Iran - Zwischenstadium 28.05.2018 00:20
d.a. Wie US-Aussenminister Mike Pompeo am 21. 5. in Washington erklärte,
werde Washington »die stärksten Sanktionen in der Geschichte« verhängen. Die Drohung beinhalte einen beispiellosen finanziellen Druck auf das iranische Regime. Die wieder eingesetzten Sanktionen gegen Teheran seien erst der Anfang. Der Stachel der Sanktionen werde sehr schmerzhaft sein. Und, wie er hinzufügte: »Die Führer in Teheran werden keinen Zweifel an unserer Ernsthaftigkeit haben.« Natürlich durfte auch der Hinweis nicht
fehlen, dass »der Iran niemals einen
Freibrief haben darf, um den Nahen Osten zu dominieren.« Das wäre ja auch konträr zu allen US-Hegemonialansprüchen,
wie sie u.a. Thomas P.M. Barnett eindringlich formuliert hat. [1] »Die USA«, so Pompeo,
»wollen weiter mit Verbündeten in der Region zusammenarbeiten, um den
Iran zurückzudrängen. »Wir müssen sicherstellen, dass der
Iran niemals einen Weg zu einer Atomwaffe hat.« Nun
haben sowohl Seymour Hersh als auch Scott Ritter dargelegt, dass sowohl der
Mossad als auch die
CIA definitiv wissen - und das
nicht zuletzt von den vom Mossad in das Urananreicherungsprogramm des Irans
eingeschleusten Quellen - dass das Land
kein Atomwaffenprogramm verfolgt. Fakt ist ferner, dass der Iran seine Verpflichtungen
aus dem 2015 geschlossenen Atomabkommen nach Angaben der Internationalen
Atomenergiebehörde IAEA zuverlässig erfüllt. Die
iranischen Verpflichtungen wurden und werden von der Internationalen
Atomenergieagentur mit jährlich 3.000 Personalstunden vor Ort umfassend
überwacht. Ende Juni letzten Jahres hatte auch der stellvertretenden
UNO-Generalsekretär für politische Angelegenheiten,
Jeffrey D. Feltman, berichtet, dass die UNO über keine Beweise für Verstösse
gegen den Atomdeal verfüge.
Zu den an den Iran gerichteten Forderungen zählt
u.a. die Einstellung jeglicher Urananreicherung. Die Anreicherung
zu stoppen, ist für den Iran ein Tabu; das Programm
verzeichnet in der iranischen Politik eine breite Unterstützung, da es als ein
Element der Souveränität des Landes angesehen wird. Ferner, so Pompeo, soll der
Iran seinen Schwerwasserreaktor schliessen. Diesbezüglich hätte er sich etwas besser
informieren sollen, da der Iran einen solchen gar nicht schliessen kann, da er
keinen mehr besitzt. Die Anlage in Arak war im Rahmen des Atomabkommens deaktiviert
worden, indem unter der Aufsicht von IAEA -Inspektoren Beton in
den Kern gegossen wurde. [2] Im Zug der Hetze gegen Teheran wird man Pompeo diese
falsche Behauptung jedoch keineswegs ankreiden. Zudem, so der Aussenminister,
habe Teheran seine - angebliche - Bedrohung der Schifffahrt im Persischen Golf
zu beenden und angebliche Cyberangriffe zu stoppen.
