/19/neokonservative-macht-bush-zum-diktator-der-welt/ vom 19.8.07 Neokonservative: Macht Bush zum Diktator der Welt

http://www.nndb.com/org/064/000123692/ resp. http://www.familysecuritymatters.org/

Planet und http://arabesque911.blogspot.com/2007/08/group-that-advocated-bush-become.html vom 23.8.07