Offenes Schreiben an Professor Georg Kreis, Präsident der Eidg. Kommission gegen Rassismus (EKR)

Sehr geehrter Herr Professor Kreis, da Sie in dem an Doudou Diène vom Menschenrechtsrat in Genf am 18. 4. 07 gesandten Schreiben namentlich erwähnt sind, darf ich Ihnen dieses hiermit als attachment zuleiten. Die Unterzeichner haben die von Diène vorgebrachten Anklagen nach bestem Gewissen widerlegt und vor allem auf den totalen Leerlauf der bislang bestehenden Menschenrechtskommission sowie - das lässt sich in unseren Augen bereits absehen - des neuen Rats hingewiesen. Oder hätten je Sie festgestellt, dass die mit der Wahrung der Menschenrechte beauftragten UNO-Mitglieder bei Krisenherden resp. Kriegen konkrete Massnahmen ergriffen hätten, um auch nur einen der sich anbahnenden Brandherde zu verhindern resp. so zu beenden, dass nicht Millionen in die Flucht getrieben werden? Die folgende Frage ist eine rein persönliche, die ich mir an Sie zu stellen erlaube: Ist es Ihnen eigentlich klar, dass die ?halbe Welt? in Flammen steht, weil die anglo-amerikanische Ölmacht an der völkerrechtswidrigen Besatzung des Iraks und Afghanistans festhält - obwohl beide Länder bereits nahezu zerstört und die Bevölkerung im Elend versinkt - aber wir hier offensichtlich nichts Besseres zu tun haben, als uns ständig mit dem Thema Rassismus zu befassen? Es wäre an der Zeit, dass man begreifen wollte, dass die Flut der Asylanten sofort nachliesse, könnten sich die Grossmächte dazu entschliessen, dafür zu sorgen, dass die vielfach vor sich gehende schleichende Enteignung gerade der Afrikaner, die Korruption der afrikanischen Oberschicht sowie die Waffenkäufe ein Ende fänden. Wie schrieb doch Chossudovsky bereits im März 2005: » ?. the new plan envisions more active U.S. involvement, resembling recent military aid missions to places like Niger and Chad, where the U.S. is dispatching teams of ground troops to train local militaries in basic counterinsurgency tactics. Future training missions, however, would likely be conducted on a much broader scale, one defense official said.« Das ist doch einmalig!

Damit erweist sich die Fortsetzung der Kriege und der Krisen für meine Begriffe geradezu als ein Konzept und fügt sich somit nahtlos in die in der BaZ Nr. 214 vom 14. 9. 06 erschienene Meldung ein, der zufolge die Gruppierung Rencontre Africaine pour la Défense des Droits de l’Homme nicht an eine schnelle Lösung des Fluchtproblems glaubt. Die europäischen Länder müssten umdenken, denn die Migration sei noch immer die effizienteste Form von Entwicklungshilfe. Nimmt man beide Fakten zusammen, entsteht ein geradezu menschenverachtendes Tableau, das den Grossmächten grünes Licht für die Inszenierung weiterer Krisenherde gibt, während wir mit unverhohlener Selbstverständlichkeit dazu genötigt werden, die humanitäre Hilfe zu schultern. Das ist, wie Doudou Diène verdeutlicht wurde, keineswegs unser Daseinsziel, noch das unserer Kinder. Wir vermissen somit bei sämtlichen Rassismus-Organisationen die Forderung an die UNO und den Sicherheitsrat, unverzüglich damit aufzuhören, die Welt überall dort in Schutt und Asche zu legen, wo es um die Ressourcen geht. Wir vermissen desgleichen ein Aufruf an die Afrikaner, ihre gegenseitigen Aggressionen einzustellen. Geschähe dies, dann hätte ich persönlich mehr Respekt vor den Rassismusbewegungen, die nicht müde werden, den Bürger immer wieder auf die eine oder andere Weise Vorhaltungen zu machen.
 
Im Klartext heisst das: Die Asylanten würden es selbstredend vorziehen, in ihren Heimatländern zu bleiben, bestünde von Seiten der UNO resp. der Grossmächte die Bereitschaft, dort lebenswerte Bedingungen für sie zu schaffen. Wird den genannten Faktoren nicht in absehbarer Zeit Rechnung getragen, dann, sehr geehrter Herr Professor Kreis, dürfte auch der Rassismus rhetorisch werden, da sich weitere Teile dieses Globus in ein flächendeckendes Inferno verwandeln werden - allenfalls noch mit Ausnahme der sich in den Augen zahlreicher Experten langsam zu einer Diktatur wandelnden EU, da vor allem dort der finanzielle Ertrag erarbeitet werden muss, um die Geberfunktion nicht zum Erliegen zu  bringen. Man braucht sich nur einmal die Unsummen vor Augen zu halten, die allein nach Afghanistan fliessen und dadurch die eigene Verschuldung der Geberländer Schritt um Schritt vergrössern. Ich denke, dass ich nicht fehlgehe, wenn ich der Auffassung bin, dass sich unsere Regierungen - im Gegensatz zur Öffentlichkeit, die hier einigen Nachholbedarf hinsichtlich einer konkreten Aufklärung hat - dieses Modus sehr wohl bewusst sind.
 
Doris Auerbach