Am
26. 4. 18 hatte Macron seinen Appell an Trump, nicht
vorschnell aus dem Atomabkommen mit dem Iran auszusteigen, mit Nachdruck
wiederholt. Trump hatte bekanntlich in seiner Rede vor der UNO am 18. 9. 17 das
Nuklearabkommen mit dem Iran von 2015 eine ›Schande
für die Vereinigten Staaten‹ genannt
und dieses als den einseitigsten Deal, den die Vereinigten Staaten je
abgeschlossen hätten, bezeichnet. Die USA könnten sich nicht an ein Abkommen
halten, das dem Iran als Schutz diene, um sein Atomprogramm heimlich
weiterzuentwickeln, sagte er unter dem Applaus von Israels Premierminister
Benjamin Netanjahu. [3]
Beweise
für ausgesprochene Verdächtigungen vorzulegen sind für einen US-Staatschef - und in diesem Fall auch für Netanjahu - natürlich nicht erforderlich. Das begann
bereits im Afghanistankrieg und setzte sich dann über den Irak und die
folgenden US-Kriege nahtlos fort. Der neue US-Botschafter in Berlin, Richard Grenell, riet deutschen
Unternehmen schon am 9. Mai, ihre Geschäfte mit dem Iran ›sofort‹ zu beenden:
»Wie Donald Trump sagte, werden die
US-Sanktionen kritische Teile der iranischen Wirtschaft treffen.« Er hätte gleich dazusetzen sollen: Und sämtliche europäischen
Firmen mit…… »Deutsche Firmen, die im Iran tätig sind«, warnte er, »sollten ihre
Geschäfte sofort herunterfahren.« Nach Informationen
der deutschen Handelskammer sind derzeit etwa 120 Firmen mit eigenem Personal
im Iran tätig. Betroffen ist unter anderen auch die
BASF. Der französische Energiekonzern Total hat sein Grossprojekt im Iran auf Grund der Sanktionen bereits
gestoppt und zieht sich aus South Pars zurück. Wie es heisst,
plant der chinesische Energie-Riese CNPC, die Anteile von Total am Gasfeld-Projekt
South Pars zu übernehmen.»Stimmen aus der
Wirtschaft«, so ein Bericht von ›German Foreign Policy‹
[4], »raten zu einer Anpassung an die
Gewaltdrohungen der Trump-Administration gegenüber Teheran, um die
hochprofitablen US-Geschäfte deutscher Unternehmen nicht zu gefährden. Während Außenpolitikstrategen
dafür plädieren, den Konflikt mit
Washington nicht zu scheuen, so warnen vor allem
Stimmen aus der Wirtschaft vor potentiell kostspieligen Folgen. Die deutschen Geschäfte
im Iran seien ›winzig‹ im Vergleich zum US-Geschäft. Für
den Siemens Konzern etwa, dieser baut im Iran Kraftwerke, seien ›amerikanische Umsätze
überlebenswichtig‹;
sie dürften keinesfalls zugunsten von Deals mit dem Iran aufs Spiel gesetzt
werden: ›Wer
glaubte, die europäische Gemeinschaft bringe genug Gewicht auf die Waage, um
auf Augenhöhe mit den Vereinigten Staaten Weltpolitik betreiben zu können,
wurde durch die einseitige Aufkündigung des Atomabkommens mit dem Iran eines
Besseren belehrt.‹
Zur unvermeidlichen ›Realpolitik‹ gehöre nun ›die Anerkennung der Verhältnisse‹. Ähnlich äußerte sich der
Vorsitzende des Asien-Pazifik-Ausschusses der deutschen Wirtschaft, Hubert
Lienhard, mit Blick auf die Option, sich in puncto Iran eng mit China
abzustimmen. ›Grundsätzlich
bin ich nicht der Meinung, dass Deutschland und die EU, auch zusammen mit
China, Schritte unternehmen sollten, die gegen die USA gerichtet sind‹, erklärt Lienhard; wegen der
hohen Profite, die deutsche Unternehmen im US-Geschäft erzielten, sei ein
solches Vorgehen ›langfristig
einfach nicht klug.‹
In
einer aktuellen Stellungnahme des ›ECFR‹, des European Council on Foreign Relations,
vom 22. Mai heißt es: Die EU sei zwar ›ein
wirtschaftlicher Riese‹, sie habe
jedoch zugleich ›eine phänomenale
Schwäche‹: In währungspolitischer
Hinsicht sei sie faktisch nicht existent. Die USA könnten ihre Iran-Sanktionen deutschen
Firmen aufzwingen, weil immer noch ›88
% der globalen Finanztransaktionen‹
in US-$ getätigt würden.«
»Jeder Krieg, den wir seit dem Zweiten Weltkrieg
geführt haben, ist ein konventioneller Krieg gewesen«,
erklärt ein ehemaliger Trump-Berater: »Und in einem
konventionellen Krieg gewinnt die stärkste Ökonomie.« [5] Mit letzterer haben sich soeben Analysten
der Investmentbank Goldman Sachs befasst, die allerdings zu einem etwas anderen
Urteil gelangen: »Sie schlagen Alarm und
warnen davor, dass die wachsenden Schulden der USA die wirtschaftliche
Sicherheit der Vereinigten Staaten während der nächsten Rezession erheblich
gefährden könnten. Jan Hatzius, der Chefvolkswirt der Investmentbank,
prognostizierte einen Anstieg des Bundesdefizits der USA in Höhe von 825
Milliarden US-$ (4,1 % BIP) auf 1,25 Billionen US-$ (5,5 % des BIP) bis zum Jahr 2021. Der Wert werde über die
nächsten 10 Jahre auf 2,05 Billionen US-$ (7 % des BIP) steigen, so Hatzius. Ein expandierendes
Defizit und ein steigendes Schuldenniveau dürften die Zinsen nach oben drücken
und das Defizit weiter vergrößern. Obwohl wir nicht glauben, dass die USA ein
Risiko bezüglich ihrer Kredit- oder Rückzahlungsfähigkeit darstellen, könnte
die steigende Verschuldung dennoch Konsequenzen haben, lange bevor die
Tragfähigkeit der Schulden zu einem großen Hindernis wird, so der Volkswirt.« [6]
Wie die Unternehmensverbände des Landes Nordrhein-Westfalen
ausführten, haben viele Unternehmen auf eine Belebung der Beziehungen zum Iran
gehofft. Diese Hoffnung, so ihr Präsident Arndt Kirchhoff, hat jetzt einen schweren
Dämpfer erlitten: »Das trifft Maschinen-,
Kraftwerks- und Autobauer, Autozulieferer und Elektroindustrie gleichermaßen.
Vor die Wahl gestellt, mit den USA oder mit dem Iran Geschäfte zu machen,
werden sich die meisten nun für das US-Geschäft entscheiden. Kaum einer kann es
riskieren, die USA als Absatzmarkt zu verlieren.« [7]
Nun trägt sich die EU-Kommission
offenbar mit Massnahmen, die den betroffenen Unternehmen Entschädigungen bieten.
Diese hat Macron in seiner Rede beim Internationalen
Wirtschaftsforum in Sankt Petersburg am 25. Mai unterstützt. [8] Indessen
sollte klar sein, dass angesichts der Billionenschulden der europäischen Staaten an eine
Möglichkeit wie Entschädigungszahlungen überhaupt nicht gedacht
werden kann.
Gegen den Leiter der iranischen
Zentralbank sind bereits am 15. Mai Sanktionen verhängt worden. Es könnte
aber auch Europas
Bankenchefs treffen, da gegen sie Sanktionen erwogen werden, sollten sie sich
weigern, den Iran von Swift auszuschliessen. [9] Jedenfalls
ist ausländischen Firmen und Banken, die mit dem Iran Beziehungen unterhalten, jetzt
von der USA eine Frist von 180 Tagen eingeräumt worden, um ihre Geschäfte mit
iranischen Partnern zu beenden.
Bruno Bandulet, dessen letztes Buch den Titel ›Beuteland - Die systematische Plünderung
Deutschlands seit 1945‹ trägt, hat
die Kündigung des Iranabkommens als einen ›unerträglichen
Affront‹
bezeichnet. »Wohl nie seit Ende des
Zweiten Weltkriegs«, schreibt er, »wurde über einen wichtigeren Vertrag so
lange und so hartnäckig verhandelt wie über das Atomabkommen mit dem Iran.
Allein John Kerry, der damalige US-Außenminister, harrte während der Endrunde
17 Tage in Wien aus, bis er schließlich zusammen mit den Außenministern
Rußlands, Chinas, Großbritanniens, Frankreichs, Deutschlands, des Irans und der
Vertreterin der EU das Dokument am 14. Juli 2015 unterzeichnen konnte. Donald
Trump brauchte am 8. Mai dieses Jahres zehn Minuten,
um die Vereinbarung in einer verstörenden Erklärung zu zerreißen.
Ebenfalls nie zuvor in der 50jährigen
Geschichte des Atomwaffensperrvertrags hat sich ein souveräner Staat so
weitreichenden Kontrollen unterworfen und so viele Zugeständnisse gemacht. Die
Einschränkungen sollen teils bis 2025, teils bis 2030 in Kraft bleiben. Unabhängig
davon gilt der iranische Verzicht auf Atomwaffen zeitlich unbegrenzt. Nur die
zivile Nutzung der Kernenergie ist erlaubt. Dies in Kontrast zu Israel, Pakistan
und Indien, die den Atomwaffensperrvertrag nie unterzeichneten und ganz legal
aufrüsten konnten.«
»Was also«, fragt Bandulet, »will Trump erreichen? Auch wer ihn nicht
immer ernst nimmt, mußte alarmiert sein, als er sich mit dem neuen
Außenminister Mike Pompeo und seinem nationalen Sicherheitsberater John Bolton
ein veritables Kriegskabinett zusammenstellte.« [10] So vermerkte auch Alan Cassidy am 14. April: »Nun ist das Establishment in die Außenpolitik
zurückgekehrt. Die Isolationisten sind gegangen. Die Falken sind gekommen.
Trumps Ablehnung von Auslandeinsätzen war eine der wenigen Positionen, in denen
seine Botschaft konsistent war. ›Die guten alten Tage sind wieder da‹,
sagte ein Vertrauter von John Bolton, ›wir sind zurück‹.« [11]
»Trumps neuer
Sicherheitsberater John Bolton«,
führt Frauke Steffens aus, »gilt
als Falke unter den Falken und vertritt eine harte Linie gegenüber allen
anderen Ländern. Es gibt nun fast keinen mäßigenden Einfluß mehr auf den
Präsidenten. Bolton ist ein außenpolitischer Hardliner. ›Wenn du den Frieden willst,
bereite den Krieg vor‹,
zitierte er am 22. 3. 18 das lateinische Sprichwort ›Si
vis pacem para bellum‹
im Fernsehsender ›Sky
News‹.
Bolton hält ebenso wie der Präsident wenig vom Atomabkommen mit dem Iran. Diesen
Januar forderte er bei ›Fox
News‹,
das Abkommen aufzugeben und harte Sanktionen gegen die Regierung in Teheran zu
verhängen. [12]
»Den besten Aufschluß
über Motive und Ziele der neuen und zugleich alten amerikanischen
Nahostpolitik«, so Bandulet ferner, »gibt ein
knappes ›Fact Sheet‹
des Weißen Hauses vom 8. Mai. Dort werden Teheran nicht etwa Verletzungen des
Atomdeals vorgeworfen, sondern das ›Streben
nach regionaler Hegemonie‹
und die Unterstützung des internationalen Terrorismus. Mit den Realitäten im
Nahen Osten deckt sich das nur am Rande. Ohne die kampfkräftigen schiitischen
Einheiten hätten al-Qaida und der sogenannte Islamische Staat bisher nicht
besiegt werden können. Hätte sich der von Washington verteufelte Assad nicht
mit iranischer und russischer Hilfe gehalten, wären heute die Dschihadisten in
Damaskus an der Macht. Und der Vorwurf des Hegemonialstrebens ist fast schon
amüsant. Ein 80-Millionen-Volk mit für die Region hohem Bildungsstandard und
großem wirtschaftlichen Potential wird fast natürlich Verbündete und damit
Sicherheit suchen, der verheerende Angriffskrieg Saddam Husseins mit
amerikanischer Schützenhilfe ist noch in Erinnerung.«
Wie dem Bericht von ›German
Foreign Policy‹ [4] des
weiteren zu entnehmen ist, »sucht die Trump-Administration darüber
hinaus Berlin und die EU zur Verschärfung ihrer Rußland-Sanktionen
zu drängen. Eine Delegation des US-Außenministeriums ist soeben in Europa
unterwegs gewesen; ihr Ziel war, die EU-Staaten ihrerseits zu einem
aggressiveren Vorgehen gegen Moskau zu bewegen. Darüber hat unter anderem David
Tessler, ein führender, mit der Sanktionspolitik befaßter Mitarbeiter
des State Department, am 23. 5. in Brüssel verhandelt. Am 24. 5. hielt sich
Tessler in London auf und versuchte dort, auf Vertreter der G-7 zugunsten der
Einführung neuer Rußland-Sanktionen gemäß dem ›Global
Magnitzky Act‹
einzuwirken. Dieser ist im Dezember 2016 verabschiedet und von Präsident Obama
unterzeichnet worden; er ermöglicht es, statt nur Staaten auch Einzelpersonen
mit Sanktionen zu belegen. Seit Ende 2016 sind NGOs aufgefordert, den
US-Behörden Menschenrechtsverletzungen zu melden; anschließend entscheidet der
US-Präsident, ob er Strafmaßnahmen gegen die tatsächlichen oder angeblichen
Urheber verhängt.
Sanktionen wegen des Führens und Billigens
von Angriffskriegen (Jugoslawien 1999, Afghanistan 2001, Irak 2003, Libyen
2011, Syrien 2018) sind faktisch ebensowenig vorgesehen wie Strafen wegen
staatlicher Folter im sogenannten Anti-Terror-Krieg. Washington ist seit
einiger Zeit bemüht, den ›Global
Magnitzky Act‹
zu internationalisieren; entsprechende Gesetze sind inzwischen in Kanada, Großbritannien,
Estland, Lettland und Litauen in Kraft.«
Auf allseitiges Unverständnis dürfte die von
Pompeo am 26. 5. ausgesprochene Warnung stossen, der zufolge die iranischen
Quds-Truppen Mordanschläge in Europa planen. Insofern, erklärt Pompeo hierzu, müsste
es auch den Europäern klar sein, dass der Iran eine Bedrohung darstellt. [13] »Sogar
Exil-Iraner, die wegen ihrer Gegnerschaft zur Regierung jahrelang in Teheran in
Haft saßen, halten Pompeos Behauptung für frei erfunden. Sie soll offenkundig
den Druck auf die EU erhöhen, sich der US-Iranpolitik unterzuordnen.« Weder Europa noch Analysten
schenken Pompeos Behauptungen Glauben. Laut dem iranischen Exilanten Iraj
Mesdaghi seien diese ›unwahrscheinlich‹; es gebe keine Beweise, um die
Behauptungen zu untermauern. Falsche Behauptungen, vermerkt hierzu Jason Ditz, sind
eine fragwürdige Strategie für Pompeo, da sie die Trump-Administration noch
weniger vernünftig erscheinen lassen, als es bei dem Versuch, eine Koalition
gegen den Iran aufzubauen, bereits der Fall ist.
Wie Teheran am 3. März ankündigte, wird
der Iran den
Handel mit US-$ aufgeben. »Bestellungen von Händlern,
die in US-$ eingehen, sollen nicht länger berücksichtigt werden und ein
Importverfahren durchlaufen. Laut lokalen Medien geht die Entscheidung auf eine
offizielle Aufforderung der iranischen Zentralbank zurück. Sie ist, heißt es, speziell
darauf ausgerichtet, Marktschwankungen des US-$ entgegenzuwirken. Mehdi Kasraeipour,
Direktor der iranischen Zentralbank für Devisenregeln und -politiken, wurde von
der staatlichen Nachrichtenagentur ›IRNA‹ mit den Worten zitiert, die
Entscheidung werde ab dem 7. 3. wirksam, was für Händler keine größeren
Schwierigkeiten bereite, da der Anteil des US-$ an den Handelsaktivitäten des Irans nicht hoch
sei: ›Seit langem kann der iranische
Bankensektor den US-$ auf Grund der Sanktionen nicht mehr nutzen.‹ Im Rahmen des Handelsembargos ist es
auch US-Banken verboten, mit dem Iran zu handeln. ›In Anbetracht der Tatsache, dass die Verwendung des US-$ für den
Iran verboten ist und Händler buchstäblich alternative Währungen in ihren
Transaktionen verwenden, gibt es keinen Grund mehr, mit Rechnungen fortzufahren,
die den US-$ als Basiszinssatz verwenden‹,
fügte der Zentralbankbeamte hinzu. Teheran versucht seit langem, auf den nicht-
dollarbasierten Handel umzusteigen. Der Iran hat bereits Abkommen mit mehreren
Ländern unterzeichnet und ist über die Verwendung nationaler Währungen bei der
Abrechnung mit Rußland in Gesprächen. Während eines Treffens mit dem russischen Präsidenten
Wladimir Putin im November letzten Jahres bemerkte der Oberste Führer des Irans,
Ali Chamenei, dass der beste Weg, US-Sanktionen zu umgehen, gemeinsame
Anstrengungen seien, die US-amerikanische Währung vom bilateralen Handel auszuschließen.
Er teilte Putin mit, dass Rußland und der Iran die Amerikaner durch Methoden
wie die Abschaffung des US-$ und seine Ersetzung durch nationale Währungen bei
Transaktionen zwischen zwei oder mehr Parteien ›isolieren‹ könnten.«
[14]
»Die europäischen
Regierungen«, führt Bandulet ferner aus, »vor
allem Berlin und Paris, stehen vor der Wahl, entweder den unerträglichen und
keineswegs neuen amerikanischen Anspruch auf exterritoriale Geltung ihrer
Rechtsakte duldend hinzunehmen oder aber ihre ökonomische Souveränität endlich
zu verteidigen und sich schützend vor ihre Unternehmen zu stellen. Ob sie die
Entschlußkraft dazu aufbringen, ist fraglich. Sie könnten per Gesetzgebung die
Wirkung von US-Sanktionen auf europäischem Boden blockieren. Die EU könnte ein
Statut aus dem Jahr 1996 reaktivieren und damit europäischen Firmen verbieten,
sich an US-Sanktionen zu beteiligen. Und die Bundesregierung könnte Richard
Grenell, den arroganten neuen US-amerikanischen Botschafter in Berlin, in die
Schranken weisen. Er hat die deutsche Wirtschaft fast ultimativ aufgefordert,
ihre Geschäfte mit dem Iran umgehend herunterzufahren.«
Unter
dem Titel ›Warum Trump Europa bedenkenlos
ignorieren kann‹, schrieb Jeremy
Shapiro, Direktor des ›ECFR‹, am
22. Mai: »Die Europäer rufen ab und zu aus. Sie tun jedoch nie etwas, was
Washington beunruhigen könnte. Tatsächlich haben sich europäische Staaten,
einschließlich der neutralen Schweiz, in der Vergangenheit gesetzlichen
Übergriffen der USA meistens unterworfen, sogar ohne großen Protest seitens der
Regierungen. Diese akzeptieren, dass einige US-Gesetze und -Erlasse ›extraterritorial‹ gelten, also auch in der EU und in der Schweiz; sie fordern nicht
einmal ein Gegenrecht. [15]
Sollte kein Mittelweg gefunden werden, um
es den europäische Unternehmen, die ihre Beziehung zum Iran nicht aufgeben
wollen, zu ermöglichen, noch ›atmen‹ zu
können, wird die Abhängigkeit der Konzerne von der USA wie bei den
Russland-Sanktionen eine weitere Schneise schwerer wirtschaftlicher
Verluste schlagen, was ein weiteres Mal
unter Beweis stellen würde, dass die als US-Kolonie bezeichnete EU dieses
Etikett nicht zu Unrecht trägt.
»Der Austritt einer der Vertragsparteien
aus einem Abkommen und die Aufkündigung der Vereinbarungen geht immer mit großen
Risiken und Schäden einher«,
so Putin soeben beim Internationalen Petersburger Wirtschaftsforum. In der
globalen Politik sei ein derartiges Vorgehen der Staaten, vornehmlich wenn es
um Machtzentren gehe, mit sehr negativen und gar verheerenden Folgen verbunden,
»dies besonders jetzt, da die Mißachtung
der existierenden Regeln und der Verlust des gegenseitigen Vertrauens mit der
Unberechenbarkeit und der Turbulenz der kolossalen Veränderungen in der Welt
zusammenfallen.« Diese Faktoren
könnten zu einer Systemkrise führen, welche die Welt noch nie erlebt hat. [16]
Der Iran seinerseits hat Europa die
Pistole auf die Brust gesetzt. Wie Reuters berichtet, habe ein iranischer
Offizieller eine Deadline bis zum 31. Mai festgelegt. Bis dahin solle ein Plan
vorliegen, wie die Staaten nach dem Austritt der USA weiter verfahren wollen. [17]
[1]
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[2] http://antikrieg.com/aktuell/2018_05_23_trumps.htm 23.
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5. 18 Streit unter Freunden resp. Caroline de Gruyter: The omnipotent dollar: US Sanctions
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5. 18 Deutschlands Achillesferse
[6] https://deutsch.rt.com/nordamerika/70424-goldman-sachs-us-finanzperspektiven-nicht-gut/ 25. 5. 18
[7] https://www.sharewise.com/de/news_articles 10. 5. 18 [8]
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Gekündigtes Iran-Abkommen - Ein unerträglicher Affront - von Bruno
Bandulet [11] http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=2785 15. 4. 18 Syrien –
Drohungen ohne Beweise umgesetzt resp. https://bazonline.ch/wetter/allgemeinelage/trump-duepiert-seine-treusten-anhaenger/story/19553338 14. 4. 18 [12] http://www.faz.net/aktuell/politik/trumps-praesidentschaft/donald-trumps-neuer-sicherheitsberater-john-bolton-ist-ein-falke-15508608.html 23. 3. 18 Von Frauke Steffens [13]
https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2018/05/26/usa-warnen-vor-iranischen-mord-anschlaegen-europa/ 26. 5. 18 [14] https://deutsch.rt.com/wirtschaft/66080-iran-stoppt-handel-mit-us-dollar/ 3.
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Von Urs P. Gasche
[16] https://de.sputniknews.com/politik/20180525320866354-putin-welt-system-krise/ 25. 5. 18
[17] https://www.focus.de/politik/ausland/iran-krise-im-news-ticker-deadline-bis-zum-31-mai-iran-setzt-europa-die-pistole-auf-die-brust_id_8987135.html 25. 5. 18
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